So what?… wenn´s hilft! (Klasse 9)
In einer 9. Klasse in der Unterrichtseinheit „Religion: alltäglich- merkwürdig – gefährlich“ sprachen wir über eine mir wichtige Kurzgeschichte (ich glaube sie ist von De Mello SJ). Es war eine offene, motivierte Atmosphäre. Viele Schüler*innen beteiligten sich und kritisierten das Verhalten der manipulativen Mutter. Wir überlegten, welche Rolle heute die Religionen und Kirchen einnehmen, gab es und gibt es Methoden der Angstmacherei. Pointiert: Eine schlechte Religion macht Angst, eine gute Religion befreit von der Angst. Doch einer Schülerin war das wohl zu „glatt“. Sie hatte vorher geschwiegen, doch nun: „Also, ich finde die Mutter macht das richtig!“ Ich habe nachgefragt, wie sie das meine. Sie sagte dann: „Na, wenn´s hilft!“ Ich: Wem soll es denn helfen? Sie: „Na, der Mutter! Ist doch ok.“ Ich muss zugeben, ich war ein wenig sprachlos, erstaunt über diesen Blickwinkel. Aber warum nicht? Zwei Freundinnen habe ihr dann gleich widersprochen. Sie war dann etwas bockig, vielleicht auch etwas eingeschüchtert. Ich habe sie dann etwas in Schutz genommen, denn tappen wir nicht sonst selbst in die „Falle der Mutter“, eine „Neue Perspektive“ durch Gruppendruck zu „verbieten“? Nachgedacht haben wir dann zusammen über die Frage, ob wahr ist, was etwas bringt, oder hilft? Oder ist wahr, was meine ehrliche Überzeugung wiedergibt? Oder ist wahr, was der (?) Realität entspricht… Leider hat diese mutige Schülerin nicht mehr weiter mitdiskutiert. Sie hätte z.B. das Argument ins Spiel bringen können: Es geht mir gar nicht um Wahrheit, sondern nur um Pragmatismus. Oder, vielleicht hätte sie von ihren eigenen verzweifelten Versuchen erzählt, ihren kleine Bruder zu erziehen… Vielleicht ein anderes Mal…
Das Amulett
Eine Mutter konnte ihren kleinen Sohn nicht bewegen, rechtzeitig vor Dunkelheit vom Spielen nach Hause zu kommen. Also machte sie ihm Angst: Sie erzählte ihm, auf dem Weg zu ihrem Haus spukten Geister, die herauskämen, sobald die Sonne untergegangen war.
Danach hatte sie keine Schwierigkeit mehr, er kam abends rechtzeitig nach Hause.
Aber als der Junge herangewachsen war, hatte er solche Angst vor der Dunkelheit und Geistern, dass er sich weigerte, das Haus nachts zu verlassen.
Also gab sie ihm ein Amulett und machte ihm klar, dass die Geister keine Macht hätten, ihm etwas Böses anzutun, solange er es trug. Nun wagt er sich also in die Dunkelheit hinaus und drückt das Amulett fest an die Brust.
Von einem Arzt hörte ich den Satz:“Wer heilt, hat Recht.“ in Bezug auf die Frage, was er von Homöopathie halte. Ich kann mit dieser pragmatischen Haltung gut leben. Aber da geht es ja auch nicht um Angstmacherei und vielleicht auch nicht um die Wahrheit.