Das OPL „Tu deinen Mund auf für die Anderen!“ von Kai Limpinsel in der Berufsfachschule Sozialassistenz hatte dafür verantwortlich gezeichnet, die geplante Ausstellung in der Landesbibliothek in Oldenburg auszurichten. Sie wurde kurz vorher abgesagt, weil die Hygienevorschriften die Ausstellung nicht zugelassen haben. Nun haben wir sie ins Netz verlegt. Hier finden Sie die Ergebnisse zu Kinderbüchern und Erziehung im NS, zu Leo Trepp und zum historischen Kontext.
Ein Highlight unserer Aktionen zum Erinnerungsgang2020
Der Einstieg ist schulischer Alltag, aber dann geht es richtig los! Gunda Trepp, die Witwe des Rabbiners, der 1938 in Oldenburg tätig war, gibt einen tiefen Einblick in ihr Leben, in das Leben und Denken eines großen Ehrenbürgers Oldenburgs. Im Gespräch mit dem Religionskurs RE 13 unter der Leitung von Schulpastor Jens Teuber lernen wir ein Vorbild an Humanität und Mitmenschlichkeit näher kennen. Ein einzigartiges Zeitdokument!
aufgrund des aktuellen Unterrichtsthemas „Rassismus“ haben wir uns mit dem Lied „10 kleine N****lein“ befasst und dazu neue Erkenntnisse gesammelt, die wir euch gern vorstellen würden.
Zusammenfassung des Liedes:
Das Lied „Zehn kleine N*lein“, dessen Autor unbekannt ist, hat 10 Strophen.
Es geht darum, dass jede Strophe ein N***lein verunglückt, stirbt oder verschwindet, bis zum Schluss keine Kinder mehr übrig sein. Dies verdeutlicht die Vorurteile und die Brutalität des Themas.
Das Lied ist sowohl als Kinder- , als auch als Volkslied in verschiedensten Versionen bekannt, die alle darauf hinauslaufen, dass die N***lein/ Kinderlein/ Meckerlein am Ende des Liedes sterben.
3 Stellen, die Rassismus verdeutlichen
„Acht kleine N*knaben,
die gingen und stahlen Rüben;
Den einen schlug der Bauer tot,
da blieben nur noch sieben.“
In der Textstelle werden verschiedenste Vorurteile, wie z.B. die Armut und Kriminalitätsrate, aber auch die Wertlosigkeit der dunkelhäutigen verdeutlicht.
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„Sechs kleine N*knaben
gehn ohne Schuh und Strümpf;
Einer erkältet sich zu Tod,
da blieben nur noch fünf.“
Diese Strophe kann als Anspielung auf die Armut in Afrika verstanden werden. Dies wird deutlich durch fehlende Kleidung und eine mangelnde ärztliche Behandlung durch beispielsweise Medikamente. Dadurch sind sie anfälliger für Krankheiten und werden als sehr schwach dargestellt. In dieser Strophe werden die Afrikaner als Personen, ohne jegliche Verteidigung und als zerbrechlich dargestellt.
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„Fünf kleine N*knaben,
die tranken bayrisch’ Bier;
Der eine trank, bis dass er barst,
da waren’s nur noch vier.“
In dieser Textstelle werden die Afrikaner als Menschen ohne Grenzen definiert. Sie werden als dumm und naiv dargestellt, da in der Strophe gesungen wird, dass sie hemmungslos Bier trinken, bis letztendlich einer platzt. Besonders sticht hier die Oberflächlichkeit der Menschen heraus. Sie haben eventuell keine Gewissheit darüber, wann sie das nächste Mal etwas zu trinken bekommen würden und nutzen deshalb die Möglichkeit und trinken maßlos das ganze Bier. Sie haben nicht den Rausch vom Alkoholkonsum oder „Kräftemessen“ als Absicht, sondern das Überleben.
Informationen Erkenntnisse und zum Thema Rassismus
„schwarz“ = „niger“ (latein)
„Nigger“ ist ein stark diskriminierendes Schimpfwort. Es wird gegen dunkelhäutige Menschen angewandt. Das Wort entstand während der europäischen Expansion und ist immer noch ein aktuelles Problem.
Oft sind Inhalte in Kinderbüchern und -liedern sehr rassistisch behaftet. Diese werden jedoch stark verharmlost.
Schon bei der Benennung „Hautfarbe“ wird Kindern vermittelt, dass der helle Ton der Farbe der Haut entspricht und die dunkleren Farben werden als schwarz, braun benannt.
Versteckte rassistische Botschaften sind auch „N*Kuss“ oder dieser Aufsteller in einer Bäckerei.
Es gibt unterschiedliche Formen von Diskriminierung (religiöser Antisemitismus, Antiislamismus, biologischer Rassismus, Ethnisierung, Nationalismus, Patriarchat, Heterosexismus, Klassismus, Ableismus).
Aufgrund der Sklaverei wird der Begriff mit Brutalität, Diskriminierung, Verwundung und Schmerz verbunden.
Möglicher Innerer Monolog eines dunkelhäutigen Kindes des Liedes
Ich habe die Rüben geklaut, weil meine Geschwister und ich hungern. Ich möchte doch nichts böses, ich handle aus Not. Ich stehle nicht um kriminell zu sein, sondern um meinen Mitmenschen zu helfen, damit wir gemeinsam überleben. Ich kämpfe um mein Leben. Warum ist es so ungerecht? Wer legt fest, wer mehr oder weniger hat? Uns wird nichts gegeben und der Bauer hat genug, ihm tut es doch nicht weh. Diese 3 Rüben machen keinen großen Unterschied für ihn. Wenn ich mehr hätte, würde ich so etwas nicht tun. Natürlich ist es leichter, andere zu verurteilen und zu bestrafen, anstatt sich deren Lage vorzustellen und hineinzuversetzen, viel-leicht sogar zu helfen. Und jetzt soll ich getötet werden, nur weil ich meiner Familie helfen möchte und wir ums Überleben kämpfen müssen? Ist es so, weil ich schwarz bin? Werde ich getötet weil ich schwarz bin? Woher kommt dieser Hass? Vielleicht würde der Bauer mich laufen lassen, wenn ich weiß wäre.
Diese Fragen kannst du dir zu dem Thema stellen:
Was ist für dich Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit?
Glaubst du, dass hellhäutige ein besseres/schöneres/ einfacheres Leben haben?
Glaubst du, dass die Armut etwas mit der Hautfarbe zutun hat?
Denkst du, dass du später gute Berufschancen haben wirst, trotz deiner Herkunft und deiner Hautfarbe?
Das zentrale Gedenken an die Zerstörung der Synagoge in Oldenburg in der Reichspogromnacht und der Deportation jüdischer Bürger am 10. November 1938 fand am 10. November 2020 am Mahnmal in der Peterstraße in Form einer Kranzniederlegung statt.
Die Kränze der jüdischen Gemeinde und der Stadt Oldenburg waren in einem Projekt von angehenden Florist’innen unserer BBS nach Wünschen gestaltet worden. Besonders stolz macht uns die Freude der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Oldenburg, Frau Dr. Elisabeth Schlesinger, über den Kranz der Gemeinde. Sie war von dem Ergebnis sehr begeistert! Ein schönes Projekt im Rahmen von Erinnerungsgang2020!
Tu deinen Mund auf für die Anderen – eine Leseaktion der B7Q1B
Erinnern heißt: Dialoge zu führen, Fragen zu stellen und gemeinsam Antworten zu suchen. Erzählungen der Vergangenheit erinnern uns in der Gegenwart, dass wir Teil der Zukunft sind. Im Rahmen des Erinnerungsgangs haben die Auszubildenden der Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin / zum Sozialpädagogischen Assistenten an den Berufsbildenden Schulen 3 in den letzten Wochen im Deutschunterricht Kinderbücher ausgewählt, die Vielfalt, Respekt, Wertschätzung und Offenheit gegenüber allen Menschen thematisieren. Die Auszubildenden haben die gewählten Kinderbücher dann aufbereitet und jeweils in ein pädagogisches Bildungsangebot eingebettet. An den Praxistagen, an denen die Schülerinnen und Schüler der B7Q1B in den Kindertagesstätten arbeiten, führten sie diese Bilderbuchbetrachtungen durch. Die Ergebnisse sind vielfältige Dialoge, spannende Fragen und Erinnerungen an starke Kinderbücher, die Mut machen!
Hier nun der dritte und letzte Teil unserer kleinen Reihe über Leo Trepp:
BIOGRAFIE VON LEO TREPP (TEIL 3) -Er setzte sich gegen Rassismus ein und war der Meinung, dass nur Wissen vor neuem Antisemitismus schützt -Er sagt, dass Toleranz nicht die Basis für eine Begegnung ist, da keine Person etwas hinnehmen muss -Respekt und Liebe sollte man seiner Meinung nach für andere empfinden -Im Laufe seines Lebens erhielt er zahlreiche Ehrungen -Zum 50. Jahrestag der Auschwitz Befreiung hielt er eine Rede in Mainz
Lernt eine faszinierende Persönlichkeit näher kennen!
BIOGRAFIE VON LEO TREPP (TEIL 2) -Leo Trepp studierte in Würzburg und Berlin -In Berlin besuchte er das orthodoxe Rabbiner Seminar -1936 wurde er Landesrabbiner von Oldenburg -Zwei Jahre später wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert -Seine gezwungene Emigration nach der Freilassung führte ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika -Er lehrte an vielen Universitäten -Er machte es zu seiner Aufgabe, das Judentum den Menschen näher zu bringen -Außerdem wollte er Dialog zwischen den Religionen schaffen
Wir dokumentieren hier in loser Folge einige Stationen aus dem Leben von Leo Trepp, dem Rabbiner, der 1938 in Oldenburg tätig war.
BIOGRAFIE VON LEO TREPP (TEIL 1) -Leo Trepp war der Oldenburger Rabbiner zur Zeit des Nationalsozialismus -Er wurde am 04.03.1913 in Mainz geboren -Er starb mit 97 Jahren am 02.09.2010 -Leo Trepp war Rabbiner und Religionsphilosoph -Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Mainz und in einem Dorf unter Franken
Die Schüler Philipp Springer und Jan Pering und die Schülerin Vlada Steinle aus einem optionalen Lernangebot in der F2Q1A (Fachschule Sozialpädagogik erstes Ausbildungsjahr) der BBS 3 der Stadt Oldenburg haben für uns einen sehr beeindruckenden virtuellen Erinnerungsgang gestaltet. Sie nehmen uns mit auf den Weg, den die jüdischen Bürger Oldenburgs am 10. November 1938 gegangen sind und vermitteln uns dabei sehr viel auf bewegende Art und Weise.
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