Herausforderungen und Perspektiven der Konfirmationspredigt

 

Pfarrerin Müller- Mayer aus Durchschnittshausen betritt die Kanzel. Sie blickt auf ihre Gemeinde, die so viel größer und so viel jünger ist als gewohnt. Kein Wunder, denn heute ist der Konfirmationsgottesdienst. Was erwarten die Besucherinnen und Besucher? Was erhoffen sich die Konfis von der Predigt? Was ist theologisch angemessen? Auf diese Fragen und noch weitere gibt der Beitrag von Markus Beile unter dem Titel “Herausforderungen  und Perspektiven der Konfirmationspredigt. Empirische Einsichten und theologische Klärungen.” Auskunft. Das Buch ist im Kohlhammer- Verlag erschienen und kostet 39,00 €.

Für die Praxis besonders wertvoll sind die Empfehlungen für Predigttexte und zum grundsätzlichen Aufriss einer Konfirmationspredigt.

Eine Zusammenfassung gibt´s hier:

Zunächst diskutiert Markus Beile die verschiedenen möglichen und historischen Sinnzuschreibungen der Konfirmation. Als einzige theologisch angemessene definiert er Konfirmation als “Zuspruch der Mündigkeit von Seiten der Gemeinde” . In dieser Perspektive können Abendmahl und das Einstimmen der Konfis in das gemeinsame Bekenntnis im Gottesdienst vorkommen, können aber auch ausgelagert werden, um den Konfirmationsgottesdienst zu entlasten.

Nun präsentiert Beile die empirische Untersuchung von sieben Kirchengemeinden überwiegend in Baden. Ausgewertet wurden schließlich 922 Fragebögen.

Er kommt dabei parallel zu anderen empirischen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass das Interesse an der Predigt entlang der Intensität der Kirchenverbundenheit verläuft, wobei die Art der Kirchenmitgliedschaft (ev., kath., freikirchl.) für diese Frage keine entscheidende Rolle spielt. Im westdeutschen Kontext führt das dazu, dass ca. 85% der Anwesenden durchaus mit Interesse die Predigt verfolgen. Es ist jedoch bei der Mehrheit ein kritisches Interesse, da sie auch der Kirche – obwohl Mitglieder – kritisch gegenüberstehen.  Die Erwartungen der Konfirmandinnen und Konfirmanden an die Predigt ist deutlich unterdurchschnittlich. Für sie steht eindeutig das Ritual im Vordergrund.

Formal erwarten die Besucherinnen und Besucher einen modernen und festlichen Gottesdienst in einer angenehmen Atmosphäre. Viele erwarten auch die Mitwirkung der Konfirmandinnen und Konfirmanden. Die Predigt soll einen bunten Strauß an Erwartungen erfüllen, in zwar in dieser Reihenfolge: Sie soll eingehen auf die Herausforderungen der heutigen Zeit, d.h. die Lebensrelevanz des christlichen Glaubens verdeutlichen. Sie soll zum Nachdenken anregen und Anregungen für die Bewältigung des Alltags geben. Darüber hinaus soll sie Auskunft geben darüber, was es bedeutet ein Christ oder eine Christin zu sein.

Im Licht dieser Erkenntnisse definiert der Verfasser den thematischen Horizont der Konfirmationspredigt folgendermaßen:

Es geht in der Konfirmationspredigt anhand dessen, dass den Konfirmandinnen und Konfirmanden ihre Mündigkeit zugesprochen wird, um den evangelischen Glauben in seiner Relevanz und Lebensdienlichkeit für die jeweilige individuelle Lebenssituation der Hörer.“

Diesem Horizont wird die Predigerin bzw. der Prediger durch sechs inhaltliche Funktionen der  Konfirmationspredigt gerecht, drei explizite und drei implizite:

  1. Die rückblickend- vergewissernde Funktion bedient v.a. die Erwartungen der Eltern, indem sie die bisherigen (familiären und religiösen) Erfahrungen der Konfis aufnimmt und einordnet.
  2. Die (gegenwarts-) deutend- orientierende Funktion erarbeitet die Relevanz des christlichen Glaubens für mündige Christen.
  3. Die zukunftseröffnend- ermutigende Funktion adressiert die Ängste, Wünsche und Hoffnungen der Konfis und der anderen Predigthörerinnen und -hörer.Hinzu kommen nun drei implizite Funktionen der Konfirmationspredigt:
  4. Die explikative Funktion verdeutlicht die Leistung des Rituals.
  5. Die antagonistische Funktion nimmt im Gegensatz dazu die spezifische Situation auf.
  6. Die integrative Funktion bündelt alle theologischen und nicht- theologischen Motive der Konfirmandenzeit.

Um diese vielfältigen Aufgaben zu erfüllen empfiehlt Beile sieben Predigttexte, die im Gegensatz zu den Texten der Perikopenordnung dem Thema Mündigkeit entsprechen. Da sind:

Jos 1,9: Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin mit dir, wohin du auch gehst!”

Gal 5,1: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Bleibt von daher standhaft und lasst euch nicht wieder von neuem versklaven!

  1. Thess 5,21: Prüft alles und behaltet das Gute.

Mt 13, 45f: Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Ps 31,9: Gott, du stellst meine Füße auf einen weiten Raum.

2. Tim 1,7: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Jer 6,16: Haltet an auf dem Weg, den ihr geht; seht euch um und fragt, wie es euren Vorfahren ergangen ist. Dann wählt den richtigen Weg und folgt ihm, so wird euer Leben Erfüllung finden.

Für die konkrete Umsetzung gibt Beile folgende Hinweise: Beile hält die Predigt in Dialogform oder als Theaterstück, bzw. über ein Symbol für möglich, er präferiert jedoch die Predigt über einen Beitrag der Konfirmandinnen und Konfirmanden, den diese im Vorfeld erarbeitet haben, damit diese während des Gottesdienstes einfach das Ritual empfangen können.  Der Beirtag der Konfis kann aus  Wortbeiträgen bestehen, die von Teamern vorgestellt werden. Es trifft sein Anliegen sicher auch, wenn die Predigt in Dialog tritt mit einem Produkt, das die Konfis hergestellt haben und das ihre Haltung zu einem Glaubensthema ausdrückt.

Insgesamt ein nützliches Buch für die Praxis. Besonders die konkreten Hinweise haben das Potential Konfirmationspredigten (und nicht nur diese!) zu verbessern.

 

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