Lukas 24, 1-12 – Unglaublich österlich!

Hinführung
Bitte entschuldigen Sie! Ich falle heute mit der Tür ins Haus: Glauben Sie, dass Jesus heute lebt? Dann antworten Sie auf den Osterruf: „Der Herr ist auferstanden!“ mit den Worten: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“. Sie dürfen dies ruhig ein paar Mal wiederholen und so in die Osterfreude eintauchen. Vielleicht wollen Sie auch einen Osterchoral singen, der das Osterlachen andeutet? Z.B. EG 103. Sehen Sie am Ende der Strophe die Stelle, wo die Silbe „ja“ auf drei Töne verteilt ist, so dass es so klingt: „Halleluja-HA – HA“. Wir dürfen uns freuen über den Sieg Gottes über die Macht des Todes. De jure, dem Anspruch nach, ist er besiegt. Das ist keine Schadenfreude, kein Auslachen, sondern eine existentielle Freude über die eigene Erlösung.

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Hineingehen ins Dunkel! Wer macht das schon freiwillig. Das Unbekannte ist es, das uns Angst macht. Deshalb haben wir Angst vor dem Tod, weil wir nicht wissen, was da kommt. Ich möchte Sie einladen, als Übung, das Dunkel eine Weile auszuhalten. Vielleicht so ähnlich, wie in der Osternacht. Auch da gehen wir, vielleicht zögernd und tastend in die dunkle Kirche hinein. Machen Sie doch mal das Licht in Ihrem Zimmer aus, löschen Sie die Kerze, und wenn es immer noch nicht wirklich dunkel ist, dann lassen Sie den Rollladen herunter. Und dann nehmen Sie mit allen Sinnen wahr und lauschen auch in sich hinein. Nichts lenkt nun ab. Was finden Sie tief im Dunkeln?
Für die Frauen am Grab, die den Mut hatten, in die Grabhöhle hinein zu gehen (Vers 3a), eröffnet sich ein neuer Horizont. Sie werden ent-täuscht (Vers 3b), ihre Erwartung erfüllt sich nicht. Doch dann erfahren sie viel Größeres: Licht, Lichtgestalten und Worte berühren sie. Und als sie aus der Höhle herauskommen, sind sie nicht mehr dieselben. Ab da ging es nicht mehr um die Analyse des Dunklen, sondern um die Freude und Gewissheit, dass ER und wir erlöst sind von dem Dunkel.


Erwägung
Das Osterevangelium nach Lukas will die Freude (s.o. Hinführung) nicht schmälern. Aber es holt uns in die Realität ambivalenter Gefühle zurück und zeigt uns, dass der Zweifel die Schwester des Glaubens ist. Legen wir die beiden Geschwister Glauben und Zweifel auf eine Linie, dann sind damit nicht die Extreme gekennzeichnet. Dazwischen und daneben gibt es noch viele weitere Schattierungen: Vers 4: „Bekümmert sein“, Vers 5 „Erschrecken“, Vers 11: „nicht glauben“, Vers 12: „sich wundern“. Wenn wir in uns hinein spüren, werden wir noch andere Reaktionen wahrnehmen: Erstaunen, Verwirrung, Fragen, Leere, Sehnsucht, Wut… Ich finde, es lohnt sich diese Vielfalt ernst zu nehmen und auch in Begegnungen mit andern Menschen zu differenzieren. Der Weg von der Botschaft: „Der Herr ist auferstanden!“ bis hin zu der Antwort: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“, ist manchmal weit und verschlungen. Und selbst bei den scheinbar so offensichtlich Ungläubigen gilt es zu unterscheiden: Ist es ein radikaler, vielleicht aggressiver Atheist, oder ist es ein Gleichgültiger, oder ist für ihn/ sie alles nur „Geschwätz“ (Vers 11)? Ist es ein philosophischer Gottsucher oder vielleicht doch wie es Martin Walser sympathisch schrieb: „Wer sagt, es gebe Gott nicht, und nicht dazusagen kann, dass Gott fehlt und wie er fehlt, der hat keine Ahnung. Einer Ahnung allerdings bedarf es“ (in: Über Rechtfertigung, Eine Versuchung, Rowohlt 2012, 33). Oder wie in einem seiner Gedichte: „Ich glaube nichts und ich knie“ (Heilige Brocken. Aufsätze – Prosa – Gedichte, Frankfurt 1988, 74). Wohl glauben zu mögen, dies aber nicht zu können. Wie weit ist der Weg zur österlichen Glaubensgewissheit? Noch einmal Walser: „Glauben lernt man nur, wenn einem nichts anderes übrig bleibt. Aber dann schon“ (Mein Jenseits, Berlin 2010, 66). Müssen wir doch erst hineingehen in das Dunkel? Um zu der lichten Gewissheit zu finden: Dass Jesus Christus für uns alle gestorben und auferstanden ist, als wir noch weit weg waren von ihm (vgl. Rö 5, 8). Hartmut Friebolin

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