Identitätsfindung durch verschiedene Kulturen

Der Philosoph Hamid Reza Yousefi (geb. 1967) hat sich im Blick auf die Praktische Religionswissenschaft und eine interkulturell geprägte Philosophie – auch durch eine beachtliche Zahl von Veröffentlichungen  – bereits einen Namen gemacht, man denke nur an seine Reihe der “Bausteine zur Mensching-Forschung.”
In diesem biografisch angelegten Buch beleuchtet er seine Lebensentwicklung zwischen Iran und Deutschland, ein Weg, der bei allen glückvollen Ergebnissen durch Hindernisse geprägt war und auch noch ist.
Hamid Reza Yousefi:
Dornenfelder
(eine biografische Skizze)
Reinbek b. Hamburg: Lau-Verlag 2011
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In den Ein-Sichten wurde bereits besprochen:
H.R. Yousefi / H. Waldenfels / W. Gantke  (Hg.)
Wege zur Religion (2010) — Rezension hier —

Buch des Monats Dezember 2011: Spiritualität und Engagement

Durch eine geschickte Vermittlung kamen der Liedermacher und Poet, Konstantin Wecker, und der Zen-Meister und Mitgründer der Peacemaker, Bernard Glassmann, zu einem ausführlichen Gespräch in Berlin zusammen . Ihr Engagement zwischen Entschlossenheit, Handeln, Sensibilität, Achtsamkeit und Stille findet zum einen seinen Ausdruck in den jeweiligen Biografien der beiden und ihren unterschiedlichen Erfahrungen. Diese laufen aber auf ein gemeinsames “Hier und Jetzt” hin, wie es auch der Buchtitel aussagt: “Es geht ums Tun und nicht ums Siegen”

Konstantin Wecker / Bernard Glassmann
– Christa Spannbauer (Hg.):
Es geht ums Tun und nicht ums Siegen.
Engagement zwischen Wut und Zärtlichkeit
München: Kösel 2011
— Rezension hier —

 

Was jeder vom Islam wissen muss – 8. Auflage eines protestantischen Klassikers

Eine Faltblattserie von der VELKD und der EKD initiiert und verantwortet, wurde 1990 zu einem Taschenbuch  über den Islam und den christlich-islamischen Dialog “aufgestockt”. Inzwischen ist dieser Band zum “Longseller” geworden. Seit der letzten Bearbeitung 1996 bedurfte eine Neuauflage gründlicher Aktualisierung, Ergänzung und Revision. Dies ist insgesamt bei der Pluralität des Islam – gerade auch in Deutschland – vorzüglich gelungen und stellt zugleich die offizielle protestantische Zugangsweise auf die christliche Nachbarreligion dar.

Martin Affolderbach / Inken Wöhlbrand (Hg.)
– im Auftrag der VELKD und der EKD –
Was jeder vom Islam wissen muss
Gütersloher Verlagshaus 2011,
8.  Auflage, vollständig überarbeitet
— Rezension hier —

Unbekannter Balkan?

Die Universität Graz hat sich mit einer Vorlesungsreihe im Wintersemester 2009/2010 intensiv darum bemüht, die Wissensdefizite im Blick auf den Balkan zu reduzieren. Die Beiträge beleuchten den Wandel der südostauropäsichen Gesellschaften in ihrer religiösen und kulturellen Vielfalt. Der Balkan als wesentlicher Teil Europas muss stärker in das allgemeine Interesse rücken.

Basilius J. Groen / Saskia Löser (Hg.):
Der Balkan. Religion, Gesellschaft, Kultur
Theologie im kulturellen Dialog 21.
Innsbruck: Tyrolia 2011
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Karen Armstrong: Achsenzeit – Impulse für Menschlichkeit


Karen Armstrong: Die Achsenzeit.
Vom Ursprung der Weltreligionen
München: Siedler Verlag 2006
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Als dieses Buch der bekannten englischen Autorin erschien, gab es in den deutschen Feuilletons manche Häme über die Fokussierung von Verantwortung und Mitgefühl im Rahmen der Achsenzeit. Das scheint sich wohl inzwischen etwas geändert zu haben, sieht man auf die indirekte Wiederaufnahme dieser Debatte in der ZEIT im Blick auf das Gottesbild.  Hier kommt  Karen Armstrong mit Überlegungen aus ihrem neuesten Buch selbst zu Wort (Eintrag bei rpi-virtuell vom 06.11.2011).

Die englische Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong sagt schließlich nicht mehr  und nicht weniger, als dass in der Zeit zwischen 900 und 200 v. Chr. die religiös-kulturelle Welt zwischen China und dem Mittelemer einen ungeheueren Wandel erfuhr: Die kriegerischen Götter im Himmel werden durch die Suche nach Erleuchtung, Weisheit und durch den Impuls zu verantwortlichem Handeln ersetzt.
Hier kommt eine nachhaltige geistesgeschichtliche Wirkung zur Sprache, auf die die INTR°A-Bibliothek verwies, indem sie Armstrongs “Die Achsenzeit” zum Buch des Monats Dezember 2009 erklärte.

Karen Armstrongs spannend zu lesende Abhandlung leistet mehr als eine Ideengeschichte der Weltreligionen. Sie zeigt vielmehr, wie in der Achsenzeit die ethischen Qualitäten der verschiedenen religiösen Traditionen sowie Philosophie und Ethik neue Möglichkeiten für menschliches Zusammenleben eröffneten.

Gerade weil in Deutschland viele das Wort “Achsenzeit” noch gar nicht gehört haben und  mancher Philosoph und Theologe eine solche Zeitachse als wirklichkeitsfremd und historisch unsachlich abtut, lohnt es sich, dieses Buch in seiner religiös-wirkungs-geschichtlichen Bedeutung erneut  ins Licht zu stellen.

Interreligiöses Lernen im Kindergarten

Interreligiöses Lernen gehört in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft zu den Gundmustern der Erziehung. Bisher gibt es zwar einiges an Material zum interkulturellen Lernen im Kindergartenalter, aber wenig zur interreligiösen Erziehung.
Vgl. dazu auch den Beitrag von Jörg Lohrer in rpi-virtuell zu einer bundesweiten Studie der Universität Tübingen
Diese mehrfach schon aufgezeigte didaktische Lücke füllen die beiden Autoren kompetent praxisorientiert auf. Aber nicht nur Erzieher/innen und Eltern können hier  lernen, sondern allen, denen eine solide Wertevermittlung am Herzen liegt:

Carola Fleck / Stephan Leimgruber:
Interreligiöses Lernen in der Kita.
Grundwissen und Arbeitshilfen für Erzieher/innen
Köln: Bildungsverlag EINS 2011
(mit vielen Bildern und Schautafeln)
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Praxisbuch zum interreligiösen Lernen – von und mit den Weltreligionen

Angesichts der Globalisierung sind uns die großen Weltreligionen nahe gerückt. Aber eine Religion verstehen lernen, setzt neben der Information praktische Zugänge voraus. Gerade Unterrichtende brauchen didaktische und methodische Möglichkeiten, um die Begegnung mit der eigenen Glaubensweise und den eher fremden Religionen sinnvoll werden zu lassen.  Das vorliegende Buch, an der Schnittstelle von Theorie und Praxis entstanden, dürfte hier vorzügliche Dienste leisten:

Claus Peter Sajak
(unter Mitarbeit von Katrin Gergen-Woll,
Barbara Huber-Rudolf und Jan Woppowa):

Kippa, Kelch, Koran.
Interreligiöses Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen
Ein Praxisbuch
München: Kösel 2010
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Buch des Monats August 2011: Der schwierige Umgang mit religiöser Pluralität

Religionen sind angesichts von Globalisierung und religiöser Pluralität herausgefordert, sich auf die erheblichen gesellschaftlichen Veränderungen in der religiösen und weltanschulichen Szenerie einzulassen – bis hin zu den Atheismus-Debatten. Sie haben keine Monopolansprüche mehr und müssen theologisch, ethisch und religionspädagogisch neue Wege finden. Anregungen in Theorie und Praxis gibt das Buch:

Horst F. Rupp / Klaas Huizing (Hg.):
Religion im Plural.
Forum zur Pädagogik und Didaktik der Religion Bd. 3
Würzburg: Königshausen & Neumann 2011
— Rezension hier —

Der Westen, Säkularisierung und Religionen

Als Ergebnis eines Symposiums über die die Bedeutung von Religion und Religionen in der säkularisierten westlichen Welt  präsentieren “Stichwortgeber” wie  Politiker, Politikwissenschaftler, Journalisten, Soziologen Religionspädagogen und Theologen  eine Art Zwischenstand mit durchaus kontroversen Ansichten. Die Zielrichtung geht dabei auf die Entwickung eines zukunftsweisenden Frieden stiftenden interreligiösen Dialogs:

Christian Peters / Roland Löffler (Hg.):
Der Westen und seine Religionen.
Was kommt nach der Säkularisierung?
Freiburg u.a.: Herder 2010
— Rezension hier —

 

Buch des Monats Juni 2011 und Filmtipp: Die Rückkehr der Märtyrer

In den drei monotheistischen Religionen ist das Martyrium ein ausgeprochen ambivalentes Glaubenszeugnis. Dies wird noch um die Debatte der fanatisierten Selbstmordattentäter verschärft. Martyrium, Aggression und gesellschaftlicher Frieden sind darum die Pole, um die eine sachgemäße Auseinandersetzung gehen muss. Von Andreas Hofer ausgehend, haben Theologen, Religionspädagogen, Ethnologen und Historiker quer durch die Geschichte von Christen, Juden und Muslimen Fachleute – nicht nur einen Überblick zu diesem komplexen Thema ermöglicht, sondern auch beeindruckende Beispiele herangezogen.

Józef Niewiadomski / Roman Siebenrock (Hg.):
Opfer – Helden – Märtyrer.
Das Martyrium als religionspolitische Herausforderung
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2011
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Eine beeindruckende Ergänzung dieser Thematik bietet der Film
“Bis aufs Blut – Die Rückkehr der Märtyrer”,
für den der Dozent am Religionspädagischen Institut Karlsruhe, Michael Beisel, eine ausführliche Besprechung im Baden-Württembergischen Landesmediendienst vorgelegt hat. Gerade für den Unterricht in der Sekundarstufe I und II werden hier orientierende Hilfestellungen zum Umgang mit dem Phänomen des Märtyrertuns in Vergangenheit und Gegenwart gelegt: Mehr Infos hier