Religionen verstehen – Wegbereiter und Klassiker

Der Religionswissenschaftler Udo Tworuschka möchte, dass der Religionswissenschaft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Besonders als Praktische Religionswissenschaft dient sie der Vermittlung und Erweiterung des Verständnisses von Religion und Religionen. Zugleich dient sie einer sachkompetenten und emphatischen Begegnung der Religionen. Neben der Analyse von bekannten Religionswissenschaftlern und deren Konzeptionen ist darum auch die didaktische Hinführung für Studierende und Interessierte gleichermaßen wichtig. Das leistet ein Arbeitsbuch, das wichtige Religionswissenschaftler und deren Konzepte vorstellt:

Udo Tworuschka:
Religionswissenschaft. Wegbereiter und Klassiker
UTB 3492. Köln u.a.: Böhlau 2011
— Rezension hier —

Von Udo Tworuschka (die meisten Titel zusammen mit Monika Tworuschka)
wurden bereits folgende Bücher besprochen:

 

Buch des Monats September 2011: Wiederkehr der Religion?

Die Versuche, die veränderten Bedingungenen von Religion und Religiosität in den modernen gleichzeitig religiös-pluralen Gesellschaften, besonders von denen in Europa, zu analysieren und zu bewerten, sind unterschiedlich. Sie werden oft genug von bestimmten religiösen oder a-religiösen Interessen ängstlich oder begeistert gesteuert.  Der Religionswissenschaftler und Soziologe Volkhard Krech von der Ruhruniversität Bochum lässt sich nicht auf Spekulationen ein, sondern analysiert sorgfältig, wie die religiöse Gemengelage zwischen Säkularisierung, Individualisierung und Sakralisierung unter dem Leitmotiv der Kommunikation einzuschätzen ist. So entstand kein Buch für die schnelle Lektüre, aber es lohnt:

Volkhard Krech: Wo bleibt die Religion?
Zur Ambivalenz des Religiösen in der modernen Gesellschaft
Bielefeld: Transcript 2011
— Rezension hier —

Titel mit ähnlicher Thematik, die bereits unter Ein-Sichten besprochen wurden:

 

Interreligiöses Lernen im Kindergarten

Interreligiöses Lernen gehört in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft zu den Gundmustern der Erziehung. Bisher gibt es zwar einiges an Material zum interkulturellen Lernen im Kindergartenalter, aber wenig zur interreligiösen Erziehung.
Vgl. dazu auch den Beitrag von Jörg Lohrer in rpi-virtuell zu einer bundesweiten Studie der Universität Tübingen
Diese mehrfach schon aufgezeigte didaktische Lücke füllen die beiden Autoren kompetent praxisorientiert auf. Aber nicht nur Erzieher/innen und Eltern können hier  lernen, sondern allen, denen eine solide Wertevermittlung am Herzen liegt:

Carola Fleck / Stephan Leimgruber:
Interreligiöses Lernen in der Kita.
Grundwissen und Arbeitshilfen für Erzieher/innen
Köln: Bildungsverlag EINS 2011
(mit vielen Bildern und Schautafeln)
— Rezension hier —

Praxisbuch zum interreligiösen Lernen – von und mit den Weltreligionen

Angesichts der Globalisierung sind uns die großen Weltreligionen nahe gerückt. Aber eine Religion verstehen lernen, setzt neben der Information praktische Zugänge voraus. Gerade Unterrichtende brauchen didaktische und methodische Möglichkeiten, um die Begegnung mit der eigenen Glaubensweise und den eher fremden Religionen sinnvoll werden zu lassen.  Das vorliegende Buch, an der Schnittstelle von Theorie und Praxis entstanden, dürfte hier vorzügliche Dienste leisten:

Claus Peter Sajak
(unter Mitarbeit von Katrin Gergen-Woll,
Barbara Huber-Rudolf und Jan Woppowa):

Kippa, Kelch, Koran.
Interreligiöses Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen
Ein Praxisbuch
München: Kösel 2010
— Rezension hier —

Buch des Monats August 2011: Der schwierige Umgang mit religiöser Pluralität

Religionen sind angesichts von Globalisierung und religiöser Pluralität herausgefordert, sich auf die erheblichen gesellschaftlichen Veränderungen in der religiösen und weltanschulichen Szenerie einzulassen – bis hin zu den Atheismus-Debatten. Sie haben keine Monopolansprüche mehr und müssen theologisch, ethisch und religionspädagogisch neue Wege finden. Anregungen in Theorie und Praxis gibt das Buch:

Horst F. Rupp / Klaas Huizing (Hg.):
Religion im Plural.
Forum zur Pädagogik und Didaktik der Religion Bd. 3
Würzburg: Königshausen & Neumann 2011
— Rezension hier —

Verändernde Kräfte: Friedvolle Empörung und mutiges Engagement

Der 93jährige Stéphane Hessel hat mit seinem Essay “Empört Euch!” in Frankreich eine machtvolle Diskussion entfacht, weil er mit intellektueller Schärfe den Verrat von demokratisch-freiheitlichen Grundwerten und gesellschaftliche Ausgrenzung einzelner Gruppen als zunehmend skandalös empfindet:

Stéphane Hessel:
Empört Euch!
Aus dem Französischen von Michael Kogon.
Berlin: Ullstein 2011, 2. Aufl.
— Rezension hier —

Man hat zu Stéphane Hessel gesagt: “Empörung reicht nicht, wo bleibt das Engagement?” Der Mitverfasser der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte” von 1948 legt nach. Im März erschien in Frankreich: “Engagez-vous!”
Die  deutsche Ausgabe erschien im Juli 2011: Engagiert Euch! Die Berliner Zeitung hatte nach dem Erscheinen in Frankreich am 17.03.2011 anerkennend geschrieben, wie eindrucksvoll der Autor Empörung in Engagement umzuwandeln vermag: Rezension hier

Wie seltsam muss da der Streit in Deutschland  wirken, den
Thilo Sarrazin
nicht nur mit seinem Buch, sondern auch durch seine vielen ihm gewährten Medienauftritte verschärfte  – weitgehend unter den Vorzeichen von Islamfeindlichkeit und Migrantenabwehr.
Das wurde bereits facettenreich vorgeführt in:

Patrick Bahners: Die Panikmacher
Die deutsche Angst vor dem Islam. Eine Streitschrift
München: C.H. Beck 2011
— Rezension hier —

Beeindruckender als Bahners erzählreiche Schelte klingt das, was 30 SchriftstellerInnen, JournalistInnenen und AutorInnenen dazu geführt hat, ein Manifest der Vielen zusammenzustellen:

Hilal Sezgin (Hg.):
Manifest der Vielen.
Deutschland erfindet sich neu!
Berlin: Blumenbar 2011
— Rezension hier —

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass viele Sachkundige, keineswegs blauäugige Multikulti-Anhänger,  immer wieder versucht haben, die Diskussion wieder ins Lot aktiver Toleranz zu bringen, wie es Demokraten ansteht.  Hat dies alles positiive Wirkungen gezeigt? Immerhin sind offensichtlich viele nicht mehr bereit, der in Statistiken eingekleideten Polemik zu folgen. Deshalb sei weiterhin zur Orientierung empfohlen:

Thorsten Gerald Schneiders (Hg.):
Islamfeindlichkeit (Rezension)
und Islamverherrlichung (Rezension)

Vgl. auch im Sinne einer Versachlichung der Debatte das Heft
Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ)  Nr. 13-14 (28.03.2011, hg. bpb): Islam in Deutschland

 

Der Westen, Säkularisierung und Religionen

Als Ergebnis eines Symposiums über die die Bedeutung von Religion und Religionen in der säkularisierten westlichen Welt  präsentieren “Stichwortgeber” wie  Politiker, Politikwissenschaftler, Journalisten, Soziologen Religionspädagogen und Theologen  eine Art Zwischenstand mit durchaus kontroversen Ansichten. Die Zielrichtung geht dabei auf die Entwickung eines zukunftsweisenden Frieden stiftenden interreligiösen Dialogs:

Christian Peters / Roland Löffler (Hg.):
Der Westen und seine Religionen.
Was kommt nach der Säkularisierung?
Freiburg u.a.: Herder 2010
— Rezension hier —

 

Buch des Monats Juli 2011: Interreligiöse Interpretationsmuster im pluralistischen Europa

Auslegung sog. heiliger Texte stehen in einer pluralistisch geprägten Welt unter den Auspizien der Globalisierung. Hermeneutiken, durchaus als Kunst der Auslegung verstanden, können sich nicht mehr auf nur eine Religion beschränken, sondern brauchen komparative theologische Muster. Gerade ein ehemals theologisch dominierendes Europa (und mit ihm der Westen überhaupt) muss umlernen. Interreligiöse Hermeneutiken auch als Re-Lektüre heiliger Schriften sind Wegstationen hin zu neuen Theologien der Religionen – gesättigt von den Begegnungserfahrungen der Menschen unterschiedlichen Glaubens. Arbeitskonzepte in dieser Richtung beschreibt das Buch:

David Cheetham / Ulrich Winkler / Judith Gruber (eds.):
Interreligious Hermeneutics in Pluralistic Europe.
Between Texts and People
Currents of Encounter, Vol. 40
Amsterdam / New York Rodopi 2011
— Rezension hier —

Kinderbücher zum Verstehen des Islam und anderer Religionen

Der Übersetzer und Schriftsteller Milad Ahamd Karimi ist durch seine poetische Übersetzung des Korans bekannt geworden. Die Vermittlung eines auf Frieden ausgerichteten Islam liegt ihm am Herzen. So hat er ein besonderes Verlagsprojekt initiiert, dessen Leiter er ist, den
Salam Kinder- und Jugendbuchverlag in Freiburg/Br.
Hier sind bereits eine Reihe kindgemäßer Bücher entstanden, inzwischen auch zum Propheten Mohammed und zu Yusuf (dem alttestamentlichen Josef):

  • Bärbel Manaar Drechsler: Yusuf der Prophet, 2011
  • Nadia Doukali: Muhammad, Prophet des Friedens, 2011
    — Rezensionen hier —

Auf der Ebene kindgemäßer Hinführung zu den Religionen im Sinne einer Erzählgemeinschaft innerhalb einer Religion oder in der Begegnung der Religionen gibt es inzwischen zwar einiges auf dem Markt. Vieles müsste jedoch noch bekannter werden.

 

Die alten Werte für das neue Europa?

Der belgische Politiker, Europa-Befürworter und aktive Katholik Herman van Rompuy sieht in den christlichen Werten einen wichtigen Beitrag für die Zukunft eines gemeinsamen Europas. So möchte er den “christlichen Intellektuellen” wiederbeleben, damit die Visionen solcher Denker in den sich verändernden, säkularisierten Gesellschaften  aufs Neue Wert-Gestalt gewinnen: Verantwortung für den Einzelnen und die Welt über das rein Humanistische hinaus: Lebensweisheit und aktives Handeln von Gott her .

Herman van Rompuy:
Christentum und Moderne.
Werte für für die Zukunft Europas
Aus dem Niederländischen von Karl Georg Cadenbach
Kevelaer: Butzon & Bercker 2010
— Rezension hier —