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Last-Minute-Weihnachtszeug

Hallo,

wunderbarerweise ist noch ein bisschen Zeit übrig, bevor die Weihnachtsaufgabenphase zu Ende geht. Deshalb hab ich noch mal durch meine Dateien geguckt. Da gibt´s  noch ein, zwei Sachen, die in meinem Weihnachtsunterricht nicht fehlen dürfen und die ich gerne mit Euch teilen möchte.

Zum Beispiel dies:

Das Weihnachtsgeschichten- Quiz (oder die Weihnachtsgeschichten-Wette, wenn Sie mögen)

Meine SchülerInnen bekommen Briefumschläge mit Kärtchen, ein Umschlag für je 2 Personen. Auf den Kärtchen stehen Sätze mit Informationen, die angeblich aus der Weihnachtsgeschichte des Lukas stammen (oder auch nicht). In Partnerarbeit werden die Karten ausgepackt und je zwei Reihen gebildet: „Ja, wir glauben, dass das so in der biblischen Geschichte  steht“ – „Nein, wir glauben nicht, dass das so in der biblischen Geschichte steht“. „Weißnichtreihen“ gibt es nicht, der Verdacht sollte eindeutig geäußert werden… Wenn Sie als LehrerIn wetten möchten, können Sie ziemlich beliebige Mengen an Spaghettieis gewinnen, denn die Aufgabe ist richtig, richtig schwierig und kaum auf Anhieb lösbar.

Die Thesen stammen aus der Feder von Martin Autschbach (danke, dass ich sie veröffentlichen darf!), die Kärtchenidee ist von mir – ich mag das lieber als ein Blatt zum Ankreuzen, weil man später problemlos umsortieren kann.

Hier das Dokument (gleich zum Ausdrucken auf A 6 – Karten):

WeihnachtsquizA6

Wenn alle ihre Hypothesen in die Reihen gebracht haben,  mache ich noch ein wenig gezielten, absichtsvollen Wirbel um die Auflösung: Ich habe die Weihnachtsgeschichte in ein großes Textpuzzle verwandelt, auf A 4 ausgedruckt und laminiert. Die Bögen werden gut gemischt und verteilt (jeder bekommt in der Regel mehrere). Dann versucht die Gruppe, auf der Basis von Vorwissen und gesundem Menschenverstand die Geschichte zusammenzubringen und die Karten in der richtigen Reihenfolge auf dem Boden abzulegen. Dabei moderiere ich ein bisschen Dramatik hinein: „Jetzt müsste der Esel kommen… hat jemand den Esel? Niemand? Hmmm… Schaut doch noch mal genau… Kein Esel? Na, dann steht der Esel wohl doch nicht in der Bibel…“ – da gibt´s Spaghettieis für mich, fast sicher ;-). „Jetzt kommen sie in Bethlehem an – dann klopfen sie bestimmt an die Türen – tun sie nicht??? Nanu…“ – da gibt´s schon wieder Spaghettieis. Spätestens wenn der Stall nicht vorkommt (sondern nur die Krippe), wird es oft turbulent (siehe unten). Die Szene mit dem Engel erzähle ich ein wenig aus: Es ist stockdunkel, plötzlich tritt der gleißendhelle Engel aus der Dunkelheit (er schwebt nicht!!!) – und die Hirten sind völlig geblendet, sie sehen ihn nicht, sie hören ihn nur…

Sehr schön ist es, wenn nach Fertigstellung des Puzzles jeder noch mal die eigenen Sätze an passender Stelle laut vorliest, das bringt oft spürbare Andacht und bringt die – kitschfreie – Schönheit der Geschichte zum Klingen.

Hier die Textvorlage zum Ausdrucken auf A 4: (verbesserte Version – dank Martha)

Textpuzzle zur Weihnachtsgeschichte

Anschließend werden die Kärtchen umsortiert, bis alles stimmt. Dann reden wir.

Die Übung an sich ist nicht zu unterschätzen, sie hat häufig emotionale Ausbrüche zur Folge,  weil Schülerinnen ihre inneren Bilder für „Tatsachen“ gehalten haben und sich nun betrogen fühlen. Dies fange ich in zwei Schritten auf.

Erstens stellen wir fest: Die Geschichte ist später weiterphantasiert und ausgeschmückt worden. Die Schülerinnen kommen bald dahinter, dass dies einerseits daran liegt, dass Menschen die Geschichte aus ihrer historischen Perspektive hören (so kommt der Stall dazu, an den wir gewöhnt sind) und dass andererseits erzählerische Absichten erkennbar sind (so kommen die egoistischen Wirte ins Spiel – die Moral von der Geschicht´: Wie würdest Du Dich verhalten? Passt ja zur Botschaft Jesu, wegen der Nächstenliebe). So versöhnen sich aufgebrachte Schülerinnen wieder mit den Krippenspielen ihrer Kindheit…

Zweitens möchte ich natürlich nicht, dass die Weihnachtsgeschichte nun als die (historisch) „wahre“ Geschichte stehen bleibt. Durch die Überlegungen zum Sinn des Weitererzählens ist gut vorbereitet, nun noch weiterdenken zu können: Auch die Ursprungsgeschichte ist eine Erzählung, mit erzählerischen Absichten, von ihrer Zeit geprägt – es geht nicht darum, „wie es wirklich gewesen ist“, sondern darum, welche Bedeutung  es hat, dass Jesus zur Welt gekommen ist. Lukas wusste, dass er eine Geschichte erzählt (nicht informiert, sondern erzählt), und die Zuhörer/Leser wussten das auch. Keine Täuschungsabsicht, sondern „Predigt“. Stilmittel wie bei einer Erzählung, nicht wie bei einem Sachbuch.

Anschließend können die vielen symbolischen Elemente der Geschichte gedeutet werden – dazu hab ich tolle Texte, aber die sind leider alle nicht von mir. Nächstes Jahr schreib ich vielleicht selber mal was… für dieses Jahr muss diese Skizze genügen.

Sehr herzliche Empfehlung – das ist wieder so eine Sequenz, die alle Jahre wieder wunderbar funktioniert.

Die Kompetenz, die hier gefördert wird:

  • Grundformen religiöser Sprache kennen, unterscheiden und deuten

in reizvoller Kombination mit

  • Religiöse Motive in der Kultur identifizieren, reflektieren und ihre Bedeutung erklären

… wenn man denn die häusliche Weihnachtskrippe und das kirchliche Krippenspiel unter „Kultur“ fassen möchte. Kann man durchaus, denke ich.

Nachtrag: Die Methode mit den Kärtchen eignet sich für sehr viele Fragestellungen – immer wenn es Ihnen darauf ankommt, Vorkenntnisse zu Sachfragen zu erheben oder SchülerInnen  zur Hypothesenbildung anzuregen.

Hier die Methode an sich:

Stimmt´s

Viel Spaß!