[viewerjs /files/2014/04/Lernsituation_HBFS_Weihnachten-im-Schuhkarton_II.pdf]
(Beitragsbild: Padmanaba01/Flickr.com)
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(Beitragsbild: Padmanaba01/Flickr.com)
… noch ein weihnachtlicher Beitrag bzw. eine Beitragsserie. Wir haben weit vor Weihnachten begonnen, aber dann kam allerhand dazwischen…
Macht nix – viele Aspekte passen auch zu anderen Festen, oder zu anderen kultursensiblen Situationen, und die Kinder werden uns wohl sowieso noch öfter begegnen 😉
Also:
Weihnachten feiern – interkulturell
Wie es begann: Unser Anschluss
Die Problemstellung, anhand derer wir uns mit den Fragen der „Interkulturellen Pädagogik“ auseinandersetzen, ergab sich aus dem vierwöchigen Kindergartenpraktikum in der Unterstufe. Dort hatte eine Schülerin miterlebt, dass ein Kind aus religiösen Gründen nicht beim Singen von Martinsliedern mitmachen durfte (die Eltern sind Zeugen Jehovas).
Von der Erzählung dieser Erfahrung aus kamen wir im Gespräch auf die Frage, wie religiöse Feste in der KiTa so gestaltet werden können, dass einerseits der Festanlass eine erkennbare Rolle spielt, andererseits aber niemand zu etwas genötigt wird oder suggeriert bekommt, das seiner eigenen Tradition widerspricht.
Gemeinsam verabreden wir…
Die Lernsituation:
Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. In der KiTa „Kekskinder“ überlegen die Erzieherinnen und Erzieher, wie sie die Advents- und Weihnachtszeit mit den Kindern gemeinsam gestalten möchten. Dem Team ist wichtig, dass die Kinder in der Einrichtung Anregungen aus dem Bereich „Religiöse Bildung und Erziehung“ bekommen – dazu gehört es, dass die Kinder „Feste und Rituale aus eigenen und fremden Kulturkreisen entdecken“ (BEE S. 52). Dafür bietet die Weihnachtszeit sich natürlich ganz besonders an. Dem Team ist aber auch bewusst, dass die Kinder und ihre Eltern unterschiedliche Erfahrungen, Vorstellungen und Bräuche mit dem Weihnachtsfest verbinden und dass nicht alle Familien dieses Fest feiern. Auf diese Verschiedenheiten möchten die Erzieherinnen und Erzieher angemessen eingehen.
Wir versetzen uns in die Lage des Teams und planen die Weihnachtsfeier für die Krümelmonstergruppe.
Dafür benötigen wir zuerst… na klar, die Kinder! Das Gruppenfoto mit unserer frei erfundenen Kindergruppe habt Ihr ja oben schon gesehen. Hier noch mal als Galerie:
Wir nutzen nun die Informierenphase, um unsere „Personenbeschreibungen“ zu den Kindern weiter auszubauen und am Rande auch schon Ideen für die Feier aufzuschnappen.
1. Informieren
In dieser Unterrichtsphase geht es darum, die nötigen Sachinformationen für die Lösung des Problems zu sammeln.
Folgende Arbeitsfragen haben wir für die Recherche vereinbart:
1. Welche Weihnachtsbräuche gibt es in verschiedenen Ländern?
D. h. auf die Situation bezogen: Welche Vorstellungen, Bräuche, Erzählungen… kennen die Kinder vermutlich von zu Hause? Und bei den Kindern, die nicht aus christlich geprägten Familien kommen: Wie gehen diese Familien mit dem Weihnachtsfest um?
2. Was dürfen manche Kinder nicht?
D. h. auf die Situation bezogen: Gibt es im Blick auf Advent und Weihnachten religiöse Vorbehalte, Verbote o. ä., die das Team im Blick haben sollte? Ergeben sich daraus pädagogische Fragen, die geklärt werden sollten?
Die Recherche führen wir arbeitsteilig durch und nutzen dabei neben dem Internet auch verschiedene Bücher (für Kinder oder für ErzieherInnen), in denen sich möglicherweise die passenden Informationen finden.
Nebenbei entsteht ein Pool an „Buchempfehlungen“, die sich an folgenden Fragen orientieren:
Wenn wir die Empfehlungen sammeln und veröffentlichen, haben wir später einen Fundus an Buchtipps (oder Warnhinweisen), auf die wir in vergleichbaren Situationen zugreifen können.
So sieht´s aus, nachdem wir die Informationen gesammelt und verarbeitet haben:
Weihnachten Krümelmonstergruppe
… und bevor es noch zu Missverständnissen kommt, gleich ein Text zu Risiken und Nebenwirkungen dieser Vorgehensweise:
Achtung: Kulturfalle!
Im Bereich der interkulturellen Erziehung ist es wichtig, nicht in die Kulturfalle zu tappen.
„Die Muslime“ oder „die Buddhisten“ gibt es genau so wenig, wie es „die Christen“ oder „die Katholiken“ bzw. „die Evangelischen“ gibt. Wenn ich weiß, welcher Religionsgemeinschaft jemand angehört, weiß ich eigentlich noch nicht viel, selbst wenn ich einiges über „die Religion“ gelernt habe. Ich weiß nicht, welche der religiösen Vorstellungen oder Gewohnheiten für den konkreten Menschen eine Rolle spielen und wie wichtig sie ihm sind. Ich weiß nicht, welche Geschichten er oder sie kennt, an welche Regeln er oder sie sich hält. Ich weiß nichts über seine Haltung zu anderen Religionen. Meine Kenntnisse über „den Islam“ oder „das Christentum“ bilden allenfalls eine Grundlage für ein Gespräch, in dem ich mit manchen Begriffen etwas anfangen kann und in dem ich eine gewisse Ahnung habe, wonach ich fragen könnte.
Ebenso ist es mit Menschen aus verschiedenen Ländern: Ich weiß nicht, ob ein aus Frankreich zugezogenes Kind zu Hause französische Weihnachtslieder singt – genauso wenig wie ich weiß, dass ein deutsches Kind gern Sauerkraut isst…
Eine interkulturelle Pädagogik, die Kinder als Vertreterinnen und Vertreter von Klischees behandelt, schadet mehr, als sie nützt. Sie löst unter Umständen überflüssige Fremdheitserfahrungen aus, so dass Vorurteile erst entwickelt werden, die die Kinder ohne die gut gemeinte Aktion gar nicht erst entwickelt hätten.
Also: Denken wir nicht, wir wüssten jetzt schon alles, was wir wissen müssen! Wir wissen gerade so viel, dass wir für ein Gespräch mit den Eltern und/oder den Kindern gut vorbereitet sind.
Im richtigen Leben würden wir an dieser Stelle vermutlich einen Elternabend durchführen. Da wir unsere Kindergruppe frei erfunden haben, ist das leider nicht möglich…
Professioneller Umgang mit Eltern aus verschiedenen Religionen und Kulturen ist ein eigener Bereich, zu dem es Literatur gibt – wer möchte, kann sich darauf gern spezialisieren und die Gruppe anschließend einweihen. Hat jemand Lust?
2. Planen
Unser Ergebnis aus der Informierenphase könnte man mit einem Satz zusammenfassen: Sooo kompliziert ist das alles gar nicht… viele Eltern lösen die (möglichen) „Probleme“ pragmatischer als erwartet. Und na klar: Ohne Absprache mit den Eltern geht gar nichts – darum kümmern wir uns am besten gleich beim Aufnahmegespräch, nicht erst kurz vor der Feier.
Bei der Gelegenheit können wir den Eltern auch gleich den Kern unseres Konzeptes zur interkulturellen Pädagogik schmackhaft machen. Wir haben uns mit einschlägiger Literatur befasst und daraus unsere „10 Gebote“ entwickelt:
Unsere Gebote Interkulturelle Erziehung
Bevor wir mit der Suche nach konkreten Ideen beginnen, stellen wir unser Weihnachtsfest unter ein Motto. Dieses bildet den roten Faden der Festgestaltung. Alle Ideen sollten dazu passen.
Grundsätzlich haben wir an dieser Stelle zwei Möglichkeiten:
Wir können den interkulturellen Aspekt direkt thematisieren, indem wir die kulturellen und/oder religiösen Besonderheiten aufgreifen und erfahrbar machen, z. B. so:
Die zweite grundsätzliche Möglichkeit ist die indirekte Thematisierung, bei der man darauf achtet,
dass sich jedes Kind mit den eigenen Traditionen und Gewohnheiten eher „nebenbei“ wiederfindet, ohne dass die Besonderheiten direkt betont werden,
und dass alle bei allem mitmachen können, so dass die Gemeinsamkeiten mehr erlebt werden als die Unterschiede.
Mögliche rote Fäden:
Dazu brauchen wir noch die Übersicht über die Elemente, die zu jedem Fest dazugehören (als Hilfsmittel, wenn wir nach Ideen suchen). Dazu nutzen wir eine Mindmap mit folgenden Hauptästen:
3. Entscheiden
Nun können wir alle Entscheidungen treffen (und begründen), die bei der Vorbereitung eines Festes notwendig sind.
Um ein bisschen Schwung in die Sache zu bringen, gestalten wir diese Phase als Wettbewerb. Hier die Ausschreibung:
Der Weihnachtsfeierwettbewerb Februar 2014
Und nun bin ich gespannt auf die Entwürfe!