Buch des Monats Oktober 2011: Neuformierung von Religion(en)

Derzeit wird viel und intensiv über die (wachsende) Bedeutung oder die zunehmenden Bedeutungslosigkeit in den westlichen Gesellschaften diskutiert. Unter religionswissenschaftlichen, aber keineswegs abstrahierenden Analysen zeigen die Autoren, dass es nicht nur an der Zeit ist, sondern dringend notwendig ist, die Rolle der Religion(en) in der Gesellschaft neu auszuhandeln:

Martin Baumann / Frank Neubert (Hg.):
Religionspolitik – Öffentlichkeit – Wissenschaft
Studien zur Neuformierung der Religion in der Gegenwart.
CULTuREL 1
Zürich: Pano 2010
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Vgl. Weitere Buchbesprechungen aus der INTR°A-Bibliothek  zu:
„Wiederkehr der Religion?“, Religionen in der Moderne, Säkularisierung

Ruth Maria Kubitschek – Brücken zwischen den Religionen

Die bekannte Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek ist zugleich eine interessant zu lesende Schriftstellerin. Mancher stellt sie wegen Ihrer Engelbücher auch in die esoterische Ecke. Aber dieser Erzählerin geht es um mehr, nämlich um eine vertiefte Spiritualität liebender Toleranz, die sich besonders aus den mystischen Quellen der Religionen speist.

Ruth Maria Kubitschek:
Sterne über der Wüste.
Roman
München: LangenMüller 2011
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Religionen verstehen – Wegbereiter und Klassiker

Der Religionswissenschaftler Udo Tworuschka möchte, dass der Religionswissenschaft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Besonders als Praktische Religionswissenschaft dient sie der Vermittlung und Erweiterung des Verständnisses von Religion und Religionen. Zugleich dient sie einer sachkompetenten und emphatischen Begegnung der Religionen. Neben der Analyse von bekannten Religionswissenschaftlern und deren Konzeptionen ist darum auch die didaktische Hinführung für Studierende und Interessierte gleichermaßen wichtig. Das leistet ein Arbeitsbuch, das wichtige Religionswissenschaftler und deren Konzepte vorstellt:

Udo Tworuschka:
Religionswissenschaft. Wegbereiter und Klassiker
UTB 3492. Köln u.a.: Böhlau 2011
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Von Udo Tworuschka (die meisten Titel zusammen mit Monika Tworuschka)
wurden bereits folgende Bücher besprochen:

 

Buch des Monats September 2011: Wiederkehr der Religion?

Die Versuche, die veränderten Bedingungenen von Religion und Religiosität in den modernen gleichzeitig religiös-pluralen Gesellschaften, besonders von denen in Europa, zu analysieren und zu bewerten, sind unterschiedlich. Sie werden oft genug von bestimmten religiösen oder a-religiösen Interessen ängstlich oder begeistert gesteuert.  Der Religionswissenschaftler und Soziologe Volkhard Krech von der Ruhruniversität Bochum lässt sich nicht auf Spekulationen ein, sondern analysiert sorgfältig, wie die religiöse Gemengelage zwischen Säkularisierung, Individualisierung und Sakralisierung unter dem Leitmotiv der Kommunikation einzuschätzen ist. So entstand kein Buch für die schnelle Lektüre, aber es lohnt:

Volkhard Krech: Wo bleibt die Religion?
Zur Ambivalenz des Religiösen in der modernen Gesellschaft
Bielefeld: Transcript 2011
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Titel mit ähnlicher Thematik, die bereits unter Ein-Sichten besprochen wurden:

 

Interreligiöses Lernen im Kindergarten

Interreligiöses Lernen gehört in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft zu den Gundmustern der Erziehung. Bisher gibt es zwar einiges an Material zum interkulturellen Lernen im Kindergartenalter, aber wenig zur interreligiösen Erziehung.
Vgl. dazu auch den Beitrag von Jörg Lohrer in rpi-virtuell zu einer bundesweiten Studie der Universität Tübingen
Diese mehrfach schon aufgezeigte didaktische Lücke füllen die beiden Autoren kompetent praxisorientiert auf. Aber nicht nur Erzieher/innen und Eltern können hier  lernen, sondern allen, denen eine solide Wertevermittlung am Herzen liegt:

Carola Fleck / Stephan Leimgruber:
Interreligiöses Lernen in der Kita.
Grundwissen und Arbeitshilfen für Erzieher/innen
Köln: Bildungsverlag EINS 2011
(mit vielen Bildern und Schautafeln)
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Praxisbuch zum interreligiösen Lernen – von und mit den Weltreligionen

Angesichts der Globalisierung sind uns die großen Weltreligionen nahe gerückt. Aber eine Religion verstehen lernen, setzt neben der Information praktische Zugänge voraus. Gerade Unterrichtende brauchen didaktische und methodische Möglichkeiten, um die Begegnung mit der eigenen Glaubensweise und den eher fremden Religionen sinnvoll werden zu lassen.  Das vorliegende Buch, an der Schnittstelle von Theorie und Praxis entstanden, dürfte hier vorzügliche Dienste leisten:

Claus Peter Sajak
(unter Mitarbeit von Katrin Gergen-Woll,
Barbara Huber-Rudolf und Jan Woppowa):

Kippa, Kelch, Koran.
Interreligiöses Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen
Ein Praxisbuch
München: Kösel 2010
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Buch des Monats Juli 2011: Interreligiöse Interpretationsmuster im pluralistischen Europa

Auslegung sog. heiliger Texte stehen in einer pluralistisch geprägten Welt unter den Auspizien der Globalisierung. Hermeneutiken, durchaus als Kunst der Auslegung verstanden, können sich nicht mehr auf nur eine Religion beschränken, sondern brauchen komparative theologische Muster. Gerade ein ehemals theologisch dominierendes Europa (und mit ihm der Westen überhaupt) muss umlernen. Interreligiöse Hermeneutiken auch als Re-Lektüre heiliger Schriften sind Wegstationen hin zu neuen Theologien der Religionen – gesättigt von den Begegnungserfahrungen der Menschen unterschiedlichen Glaubens. Arbeitskonzepte in dieser Richtung beschreibt das Buch:

David Cheetham / Ulrich Winkler / Judith Gruber (eds.):
Interreligious Hermeneutics in Pluralistic Europe.
Between Texts and People
Currents of Encounter, Vol. 40
Amsterdam / New York Rodopi 2011
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Gemeinsames Gebet von Juden, Christen und Muslimen?

Der Glaube von Juden, Christen und Muslimen hat viele Gemeinsamkeiten, aber es ziehen sich auch erhebliche Trennlinien durch die drei Monotheismen, man denke an die Trinitätslehre oder an die Vorstellung von Christus als Sohn Gottes. Der im interreligiösen Dialog engagierte Andreas Renz hat es unternommen, diese Unterschiede aufzuzeigen udn Gemeinsamkeiten bis in die „trialogische“ Praxis hin auszuloten. Beim interreligiösen Gebet hat er jedoch Bedenken:

Andreas Renz:
Beten wir alle zum gleichen Gott?
Wie Juden, Christen und Muslime glauben
München: Kösel 2011
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Kinderbücher zum Verstehen des Islam und anderer Religionen

Der Übersetzer und Schriftsteller Milad Ahamd Karimi ist durch seine poetische Übersetzung des Korans bekannt geworden. Die Vermittlung eines auf Frieden ausgerichteten Islam liegt ihm am Herzen. So hat er ein besonderes Verlagsprojekt initiiert, dessen Leiter er ist, den
Salam Kinder- und Jugendbuchverlag in Freiburg/Br.
Hier sind bereits eine Reihe kindgemäßer Bücher entstanden, inzwischen auch zum Propheten Mohammed und zu Yusuf (dem alttestamentlichen Josef):

  • Bärbel Manaar Drechsler: Yusuf der Prophet, 2011
  • Nadia Doukali: Muhammad, Prophet des Friedens, 2011
    — Rezensionen hier —

Auf der Ebene kindgemäßer Hinführung zu den Religionen im Sinne einer Erzählgemeinschaft innerhalb einer Religion oder in der Begegnung der Religionen gibt es inzwischen zwar einiges auf dem Markt. Vieles müsste jedoch noch bekannter werden.

 

Die alten Werte für das neue Europa?

Der belgische Politiker, Europa-Befürworter und aktive Katholik Herman van Rompuy sieht in den christlichen Werten einen wichtigen Beitrag für die Zukunft eines gemeinsamen Europas. So möchte er den „christlichen Intellektuellen“ wiederbeleben, damit die Visionen solcher Denker in den sich verändernden, säkularisierten Gesellschaften  aufs Neue Wert-Gestalt gewinnen: Verantwortung für den Einzelnen und die Welt über das rein Humanistische hinaus: Lebensweisheit und aktives Handeln von Gott her .

Herman van Rompuy:
Christentum und Moderne.
Werte für für die Zukunft Europas
Aus dem Niederländischen von Karl Georg Cadenbach
Kevelaer: Butzon & Bercker 2010
— Rezension hier —