Offene Kirche … Allgemein Jesus – der gute Hirte

Jesus – der gute Hirte

Über dem Ehebett meiner Großeltern (Jg. 1906 und 1908) hing ein Bild, wie es damals in vielen Schlafzimmern hing: Jesus inmitten einer sich eng zusammen-drängenden Schafherde und mit einem Lämmchen auf den Schultern. Ich habe dieses Bild geliebt. Natürlich war ich das Lamm auf den Schultern Jesu. Dieses Bild gab mir Sicherheit. Und wie es den meisten dieser Schlafzimmerbilder erging, so auch diesem: Als meine Großmutter nach dem Tod meines Großvaters in eine kleinere Wohnung zog, kam das Bild auf den Kleiderschrank und verstaubte, irgendwann wurde es entsorgt.

Ähnlich wie dem Bild meiner Großeltern ging es auch dem vom guten Hirten mit seinen Schafen in der Bibel. Im Streben nach Individualität stellten viele immer wieder die Frage: Will ich ein Schaf sein? Immer in der Herde mitlaufen, keinen eigenen Weg gehen? Es ist schon merkwürdig, dass wir uns in Corona-Zeiten mit Kontaktverbot und Abstandsregelungen wieder nach der Herde sehnen, nach Nähe, Geborgenheit, Gemeinschaft …

Zum Glück ist die eigentliche Botschaft vom guten Hirten nie ganz in Vergessenheit geraten. Die Botschaft vom Hirten, der über seine Herde wacht, die Schafe – uns – beschützt und leitet, der jedes einzelne aber seiner Schafe kennt und ihm die je eigene Individualität zugesteht.

Die Botschaft vom guten Hirten Jesus, der für jeden und jede von uns kämpft, der sogar sein Leben für uns opfert, diese Botschaft ist es, die uns trägt – gerade auch in schweren Zeiten.

Die Botschaft vom guten Hirten, der uns recht leitet, diese Botschaft ist es aber auch, die uns in diesen Tagen, in unserem Leben anleiten will. Von seiner Liebe zu lernen und sie weiterzugeben, aus seinem Vorbild Verantwortung für die Anderen zu übernehmen, darum geht es jetzt.

Und dann sind wir doch wieder bei der Herde: Sie ist eine Gemeinschaft, in der sich alle verantwortungsbewusst verhalten und in Liebe zuwenden. Das können wir jetzt auch im gebotenen Abstand üben und bald hoffentlich wieder ganz sichtbar leben.

Pfarrerin Sabine Frauenhoff