Unendlichkeit(en)

Was ist Unendlichkeit?
Ein Symbol für Gott. Und ich finde eine ziemlich gutes.
„Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?“ (1. Könige 8, 26f)

Oder mit Anselm von C. : „Gott ist das, worüber hinaus ich nichts größeres denken kann“. Im Grunde soll die biblische Rede von dem ewigen Gott genau dies sagen: Es übersteigt unser Denk- und Wahrnehmungsvermögen.
Aber können wir Unendlichkeit evtl. doch denken, uns doch irgendwie vorstellen?

– Meist redet man (in religiösen Kontext) von Ewigkeit. Dem Ewigen, ohne Anfang und ohne Ende. „…bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Ps. 90,2
Bei Paul Tillich (Religionsphilosoph) findet sich die hilfreiche Unterscheidung: Ewigkeit im Chronos (also im kontinuierlichen Zeitablauf) und die „Ewigkeit im Jetzt“ (Kairos), einem erfüllten Zeitmoment.
Andreas Gryphius betrachtet im Gedicht die Zeit unter den beiden Blickwinkeln:
Mein sind die Jahre nicht die mir die Zeit genommen.
Mein sind die Jahre nicht / die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein / und nehm’ ich den in acht
So ist der mein / der Jahr und Ewigkeit gemacht.

– Ein anderer Zugang findet sich in der Mathematik, da gibt es die Unendlichkeit der natürlichen Zahlen (1,2,3….) und die Unendlichkeit der reellen Zahlen (-3; 2,7; pi …). Die Menge der reellen Zahlen ist größer als die der natürlichen Zahlen. Und die Mathematiker diskutieren, ob es zwischen den beiden „Unendlichkeiten“ ein Kontinuum gibt oder nicht (s. dazu den Podcast: https://detektor.fm/wissen/spektrum-podcast-unendlichkeiten.) Da geht es um Glaubensfragen!!

– Ich möchte nochmal anders ran gehen (angeregt von Nikolaus von Kues). Ein geometrisches Bild als Hilfestellung: Gott ist wie ein vollkommener Kreis. In diesen Kreis nun zeichne ich ein Dreieck. Dann ein Viereck, dann ein Achteck, und so weiter: ich erhöhe immer weiter die Anzahl der Ecken des Vielecks. Wird dieses in den Kreis gezeichnete Vieleck irgendwann den Kreis „erreichen“? Auf meinem Papier nie. In der Mathematik für x (Ecken) gegen Unendlich schon.


Ich finde dies gleichnishaft überwältigend. Wir Menschen, mit unserer Suche nach Gott, sind mit unserer Erkenntnis wie das zunehmende Vieleck. Wir suchen und fragen, wachsen, entwickeln uns, finden neue Erkenntnisse, machen neue Erfahrungen, besuchen Reliunterricht… Die Anzahl der Ecken erhöht sich. Jedoch werden wir damit nie den vollkommenen Kreis erreichen. Vielleicht aber immer mehr erahnen. Aber im Letzten bleibt es (geometrisch und theologisch) ein himmelweiter Unterschied zwischen uns und Gott und unser Weg zu ihm bleibt ein „Sprung des Glaubens“ (S. Kierkegaard). Das Suchen und Fragen wird nicht unsinnig. Nein! Aber es ist ein demütiges Suchen.

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