Buch des Monats Februar 2015: Madeleine Delbrêl – Liebe leben

Rz-Schleinzer-DelbrelAnnette Schleinzer: Die Liebe ist unsere einzige Aufgabe.
Das Lebenszeugnis von Madeleine Delbrêl.

Ostfildern: Patmos (Schwabenverlag) 2014, 312 S., Abb., Zeittafel  — ISBN 978-3-8436-0544-1 —

Die Theologin und Exerzitienbegleiterin Annette Schleinzer hat die 1994 erschienene Biografie über Madeleine Delbrêl (1904 – 1964) überarbeitet und aktualisiert. Was die Autorin an dieser Poetin und Sozialarbeiterin, dieser „Mystikerin der Straße“ fasziniert, ist eine „tragfähige Alltagsspiritualität“, die in jüngster Zeit eine „weitere aktuelle Spur eröffnet, nämlich die tiefe Verwandtschaft Madeleine Delbrêls mit Papst Franziskus.

Die Autorin erörtert das kontemplativ-aktive Leben von Madeleine Delbrêl unter den Gesichtspunkten ihrer konsequenten Jesus-Nachfolge, gerade im Blick auf intensive Sozialarbeit angesichts industriellen Herausforderungen.   Es gilt in einer a-religiösen Situation der europäischen Kirchen  Mission zu betreiben, und zwar in dem Sinne, dass die Kirche zu den Menschen gehen muss, d.h. das Evangelium vorlebend predigen. Die Motivation, dies zu praktizieren, liegt in einer Liebe, die gleichermaßen von Demut und Achtung geprägt ist (S. 257). Das konsequente Glaubensleben von Madeleine Delbrêl macht Mut, gesellschaftliches Engagement und persönliche Frömmigkeit im Alltag glaubwürdig umzusetzen und so ein authentisches Zeugnis göttlicher Liebe zu geben. Unsere Zeit braucht wahrhaftig viele Menschen, die diese liebende Achtsamkeit leben.

Ausführliche Beschreibung: hier 

Reinhard Kirste

 Rz-Schleinzer-Delbrel, 31.01.15  Creative Commons-Lizenz

Buch des Monats Januar 2015: Eine Ärztin in Pakistan

Rz-Pfau-LepraRuth Pfau: Leben ist anders. Lohnt es sich? Und wofür?
Bilanz eines abenteuerlichen Lebens

Freiburg u.a.: Herder 2014, 256 S. — ISBN 978-3-451-33289-0 —

Pakistan wird immer wieder von Terrormeldungen und Selbstmordattentaten erschüttert. In diesem Buch zieht die Ordensschwester und  Ärztin Ruth Pfau Bilanz, indem sie nach dem Sinn des eigenen Lebens und nach dem Sinn eines (christlichen) Engagements für den Nächsten fragt. Die Begegnung mit Leprakranken in einem Elendsviertel in Karachi wurde für ihr Leben bestimmend. Die Gründung des Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC) wurde schließlich in Pakistan zu einer anerkannt herausragenden Gesundheitsinstitution. Hinzu kamen ein Kontrollprogramm zur Eindämmung der Tuberkulose und Gesundheitsinititiven gegen die in Pakistan verbreitete Blindheit.

Ihre „Arbeit am Menschen“ hat zugleich eine interreligiöse Komponente. Sie merkte gerade in dem von vielen religiösen und ethnischen Spannungen geprägten Pakistan, wie schnell Hass und Gewalt aufkommen.  Ruth Pfau hat immer größten Wert darauf gelegt, unbewaffnet zu sein, weil Waffen Konflikte nur verschärfen (S. 160). Ihr Vorbild ist Jesus. Wie er mit den Kranken und Ausgegrenzten umging, ist ihr immer wieder Mut machendes Vorbild. So erfährt ihre Sicht des Glaubens eine konfessionelle Entgrenzung

Angesichts der brutalen Konflikte weltweit, aber auch im Zusammenhang mit den vielen furchtbaren Anschlägen in Pakistan selbst, wird ihr Buch zu einem ermutigenden Friedenszeugnis. Diese Lebensbilanz lädt zum helfenden Eingreifen ein, wo immer Menschen durch Krankheit, Armut oder Verfolgung bedroht sind.

Ausführliche Beschreibung des Buches: hier

Reinhard Kirste

Rz-Pfau-Lepra, 31.12.14   Creative Commons-Lizenz

Interkulturelle Annäherungen

Mit dem Thema:
„Das menschliche Zusammenleben: Probleme und Möglichkeiten in der heutigen Welt.
Eine interkulturelle Annäherung“
greift der IX. Internationale Kongress für Interkulturelle Philosophie, der vom 14. – 16. Februar 2011 in San José (Costa Rica) stattfand,  in eine kontroverse Debatte ein, die sich an der de-humanisierenden Weltentwicklung entzündet.
Der Kongress rückte die normative Grundlage des Zusammenlebens in den Mittelpunkt. Die Debatte verdeutlicht, dass eine Verbesserung des menschlichen Zusammenlebens eine tiefgreifende Transformation voraussetzt. In den Beiträgen aus verschiedenen Traditionen Asiens, Afrikas, Europas und Lateinamerikas kommen Ressourcen für ein menschlicheres Zusammenleben zur Sprache. Aus ihnen wird deutlich, dass der Aufbau einer gerechteren Gesellschaftsordnung lediglich einen notwendigen Ausgangspunkt für ein menschlicheres Zusammenleben bildet. Darüber hinaus bedarf es einer „Änderung des Geistes“, die uns antreibt, unsere Praxis an der Agape der urchristlichen Gemeinden zu orientieren und derart das Zusammenleben auf dem Prinzip der Konvivialität zu gründen.

Nähere Informationen zu diesem Kongress: hier
Ein Tagungsbericht ist vorbereitet.
Er erscheint in Concordia. Internationale Zeitschrift für Philosophie  61 (2012).

Für eine eingehendere Auseinandersetzung mit dem Thema und der Debatte dieses Kongresses sei an dieser Stelle auf den Dokumentationsband verwiesen. Er enthält sämtliche Vorträge in ungekürzter Fassung.

Fornet-Betancourt Raúl (Hg.):
Das menschliche Zusammenleben: Probleme und Möglichkeiten in der heutigen Welt. Eine interkulturelle Annäherung.
Dokumentation des IX. Internationalen Kongresses für Interkulturelle Philosophie, Wissenschaftsverlag Mainz 2011
— Bestellmöglichkeit hier —

Soziales Denken und Handeln im Hinduismus

Mit der hier vorliegenden Dissertation werden mit Hilfe eines weniger bekannten Begriffs, den der Prosozialität, hinduistische Denk- und Handlungsmuster auch im Kontext selbstlosen Engagements für andere angesprochen. Mit dem Hintergrundgedanken der „Goldenen Regel“ erscheint die Vielfalt des Hinduismus auch in ethisch ungewöhnlichem Licht.

Alice Schumann
Prosozialität im Hinduismus
in Lehre und Geschichte bis Gandhi

Hamburg: Dr. Kovac 2011, 384 S., Zeittafel, Glossar
— Rezension hier —