Bist du ein Kämpfer? Eine Kämpferin? Wofür? Für Ideale, um Menschen zu gewinne? Um gegen den Zeitgeist anzustürmen? Kämpfer für mehr Gerechtigkeit? Kämpfer des Glaubens? Oder, um zu überleben?
Beim Wandern habe ich in einem Buch gelesen, das heißt „Kämpfen und Lieben“. Der Autor sagt, dass immer beides notwendig ist: Wer nur liebt – neigt dazu harmlos zu werden – wer nur kämpft, der wird erbarmungslos – es braucht beides. Die Liebe braucht die Qualität des Eroberns und des Beschützens und der Kampf bedarf der Liebe, damit wir nicht blindwütig werden.
Eine Skulptur von Barlach (Museum in Mannheim): sie fasziniert mich seit über 25 Jahren Sie heißt landläufig „Der Geistkämpfer“ (vgl. Eph. 6) – Barlach selbst zog den Titel „Überwindung“ vor.
Zwei Ebenen sehe ich: eine Horizontale und eine Vertikale: – der Mensch gehört immer zu beiden zugleich: bestimmt vom Sieg und der Kraft des Auferstanden und zugleich unseren Kampf zu kämpfen, unserer Berufung zu folgen. Dieser Engel ist kein himmlisches Wesen – sondern das sind wir!!! Wir Menschen – lassen wir uns nicht durch die Flügel irritieren. Es geht hier um einen sehr irdischen Kampf – der aber gerade im Bild die „Luft anhält“ – so könnte man sagen: ein Innehalten, weil das Tier – die Stimmen aus dem Dunkel, die Mächte der Finsternis – für einen Moment beherrscht wird. Der Kämpfer hat deutlich die Oberhand. Das Tier muss den Schwanz einziehen, aber diese Macht bleibt ungeheuer kraftvoll: die Nackenhaare sträuben sich, es buckelt und fletscht die Zähne. Dennoch bleibt der Kämpfer souverän. Sein Stand, dieser Stand hat für mich eine große Leichtigkeit und zugleich einen großen Ernst – wenn man ihm ins Gesicht schaut. Der Eindruck der Leichtigkeit wird durch die Engelsflügel unterstützt. Dieser Kämpfer ist leicht und zugleich hellwach, bereit zum Handeln. Seine Hände umgreifen das Schwert, als wenn ihm allein daraus seine Kraft zufließen würde. Ernst ist er, man sieht die Stirnfalten, die etwas zusammengekniffenen Augen, die den Kopf des Tieres nicht direkt ansehen – er stiert nicht auf das Böse – er hat es aber ganz genau im Augenwinkel.
Dieser Kämpfer ist eher ein schmaler David als ein breitschultriger Goliat – leichtfüßig und innerlich im Lot, in der Balance – die dunklen Mächte ernstnehmend, aber sie auch nicht in den Vordergrund schiebend. Nicht die Angst beherrscht ihn, sondern das Gottvertrauen, dass die Mächte der Finsternis, de iure (ihrem Anspruch auf uns nach) besiegt sind.
Hartmut Friebolin