Offene Kirche … Allgemein Alles steht Kopf 2: Jesaja 66,13

Alles steht Kopf 2: Jesaja 66,13


Alles steht Kopf. Sie erinnern sich? Toller Zeichentrickfilm, lustig und mit Tiefgang. Über die 5 Persönchen, die in unser aller Köpfen die Knöpfe drücken und Schalter umlegen. Über „Freude, Wut, Ekel, Angst und Kummer“.

Ich frag mal direkt, liebe Leuts: Wer von den Fünfen war denn bei Ihnen heute bis gerade am Drücker? Freude, die sonnengelbe immer lustige Frau mit den blauen Haaren? Oder ist Wut bei Ihnen explodiert? Vielleicht hat Angst auch sorgenvoll einen Blick auf die Corona-Zeit geworfen, Ekel, hat gesagt: „Peinlich….“ Oder Kummer hat Sie ein bisschen zusammensinken lassen. Oder waren es vielleicht mehrere zusammen?

Aber zurück zum Film. Dort gibt es eine Außen-Hauptperson, die uns Einblick in IHR Innenleben gewährt. Und zwar Riley, ein 11jähriges Mädchen. Riley hat eigentlich ein glückliches Leben. Ihre Eltern lieben sie, sie hat einen „best friend forever“ und viele andere Freundinnen, liebt Eishockeyspielen und rumalbern mit den Eltern. Besser gehts nicht. Bis der Vater einen anderen Job annimmt und mitsamt happy familiy in ein anderes Land zieht. Totaler Einschnitt in Rileys Leben. Während die Eltern eine Katastrophe nach der anderen managen, ist Riley mega tough. „Freude“ hat eine gute Idee nach der anderen, um jede noch so blöde Situation zu retten. Aber wie sehr Riley dabei ihre alte Heimat, ihre Freundinnen, ihr Team vermisst, das bekommt keiner mit.

So weit die äußere Lage im Film. Und mitten in das Chaos im Außen hinein geschieht dann auch noch innen, in der Schaltzentrale in Rileys Kopf, etwas Schreckliches: „Freude“ und „Kummer“ werden durch einen blöden Zufall aus der Zentrale herauskatapultiert. Sie sind verschollen in den Tiefen vom Gedächtnis, einfach weg. Und Riley im Außen, die ist wie versteinert – Freude oder Kummer kann sie nicht mehr empfinden.

Welche Abenteuer Freude und Kummer durchstehen müssen, bis sie ihren Weg zurück in die Schaltzentrale gefunden haben, davon erzählt der Film. Nach viel Teamwork kommen sie am Ende wieder dort an. Aber in der Zwischenzeit hat sich für sie alle etwas verändert. Vorher hatte Freude immer ängstlich vermieden, dass Kummer bei Riley an den Drücker gekommen ist. Bloß nicht traurig sein, das war die Devise. Aber dann, am Ende, übergibt Freude das Schaltpult an Kummer. Das erste Mal überhaupt. Kummer legt den Schalter um. Der Panzer um Rileys Inneres bricht. Sie weint… Und endlich, endlich kann Riley ihren Kummer spüren…

Und erst da, erst als sie selbst „fühlt“, als sie ihr Gesicht verzieht, weint, ihren Kummer äußert – erst da sehen ihre Eltern ihn auch. Das Herz der Eltern spiegelt Rileys Kummer wieder, ihre Eltern fühlen MIT. Alle drei spüren, was sie mit der alten Heimat alles verloren haben. Die Eltern nehmen Riley in den Arm – und gemeinsam weinen sie. Zu dritt. Kummer verbindet Riley mit ihren Eltern… Sie weinen, als sie sich erinnern. Sie halten sich gegenseitig fest. Und am Ende lächeln sie unter Tränen zusammen. Das ist Trost…

Die Leutchens in der Schaltzentrale in Rileys Kopf haben am Ende des Films eines begriffen: Kummer ist wichtig. Genauso wichtig wie Freude, Wut, Ekel oder Angst. Kummer gehört zum Leben dazu. Kummer verhindert, dass ich versteinere. Erst wenn ich weine, spüre ich die Erleichterung darin. Kummer stellt Verbindung her, nach innen zu mir selbst, aber auch nach außen. Erst wenn ich trauere, kann ich getröstet werden.

Trost… In den Armen eines anderen Trost finden… Das brauchen wir alle.

Deshalb verspricht uns Gott genau das: „Ich will dich trösten, wie einen eine gute Mutter tröstet…“ Gott verspricht mir: „Wenn Kummer am Drücker ist und dich zu verschlingen droht, dann bist du nicht allein. Niemals.

Denn einer ist immer da, der deine Tränen sieht. Geweinte und ungeweinte.

Einer, der dich in seine starken und sanften Arme schließt und an dessen Schulter du weinen kannst. Einer, der deine Tränen trocknet, damit deine Seele irgendwann auch wieder fröhlich und stark sein kann wie ein Adler. Gott sei Dank!

Ihre Pfarrerin Katja Hornfeck