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Wochenaufgabe 4 (Anschluss ermöglichen)

Hallo openreli,

weiter geht´s mit dem “Reisebericht” durch meine Lernlandschaft…

Nach dem Ausflug auf die Metaebene, wo wir Vorerfahrungen, Rollen, Erwartungen, grundsätzliche Bedürfnisse und Bedenken für den Moment geklärt haben, waren die Weichen gestellt, um gemeinsam die ersten konkreten Schritte zu planen und sie Landkarte für die Lernlandschaft anzulegen.

Der Wunsch für den zentralen Kompetenzbereich des Schuljahres kam schon in der allerersten Stunde aus der Lerngruppe: Die Schülerinnen und Schüler möchten gern die Aufgabe der Sterbebegleitung im Altenheim bzw. in der ambulanten Pflege so kompetent wie möglich bewältigen und sehen “Religion” dabei als wichtige Ressource an. Damit war die übergreifende Lernsituation bereits ausgehandelt.

So sind wir anschließend praktisch vorgegangen:

Ich habe die Kompetenz-Frage formuliert – “Sie werden in Ihrem Beruf in die Situation kommen, dass ein Mensch stirbt. Was möchten Sie dafür gern können?” – mündlich in den Raum gestellt, und dann schriftlich in die Mitte einer Pinnwand gepinnt.

Die Schülerinnen hatten 5 Minuten allein mit Zettel und Stift, um sich Gedanken zu machen, dann gab es 10 Minuten Gelegenheit zum Gespräch mit der Nachbarin/dem Nachbarn, und anschließend haben wir die verschiedene “Wunschkompetenzen” an der Pinnwand gesammelt, geclustert und mit Überschriften versehen. Hier das Ergebnis:

Pinnwand Kompetenzencluster

Was hier so harmlos (und im Moment noch unlesbar, ich weiß – Moment bitte!) aussieht, ist Ergebnis eines engagierten Austauschs: Erste selbst erlebte Szenen wurden erzählt (wichtiger Stoff für die späteren Aufgaben, vor allem aber unschätzbar wichtig für die Motivation), Projektideen angerissen, strukturierende Vorschläge gemacht (“Das brauchen wir alle noch mal” – “das sind speziellere Interessen” – “hier kenne ich einen Experten” – “das könnte eine von uns  bearbeiten und uns dann alle darüber informieren” – “hierzu hab ich schon mal eine Fortbildung gemacht und kann berichten” –  …). Die ganze Zeit über waren die SchülerInnen ganz bei sich und den eigenen Kompetenzzielen – zumal sie wussten, dass es nicht zu einer Abstimmung oder dergleichen kommen würde, sondern dass sie tatsächlich die freie Wahl haben würden,  welche mögliche Situation Ihnen besonders auf den Nägeln brennt, woran sie also arbeiten möchten. Die Aufmerksamkeit lag bei ca. 95%, die Beteiligung bei über 50 % – bei 31 SchülerInnen nicht selbstverständlich…

Wenn Sie nun denken: “Na ja, Altenpflege, da ist das ja einfach…!” – stimmt, wohl wahr! So glatt geht es nicht überall, aber prinzipiell und etwas methodisch angereichert hab ich das auch schon im BVJ, in der BF 1 und 2, im Beruflichen Gymnasium, in der HBFS und bei den Erzieherinnen ähnlich gemacht. Knackpunkt gleich zu Beginn ist nach meiner Erfahrung die Eröffnungsfrage: Wenn ich die Gruppe frage “Was interessiert Sie?”, “Worüber möchten Sie sprechen?”, bekomme ich Themenstichworte genannt. Von da aus ist der Weg zu Kompetenzen recht weit, auch für mich. Wenn ich (sinngemäß, in der Klasse angepasster Variante) hingegen frage “Was möchten Sie gern können?”, “Was möchten Sie im Reliunterricht für Ihr Leben lernen?”, “Was sollte hier passieren, damit Sie sagen, dass es sich gelohnt hat?” oder auch “In welchen Situationen begegnet Ihnen Religion in Ihrem Leben?” entsteht ein ganz anderes Gespräch. Das darf auch zutiefst kritisch sein, auch damit kann man ja arbeiten…. Wenn jemand an entsprechenden Methoden interessiert ist, kann ich übrigens  (später!) gern Ideen beisteuern, da hätten auch meine Refs was von…

Ich werbe jedenfalls ausdrücklich dafür, nicht mit einer (noch so gut durchdachten) fertigen Einheit in die Klasse zu gehen, sondern von Anfang an die Verantwortung für Ziele und Vorhaben mit der Klasse mindestens zu teilen, nach und nach auch weitgehend zu delegieren. Das gilt für die Ausgangssituation, aber auch für jeden Schritt danach – die Schülerinnen sollen lernen, in Situationen mit religiösem Kontext kompetent zu agieren, und das lernen sie nicht, wenn sie meinen Plänen und Entscheidungen folgen, sondern wenn sie selber planen und entscheiden lernen. Dies ist m. E. bei manchen der diversen Kriterienkatalogen noch nicht zu Ende gedacht. Ich kann nicht beides haben: Orientierung an individuellen Entwicklungsprozessen der Schülerinnen einerseits, Selbstverantwortung, Offenheit für verschiedene Lernwege, Kompetenzzuwachs auf der Metaebene –  und eine Lehrerrolle, bei der ich dafür die Ideen mitbringen, die Prozesse kontrollieren, jederzeit die Zügel in der Hand haben muss. Das muss ja zwangsläufig zu Überforderung führen…

Dass sich bei mir im Lauf der Zeit dann doch eine Sammlung “guter” Aufgaben entwickelt, die ich der Gruppe (und den KollegInnen) zur Auswahl stellen oder als Anregung eigener Ideen zeigen kann, steht auf einem anderen Blatt, dazu später mehr – aber eine Flut von differenzierten “Arbeitsblättern” ist keine Voraussetzung für guten kompetenzorientierten Unterricht. Ich kann auch nur mit der Eröffnungsfrage in die Klasse gehen und aufmerksam begleiten, was dann passiert. Das kostet Mut, ganz sicher, aber vielleicht nur beim ersten Mal… Den Wechsel des Klimas, das Aufblitzen der Motivation sollte man jedenfalls mal erlebt haben.

Regelmäßig erlebe ich übrigens, dass SchülerInnen im Lauf des Schuljahres beginnen, mir ihre Anforderungssituationen  von sich aus anzutragen und um die Beratung der Klasse bei der Lösung des Problems dahinter zu bitten – sehr schön war im letzten Jahr z. B. der Impuls “Ich möchte meiner Tochter zu Nikolaus ein Buch mit der Weihnachtsgeschichte drin schenken – welches empfehlen sie mir?” Zwei Doppelstunden später hatte die Schülerin 22 Bucheinschätzungen aus der Klasse vorliegen, die Highlights wurden heftig “beworben” – und wieder zwei Stunden später gab es dann den Bericht, wie dem Kind das Buch gefallen hat.  Meine Rolle: Die Bücher anschleppen (auch nur, weil ich sie zufällig besitze – sonst hätte der Weg zur Bücherei zur Aufgabenstellung gehört) und den Buchempfehlungsbogen, eine meiner Universalaufgaben, ausdrucken. Moderieren. Zeit geben. Am Ende fragen: Und was können wir jetzt besser? – Wo können wir das noch gebrauchen? Für´s Gewissen: Verortung im Lehrplan (passt!). Fertig! Und das ist nur ein Beispiel von vielen, vielen, vielen.

Nun aber zurück in die Altenpflege! Die Pinnwand mit dem Kompetenzencluster war also unser gestriges Handlungsprodukt nach dem ersten Schritt. Wir sind pünktlich fertig geworden, alle Bedürfnisse sind aufgenommen, die Gehirne sind eingeschaltet auf der Suche nach Ideen, Produkten, Materialien… Für mich folgt jetzt ein wesentlicher Vorbereitungschritt – bevor ich davon erzähle, werde ich aber erst mal die Hilfsmittel auf den konkreten Fall anpassen, damit die Anschauungsmaterialien stimmen. Bis später also!

 

Wochenaufgabe 4 (Start)

Hallo openreli,

also gut, ich versuch´s mal. Inzwischen hab ich genug Kommentare, Twitterbeiträge usw. gelesen, um so ungefähr ein Bild davon zu haben, was vielleicht nützlich sein könnte. Mir schwebt vor,

  • Euch exemplarisch von unserem Unterrichts-Gedankengang in einer Klasse zu erzählen,
  • meine Vorüberlegungen, konzeptionelle Kommentare und Reflexionen einzustreuen
  • auch in Auseinandersetzung mit dem, was mir hier an Kriterien, Beispielen und Entwürfen begegnet
  • und Beispiele für hilfreiche Materialien an passender Stelle einzufügen
  • sowie ggf. auf Eure Kommentare, Rückfragen, Kritik zu reagieren. Ich hoffe, Ihr gebt mir Anlässe dazu 😉

Ich hab die Klasse heute gefragt, ob ich (in aller Vorsicht)  über unseren Unterricht bloggen darf ;-). Ich darf. Unterdessen lerne ich vermutlich, wie das mit Dateien, Fotos etc. geht.  Also los…

Zunächst das Nötigste zur Klasse: Ich erzähle aus einer Altenpflege-Mittelstufe, die ich im ersten Ausbildungsjahr nach drei Wochen abgeben musste und nun für 2 Jahre wieder übernommen habe. Der Unterricht ist geblockt, d. h. wenn die Klasse im Haus ist, haben wir 4 Wochenstunden (rechnerisch 1 Doppelstunde) , dann aber wochenlang wieder gar keinen Unterricht. Bitte nicht gleich aussteigen – was ich hier “erzählen” werde, ging letztes Jahr vergleichbar auch in rechnerisch nur einer Wochenstunde, mit der Hälfte an “Outcome”, aber nach den gleichen Prinzipien. Die Gruppe besteht aus 31 Personen im Alter zwischen 18 und 50+ Jahren, ist religiös und konfessionell bunt gemischt und bringt vielfältige Vorerfahrungen, frühere Ausbildungen, familiäre Kontexte etc. mit … aber das kennt Ihr ja vermutlich auch, sofern Ihr an einer BBS/am Berufskolleg eingesetzt seid.

Am Dienstag hatten wir die (neu-)konstituierende Stunde (eine Einzelstunde, donnerstags haben wir einen Dreistundenblock, was ich als ungewohnten Luxus empfinde). Vorsichtig formuliert war der Empfang wenig überschwänglich, die Klasse hatte im ersten Jahr Unterricht unter verschäften Bedingungen erlebt (eine Einzelstunde je Woche an ausfallfreundlichen Tagen – da kann man kaum sinnvoll arbeiten, aber wem sag ich´s…) und brachte mir entsprechende Skepsis entgegen. Das Gefühl von “4 Stunden Reli pro Woche- was für ein Luxus!” war also recht einseitig ;-).

Wir haben uns deshalb verhältnismäßig viel Zeit genommen, um vor allen Ausbildungsinhalten miteinander zu klären, was denn – Hilbert Meyer hin oder her – für die Schülerinnen und Schüler eigentlich “guter Unterricht” ist.  Also ein Einstieg auf der Metaebene: Welche Bedingungen helfen uns beim Lernen, wie sollte Unterricht arrangiert sein, was erwarten, wünschen, fürchten wir, wie wünschen wir uns die Person der Lehrerin und unsere Beziehung zu ihr?

Methodisch sind wir zwei Schritte gegangen:

Nach einer ersten Kennenlernrunde haben wir für einen Rückblick auf das erste Jahr zunächst mit einem Material der Firma Metalog (kann man googeln) gearbeitet: “Moderationsbälle”. Das sind handliche bunte  Schaumgummiteile mit Symbolcharakter, mit denen man alle möglichen Einstiegs- und Reflexionssituationen gestalten kann. Ich finde sie auch deshalb toll, weil man sie werfen kann, ohne dass jemand verletzt wird – so funktionieren sie wie “Sprechsteine für Erwachsene”. Praktisch ging das so: Eine Freiwillige zieht einen Moderationsball auch einem Beutel – ich verlese den passenden Impuls – die Freiwillige äußert sich zuerst dazu, dann darf jeder, der will – der Ball wird zugeworfen, und wer ihn hat, hat das Wort. Unsere Beispiele: Der Schlüssel für “Eine Schlüsselerkenntnis war…”, das Herz für “Das habe ich erlebt/gefühlt…”, die Glühbirne für “Welcher Geistesblitz war wichtig?” – und dann der Eisbrecher für diese Gruppe: Der Schraubenschlüssel für “Welches Handwerkszeug möchte ich mitnehmen?” es gibt noch etliche andere Bälle, aber der hier hat uns zum Kern gebracht, und danach waren wir heftig im Gespräch über “Was bringt Religion an der BBS/ in der Altenpflegeausbildung?”. Wunderbar… wenn auch immer noch verhaltener, als ich es gewöhnt bin.

Am Donnerstag haben die Schülerinnen und Schüler in Gruppen Plakate unter der Überschrift “Guter Unterricht” vervollständigt. Diese Phase haben einzelne Gruppen bereits genutzt, um mir etwas konkreter ihre Einstellung zum Reliunterricht zu erläutern. Die Ergebnisse haben wir anschließend verglichen, erklärt, mündlich mit Beispielen angereichert usw. und so nach und nach einen Klassen-Konsens hergestellt. Für mich war das gleichzeitig eine Gelegenheit, eine Unzahl an Fragen zu meinem “Stil” zu beantworten (O-Ton am Dienstag: “Was haben Sie denn für Unterrichtslaster?” – gemeint waren die typischen Lieblings-Methoden…) und viele kleine Verabredungen auszuhandeln.

Falls jemand mal gucken will (und falls ich es technisch gebacken kriege) hier unsere Plakate … nö, klappt nicht, da hab ich jetzt keine Geduld für – schade!!!Ha, jetzt doch… am Ende dieses Beitrags solltet Ihr das anklicken können, und es öffnet sich ein Dokument. Hoffentlich. Die Bilder an sich wollten nicht eingefügt werden.

Also, für alle Fälle: Das stand drauf:

Guter Unterricht…

  • ist informativ
  • ist gut strukturiert
  • ist verständlich
  • macht Spaß
  • ist abwechslungsreich  – aber ohne Rollenspiele, ohne Plakate,  ohne Einzelreferate, mit wenig Gruppenarbeit
  • bedeutet faire Benotung
  • ist von respektvollem, angemessenem Umgang miteinander sowie Meinungsfreiheit geprägt
  • bezieht alle mit ein
  • lebt von passendem Zeitmanagement (keine überlangen Präsentationsphasen, genug Zeit zum Verstehen und zur Reflexion, Klarheit bei Abgabeterminen)

Ausdrücklich gewünscht werden…

  • Gelegenheit zu selbstständigem Arbeiten
  • Möglichkeit der Mediennutzung im Unterricht
  • vielfältige, auch kreative Arbeitsanregungen
  • Aufgaben mit Ausbildungs- bzw. Praxisbezug, wenn möglich mit praktisch einsetzbaren Handlungsprodukten
  • Wahl von Präsentationsmöglichkeiten
  • gemeinsame Feiern
  • Exkursionen

Die Gesprächsschwerpunkte und Verabredungen:

Zur Aufgabenkultur: Hier haben wir die Wünsche aus der Klasse eher noch erweitert. Es wird vielfältige Aufgabenstellungen und Angebote geben, aber immer auch den “Joker” (“Stellen Sie sich selbst eine Aufgabe”). Wir entscheiden gemeinsam, welche Aufgaben alle aus der Gruppe lösen sollten und wo Spezialisierungen möglich sind. Der Arbeitsplan wird gemeinsam entwickelt. Berufsbezug ist selbstverständlich, es darf aber auch um eigene Fragestellungen gehen. Hauptsache (O-Ton): “Echte Probleme, realistische Situationen” – keine künstlich konstruierten Beispiele, sondern entweder wirklich erlebte Situationen oder solche, in die wir vermutlich tatsächlich kommen werden. Die Klasse ist außerdem bereit, auch schrägere Ideen, Methoden und Vorgehensweisen zu erproben und mir dazu Rückmeldungen zu geben. Blog inklusive.

Zu den Sozialformen: Auch hier wird in aller Regel eine freie Wahl möglich sein – wenn die Aufgabe nicht aus sich heraus Kooperation erfordert, ist Einzelarbeit okay, Partner- und Gruppenarbeit ebenfalls. Plenumsphasen wird es geben, wenn sie passen, aber nicht als Regelfall. Wichtig sind uns Phasen wechselseitigen Lehrens und Lernens (sie ersetzen oft die üblichen “Präsentationen” und Referate).

Zu den Noten: Die Klasse lässt sich auf mein pädagogisches “Experiment des Jahres” ein und erprobt mit mir statt der klassischen Noten ein Punktesystem. Dies bietet viele Vorteile (wie mir die Schülerinnen übrigens von sich aus erläutert haben, ohne dass ich großartig werben musste) und erweitert die kreativen Möglichkeiten enorm. Dazu blogge ich sicher später mehr, aber besser erst, wenn ich die Anschauungsmaterialien für diese Gruppe fertig habe 😉

Zur Stimmung/Umgang/Beziehungen: Da war ich verblüfft – hinter dem häufig genannten “Respekt!!!” verbarg sich weniger der Wunsch, respektiert zu werden, als der dringende Wunsch, es mit einer “Respektsperson” zu tun zu haben. Aaaah ja… ??? Das Bedürfnis dahinter hat mir dann völlig eingeleuchtet: Man erwartet von mir, einen Rahmen für konzentrierte Arbeit schaffen und aufrechterhalten zu können – vor allem aber authentisches Auftreten: keine unechte Strenge, aber auch kein unechter Humor, keine künstlichen Versuche, mich beliebt zu machen (oder unbeliebt), kein Versuch, die Tagesform zu verbergen oder sonst irgendwie eine Rolle zu spielen. Überblick, Fairness, Klarheit. Viel Verständnis, aber nicht “weichgespült”. Dazu möglichst ein Gefühl dafür, wann strukturierendes Eingreifen passend ist und wann Freiraum für eigene Wege gelassen werden sollte (möglichst oft, aber nicht so, dass man sich verliert).

Zur Metakognition: Das alles werden wir erproben und regelmäßig miteinander abgleichen, was wirkt, was nicht wirkt und was unerwünschte Wirkungen hat – ob das mit den Punkten funktioniert – welches Maß an Struktur für uns passt – wer wem mit welchem Verhalten auf den Keks geht etc. pp. Und wir werden darüber sprechen (Wunsch aus der Gruppe, ich schwöre!), wer welche Bedingungen zum Lernen braucht, wer sich selber was vornimmt, welche Lernwege und Aufgaben zu wem passen, wer welches Expertenwissen oder welche Kontakte zu Experten einbringen kann und wer welche gezielte Unterstützung benötigt.

Insgesamt hat es drei Unterrichtsstunden gekostet, diesen Punkt zu erreichen. Die Stimmung hat sich im Lauf des Gespräches nach meiner Wahrnehmung völlig gedreht, die Beteiligung ist sprunghaft angestiegen, der Grad der Konkretheit hat zugenommen. Und aufwändig war das nicht: Es hat vier Impulse auf der Symbolebene gekostet (die Moderationsbälle, die man auch durch Bilder oder sonstwas ersetzen könnte) und fünf vorstrukturierte Plakate (die ich nachher bestimmt noch als Foto eingebaut kriege…) – die zu malen war eigentlich die einzige echte “Vorbereitung”. In der Stunde hab ich nur moderiert und Fragen beantwortet – das war überhaupt nicht anstrengend, sondern sehr anregend.

“Kompetenzorientiert” – ja, klar: Sich selber überlegen, was am Ende herauskommen soll, was wir können wollen und wie wir da am besten hinkommen ist ja quasi Kompetenzorientierung in Reinkultur… Solche Phasen auf der Metaebene sind mir sehr wichtig, in vieler Hinsicht.

Ich erzähle das alles so ausführlich, weil ich gedanklich immer noch an der Aufgabe hänge, das Drübecker Modell “einzuschätzen” und Hilbert Meyers Kriterien zu bedenken. Manches deckt sich mit dem, was meine Schülerinnen sich für “guten Unterricht” wünschen, zumindest als Ausschlusskriterien: Wenn der Lehrer wirres Zeug redet, die Hälfte der Stunde für Organisatorisches draufgeht oder gleich ganz im Chaos versinkt, kann das kein “guter Unterricht” sein.  An einigen Stellen sind die Schülerinnen meiner Ansicht nach aber einen Schritt weiter (und damit zu meiner großen Freude näher an meinem eigenen Konzept als an den Kriterien, die mir zur Einschätzung aufgetragen sind…).  Ich persönlich glaube, dass der Unterschied, dieser eine Schritt weiter,  den Knackpunkt ausmacht, an dem sich entscheidet: Ist Kompetenzorientierung ein weiterer Anspruch, den ich zu den 10 Kriterien hier und 12 Kriterien dort nun auch noch zusätzlich erfüllen soll – oder kann die neue Orientierung mich und die Lerngruppen entlasten und die Dinge in einen natürlichen Fluss bringen.

Aber dazu später mehr, ich will jetzt noch was anderes arbeiten…

Guter Unterricht Plakate

Für alle, die auch solche Plakate wollen: Hier die Vorlage zum Abzeichnen. Schrift und Rahmen leben davon, dass man gar nicht erst versucht, das gerade und ordentlich hinzukriegen – locker aus dem Handgelenk reicht völlig. Die Farbe (mit 2 Grundfarben + Akzentfarbe für jeden Buchstaben) hält dann alles zusammen… Viel Spaß!

Plakatvorlage

… ach ja: Hier noch ein erstes Muster einer Aufgabe, die die Klasse als “ganz nett” in Erinnerung hatte – wenn nicht die 31 Präsentationen gewesen wären (das kann man alles auch in 45 Minuten “Ausstellung” zur Kenntnis nehmen, und sogar noch andere Klassen dazu einladen, damit es Sinn macht!). So sahen meine Arbeitsblätter vor ca. 2 Jahren aus. Später mehr…

Lernsituation B 1 Herrn Schulzes Schatzkiste