Buch des Monats August 2014: Die islamische Philsophie und Europa

Rz-Yousefi-Islam-PhilHamid Reza Yousefi: Einführung in die islamische Philosophie.
Eine Geschichte des Denkens von den Anfängen bis zur Gegenwart.

UTB Philosophie Nr. 4082. Paderborn: Fink 2014, 240 S., Abb.

— ISBN 978-3-8252-4082-0 —

Der Autor, Hamid Reza Yousefi, interkulturell orientierter Philosoph mit iranischen Wurzeln, hat sich schon seit Jahren zur Aufgabe gesetzt, die Philosophie in ihrer Interkulturalität näher zu untersuchen und zu beschreiben.
Mit diesem Buch füllt er nun eine erhebliche Lücke angesichts der üblichen westlich-einseitigen Einschätzungen zur europäischen Philosophiegeschichte.

Nun stellt Yousefi nicht einfach Kurzbiografien zu Leben, Werk und philosophischer Bedeutung einzelner Denker hintereinander, sondern nimmt im Grunde ein interkulturelles Strukturmuster der Orientierung wieder auf, das er bereits in seinem Buch „Die Bühnen des Denkens“ (2013) beschrieben hatte. Von daher macht er deutlich, dass Philosophie von einem Sehnsuchtsimpuls geprägt ist, der die Selbst-Auf-Klärung des Menschen und die der materiellen und geistigen Welt vorantreibt.

Man merkt diesem angenehm zu lesenden Buch an, wie sehr der Autor, europäisch-zentrierte Sichtweisen dahingehend ändern möchte, dass er in der Weite des Mittelmeerraum und des Mittleren Ostens den Quellgrund für visionäre Denk-Konstrukteure sieht. Geistige Lebenskraft kann nur aus dem engen Zusammenwirken östlicher und westlicher Denker auch gesellschaftlich, religiös und politisch wirksam werden.

Yousefi hat mit diesem Studienbuch eine wichtige „Orient-Erweiterung“ im Kontext europäischer Philosophie geleistet.

Ausführliche Beschreibung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Yousefi-Phil-Islam, 31.07.14  Creative Commons-Lizenz

 

PANORAMA – ein interkulturelles, interreligiöses und internationales Jahrbuch für Erziehung und Ethik

Rz-PanoramaObwohl nur einem kleineren Kreis bekannt und seit 1989 existierend, hat PANORAMA von Anfang an eine internationale Reichweite. Darum ist auch ein großer Teil der Beiträge in Englisch abgefasst. Beeindruckend ist die Liste der Mitarbeitenden, die seitdem für diese Jahrbuch-Zeitschrift geschrieben haben. 
Drei Herausgeber zeichnen verantwortlich: 

  • Prof. Dr.Dr.Dr.Lit. Manfred Kwiran (zugleich Hauptredakteur),Theologische Fakultät der Universität Bern 

Im Beirat des Jahrbuchs wirken bekannte Erziehungswissenschaftler, Theologen, Ethiker und Religionspädagogen aus Europa, den USA, Australien und Südafrika mit.

Der Untertitel von „Panorama“ gibt dann sehr deutlich die Zielrichtung an: 
Intercultural of Interdisciplinary Ethical
and Religions Studies for Responsibel Research.

Diesem Anspruch wird auch der neueste Band Nr. 25 (2013, 204 S.) gerecht.
Weitere Informationen: hier

PANORAMA lädt nachdrücklich dazu ein, über den deutschen religionspädagogischen und theologischen Tellerrand zu blicken, wichtige Entwicklungen der religiösen Erziehung weltweit wahrzunehmen und sowohl in die eigene Forschung wie in die Praxis von Kindergarten, Schule, Universität und Religionsgemeinschaft einzubeziehen. 

 

 

Johannes Paul I. – Lächelnder Glaube

Johannes Paul I.: Ein Lächeln für jeden Tag. 365 Gedanken.
Herausgegeben von Francesco Taffarel. Aus dem Italienischen von Regina Kummer.Innsbruck-Wien: Tyrolia 2012, 127 S. mit Quellenachweisen

— ISBN 978-3-7022-3189-7

Obwohl das Pontifikat von Johannes Paul I. nur 33 Tage dauerte, hat sich das Gedächtnis an ihn bei vielen Menschen – auch Nicht-Katholiken – tief eingeprägt.

Er wurde vor 100 Jahren (1912) als Albino Luciani in der Nähe von Belluno in Norditalien geboren. Sein Weg zum Priester und Bischof führte zur Weihe 1935 und 1958 unter Johannes XXIII. zur Einsetzung als Bischof von Vittorio Veneto. 1969 wurde er unter Paul VI. Patriarch von Venedig, schließlich erhielt er 1973 die Kardinalswürde. 1978 erfolgte seine Papstwahl. Da er als Theologe und Seelsorger immer wieder offene und deutliche Worte fand und sich auch in der Region Venedig sehr mit den sozialen Problemen auseinandersetzte, gab es viele Spekulationen auf eine weitere Liberalisierung im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils. Über seinen Tod nach so kurzer Zeit gibt es bis heute keine völlige Klarheit.

Was aber macht diesen lächelnden Papst bis heute so faszinierend? Wer nun das hier vorzustellende Büchlein mit 365 nachdenklich machenden Texten zur Hand nimmt, wird es schnell feststellen: Es ist die Kraft, die aus demütiger Bescheidenheit strahlt, so wie man es am 5. März (S. 27) und 9. April (S. 37f) lesen kann:

Demut führt nicht zu Verzagtheit,  sondern zu Mut und Unternehmungslust,
zu einem hoffnungsvollen Vertrauen auf Gott.

Ohne die Demut sind die andern Tugenden so etwas wie Staub in der hohlen Hand.
Der erste Windhauch verweht sie.

Luciano war ein durchaus belesener und originell schreibender Theologe, wie seine Briefe an große Persönlichkeiten der Weltgeschichte von Hippokrates über Maria Theresia bis Carlo Goldoni und seine „Anmerkungen“ über Ehe und Familie beweisen. Aber immer geschah dies in leicht lesbarem, heiterem Stil:

  •  Ihr ergebener Albino Luciani. Briefe an Persönlichkeiten. München: dtv TB 1594, 1980
  •  Vom Wert der Familie. Graz: Styria 1999Beide Bücher sind  nur noch antiquarisch erhältlich.

In der vorliegenden Textzusammenstellung für jeden Tag des Jahres geht es jedoch weder um geschliffene Worte, öffentlichkeitswirksame Anekdoten oder herausragende Manifeste. Es sind vielmehr Notizen eines Pilgers, die als „Brosamen“ Stärkung für den täglichen Weg bedeuten. Es sind aber zugleich auch Signale eines Glaubens, ein Hauch göttlicher Liebeserfahrung und Barmherzigkeit für alle Menschen. Da werden auch hierarchische Schranken nicht aufbrausend, vielmehr mit zurückhaltend-nachdrücklicher Weisheit in Frage gestellt. Wie sich dies im Einzelnen auswirkt, hat der Herausgeber, persönlicher Sekretär von Albino Luciani während seiner Zeit als Bischof von Vittorio Veneto, gewissermaßen als duftenden Blumenstrauß (S. 5) arrangiert. Hier einige Beispiele:

Die Taufe macht lebendig: Die Taufe ist wie das Grab des Herrn: Man ist tot, wenn man hineinkommt, und wenn man es verlässt, ist man mit Christus auferstanden (20. Mai, S. 50).

Das wahrhaft einfache Gottesbild im Menschen gespiegelt: Die Dinge, die wir hier auf Erden lieben, sind etwas Gutes. Aber sie sind nur Tropfen, Brosamen, Bruchstücke des Guten. Gott hingegen ist das Gute! 
(20. September, S. 91)

Ganz reformatorisch – Das allgemeine Priestertum der Gläubigen: Auch die einfachen Gläubigen sind Priester. Ihr Priestertum dient nicht dazu, Brot und Wein zu wandeln, sondern den für uns gestorbenen und auferstandenen Christus darzubringen. 
(5. Oktober, S. 97)

Den Glauben heutig verkünden: Wir dürfen uns nicht an unsere gewohnten Methoden der Glaubensverkündigung klammern. Wenn sie den Glauben als altes Gerümpel erscheinen lassen, dann muss man sie ändern
(20. Dezember, S. 122)

Man kann das zum Lächeln ermunternde Büchlein durchaus als einen Pilgerführer für jeden Tag nehmen: Es ist sind „nur“ Brosamen, aber mit nachhaltiger Wirkung für ein glaubwürdiges Christsein!

Reinhard Kirste

    

 

Gott im Film

Unter dem Stichwort „Der unterhaltsame Gott“ hat Michael Schramm, katholischer Systematiker und Wirtschaftsethiker von der Universität Stuttgart-Hohenheim , eine Reihe populärer Filme untersucht. Religiosität in ihren vielfältigen Abschattungen und Sinnfragen in teilweise beängstigender Aktualität taucht im Medium Film in unterschiedlicher Dichte auf. Hier werden religiöse Botschaften transportiert. Es lohnt sich, ihnen etwas genauer nachzugehen. Der Autor legt diese populären Filme gewissermaßen unter das theologische Vergrößerungsglas.

Michael Schramm:
Der unterhaltsame Gott. Theologie populärer Filme
Paderborn u.a.: Schöningh 2011
— Rezension hier —

Assia Djebar – algerische Schriftstellerin und der Islam

Die katholische Theologin Claudia Nieser hat sich in ihrer Dissertation ausführlich mit den religiösen Bezügen in dem schriftstellerischen Werk von Assia Djebar beschäftigt. Diese hatte im Jahre 2000 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Claudia Nieser hat nicht nur die Bedeutung der Korrelation von Theologie und Literatur herausgehoben, sondern zugleich deutlich gemacht, dass das Werk dieser maghrebinischen Autorin  auch für die islamische Theologie ein Anstoß für Veränderungen in deren Selbstverständnis sein könnte.

Claudia Nieser:
Hagars Töchter. Der Islam im Werk Assia Djebars
Ostfildern: Grünewald 2011
— Rezension hier —