Religionen – Wahrheitsansprüche – Konflikte

Unter diesem Titel steht das Ergebnis eines religionstheologischen Symposiums in Bern aus dem Jahre 2008, das zum einen die Attraktivität bestimmter Religionen bedenkt und andererseits das Konfliktpotential beschreibt, das gerade durch das Aufeinanderprallen verschiedener religiöser Traditionen entsteht:

Walter Dietrich / Wolfgang Lienemann (Hg.):
Religionen, Wahrheitsansprüche, Konflikte
Theologische Perspektiven

Beiträge zu einer Theologie der Religionen (BThR), Bd. 10
Zürich: TVZ 2010
— Rezension hier —

Mit dieser Thematik werden Ansätze und Orientierungen der bisherigen  9 Bände aufgenommen, geht es doch immer wieder darum, der interreligiösen Begegnung glaubwürdigen Raum zu schaffen, ohne die eigene religiöse Identität aufzugeben.

Beiträge zu einer Theologie der Religionen, BThR, Band 1-10
mit ausführlichen Besprechungen

Universale Moral ? Die Goldene Regel

Durch Hans Küngs Projekt Weltethos hat sich auch die Debatte um die Universalität der sog. Goldenen Regel wieder verstärkt. Martin Bauschke, Mitarbeiter der „Stifung Weltethos,“ hat es nun unternommen, den religiösen, politischen, philosophischen und alltäglichen Facetten dieser Grundorientierung nachzugehen:

Martin Bauschke:
Die Goldene Regel. Staunen – Verstehen – Handeln.

Berlin: EB-Verlag 2010
— Rezension hier —

Die Bhagavad Gita – Anleitung zum wahren Menschsein

Die Bhagavad Gita ist Indiens tiefster Ausdruck auf dem Weg zu Grenzen überschreitender Erkenntnis, Weisheit und Handelns. Der Münchner evangelische Theologiee und Religionswissenschaftler Michael von Brück hat es unternommen in Übersetzung und Kommentaren den westlichen LeserInnen dieses spirituelle Hauptwerk näher zu bringen:

Bhagavad Gita. Der Gesang des Erhabenen
Aus dem Sanskrit übersetzt und herausgegeben
von Michael von Brück

Frankfurt/M. und Leipzig: Verlag der Weltreligionen im Insel-Verlag 2010
— Beschreibung und Rezension hier —

Die Gita ist Teil des berühmten Epos des Mahabharata. Durch die Erzählungen und die Reflexionen im Angesicht Gottes, wird deutlich, dass angesichts menschlichen Leidens, angesichts von Ungerechtigkeit und Nöten rechtes Handeln, mystische Einsicht, emutvolle Hingabe und bedingungslose Liebe die Heilmittel für Mensch und Welt sind.

In den vielfachen Übersetzungen und Kommentierungen der „Gita“ weltweit wird hier nicht nur der Zugang zu den spirituellen Zentren Indiens gelegt, sondern auch ein Grundtext von Glauben im Horizont einer letzten Wirklichkeit für alle Suchenden und Fragenden eröffnet.

Vgl. auch:

Buch des Monats Dezember 2010: Integrative Herausforderungen religiöser Vielfalt

Die gesellschaftliche Integration etablierter Religionen und neuer verschiedener religiöser Strömungen als eine Zukunftschance wahrnehmen und nutzen, das beschreiben die Herausgeber und Autoren in:

Hans-Peter Großhans / Malte Dominik Krüger (Hg.):
Integration religiöser Pluralität
Philosophische und theologische Beiträge zum Religionsverständnis in der Moderne.

Leipzig: EVA 2010
— Rezension hier —

Islam mit europäischem Gesicht

Unter diesem Titel haben drei interreligiös und didaktisch ausgewiesene Fachleute ein Buch herausgebracht, dass das Thema Integration auf die Basis von realisierbaren multireligiösen Möglichkeiten stellt – im Sinne eines friedvollen Zusammenlebens der Religionen und Kulturen:

Benjamin Idriz / Stephan Leimgruber / Stefan Jakob Wimmer (Hg.):
Islam mit europäischem Gesicht.
Perspektiven und Impulse.

Kevelaer: Butzon und Bercker 2010
— Rezension hier —

Vgl.  weitere Bücher zum Thema „Islamfeindschaft“ und „Islamverherrlichung“ im Blog Ein-Sichten (September 2010)

Neue Wege zum Gottesverständnis

Marion Küstenmacher / Tilmann Haberer / Werner Tiki Küstenmacher:
GOTT 9.0.
Wohin unsere Gesellschaft
spirituell wachsen wird.
Mit einem Vorwort von Richard Rohr.
Gütersloher Verlagshaus 2010
— Ausführliche Rezension: hier —

Die ausgetretenen Pfade der Glaubensformulierungen und eine oft unbewegliche Dogmatik lassen viele Menschen nach neuen Wegen religiöser Erfahrung suchen. Das Ehepaar Küstenmacher und Tilmann Haberer bieten durch Cartoons heiter verstärkt Annäherungen an das Geheimnis Gottes auf ungewöhnliche Weise an, indem sie auch die Computersprache aufnehmen.
Der ungewöhnliche Zugang besteht nun darin, dass sie eine Art Wegbeschreibung zur Gotteserkenntnis versuchen, indem sie den einzelnen Glaubens-Einsichten Farben zuordnen, und zwar von 1.0 (beige) bis 9.0. (Koralle). Natürlich ist zu fragen, ob man die Annäherung an das Göttliche in eine solche Stufenordnung bringen kann und ob angesichts der geschichtsträchtigen Farbsymbolik in allen Kulturkreisen nicht doch einiges verloren geht (z.B. beim mystischen Blau).

Wie dem auch sei, Anregungen, über Gott neu nachzudenken und einen eigenen Weg der Spiritualität zu gehen, bietet das Buch in reichhaltiger Fülle.

Buch des Monats November 2010 – Seelsorge interreligiös

Pastoralpsychologisch erfahrene AutorInnen verschiedener Religionen haben im Blick auf unsere faktisch multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften in Europa ein Handbuch erarbeitet, das nicht nur bisherige Defizite spiritueller Begleitung von Menschen aufzeigt, sondern gangbare Orientierung eröffnet. Wo Menschen mit ganz unterschiedlichen biografischen und kulturellen Hintergründen zusammenkommen, sind die Vertreter der Religionen besonders gefragt, gemeinsam auf solche Herausforderungen zu reagieren. Dies geschieht beeindruckend in:

Helmut Weiß / Karl Federschmidt / Klaus Temme (Hg.):
Handbuch Interreligiöse Seelsorge

Neukirchener Verlagshaus 2010
— Rezension hier —

Das Buch zeichnet sich also nicht nur durch sorgfältige Analysen aus, die zur Einordnung von „spiritual care“ in die jeweilige religiöse Tradition dienen, sondern die AutorInenn entwickeln aus diesen religiösen Bezugspunkten Perspektiven für Kindergarten, Diakonie, Krankenhaus, Gefängnis., Schule, Jugend- und Stadtteilarbeit sowie im Blick auf die Notfallseelsorge. Bereits vorliegende Erfahrungen können zur weiteren Projekten ermutigen.

Buch des Monats Oktober 2010 – Jacques Gaillot – Der Bischof mit dem virtuellen Bistum

„Es gibt wenige Bischöfe, die nicht nur die Not und den Reformstau ihrer Kirche sehen, sondern mit positiver Kritik zu mutigen Schritten mahnen, sie trotz des großen Risikos selber entschlossen gehen“. So heißt es im Klappentext des Buches, das dem ehemaligen vom Papst 1995 abgesetzten Bischof von Evreux, Jacques Gaillot, gewidmet ist, der am 11. September 2010 seinen 75. Geburtstag in Paris feierte.

Roland Breitenbach (Hg.)
Jacques Gaillot.
Die Freiheit wird euch wahr machen.
Würzburg: Reimund Maier Verlag 2010
— Rezension hier —

Der kirchlich und politisch engagierte Bischof wurde in ein nicht mehr vorhandenes Bistum in der algerischen Wüste versetzt: Partenia. Daraus wurde das einzige virtuelle Bistum der Welt, dem sich Menschen aller Nationen udn aller Schichten verbunden wissen. Sie hoffen und sie engagieren sich für eine freie Kirche der Wahrhaftigkeit, die sich mit den Ausgegrenzten, Armen udn Verlassenen verbunden weiß.

Mehr zu Jacques Gaillot auch im INTR°A-Blog

Bedeutung und Funktion von Religion in der Mediengesellschaft

Die älteren und neueren Medien wie Theater, Film, Fernsehen, Internet spielen in einer Gesellschaft, in der das Bild mehr und mehr die Schrift überlagert eine herausragende und machtvoll beeinflussende Rolle. Wie kommt Religion nun in einer Gesellschaft vor, die so stark durch die (Massen-)Medien geprägt ist? Im Rahmen einer Vorlesungsreihe an der Universität Graz sind TheologInnen, ReligionswissenschaftlerInnen, aber auch Medienschaffende und Mediziner dieser Frage nachgegangen. Herausgekommen ist ein facettenreiches Buch:

Christian Wessely / Alexander D. Ornella (Hg.):
Religion und Mediengesellschaft.

Beiträge zu einem Paradoxon.
Theologie im kulturellen Dialog Bd. 20
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Rezension hier —

Ein Resümee der von Widersprüchlichkeiten geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit und der in ihr wirkenden und benutzen Varianten von Religiosität konnten Herausgeber und Autoren sicher nicht leisten. Anstöße und Anregungen finden sich jedoch reichlich in diesem Buch.

Respekt als interkulturelle Tugend

Der Psychologe und Verhaltensforscher Josef Schönberger hat ein Praxisbuch geschrieben, dass angesichts unserer multikulturellen und religiösen Gesellschaften eine Art Leitfaden bildet, um Menschen unterschiedlicher Herkünfte so einander näher zu bringen, dass sie einander respektvoll wahrnehmen und sich in ihren Unterschieden besser verstehen lernen:

Josef Schönberger:
Die Wiederentdeckung des Respekts.
Wie interkulturelle Begegnungen
gelingen.
Ein Lesebuch.
Nachwort des Dalai Lama
München: Kösel 2010 
— Rezension hier —

Menschliche Vielfalt als Reichtum in unserer Welt, nicht die eigenen Rechtsstandpunkte absolut setzen und im Respekt und Selbstachtung Menschlichkeit pflegen und Menschenwürde hochhalten, das sind die Kernthesen des Buches, exemplifiziert durch eine große Anzahl von heiter und nachdenklich machenden Erfahrungserichten.