Hallo da draußen,
inzwischen wird es höchste Zeit für mich, die Materialien für meine Lernlandschaft zusammenzutragen, denn am kommenden Dienstag möchte ich meine Klasse zum Erkunden einladen. Wie bisher werde ich einfach beim Herumwühlen erzählen, was ich so mache und mir dabei denke – und Beispiele hinterlegen, die ich für den Unterricht sowieso gerade gestalte.
Diesmal werde ich allerdings einen kleinen Exkurs vorschalten, denn mein Zeug zur Fragestellung ist inzwischen im fünften Jahr. Vier Schülerjahrgänge haben daran mitgewirkt, und wie im Schneeballsystem ist inzwischen einiges zusammengekommen. Ich möchte einerseits den Eindruck vermeiden, man bräuchte das alles unbedingt – braucht man nicht, man kann schlicht anfangen und den Fundus mit der Zeit ausbauen. Deshalb beginne ich exemplarisch.
Andererseits will ich Euch die Vielfalt der Möglichkeiten nicht vorenthalten, denn gerade das liebe ich besonders: die Struktur, die das Ganze handhabbar macht und erlaubt, an allen Ecken und Enden Passendes zu integrieren – den klaren Gedankengang, der im Hintergrund das Gerüst abgibt und im Vordergrund ohne viel Aufwand so viel kreative Ideen ermöglicht. Um dafür zu werben, brauche ich die Vielfalt der Beispiele. Lasst Euch bitte davon nicht abschrecken…
Mit den Klassen achte ich darauf natürlich auch. Deshalb beginnen wir nicht gleich mit der Vielzahl der Angebote, sondern mit einem grundlegenden Lernangebot zum „Umgang mit Sterbenden“ – nach dem Prinzip „gleicher Text – offene Aufgabe dazu“.
Die Klasse sollte dies eigentlich hinter sich haben. Sie hat sich aber gewünscht, die Kenntnisse über das Modell der Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross noch einmal aufzufrischen, bevor es an alternative Modelle und speziellere Aspekte geht. Deshalb wird die Aufgabe dazu am Dienstag auf jeden Fall mit im Angebot sein. Ob sie dann von allen bearbeitet wird oder sich Einzelne etwas einfallen lassen und anschließend die anderen ins Bild setzen, überlasse ich der gemeinsamen Planung. Was weiß denn ich, wer die Auffrischung nötig hat und wer nicht. Natürlich hätte ich mit einem Einstiegstest beginnen können… ich fand das Fach aber schon unbeliebt genug 😉 Machen wir später bestimmt mal, aber nicht in den ersten Stunden, da soll mir die Selbsteinschätzung genügen.
Für den Blog habe ich die Vorlage etwas gekürzt, es geht ja nur um die Demonstration.
So sieht´s aus:
Lernsituation B 1 Der Weg des Sterbens Kurzversion
So ähnlich sind all unsere Aufgabenblätter aufgebaut: Wir beginnen immer mit einer Situation aus dem Leben – diese hier ist sehr komplex, weil es um Grundlagen für viele verschiedene Anwendungskontexte geht. Bei den späteren Beispielen wird es etwas konkreter, da wir uns dann einzelnen „Szenen aus dem Leben“ zuwenden.
Bereits an dieser Stelle empfinde ich manchmal einen gewissen Diskussionsbedarf, weil ich Unterschiede im Verständnis des Begriffs „Anforderungssituationen“ wahrnehme. Da, wo ich arbeite, sind „Lernsituationen“ möglichst realitätsnahe oder sogar echte, problemhaltige, zum Handeln auffordernde, nicht leicht zu lösende „Fälle“, die ihre Dynamik dadurch bekommen, dass die Schülerinnen und Schüler sich gut vorstellen können, selber in eine solche Lage zu geraten und diese kompetent bewältigen zu müssen. Der Begriff der Anforderungssituationen, wie Gabriele Obst ihn beschreibt (mit den 5 großen Bereichen, in denen solche Situationen aufbrechen können), passt als abstraktere Fassung gut dazu. Filme, Bilder etc., mit deren Hilfe „Religion gezeigt werden kann“, würden wir in der Regel hingegen eher den „Methoden zur Anschlussbildung“ zurechnen. Ich hoffe, dass das in der Produktionsphase nicht zum Stolperstein wird…
ich schaue gerade mal, ob ich unsere Seite „Schritte zur Lernsituation“ irgendwo finde, da sind nämlich die Kriterien drauf…. ja, hier:
Es folgen auf dem Aufgabenblatt Hinweise zum möglichen Kompetenzzuwachs, oft Impulse zur Einstimmung (diesmal unnötig, da wird letzte Stunde bereits gemeinsam Anschluss an die Fragestellung gefunden haben), Literaturhinweise, evtl. auch Textausschnitte für die Phasen des Informierens und/oder Planens, Hinweise zur Bearbeitung und Anregungen für Handlungsprodukte.
Auf diesem Aufgabenblatt hier fehlt ein ausdrücklicher Hinweise auf die anschließende Präsentation sowie Bewertungskriterien – erstere haben wir noch nicht ausgehandelt (dem will ich nicht vorgreifen), letztere habe ich ausgelagert (in den Punktekatalog, auf den ich später zu sprechen komme).
Die Schrittfolge…
- Informieren (Welches Wissen benötige ich, um in der Situation zurechtzukommen?)
- Planen (Was will ich erreichen? Welche Verhaltensmöglichkeiten habe ich, um dorthin zu kommen? An welchen Kriterien messe ich eine erfolgreiche Lösung)
- Entscheiden (Welche Möglichkeit des Vorgehens wähle ich aus?)
- Durchführen (Hier wird das Problem gelöst – als Simulation oder echte Anwendung in der beruflichen Praxis, je nachdem auch in Form einer Präsentation)
- Kontrollieren (Entspricht das Ergebnis meinen Kriterien? Was sagen andere dazu?)
- Bewerten (Was kann ich jetzt besser als zuvor? In welchen anderen Situationen nützt mir das? Was ist ein günstiger nächster Schritt?)
… ist grundsätzlich immer die gleiche – was das Konzipieren von Aufgaben (mit etwas Übung) ungemein erleichtert, gleichzeitig aber eine Vielzahl möglicher Lernwege und Grade der Offenheit ermöglicht. Jeder Schritt kann bei Bedarf angeleitet und mit passenden Methoden unterstützt werden – wenn kein solcher Bedarf besteht, reicht es, die passende Arbeitsfrage zu stellen. Die SchülerInnen, die sich selber Aufgaben stellen möchten, bekommen ein entsprechendes (universell passendes) Blatt zur Orientierung, so lange sie es benötigen. Im Grunde ist der Gedankengang in sich aber so organisch, dass man ihm auch ohne Hilfsmittel gut folgen kann. Wir streben an, dass die Schülerinnen am Ende der Ausbildung in der Lage sind, eine in der Praxis auftretende „Situation“ auch ohne unsere Hilfe kompetent zu bewältigen – Informationen zu suchen, angemessene Entscheidungen zu treffen, umzusetzen und die Wirkung zu überprüfen. Deshalb legen wir den Unterricht auf jeweils größtmögliche Selbststeuerung (und nur so viel „Lenkung“ durch den Lehrer wie unbedingt nötig) an.
Wo stand noch gleich „Kompetenzorientierter Unterricht muss nicht unbedingt handlungsorientiert sein“? In Rheinland-Pfalz ist die Empfehlung (z. B. im Lehrplan für die Berufsbildenden Schulen, auch in dem für die Fachschule Altenpflege) deutlich: der Unterricht ist in aller Regel problemorientiert, und die Probleme sind situiert, und zwar so realitätsnah wie möglich. Und dann geht man „handelnd“ damit um (das kann auch eine „denkende“ Handlung sein, wenn das Problem ein gedankliches ist…). Ich find´s gut, Lehrplan hin oder her (ups…).
Das zu den „Lernsituationen“ (oder auch „Lernjobs“, meinetwegen auch „Lernaufgaben“) prinzipiell.
Das eingestellte Beispiel eignet sich schon durchaus zur Erprobung, wenn jemand das möchte. Wem es noch zu offen ist (oder wer Recherchezeit sparen will oder ohne Internetzugang unterrichtet oder…), der möge Literatur vorgeben. Bloß bitte nicht die Freiheit bei den kreativen Handlungsprodukten einschränken, das wäre sehr schade! Wenn es denn technisch funktionieren würde, könnte ich eine Galerie mit sensationellen Fotos von Handlungsprodukten aus früheren Jahren einstellen, echt unglaublich zum Teil, wirklich wahr…
Bei nächster Gelegenheit möchte ich Euch gern die Hilfsmittel zeigen, mit deren Hilfe wir im Unterricht den Überblick über all die möglichen Teilkompetenzen, Einzelszenen, Arbeitsmaterialien usw. behalten. Man muss sie nicht haben, sie machen es bloß einfacher, wenn man sie einmal hat. Aber für den Moment reicht´s…
Liebe Marion!
Danke für deine 2 „Schritte“! Ich mag praktische Sachen. Muss ich gleich meinen Kollegen weiterleiten.
LG, Reinhard