Dein letzter Gottesdienst?

 

Im cbj – Kinderbuchverlag ist erschienen: „Nikolaus Nützel, Dein letzter Gottesdienst. Das etwas andere Buch zu Konfirmation und Firmung.“ Mein Eindruck: Es gibt schlimmere Bücher über die Kirche, aber ich würde es als Pfarrer nicht zur Konfirmation verschenken.

Eine etwas ausführlichere Beschreibung findet Ihr hier:

Der Autor des Buches ist mit 18 Jahren aus der Kirche aus- und  nach 34 Jahren wieder in die Kirche eingetreten. Mit diesem Buch möchte er aus einer eher distanzierten Perspektive für die Kirche als Organisation werben. Dabei wendet er sich als Kindersachbuchautor an Jugendliche.

Dazu beleuchtet er (kritisch) die gesellschaftliche Stellung und die kulturelle Bedeutung der Kirchen. Er beschreibt theologische Probleme (Theodizee) und manche Verbrechen von Christen im Namen ihres Glaubens (Hexenverfolgung und Kreuzzüge). Er überprüft verschiedene Glaubensrichtungen (evangelisch, katholisch, Fundamentalisten) und andere Religionen (Islam, Judentum, Buddhismus). Das positive daran ist: Wenn der Autor die gegenwärtigen Antworten der evangelischen Kirche wiedergibt, fühle ich mich relativ fair behandelt. Mir fehlt jedoch sein Verständnis dafür, wo eigentlich das Herz eines gläubigen Menschen schlägt. Ich finde keine Beschreibung über bereichernde Erfahrungen  in Gebet und Meditation, keine Anerkennung wertvoller Gemeinschaftserlebnisse und herausfordernder Begegnungen mit dem Wort der Bibel, um nur einiges zu nennen.  All das führt ja dazu, dass Menschen trotz aller Schwierigkeiten und Widersprüche immer noch an Gott glauben und das in der Kirche leben. So bleibt für ihn als Hauptargument für den Verbleib in der Kirche nur, dass diese Organisation die Frage nach den letzten Dingen offen hält und vorläufige Antworten versucht. Entsprechend nimmt die Beschreibung der problematischen, seltsamen und langweiligen Seiten der Kirche und des Glaubens auch viel mehr Raum ein als ihre sympathischen und wertvollen Aspekte.

Kurz: Eine relativ faire Beschreibung der Kirche aus distanzierter Perspektive, die aber keine Lust macht, Teil davon zu bleiben oder zu werden. Als Geschenk der Gemeinde zur Konfirmation eher nicht geeignet, finde ich.

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