Archiv für den Tag: 3. November 2013

Wochenaufgabe 4 – auch wenn die Woche schon vorbei ist…

Hallo Openreli,

ichweißichweiß, die 4. Woche ist vorbei, und wir sind längst mit anderen Aufgaben beschäftigt. Trotzdem fällt es mir schwer, mich loszureißen – mein Hinterkopf bloggt munter weiter, und die Selbstreflexion tut mir gut. Also erlaube ich mir meine persönliche Fortsetzung, bis mich jemand aktiv bremst. Immerhin heißt das Teil ja „Kursblog“ und nicht „Blog für Woche 4″…

Inzwischen haben wir die ersten Unterrichtsstunden mit dem „digitalen Schulbuch“ hinter uns. Eine meiner Sorgen hat sich bestätigt: Dass wir immer noch Papierkopien von diesem und jenem brauchen, hat sich als lästig erwiesen. Zumal ich zwei dieser Papiere prompt zu Hause vergessen hatte, seufz… So was bremst unter Umständen den Arbeitseifer erheblich. Eine andere Sorge hat sich als unbegründet erwiesen:  Mir sind die vielen Aufgaben eigentlich noch zu sehr von mir vorgegeben und „gesteuert“. Am vergangenen Donnerstag haben wir aber viele, viele  Aushandlungsgespräche unter 4 Augen geführt. Aufgaben wurden selbstdenkend aus Text und Erarbeitungsmethode kombiniert,  modifiziert, erweitert, auf reale Situationen bezogen (statt meiner „Fallgeschichten“), Pläne für Praktikumsaufgaben wurden geschmiedet, zusätzliche Ressourcen wurden vorgeschlagen, ganz zu schweigen von Handlungsprodukten – und genau so will ich das haben! Die Aufgaben sind ein Anstoß, ein Angebot, mehr nicht. Selbst daraus entwickelte Vorhaben sind der eigentliche Clou. Letzter Satz, der in der Stunde (beim Rausgehen) von einer Schülerin gesprochen wurde: „Hier sind gerade ganz viele Gedankenblitze im Raum!“ Mit fasziniertem Unterton. Wunderbar…

Methodischer Tipp zu den Beratungsgesprächen: Ich stelle einen Stuhl im rechten Winkel zu meinem Pult. Wer etwas fragen oder verhandeln möchte, nimmt dort Platz. Wenn der Stuhl besetzt ist, warten die Nächsten auf den günstigen Moment. Laufende Gespräche werden nur unterbrochem wenn der Klassenraum brennt oder sonst ein dramatischer Notfall eintritt… Der „Beratungsstuhl“ erspart unglaublich viel Hektik und dass phasenweise gefühlte 5 Menschen aus 6 Richtungen gleichzeitig  lauthals meinen Namen rufen – denn es ist klar, wann, wo und wie man ohne Kampf und Lärm meine (konzentrierte) Aufmerksamkeit bekommen kann.  Das Ritual hat sich bewährt, auch bei 31 Menschen auf der Suche nach „der Aufgabe“.

Zu zwei Fragen wollte ich noch Stellung nehmen, dann soll es für den Moment gut sein…

1.   Eine hospitierende Referendarin fragte nach dem Zeitmanagement  innerhalb des Unterrichts: Gibt es Zwischenmeetings, Präsentationen, Absprachetermine etc.? Die Antwort: Ja, aber ich hab noch keinen konkreten Plan. Erst mal findet sich nun jede/r in die eigene Aufgabe. Ich möchte das Management jeweils nach Absprache gestalten und dafür Plakate ausprobieren… sobald ich endlich geschafft habe, Jörgs geniales Erklärvideo so weit zu gucken, dass ich weiß, wie es geht, stelle ich meine Muster irgendwohin, wo man sie wiederfindet (später am Tag).

2. Reinhard fragte (wie rhetorisch weiß ich nicht ;-)) nach meinem Zeitmanagement im Schuljahr. Die Antwort bleibt: Nein, ich arbeite nicht immer so.  Für meine Altenpflegeklasse finde ich dieses Modell passend, denn die 31 Beteiligten bringen sehr, sehr viel Praxiserfahrung und „echte Lernsituationen“ mit. Und das Feld der Sterbebegleitung ist sehr weit, mehr als exemplarische Arbeit ist kaum möglich. Da hilft ein Lernarrangement, das es den Einzelnen ermöglicht, jeweils das zu bearbeiten, was akut auf den Nägeln brennt. Während lange Aushandlungsprozesse mit 32 Beteiligten leicht qualvolle Zeitverschwendung werden und/oder viele Bedürfnisse wegdiskutieren, weil sie keine Mehrheit finden. Wie gesagt: Die Aufgabensammlung ist über Jahre gewachsen, wird auch in diesem Jahr weiter wachsen, die Situationen sind praxisnah und übertragbar, die Aufgaben verhandelbar. Das ist nicht so viel Arbeit, wie es aussieht 😉 Zumal ich keinerlei Energie in extrinsische Motivation oder den Umgang mit Widerständen stecken muss.

In den Erzieherklassen gehe ich anders vor – hier gibt´s kleinere Lerngruppen, mehr gemeinsame Projekte – und die „vollständige Handlung“ im Blick auf religiöse Fragen selbstständig durchlaufen zu können ist explizit die Kompetenz, um die es zwei Jahre lang geht. Wenn ich da zu viel vorgebe, fehlt der entscheidende Lerneffekt, deswegen verzichte ich darauf weitgehend (obwohl ich sehr gerne Aufgaben gestalte). Wir klären in den ersten Stunden die möglichen Schwerpunkte (lt. Lehrplan, der sehr praxisnah ist) – und von da an handeln wir alles, was man aushandeln kann, miteinander aus. Einige wenige Lernjobs kommen öfter zum Einsatz. In der Regel bereite ich die Stunden aber gar nicht vor, um nicht vorzugreifen, sondern habe einfach im Kopf, wo wir stehen, und moderiere die Übergänge und Reflexionen. Anschließend halte ich ggf. die selbstentwickelten Aufgaben/Vereinbarungen schriftlich fest, um der Klarheit willen.  Die meiste Zeit vergeht mit selbstdenkender Arbeit der Lerngruppe.

Außerdem lebe ich in meiner Vorbereitung davon, dass ich seit 13 Jahren passende Literatur sammele, mittlerweile unglaublich viele Kinderbibeln, Bilderbücher, Sachbücher für Erzieherinnen usw. einspielen kann, die schon nach Kompetenzschwerpunkten sortiert in Kisten verpackt auf Ihren Einsatz warten. Dazu meine diversen universell einsetzbaren Aufgaben (Buchempfehlungsbögen, Texterschließungsaufgaben…) und ein paar größere Spielideen („Wir organisieren einen Workshop für die anderen 3 Klassen“ – „Wir gestalten eine Feier für uns alle“ – und demnächst dann wohl auch „Wir kreieren ein digitales Schulbuchkapitel“)… und ganz viel Offenheit für das, was sich aus den Gesprächen ergibt, und Moderationstechnik,  und fertig. Eigentlich, offiziell,  sollte ich zu Beginn des Schuljahres festlegen, was uns wann interessieren wird, ja – aber woher sollte ich das denn wohl wissen? Ich sorge dafür, dass alle relevanten Bereiche vorkommen, das muss genügen.

In diesem Jahr erprobe ich auch bei den ErzieherInnen das System mit den Punkten, die gesammelt werden, aber mit viel kleinschrittigeren und noch vielfältigeren Angeboten. Das ist ein wenig mehr Arbeit – aber nicht so sehr auf einmal, sondern eher nachgehend und in sehr engem Austausch. Vielleicht blogge ich darüber ja auch noch ein wenig – da geht´s ab jetzt ohnehin um Weihnachten, dann passt auch die übergeordnete Aufgabe wieder :-).