Eine religionspädagogische Szene aus der Praxis: die Lehrerin spricht mit den 10-jährigen Kindern über verschiedene Gotteshäuser. Die christlich sozialisierten Kinder bringen auch nichtchristliche Symbole und Gebäude ins Gespräch: eine Menora, die Synagoge, die Kirche und die Moschee.
In der nächsten Relistunde zeigt sich, dass und wie das Thema bei einem Schüler ‚Feuer gefangen‘ hat. Felix hat in der Zwischenzeit gedanklich weitergearbeitet. Er bringt eine Vision von künftiger Gemeinsamkeit der Religionen mit in den Unterricht. Und, damit es anschaulicher wird, auch noch als Zeichnung (a.a.O. S. 51)!
In der Stunde erläutert Felix seine Ideen:
Da ist ein großer, runder Bau, ähnlich „wie der Pantheon in Rom“, da sind gemeinschaftlich Plätze für Juden, Christen und Muslime. An den Wänden hängen Bilder von Bibel, Tora und Koran. Und die kann man auch real dort lesen und dabei beten. Vom zentralen Ort aus gehen ‚in alle Himmelsrichtungen‘ Gänge zu besonderen kleineren Orten der Religionen, eben Synagogen, Kirchen und Moscheen.
Diese besonderen Orte seinen deshalb wichtig, damit die verschiedenen Prediger die anderen nicht stören!
„Was ich damit will, ist eigentlich, dass man, dass sich die Religionen so ein bisschen vereinen …“. Aber man sollte auch zeitweise ‚für sich‘ sein, denn mit den anderen Religionen ist man doch nicht hundertprozentig vertraut.
Felix geht es erkennbar darum, dass Religionen den Abstand zueinander verringern. Gegen mögliche Missverständnisse – etwa: feindliche Übernahme durch Mission – hat Felix sich auch gewappnet: er möchte keinesfalls, dass Christen die Muslime zu überwinden trachten, oder dass Kirchen in Moscheen umgewandelt werden müssen. Seine Vision ist von dem Bemühen um Verständigung und Anerkennung geprägt!
Sein Plädoyer: „Ich mein‘ jetzt auch nicht, dass alle Kirchen jetzt und alle Synagogen und alle Moscheen so in ein Gemeinkunstwerk verwandelt werden, sondern dass es vielleicht in so größeren Städten so eine »Sykimosch« gibt“.
Lieber Felix,
20 Jahre nach deiner großartigen Vision von einer „Sykimosch“ steht eine Verwirklichung an. In Berlin findet am 27. Mai 2021 die Grundsteinlegung beim „House of One“ an. Eigentlich müsstest Du dabei sein! Danke für Deinen Anstoß!
Literaturangabe:
Christina Hoegen-Rohls. „Sykimosch“. Fünftklässler diskutieren über einen Frömmigkeitsraum aus Synagoge, Kirche und Moschee. Aus: „Kirchen sind ziemlich christlich. Erlebnisse und Deutungen von Kindern. Hrsg. V. Anton A. Bucher u.a. ( Jahrbuch für Kindertheologie 4), Stuttgart 2005, S. 39-52.
Abdruck der Zeichnung mit frdl. Genehmigung des Calwer Verlags.
Link zur Verlagsseite