Der Westen, Säkularisierung und Religionen

Als Ergebnis eines Symposiums über die die Bedeutung von Religion und Religionen in der säkularisierten westlichen Welt  präsentieren “Stichwortgeber” wie  Politiker, Politikwissenschaftler, Journalisten, Soziologen Religionspädagogen und Theologen  eine Art Zwischenstand mit durchaus kontroversen Ansichten. Die Zielrichtung geht dabei auf die Entwickung eines zukunftsweisenden Frieden stiftenden interreligiösen Dialogs:

Christian Peters / Roland Löffler (Hg.):
Der Westen und seine Religionen.
Was kommt nach der Säkularisierung?
Freiburg u.a.: Herder 2010
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Buch des Monats Juli 2011: Interreligiöse Interpretationsmuster im pluralistischen Europa

Auslegung sog. heiliger Texte stehen in einer pluralistisch geprägten Welt unter den Auspizien der Globalisierung. Hermeneutiken, durchaus als Kunst der Auslegung verstanden, können sich nicht mehr auf nur eine Religion beschränken, sondern brauchen komparative theologische Muster. Gerade ein ehemals theologisch dominierendes Europa (und mit ihm der Westen überhaupt) muss umlernen. Interreligiöse Hermeneutiken auch als Re-Lektüre heiliger Schriften sind Wegstationen hin zu neuen Theologien der Religionen – gesättigt von den Begegnungserfahrungen der Menschen unterschiedlichen Glaubens. Arbeitskonzepte in dieser Richtung beschreibt das Buch:

David Cheetham / Ulrich Winkler / Judith Gruber (eds.):
Interreligious Hermeneutics in Pluralistic Europe.
Between Texts and People
Currents of Encounter, Vol. 40
Amsterdam / New York Rodopi 2011
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Buch des Monats Juni 2011 und Filmtipp: Die Rückkehr der Märtyrer

In den drei monotheistischen Religionen ist das Martyrium ein ausgeprochen ambivalentes Glaubenszeugnis. Dies wird noch um die Debatte der fanatisierten Selbstmordattentäter verschärft. Martyrium, Aggression und gesellschaftlicher Frieden sind darum die Pole, um die eine sachgemäße Auseinandersetzung gehen muss. Von Andreas Hofer ausgehend, haben Theologen, Religionspädagogen, Ethnologen und Historiker quer durch die Geschichte von Christen, Juden und Muslimen Fachleute – nicht nur einen Überblick zu diesem komplexen Thema ermöglicht, sondern auch beeindruckende Beispiele herangezogen.

Józef Niewiadomski / Roman Siebenrock (Hg.):
Opfer – Helden – Märtyrer.
Das Martyrium als religionspolitische Herausforderung
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2011
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Eine beeindruckende Ergänzung dieser Thematik bietet der Film
“Bis aufs Blut – Die Rückkehr der Märtyrer”,
für den der Dozent am Religionspädagischen Institut Karlsruhe, Michael Beisel, eine ausführliche Besprechung im Baden-Württembergischen Landesmediendienst vorgelegt hat. Gerade für den Unterricht in der Sekundarstufe I und II werden hier orientierende Hilfestellungen zum Umgang mit dem Phänomen des Märtyrertuns in Vergangenheit und Gegenwart gelegt: Mehr Infos hier

Gemeinsames Gebet von Juden, Christen und Muslimen?

Der Glaube von Juden, Christen und Muslimen hat viele Gemeinsamkeiten, aber es ziehen sich auch erhebliche Trennlinien durch die drei Monotheismen, man denke an die Trinitätslehre oder an die Vorstellung von Christus als Sohn Gottes. Der im interreligiösen Dialog engagierte Andreas Renz hat es unternommen, diese Unterschiede aufzuzeigen udn Gemeinsamkeiten bis in die “trialogische” Praxis hin auszuloten. Beim interreligiösen Gebet hat er jedoch Bedenken:

Andreas Renz:
Beten wir alle zum gleichen Gott?
Wie Juden, Christen und Muslime glauben
München: Kösel 2011
— Rezension hier —

Kinderbücher zum Verstehen des Islam und anderer Religionen

Der Übersetzer und Schriftsteller Milad Ahamd Karimi ist durch seine poetische Übersetzung des Korans bekannt geworden. Die Vermittlung eines auf Frieden ausgerichteten Islam liegt ihm am Herzen. So hat er ein besonderes Verlagsprojekt initiiert, dessen Leiter er ist, den
Salam Kinder- und Jugendbuchverlag in Freiburg/Br.
Hier sind bereits eine Reihe kindgemäßer Bücher entstanden, inzwischen auch zum Propheten Mohammed und zu Yusuf (dem alttestamentlichen Josef):

  • Bärbel Manaar Drechsler: Yusuf der Prophet, 2011
  • Nadia Doukali: Muhammad, Prophet des Friedens, 2011
    — Rezensionen hier —

Auf der Ebene kindgemäßer Hinführung zu den Religionen im Sinne einer Erzählgemeinschaft innerhalb einer Religion oder in der Begegnung der Religionen gibt es inzwischen zwar einiges auf dem Markt. Vieles müsste jedoch noch bekannter werden.

 

Japanischen Shintoismus verstehen lernen

Erdbeben, Tsunami, und Atomkatastrope in Japan im März 2011 haben den Fokus verstärkt auch auf die Mentalitäten dieses Landes im “Fernen Osten” gerückt. Zum besseren Verstehen ist es auch nötig, mehr über die Religiosität der Japaner zu erfahren. Das tut in vorzüglicher Weise im Blick auf den Shintoismus das leicht zu lesende englischsprachige Buch:

Aidan Rankin:
Shinto. A Celebration of Life
Winchester (UK) / Washington (USA): O-Books 2011
— Ausführliche Rezension hier

Da die Vielfalt der Religionen Japans im Zusammenhang mit dem Shintoismus in deutschsprachigen Raum noch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden sollte, seien hier noch einige Titel aus der INTR°A-Bibliothek erwähnt:

  • Ulrich Dehn: Religionen in Ostasien und christliche Begegnungen. Frankfurt/M.: Lembeck 2006
  • Michiko Yusa: Japanische Religionen. Spannung zwischen Tradition und Moderne. Herder spektrum 5865. Freiburg u.a.: Herder 2007

Leicht zu lesende englische Literatur:

  • Brian Bocking: A Popular Dictionary of Shinto. Richmond/Surrey (UK): Curzon 1996
  • C. Scott Littleton: Understanding Shinto. London: Duncan Baird 2002
  • Ian Reader: Religion in Contemporary Japan. London: Macmillan 1991

 

Online-Zugänge für das Handbuch der Religionen

Trotz starker Digitalisierung in der Kultur des Buches ziehen es immer noch viele vor, sich Material auf der “Papierbasis” zu besorgen. Dazu gehört seit 1997 das von Udo Tworuschka und Michael Klöcker im Olzog-Verlag München herausgegebene

HANDBUCH DER RELIGIONEN (HdR) (hier auch Leseproben)

Viele Spezialisten und für die einzelnen Themenfelder zuständige Fachgebietsleiter haben dieses Handbuch im Ringformat mit jährlichen Ergänzungslieferungen zu einem vierbändigen Werk anwachsen lassen. Für den deutschsprachigen Raum liegt damit ein umfangreicher religiöser Überblick vor. Das macht allerdings die Übersicht und schnelle Auffindbarkeit bestimmter einzelner Themen nicht gerade leichter. So ist es zu begrüßen, dass über eine Suchmaske nun alle Artikel (die meisten gegen geringe Gebühr) online abgerufen und heruntergeladen werden können:

Online-Zugang zum HdR (Volltextsuche): hier

Dieses umfassende Werk zu den Konfessionen und Religionen  im deutschsprachigen Raum hat mit seinen Grundsatzbeiträgen eine religionswissenschaftliche Basis gelegt. Mit den Aktualisierungen zu religiösen Entwicklungen und Veränderungen dürfte es für die Recherche von Fachleuten und Interessierten nun noch besseren Zugang zu sachkompetenter Orientierung bieten.

 

 

Erlösungsvorstellungen im Roman von David Safier: Reinkarnation und Karma

Der Roman “Mieses Karma” des Bestsellerautors David Safier zeigt die hohe Attraktivität asiatischer Jenseitsvorstellungen für jüngere LeserInnen. Entscheidende Existenzfragen werden literarisch in unterhaltsamer Sprache aufgenommen. Es geht auch nicht um religionswissenscashftlkiche Exaktheit, sondern um eine attraktive Konfrontation mit hinduistischen und buddhistischen Vorstellungen.  Es ist ein Roman, den Unterrichtende durchaus auch in der Schule einsetzen können:

David Safier: Mieses Karma. Roman
Reinbek b. Hamburg: Rowohlt,
rororo TB 24455, 2007, 2008, 10. Aufl. u.ö.
— Rezension hier —

Vgl. eine aufgrund der große Breitenwirkung des Romans und der Reaktionen darauf:
Eine spirituell geprägte Einschätzung: hier

Buch des Monats Mai 2011: Neu-Orient-ierungen für den Orient

Das Orient-Bild im Westen schwankt zwischen dem Zauber von 1001 Nacht und der Rückständigkeit der Welt östlich und südlich des Mittelmeers. Die Orientalistik als zuständige Wissenschaft ist inzwischen dabei, eine Revision westlicher Zerrbilder vorzunehmen. Einen wesentlichen und höchst aktuellen Schritt in diese Richtung leistet der Band:

Burkhard Schnepel, Gunnar Brands, Hanne Schönig (Hg.):
Orient – Orientalistik – Orientalismus.
Geschichte und Aktualität einer Debatte.
Postcolonial Studies Bd. 5
Bielefeld: Transcript 2011
— Rezension hier —

 

Interreligiöses Lernen – Standards im Trialog – nicht nur für Schulen

Die Herbert Quandt-Stiftung hat seit 2006 das interreligiöse Lernen in den drei monotheistischen Religionen durch Schulwettbewerbe besonders gefördert. Schulformspezifisch wurden so Gemeinsamkeiten udn Unterschiede benannt und religiöse Identität verstärkt. Die beiden Religionspädagogen von der Universität Münster, Prof. Dr. Clauß Peter Sajak und  Ann-Kathrin Muth haben aus diesen Erfahrungen “Standards für das trialogische Lernen” entwickelt: Wichtige Kriterien für eine weiterführende interreligiöse Bildung, die sie auf 42 Seiten zusammengefasst haben.

Download  bei der Herbert Quandtstiftung : hier