Archiv für den Tag: 25. Oktober 2013

Wochenaufgabe 4 Meine Vorbereitung

Hallo da draußen,

inzwischen wird es höchste Zeit für mich, die Materialien für meine Lernlandschaft zusammenzutragen, denn am kommenden Dienstag möchte ich meine Klasse zum Erkunden einladen. Wie bisher werde ich einfach beim Herumwühlen erzählen, was ich so mache und mir dabei denke – und Beispiele hinterlegen, die ich für den Unterricht sowieso gerade gestalte.

Diesmal werde ich allerdings einen kleinen Exkurs vorschalten, denn mein Zeug zur Fragestellung ist inzwischen im fünften Jahr. Vier Schülerjahrgänge haben daran mitgewirkt, und wie im Schneeballsystem ist inzwischen einiges zusammengekommen. Ich möchte einerseits den Eindruck vermeiden, man bräuchte das alles unbedingt – braucht man nicht, man kann schlicht anfangen und den Fundus mit der Zeit ausbauen. Deshalb beginne ich exemplarisch.

Andererseits will ich Euch die Vielfalt der Möglichkeiten nicht vorenthalten, denn gerade das liebe ich besonders: die Struktur, die das Ganze handhabbar macht und erlaubt, an allen Ecken und Enden Passendes zu integrieren – den klaren Gedankengang, der im Hintergrund das Gerüst abgibt und im Vordergrund ohne viel Aufwand so viel kreative Ideen ermöglicht. Um dafür zu werben, brauche ich die Vielfalt der Beispiele. Lasst Euch bitte davon nicht abschrecken…

Mit den Klassen achte ich darauf natürlich auch. Deshalb beginnen wir nicht gleich mit der Vielzahl der Angebote, sondern mit einem grundlegenden Lernangebot zum „Umgang mit Sterbenden“ – nach dem Prinzip „gleicher Text – offene Aufgabe dazu“.

Die Klasse sollte dies eigentlich hinter sich haben. Sie hat sich aber gewünscht, die Kenntnisse über das Modell der Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross noch einmal aufzufrischen, bevor es an alternative Modelle und speziellere Aspekte geht. Deshalb wird die Aufgabe dazu am Dienstag auf jeden Fall mit im Angebot sein. Ob sie dann von allen bearbeitet wird oder sich Einzelne etwas einfallen lassen und anschließend die anderen ins Bild setzen, überlasse ich der gemeinsamen Planung. Was weiß denn ich, wer die Auffrischung nötig hat und wer nicht. Natürlich hätte ich mit einem Einstiegstest beginnen können… ich fand das Fach aber schon unbeliebt genug 😉 Machen wir später bestimmt mal, aber nicht in den ersten Stunden, da soll mir die Selbsteinschätzung genügen.

Für den Blog habe ich die Vorlage etwas gekürzt, es geht ja nur um die Demonstration.

So sieht´s aus:

Lernsituation B 1 Der Weg des Sterbens Kurzversion

So ähnlich sind all unsere Aufgabenblätter aufgebaut: Wir beginnen immer mit einer Situation aus dem Leben – diese hier ist sehr komplex, weil es um Grundlagen für viele verschiedene Anwendungskontexte geht. Bei den späteren Beispielen wird es etwas konkreter, da wir uns dann einzelnen „Szenen aus dem Leben“ zuwenden.

Bereits an dieser Stelle empfinde ich manchmal einen gewissen Diskussionsbedarf, weil ich Unterschiede im Verständnis des Begriffs „Anforderungssituationen“ wahrnehme. Da, wo ich arbeite, sind „Lernsituationen“ möglichst realitätsnahe oder sogar echte, problemhaltige, zum Handeln auffordernde, nicht leicht zu lösende „Fälle“, die ihre Dynamik dadurch bekommen, dass die Schülerinnen und Schüler sich gut vorstellen können, selber in eine solche Lage zu geraten und diese kompetent bewältigen zu müssen. Der Begriff der Anforderungssituationen, wie Gabriele Obst ihn beschreibt (mit den 5 großen Bereichen, in denen solche Situationen aufbrechen können), passt als abstraktere Fassung gut dazu. Filme, Bilder etc., mit deren Hilfe „Religion gezeigt werden kann“, würden wir in der Regel hingegen eher den „Methoden zur Anschlussbildung“ zurechnen. Ich hoffe, dass das in der Produktionsphase nicht zum Stolperstein wird…

ich schaue gerade mal, ob ich unsere Seite „Schritte zur Lernsituation“ irgendwo finde, da sind nämlich die Kriterien drauf…. ja, hier:

Schritte zur Lernsituation

Es folgen auf dem Aufgabenblatt Hinweise zum möglichen Kompetenzzuwachs, oft Impulse zur Einstimmung (diesmal unnötig, da wird letzte Stunde bereits gemeinsam Anschluss an die Fragestellung gefunden haben), Literaturhinweise, evtl. auch Textausschnitte für die Phasen des Informierens und/oder Planens, Hinweise zur Bearbeitung und Anregungen für Handlungsprodukte.

Auf diesem Aufgabenblatt hier fehlt ein ausdrücklicher Hinweise auf die anschließende Präsentation sowie Bewertungskriterien – erstere haben wir noch nicht ausgehandelt (dem will ich nicht vorgreifen), letztere habe ich ausgelagert (in den Punktekatalog, auf den ich später zu sprechen komme).

Die Schrittfolge…

  1. Informieren (Welches Wissen benötige ich, um in der Situation zurechtzukommen?)
  2. Planen (Was will ich erreichen? Welche Verhaltensmöglichkeiten habe ich, um dorthin zu kommen? An welchen Kriterien messe ich eine erfolgreiche Lösung)
  3. Entscheiden (Welche Möglichkeit des Vorgehens wähle ich aus?)
  4. Durchführen (Hier wird das Problem gelöst – als Simulation oder echte Anwendung in der beruflichen Praxis, je nachdem auch in Form einer Präsentation)
  5. Kontrollieren (Entspricht das Ergebnis meinen Kriterien? Was sagen andere dazu?)
  6. Bewerten (Was kann ich jetzt besser als zuvor? In welchen anderen Situationen nützt mir das? Was ist ein günstiger nächster Schritt?)

… ist grundsätzlich immer die gleiche – was das Konzipieren von Aufgaben (mit etwas Übung) ungemein erleichtert, gleichzeitig aber eine Vielzahl möglicher Lernwege und Grade der Offenheit ermöglicht. Jeder Schritt kann bei Bedarf angeleitet und mit passenden Methoden unterstützt werden – wenn kein solcher Bedarf besteht, reicht es, die passende Arbeitsfrage zu stellen. Die SchülerInnen, die sich selber Aufgaben stellen möchten, bekommen ein entsprechendes (universell passendes) Blatt zur Orientierung, so lange sie es benötigen. Im Grunde ist der Gedankengang in sich aber so organisch, dass man ihm auch ohne Hilfsmittel gut folgen kann. Wir streben an, dass die Schülerinnen am Ende der Ausbildung in der Lage sind, eine in der Praxis auftretende „Situation“ auch ohne unsere Hilfe kompetent zu bewältigen – Informationen zu suchen, angemessene Entscheidungen zu treffen, umzusetzen und die Wirkung zu überprüfen. Deshalb legen wir den Unterricht auf jeweils größtmögliche Selbststeuerung (und nur so viel „Lenkung“ durch den Lehrer wie unbedingt nötig) an.

Wo stand noch gleich „Kompetenzorientierter Unterricht muss nicht unbedingt handlungsorientiert sein“? In Rheinland-Pfalz ist die Empfehlung (z. B. im Lehrplan für die Berufsbildenden Schulen, auch in dem für die Fachschule Altenpflege) deutlich: der Unterricht ist in aller Regel problemorientiert, und die Probleme sind situiert, und zwar so realitätsnah wie möglich. Und dann geht man „handelnd“ damit um (das kann auch eine „denkende“ Handlung sein, wenn das Problem ein gedankliches ist…). Ich find´s gut, Lehrplan hin oder her (ups…).

Das zu den „Lernsituationen“ (oder auch „Lernjobs“, meinetwegen auch „Lernaufgaben“) prinzipiell.

Das eingestellte Beispiel eignet sich schon durchaus zur Erprobung, wenn jemand das möchte. Wem es noch zu offen ist (oder wer Recherchezeit sparen will oder ohne Internetzugang unterrichtet oder…), der möge Literatur vorgeben. Bloß bitte nicht die Freiheit bei den kreativen Handlungsprodukten einschränken, das wäre sehr schade! Wenn es denn technisch funktionieren würde, könnte ich eine Galerie mit sensationellen Fotos von Handlungsprodukten aus früheren Jahren einstellen, echt unglaublich zum Teil, wirklich wahr…

Bei nächster Gelegenheit möchte ich Euch gern die Hilfsmittel zeigen, mit deren Hilfe wir im Unterricht den Überblick über all die möglichen Teilkompetenzen, Einzelszenen, Arbeitsmaterialien usw. behalten. Man muss sie nicht haben,  sie machen es bloß einfacher, wenn man sie einmal hat. Aber für den Moment reicht´s…

 

 

Wochenaufgabe 4 Exkurs zu kleinen Handgriffen

Hallo openreli,

Jörgs Rückfrage zum Plakat brachte mich drauf, dass ich beim Erzählen ein paar Details vergessen habe, die meine Klasse ganz sicher erwähnt hätte. Keine Ahnung, ob Ihr so handwerkliches Zeug wissen wollt oder ob es Euch mehr um die fundamentalen Prinzipien geht – ich schicke mal einen kleinen Exkurs in die Welt und warte ab, was passiert 😉

Unterricht braucht Struktur – ja, unbedingt. Zumindest einen erkennbaren Anfang, einen erkennbaren Schluss und Klarheit über die Spielräume dazwischen. Unterricht braucht Transparenz. Und er braucht Mitsprachemöglichkeiten – weshalb mit „der Lehrer veröffentlicht den Arbeitsplan“ zu wenig ist.

Wir haben als Synthese „Heute im Angebot“ ritualisiert (herzlichen Dank an Michael, dem ich die Idee abgeguckt habe…):

Zu Beginn jeder Stunde visualisiere ich einen Vorschlag (!) zum Stundenverlauf in freundlicher Form an der Tafel. Wir reden darüber (!), verhandeln, stellen um/ergänzen/streichen oder auch nicht, segnen die Agenda ab, und erst dann geht es los. Klingt aufwändig, dauert in der Regel keine 3 Minuten, ist aber sehr wirksam: Die Schülerinnen melden mir sehr regelmäßig zurück, dass sie sich ernst genommen fühlen, dass ihnen die Klarheit über die Spielräume Sicherheit gibt, dass sie den Humor schätzen, aber auch die offensichtlich vorbereiteten Stunden. Sie mögen die teilweise leicht verrätselten Angaben (das aktiviert schon mal das Hirn – manche Schüler haben schon beim Anschreiben laut versucht zu raten, wie der Satz weitergeht – sehr witzig!), und sie mögen die Hasen.

Hier unser „Heute im Angebot“ für die Stunde mit den „Guter Unterricht“ – Plakaten:

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Heute im Angebot

Ach ja, die Hasen… Sie stehen für die Stellen im Stundenverlauf, an denen ich die Schülerinnen bitte, meine „Versuchskaninchen“ zu sein (bitte hört unbedingt das Augenzwinkern mit!!!). Da probieren wir etwas aus: eine frisch erfundene Methode, eine pädagogische Idee, irgendetwas Unerwartetes… ich stelle vor, was ich gern erproben möchte, die Schülerinnen diskutieren kurz das Für und Wider (erstaunlich, wie sie die Potentiale einschätzen können!), entscheiden sich für oder gegen den Vorschlag, und dann versuchen wir´s (oder auch nicht). Nach der Erprobung werten wir die Erfahrungen aus und entscheiden, ob wir die Idee ins Repertoire aufnehmen oder ob es bei dem einen Versuch bleibt. Der Hase suggeriert ein Stück Narrenfreiheit: was immer hier schiefgeht, liegt an der Idee, nicht an den SchülerInnen. Aber das ist sowieso unsere Grundhaltung.

O-Ton am Donnerstag: „Wenn nie jemand was ausprobiert, bleibt Schule ja immer, wie sie war – das kann man nicht wollen! Irgendwer ist ja immer der erste, der eine neue Idee ausprobiert – da machen wir gerne mit.“ Schön, oder?

Eine zufällige Entdeckung noch: Ich hab mich am Donnerstag dabei erwischt, dass ich einige Überlegungen auf der Metaebene etwas gedankenverloren (weil heftig denkend) laut ausgesprochen habe. „Ich hätte jetzt wohl noch ein Plakat vorbereitet, auf dem man die 5 anderen zusammenfassen könnte – hmmm… – aber wir sind uns ja schon einig… hmmm… – wenn wir das jetzt noch machen, zerreden wir es nur… hmmm… ich glaube, wir sind reif für den nächsten Schritt…“ – solche Sachen. Das war wirklich kein bewusster Schritt, hat aber überraschend gewirkt: Ich habe viel Nicken und Zuhörgeräusche als Resonanz bekommen, einmal auch ein „Sollten wir nicht erst noch …?“ Das hatte mit der Tagesordnung, die ja eher grobschrittig ist, gar nicht viel zu tun, hat aber heftiges Mitdenken ausgelöst. Fand ich gut – ich glaube, das gewöhne ich mir an. In Maßen, natürlich.

 

 

 

Wochenaufgabe 4 (Anschluss ermöglichen)

Hallo openreli,

weiter geht´s mit dem „Reisebericht“ durch meine Lernlandschaft…

Nach dem Ausflug auf die Metaebene, wo wir Vorerfahrungen, Rollen, Erwartungen, grundsätzliche Bedürfnisse und Bedenken für den Moment geklärt haben, waren die Weichen gestellt, um gemeinsam die ersten konkreten Schritte zu planen und sie Landkarte für die Lernlandschaft anzulegen.

Der Wunsch für den zentralen Kompetenzbereich des Schuljahres kam schon in der allerersten Stunde aus der Lerngruppe: Die Schülerinnen und Schüler möchten gern die Aufgabe der Sterbebegleitung im Altenheim bzw. in der ambulanten Pflege so kompetent wie möglich bewältigen und sehen „Religion“ dabei als wichtige Ressource an. Damit war die übergreifende Lernsituation bereits ausgehandelt.

So sind wir anschließend praktisch vorgegangen:

Ich habe die Kompetenz-Frage formuliert – „Sie werden in Ihrem Beruf in die Situation kommen, dass ein Mensch stirbt. Was möchten Sie dafür gern können?“ – mündlich in den Raum gestellt, und dann schriftlich in die Mitte einer Pinnwand gepinnt.

Die Schülerinnen hatten 5 Minuten allein mit Zettel und Stift, um sich Gedanken zu machen, dann gab es 10 Minuten Gelegenheit zum Gespräch mit der Nachbarin/dem Nachbarn, und anschließend haben wir die verschiedene „Wunschkompetenzen“ an der Pinnwand gesammelt, geclustert und mit Überschriften versehen. Hier das Ergebnis:

Pinnwand Kompetenzencluster

Was hier so harmlos (und im Moment noch unlesbar, ich weiß – Moment bitte!) aussieht, ist Ergebnis eines engagierten Austauschs: Erste selbst erlebte Szenen wurden erzählt (wichtiger Stoff für die späteren Aufgaben, vor allem aber unschätzbar wichtig für die Motivation), Projektideen angerissen, strukturierende Vorschläge gemacht („Das brauchen wir alle noch mal“ – „das sind speziellere Interessen“ – „hier kenne ich einen Experten“ – „das könnte eine von uns  bearbeiten und uns dann alle darüber informieren“ – „hierzu hab ich schon mal eine Fortbildung gemacht und kann berichten“ –  …). Die ganze Zeit über waren die SchülerInnen ganz bei sich und den eigenen Kompetenzzielen – zumal sie wussten, dass es nicht zu einer Abstimmung oder dergleichen kommen würde, sondern dass sie tatsächlich die freie Wahl haben würden,  welche mögliche Situation Ihnen besonders auf den Nägeln brennt, woran sie also arbeiten möchten. Die Aufmerksamkeit lag bei ca. 95%, die Beteiligung bei über 50 % – bei 31 SchülerInnen nicht selbstverständlich…

Wenn Sie nun denken: „Na ja, Altenpflege, da ist das ja einfach…!“ – stimmt, wohl wahr! So glatt geht es nicht überall, aber prinzipiell und etwas methodisch angereichert hab ich das auch schon im BVJ, in der BF 1 und 2, im Beruflichen Gymnasium, in der HBFS und bei den Erzieherinnen ähnlich gemacht. Knackpunkt gleich zu Beginn ist nach meiner Erfahrung die Eröffnungsfrage: Wenn ich die Gruppe frage „Was interessiert Sie?“, „Worüber möchten Sie sprechen?“, bekomme ich Themenstichworte genannt. Von da aus ist der Weg zu Kompetenzen recht weit, auch für mich. Wenn ich (sinngemäß, in der Klasse angepasster Variante) hingegen frage „Was möchten Sie gern können?“, „Was möchten Sie im Reliunterricht für Ihr Leben lernen?“, „Was sollte hier passieren, damit Sie sagen, dass es sich gelohnt hat?“ oder auch „In welchen Situationen begegnet Ihnen Religion in Ihrem Leben?“ entsteht ein ganz anderes Gespräch. Das darf auch zutiefst kritisch sein, auch damit kann man ja arbeiten…. Wenn jemand an entsprechenden Methoden interessiert ist, kann ich übrigens  (später!) gern Ideen beisteuern, da hätten auch meine Refs was von…

Ich werbe jedenfalls ausdrücklich dafür, nicht mit einer (noch so gut durchdachten) fertigen Einheit in die Klasse zu gehen, sondern von Anfang an die Verantwortung für Ziele und Vorhaben mit der Klasse mindestens zu teilen, nach und nach auch weitgehend zu delegieren. Das gilt für die Ausgangssituation, aber auch für jeden Schritt danach – die Schülerinnen sollen lernen, in Situationen mit religiösem Kontext kompetent zu agieren, und das lernen sie nicht, wenn sie meinen Plänen und Entscheidungen folgen, sondern wenn sie selber planen und entscheiden lernen. Dies ist m. E. bei manchen der diversen Kriterienkatalogen noch nicht zu Ende gedacht. Ich kann nicht beides haben: Orientierung an individuellen Entwicklungsprozessen der Schülerinnen einerseits, Selbstverantwortung, Offenheit für verschiedene Lernwege, Kompetenzzuwachs auf der Metaebene –  und eine Lehrerrolle, bei der ich dafür die Ideen mitbringen, die Prozesse kontrollieren, jederzeit die Zügel in der Hand haben muss. Das muss ja zwangsläufig zu Überforderung führen…

Dass sich bei mir im Lauf der Zeit dann doch eine Sammlung „guter“ Aufgaben entwickelt, die ich der Gruppe (und den KollegInnen) zur Auswahl stellen oder als Anregung eigener Ideen zeigen kann, steht auf einem anderen Blatt, dazu später mehr – aber eine Flut von differenzierten „Arbeitsblättern“ ist keine Voraussetzung für guten kompetenzorientierten Unterricht. Ich kann auch nur mit der Eröffnungsfrage in die Klasse gehen und aufmerksam begleiten, was dann passiert. Das kostet Mut, ganz sicher, aber vielleicht nur beim ersten Mal… Den Wechsel des Klimas, das Aufblitzen der Motivation sollte man jedenfalls mal erlebt haben.

Regelmäßig erlebe ich übrigens, dass SchülerInnen im Lauf des Schuljahres beginnen, mir ihre Anforderungssituationen  von sich aus anzutragen und um die Beratung der Klasse bei der Lösung des Problems dahinter zu bitten – sehr schön war im letzten Jahr z. B. der Impuls „Ich möchte meiner Tochter zu Nikolaus ein Buch mit der Weihnachtsgeschichte drin schenken – welches empfehlen sie mir?“ Zwei Doppelstunden später hatte die Schülerin 22 Bucheinschätzungen aus der Klasse vorliegen, die Highlights wurden heftig „beworben“ – und wieder zwei Stunden später gab es dann den Bericht, wie dem Kind das Buch gefallen hat.  Meine Rolle: Die Bücher anschleppen (auch nur, weil ich sie zufällig besitze – sonst hätte der Weg zur Bücherei zur Aufgabenstellung gehört) und den Buchempfehlungsbogen, eine meiner Universalaufgaben, ausdrucken. Moderieren. Zeit geben. Am Ende fragen: Und was können wir jetzt besser? – Wo können wir das noch gebrauchen? Für´s Gewissen: Verortung im Lehrplan (passt!). Fertig! Und das ist nur ein Beispiel von vielen, vielen, vielen.

Nun aber zurück in die Altenpflege! Die Pinnwand mit dem Kompetenzencluster war also unser gestriges Handlungsprodukt nach dem ersten Schritt. Wir sind pünktlich fertig geworden, alle Bedürfnisse sind aufgenommen, die Gehirne sind eingeschaltet auf der Suche nach Ideen, Produkten, Materialien… Für mich folgt jetzt ein wesentlicher Vorbereitungschritt – bevor ich davon erzähle, werde ich aber erst mal die Hilfsmittel auf den konkreten Fall anpassen, damit die Anschauungsmaterialien stimmen. Bis später also!