Common Sense – Die Weisheit, die alle verbindet

Unter diesem Titel hat der bekannte Benediktiner und Meditationslehrer David Steindl-Rast eine Ermutigung geschrieben, die auf die Weisheit in den Sprichwörten der Völker aufmerksam macht. Common Sense – im Alltag über den Alltag das Wesentliche entdecken:

David-Steindl Rast:
Common Sense.
Die Weisheit, die alle verbindet.
Sprichwörter der Völker
München: Claudius 2009
— Rezension hier —

 

Vgl. auch von David Steindl-Rast:  „Credo“
mit ausführlicher Besprechung

Hauptsache gesund? Religiosität und Wellness

Jugendlichkeit und Gesundheit im Zeichen von Wellness hat religiöse Züge angenommen. Wichtiger wird die Heilung, und der Mensch als ein Wesen von Körper, Seele und Geist in ausgeglichener Balance, gerät an den Rand. Eine Reihe von Fachleuten der Universität Graz haben versucht, die heil machende Karft des Glaubens wieder stärker hervorzuheben.

Walter Schaupp / Hans Walter Ruckenbauer (Hg.):
Macht Religion gesund?
Christliches Heilsangebot und Wellness-Kultur

Theologie im kulturellen Dialog Bd. 14
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Rezension hier —

Neue Wege zum Gottesverständnis

Marion Küstenmacher / Tilmann Haberer / Werner Tiki Küstenmacher:
GOTT 9.0.
Wohin unsere Gesellschaft
spirituell wachsen wird.
Mit einem Vorwort von Richard Rohr.
Gütersloher Verlagshaus 2010
— Ausführliche Rezension: hier —

Die ausgetretenen Pfade der Glaubensformulierungen und eine oft unbewegliche Dogmatik lassen viele Menschen nach neuen Wegen religiöser Erfahrung suchen. Das Ehepaar Küstenmacher und Tilmann Haberer bieten durch Cartoons heiter verstärkt Annäherungen an das Geheimnis Gottes auf ungewöhnliche Weise an, indem sie auch die Computersprache aufnehmen.
Der ungewöhnliche Zugang besteht nun darin, dass sie eine Art Wegbeschreibung zur Gotteserkenntnis versuchen, indem sie den einzelnen Glaubens-Einsichten Farben zuordnen, und zwar von 1.0 (beige) bis 9.0. (Koralle). Natürlich ist zu fragen, ob man die Annäherung an das Göttliche in eine solche Stufenordnung bringen kann und ob angesichts der geschichtsträchtigen Farbsymbolik in allen Kulturkreisen nicht doch einiges verloren geht (z.B. beim mystischen Blau).

Wie dem auch sei, Anregungen, über Gott neu nachzudenken und einen eigenen Weg der Spiritualität zu gehen, bietet das Buch in reichhaltiger Fülle.

Aus den Weltreligionen – Erzählungen von Himmel und Erde

Manchmal ist es notwendig, an bereits vergriffene Bücher zu erinnern. Es ist nämlich besonders schade, wenn herausragende Leistungen für die interreligiöse Begegnung so schnell vergessen werden. Deswegen stellen wir hier noch einmal die nur noch antiquarisch erhältliche Sachbilderbuch- und Erzählreihe vor, die zwischen 1994 und 1996 als Übernahme aus dem Gallimard-Jugendverlag in deutscher Übersetzung (bei Kaufmann in Lahr und bei Klett in Stuttgart) erschien.

Geschichten vom Himmel und der Erde
— ausführliche Besprechungen hier —

  • Aus der Bibel: Gott sprach und Sara lachte
  • Aus er Bibel: Noah und der große Regen (auch als Vergleich mit der islamischen Noah-Erzählung geeignet)
  • Aus dem Hinduismus: Die Göttin, die sich in einen Fluss verwandelt
  • Aus dem Judentum: Der Rabbi, der seine Geschichten verschenkte
  • Aus dem Islam: Der Mann, der Gott begegnen
  • Aus dem Buddhismus: Der Prinz, der zum Bettler wurde
  • Aus Afrika: Die geheimnisvollen Zeichen des Kaidara
  • Aus dem Neuen Testament: Jesus erzählt
  • Aus der Kirchengeschichte: Francois – der mit den Vögeln sprach
  • Für Weihnachten: Die Geheimnisse einer wundersamen Nacht

In der INTR°A-Bibliothek (www.interrel.de/interbib.htm) können alle diese Titel eingesehen werden.

Moral ohne Gott? Zur Bedeutung der Vernunft im Mittelalter

Der Atheismus gilt als ein Phänomen der Neuzeit. Dass aber schon mittelalterliche Theologen versucht haben, ethisches Handeln vernunftgemäß zu begründen – ohne Gott dabei direkt ins Spiel zu bringen –  logische Folgerungen dieser Art finden sich in dem Buch:

Gregor von Rimini (ca. 1300-1358):
Moralisches Handeln und rechte Vernunft.

Kommentar zu den Distinktionen des 2. Sentenzenbuches.
HBPh[MA] Bd. 22. Freiburg u.a.: Herder 2010
— Rezension hier —

Natürlich ist nicht die Leugnung Gottes bei diesem scholastischen Theologen ernsthaft in Erwägung  gezogen, aber als Hypothese kann es hilfreich sein, Gott einmal außer acht zu lassen und festzuhalten, dass ethische Debatten sehr wohl ohne eine Rückbindung an Gott auskommen – dank einer Vernunft, die in der Lage ist, „schlechtes Handeln“ (theologisch: Sünde) als solches aus sich heraus zu erkennen.

In der beeindruckenden Reihe Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters (HBPh[MA]) werden übrigens eine Reihe von mittelalterlichen Denkern vorgestellt, deren geistesgeschichtliche Bedeutung oft unterschätzt wurde und wird.

Die INTR°A-Bibliothek hat übrigens im Kontext  mittelalterlicher (Religions)-Dialoge u.a. bereits vorgestellt:

  • Averroes: Über den Intellekt (HBPh[MA]) Bd. 15.
    Freiburg u.a.: Herder 2008
    — in Verbindung mit Annemarie Mayer: Drei-Religionen – ein Gott?  Ramon Llulls interreligiöser Diskussion über die Eigenschaften Gottes.
    Freiburg u.a.: Herder 2008 (Rezension hier)
  • Gilbert Crispin: Religionsgespräche mit einem Juden und einem Heiden. HBPh[MA] Bd. 1. Freiburg u.a.: Herder 2005
    (Rezension hier)

Tariq Ramadan und der Prophet Mohammed als Vorbild

Tariq Ramadan, Enkel des Gründers der Muslim-Bruderschaft Hassan al-Banna gehört zu denjenigen europäischen Philosophen und Islamwissenschaftlern, die sich mit ihren Vorträgen und Büchern für ein Islam-Verständnis einsetzen, das nicht einen speziellen Euro-Islam propagiert, sondern aufzeigt, wie der Islam in die Kultur des Westens hineingehört. Er fordert darum in seinem Buch "Radikale Reform" zeitgemäße Lesarten des Islam
(vgl. ufuq.de vom 09.06.09).

Seine Propheten-Biografie ist darum weniger ein wissenshaftlicher Forschunbgsbericht als vielmehr im Sinne aktualisierender Lesart ein narratives Bekenntnis zu Mohammed:

Tariq Ramadan: Muhammad.
Auf den Spuren des Propheten.

Aus dem Englischen von Fiona Poppeler und Felicitas Schreiber
unter Mitwirkung von Kristiane Backer. München: Diedrichs 2009, 288 S.
— Rezension hier —

Die vorliegende ausführliche Buchbeschreibung und Bewertung, die im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund entstanden ist, ist gleichzeitig eine Empfehlung, sich mehr mit der Gründergestalt des Islam zu beschäftigen.

Wie schwierig die Haltung Tariq Ramadans wirklich zu beurteilen ist, zeigt die Tatsache, dass er im April 2010 zum ersten Mal nach sechs Jahren Verbot wieder in die USA einreisen durfte (Bericht der NZZ vom 12.04.10).

Auch zuvor hatte es schon mehrfach Auseinandersetzungen im seine Person gegeben (vgl. INTR°A-Tagebuch vom 28.08.09).

Woran glaubt die Welt? Auswertung des Religionsmonitors und Ergänzendes zur religiösen Mediennutzung

Die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene und internationale ausgeweitete Untersuchung unter dem Stichwort "Religionsmonitor" hat eine Fülle wichtiger Ergebnisse zu Religiosität, Spiritualität und Religionenverständnis gebracht. Noch im Jahre 2007 kam die erste vorläufige Übersicht heraus
(hier die Kommentierung zum Religionsmonitor 2008).

Im Herbst 2009 ist nun die gesamte auswertende
 

mit Analysen und Kommentaren erschienen. Imgrunde wird erst jetzt  deutlich, wie differenziert weitreichend zugleich die Veränderungen der religiösen Landschaften – mit Schwerpunkten ausgewählter Länder auf allen Kontinenten (mit Australien nur am Rand erwähnt) – die jeweiligen Gesellschaften prägen.

Dies gilt im Blick auf die großen christlichen Konfessionen, aber auch für den Islam und es gilt noch mehr im Blick auf die Typen von Religiosität, wo signifikante Unterschiede zwischen den Generationen deutlich werden, allerdings nicht selten dort, wo man sie ursprünglich nicht vermutet hätte.

In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fragt nun der Religionsmonitor auch nach religiöser Mediennutzung Jugendlicher. Vermutlich wird die Auswertung Ende 2010 erfolgen.

Zusammenstellung und Detailergebnisse auf der beigefügten CD-ROM
Grundauswertung und Methodenberichte zu den einzelnen Ländern

Australien Indonesien Russland
Brasilien Israel Schweiz
Deutschland Italien Spanien
Frankreich Marokko Südkorea
Großbritannien Nigeria Thailand
Guatemala Österreich Türkei
Indien Polen USA

Protokolle der qualitativen Erhebung (Deutschland)

Protokolle der Tiefen- und
Experteninterviews


 

Islamic Finance – Islamische Ethik und gerechtes Wirtschaften

Zwei Fachökomomen haben sich des immer wichtigen werdenden Feldes von „Islamic Finance“ angenommen. Finanzgeschäfte im islamischen Rechtsrahmen, im Einklang mit der Scharia, wachsen erheblich an. Darum nehmen viele große internationale Finanzdienstleister Islamic Banking in ihre Geschäftsstruktur mit auf.
Vgl. dazu den Bericht der Financial Times Deutschland zu den Islam-Anleihen der Deutschen Bank.

Die Frage islamischen Wirtschaftens wird nun auch in der ZDF-Mediathek: Forum am Freitag (09.04.2010) in mehreren Beiträgen (auch als Video) behandelt

Das Buch der beiden Ökonomen stellt neben der aktuellen Debatte nun Grundlegendes zur islamischen Finanz-Ethik dar.

Michael Saleh Gassner / Philipp Wackerbeck:
Islamic Finance – Islam-gerechte Finanzanlagen und Finanzierungen.
Köln: Bank-Verlag 2010, 2. Aufl.
— Rezension hier

Abdruck auch in der Börsenzeitung vom 25.05.2010

 Aus der Ankündigung des Bank-Verlages Köln:

"Als erste
deutschsprachige Publikation gibt es einen umfassenden Überblick über
islamische Finanzdienstleistungen, analysiert die prozessualen und
organisatorischen Rahmenbedingungen und geht dabei weit über
bankbetriebliche und ökonomische Zusammenhänge hinaus.
In der vorliegenden zweite Auflage wurden Themen wie „Sukuk –
Islamische Anleihen“ und „Takaful – Islamische Versicherungen“
überarbeitet und ergänzt. Ein neues Kapitel befasst sich ausschließlich
mit den Besonderheiten des Risikomanagements. Zudem wurden die
Ausführungen zu rechtlichen Rahmenbedingungen des islamischen
Finanzwesens vertieft."

Gemeinsames Fundament für die Kulturen der Welt

Innerhalb der Geisteswissenschaften diskutiert man intensiv, wo und wie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Religionen und Kulturen liegen. Ethnologen, haben sich bisher eher zurückgehalten und Kulturwissenschaftler haben verstärkt das "Eigene" betont.

Der Bonner Ethnologie Christoph Antweiler gibt diese Zurückhaltung auf, indem er mit dem Begriff der "kulturellen Universalien" eine Verständigungsbasis zwischen den Kuklturen aufbaut.

Christoph Antweiler: Was ist den Menschen gemeinsam?
Über Kultur und Kulturen.

Darmstadt: WBG (2007) 2009, 2. Aufl.

— Rezension hier —

 So versucht er nicht nur, frischen Wind in diese anthropologisch notwendige  Debatte zu bringen, sondern auch die im englischsprachigen Raum unter den Kulturwissenschaftlern laufenend Diskurse in den deutschen Sprachraum hineinzuziehen. Auch wenn das Buch durch seine wissenschaftlichen Zuspitzungen nicht immer leicht zu lesen ist, liegt ein Grundlagenwerk vor uns, das in relativ kurzer Zeit bereits eine 2. Auflage erreicht hat.

Eine leicht lesbare kompakte Variante dazu hat Antweiler unter dem Titel geschrieben: Heimat Mensch. Was uns alle verbindet. (Murmann 2009) 

Buch des Monats Oktober 2009 – Sühnopfertheologie und Gewalt

Im Rahmen einer Tagung im März 2007 in Zürich haben die Herausgeber die Referate  und Beiträge zu einem Buchtitel unter der provokativen Frage zusammengestellt:

Beatrice Acklin-Zimmermann / Franz Annen (Hg.):
Versöhnt durch den Opfertod Christi?
Die christliche Sühnopfertheologie auf der Anklagebank
(Rezension hier)

Die von renommierten FachtheologInnen ausgebreiteten Argumente und teilweise auch Verteidigungsstrategien lesen sich interessant, auch wenn sich der Eindruck nicht vermeiden lässt, als seien zumindest einige AutorInnen zur Ehrenrettung einer problematischen Opfertheologie angetreten. Wenn man zwar einer tradierten Sühnopferdogmatik, die eindeutig mit Gewalt verbunden ist, nicht recht den Abschied geben will, so lohnt doch die Auseinandersetzung. Aus diesem Grund hat die INTR°A-Bibliothek diesen Titel zum „Buch des Monats Oktober 2009“ gewählt.