Hinduismus verstehen lernen – Manus Gesetzbuch

Der Hinduismus beinhaltet eine Vielzahl religiöser Traditionen in Indien. Sich dieser Lebesn- und Glaubenswelt anzunähern, ist für westliche Menschen trotz aller exotischen Attraktivität keineswegs leicht. Man denke beispielsweise auch an das immer noch gesellschaftliche wirksame Kastensystem in Indien.
Nun hat der Verlag der Weltreligionen mit der Veröffentlichung eines der wichtigsten alten hinduistischen ethischen Orientierungsbücher ungewohnte und spannende Einblicke ermöglicht. Die vorliegende Textsammlung wurde zum ersten Mal vollöständig ins Deutsche übersetzt. Zugleich wurde ein ausführlicher Kommentar, Glossar und Register begegeben:

MANUSMRTI. Manus Gesetzbuch
Aus dem Sankrit übersetzt und herausgegeben
von Axel Michaels unter Mitarbeit von Anand Mishra

Berlin: Verlag der Weltreligionen 2010
— Ausführliche Rezension hier —

Die Bhagavad Gita – Anleitung zum wahren Menschsein

Die Bhagavad Gita ist Indiens tiefster Ausdruck auf dem Weg zu Grenzen überschreitender Erkenntnis, Weisheit und Handelns. Der Münchner evangelische Theologiee und Religionswissenschaftler Michael von Brück hat es unternommen in Übersetzung und Kommentaren den westlichen LeserInnen dieses spirituelle Hauptwerk näher zu bringen:

Bhagavad Gita. Der Gesang des Erhabenen
Aus dem Sanskrit übersetzt und herausgegeben
von Michael von Brück

Frankfurt/M. und Leipzig: Verlag der Weltreligionen im Insel-Verlag 2010
— Beschreibung und Rezension hier —

Die Gita ist Teil des berühmten Epos des Mahabharata. Durch die Erzählungen und die Reflexionen im Angesicht Gottes, wird deutlich, dass angesichts menschlichen Leidens, angesichts von Ungerechtigkeit und Nöten rechtes Handeln, mystische Einsicht, emutvolle Hingabe und bedingungslose Liebe die Heilmittel für Mensch und Welt sind.

In den vielfachen Übersetzungen und Kommentierungen der “Gita” weltweit wird hier nicht nur der Zugang zu den spirituellen Zentren Indiens gelegt, sondern auch ein Grundtext von Glauben im Horizont einer letzten Wirklichkeit für alle Suchenden und Fragenden eröffnet.

Vgl. auch:

Auf dem Weg zu einer universalen Theologie der Religionen – Zwischenbilanzen und Aufbrüche

Entwicklungen in der christlichen Theologie hin zu einer gleichgewichtigen Begegnung mit anderen religiösen Traditionen nimmt die von dem Basler Systematiker Reinhold Bernhardt herausgegebene Reihe auf: “Beiträge zu einer Theologie der Religionen” (BThR). Theologischer Verlag Zürich (TVZ) 2005-2010
— Verlagshinweise hier —

Er hat mit Hilfe engagierter TheologInnen, PhilosophInnen und
ReligionswissenschaftlerInnen neue und erweiterte Wege im
interreligiösen Dialog gebahnt und die verstehende Begegnung der
Religionen “cross-cultural” weiter gebracht.  Inzwischen hat sich ein unterschiedliches Verständnisspektrum im Blick auf eine interreligiös offene Theologie entwickelt.

Übersicht mit Kommentierung und Besprechungen von BThR 1-8 hier

  • BThR 1 (2005): Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
    Kriterien interreligiöser Urteilsbildung,
  • BThR 2 (2006): Reinhold Bernhardt: Ende des Dialogs?
    Die Begegnung der Religionen und ihre theologische Reflexion
  • BThR 3 (2007): Reinhold Bernhardt / Thomas Kuhn (Hg.):
    Religionsfreiheit. Schweizerische Perspektiven
  • BThR 4 (2008): Uwe Gerber: Wie überlebt das Christentum?
    Religiöse Erfahrungen und Deutungen im 21. Jh.
  • BThR 5 (2008): Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
    Multiple religiöse Identität.
    Aus verschiedenen religiösen Traditionen schöpfen
  • BThR 6 (2008): Bernhard Nitsche: Gott – Welt – Mensch.
    Raimon Panikkars Denken – Paradigma für eine Theologie in interreligiöser Perspektive?
  • BThR 7 (2009): Reinhold Bernhardt / Klaus von Stosch: Komparative Theologie.
    Interreligiöse Vergleiche als Weg der Religionstheologie
    — Rezension BThR 7 hier —

REZENSIONEN von BThR 8-10

  • BThR 8 (2009): Matthias Tanner / Felix Müller / Frank Mathwig / Wolfgang Lienemann:  Streit um das Minarett. Zusammenleben in der religiös pluralistischen Gesellschaft
  • BThR 9 (2010): Sung Ryul Kim: Gott in und über den Religionen.
    Auseinandersetzung mit der >pluralistischen Religionstheologie<
    und das Problem des Synkretismus
    — Rezension BThR 9 hier —
  • BThR 10 (2010): Walter Dietrich / Wolfgang Lienemann (Hg.):
    Religionen, Wahrheitsansprüche, Konflikte
    Theologische Perspektiven
    — Rezension BThR 10 hier —

Buch des Monats Dezember 2010: Integrative Herausforderungen religiöser Vielfalt

Die gesellschaftliche Integration etablierter Religionen und neuer verschiedener religiöser Strömungen als eine Zukunftschance wahrnehmen und nutzen, das beschreiben die Herausgeber und Autoren in:

Hans-Peter Großhans / Malte Dominik Krüger (Hg.):
Integration religiöser Pluralität
Philosophische und theologische Beiträge zum Religionsverständnis in der Moderne.

Leipzig: EVA 2010
— Rezension hier —

Buch des Monats November 2010 – Seelsorge interreligiös

Pastoralpsychologisch erfahrene AutorInnen verschiedener Religionen haben im Blick auf unsere faktisch multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften in Europa ein Handbuch erarbeitet, das nicht nur bisherige Defizite spiritueller Begleitung von Menschen aufzeigt, sondern gangbare Orientierung eröffnet. Wo Menschen mit ganz unterschiedlichen biografischen und kulturellen Hintergründen zusammenkommen, sind die Vertreter der Religionen besonders gefragt, gemeinsam auf solche Herausforderungen zu reagieren. Dies geschieht beeindruckend in:

Helmut Weiß / Karl Federschmidt / Klaus Temme (Hg.):
Handbuch Interreligiöse Seelsorge

Neukirchener Verlagshaus 2010
— Rezension hier —

Das Buch zeichnet sich also nicht nur durch sorgfältige Analysen aus, die zur Einordnung von “spiritual care” in die jeweilige religiöse Tradition dienen, sondern die AutorInenn entwickeln aus diesen religiösen Bezugspunkten Perspektiven für Kindergarten, Diakonie, Krankenhaus, Gefängnis., Schule, Jugend- und Stadtteilarbeit sowie im Blick auf die Notfallseelsorge. Bereits vorliegende Erfahrungen können zur weiteren Projekten ermutigen.

Buch des Monats Oktober 2010 – Jacques Gaillot – Der Bischof mit dem virtuellen Bistum

“Es gibt wenige Bischöfe, die nicht nur die Not und den Reformstau ihrer Kirche sehen, sondern mit positiver Kritik zu mutigen Schritten mahnen, sie trotz des großen Risikos selber entschlossen gehen”. So heißt es im Klappentext des Buches, das dem ehemaligen vom Papst 1995 abgesetzten Bischof von Evreux, Jacques Gaillot, gewidmet ist, der am 11. September 2010 seinen 75. Geburtstag in Paris feierte.

Roland Breitenbach (Hg.)
Jacques Gaillot.
Die Freiheit wird euch wahr machen.
Würzburg: Reimund Maier Verlag 2010
— Rezension hier —

Der kirchlich und politisch engagierte Bischof wurde in ein nicht mehr vorhandenes Bistum in der algerischen Wüste versetzt: Partenia. Daraus wurde das einzige virtuelle Bistum der Welt, dem sich Menschen aller Nationen udn aller Schichten verbunden wissen. Sie hoffen und sie engagieren sich für eine freie Kirche der Wahrhaftigkeit, die sich mit den Ausgegrenzten, Armen udn Verlassenen verbunden weiß.

Mehr zu Jacques Gaillot auch im INTR°A-Blog

Bedeutung und Funktion von Religion in der Mediengesellschaft

Die älteren und neueren Medien wie Theater, Film, Fernsehen, Internet spielen in einer Gesellschaft, in der das Bild mehr und mehr die Schrift überlagert eine herausragende und machtvoll beeinflussende Rolle. Wie kommt Religion nun in einer Gesellschaft vor, die so stark durch die (Massen-)Medien geprägt ist? Im Rahmen einer Vorlesungsreihe an der Universität Graz sind TheologInnen, ReligionswissenschaftlerInnen, aber auch Medienschaffende und Mediziner dieser Frage nachgegangen. Herausgekommen ist ein facettenreiches Buch:

Christian Wessely / Alexander D. Ornella (Hg.):
Religion und Mediengesellschaft.

Beiträge zu einem Paradoxon.
Theologie im kulturellen Dialog Bd. 20
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Rezension hier —

Ein Resümee der von Widersprüchlichkeiten geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit und der in ihr wirkenden und benutzen Varianten von Religiosität konnten Herausgeber und Autoren sicher nicht leisten. Anstöße und Anregungen finden sich jedoch reichlich in diesem Buch.

Respekt als interkulturelle Tugend

Der Psychologe und Verhaltensforscher Josef Schönberger hat ein Praxisbuch geschrieben, dass angesichts unserer multikulturellen und religiösen Gesellschaften eine Art Leitfaden bildet, um Menschen unterschiedlicher Herkünfte so einander näher zu bringen, dass sie einander respektvoll wahrnehmen und sich in ihren Unterschieden besser verstehen lernen:

Josef Schönberger:
Die Wiederentdeckung des Respekts.
Wie interkulturelle Begegnungen
gelingen.
Ein Lesebuch.
Nachwort des Dalai Lama
München: Kösel 2010 
— Rezension hier —

Menschliche Vielfalt als Reichtum in unserer Welt, nicht die eigenen Rechtsstandpunkte absolut setzen und im Respekt und Selbstachtung Menschlichkeit pflegen und Menschenwürde hochhalten, das sind die Kernthesen des Buches, exemplifiziert durch eine große Anzahl von heiter und nachdenklich machenden Erfahrungserichten.

Vielfalt des Orients – Festschrift für Peter Heine

Einblicke in die Vielfalt des Orients und den vom Mittelmeer bis Indien bietet die von fachkompetenten FreundInnen, SchülerInnen und KollegInnen herausgegebene Festschrift für den renommierten Islamwissenschaftler Peter Heine zu dessen 65. Geburtstag. 

Anke Bentzin / Henner Fürtig / Thomas Krüppner / Riem Spielhaus (Hg.):
Zwischen Orient und Okzident.

Studien zu Mobilität von Wissen, Konzepten und Praktiken.
Festschrift für Peter Heine
Freiburg u.a.: Herder 2010,368 S. 

In Anspielung an das Goethe-Zitat aus dem West-östlichen Divan: "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen" bedeutet die Lektüre dieser Artikelvielzahl zugleich eine geografisch und geschichtlich orientierte Reise in die Vielfalt des Orients zwischen Antike und Gegenwart. Grundsätzliches zur (islamischen) Religionsauslegung ("Aushandlungen"!) bis in die Praxis von Scharia und Kopftuchfragen, Wissentransfer und Identitätsprobleme sowie Globalisierung damals und heute eröffenen auch viele bisher nicht gesehene und ungewöhnliche Perspektiven (etwa bei der Kulinarik).  

Buch des Monats September 2010 – Islamkritik ohne Polemik

Angesichts sich immer wiederholender Phasen undifferenzierter und gehässiger Islamkritik, zuletzt besonders durch die Auftritte und das Buch von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin, sollten auch andere Stimmen gehört werden. Eine solch andere Stimmenvielfalt hat der Islam- und Politikwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders als Fortsetzung des Bandes “Islamfeindlichkeit” (vgl. Beitrag und Rezension bei INTR°A) zusammengetragen, und zwar in:

Thorsten Gerald Schneiders (Hg.):
Islamverherrlichung. Wenn die Kritik zum Tabu wird.

Wiesbaden: VS-Verlag 2010

— Rezension hier —

Der Titel ist etwas missverständlich, denn es geht in dieser Zusammenstellungen von christlich und muslimisch geprägten Fachautoren darum, die falschen Fronten der Islamkritik abzubauen. Dabei werden Schwachstellen und Ärgernisse sowohl in der Vergangenheit und Gegenwart nicht verschwiegen. Es tut jedoch gut, wenn die durchaus gängige inkriminierende Begleitmusik beim Themenfeld “Islam, Muslime, Einwanderung, Integration” durch selbst ernannte Experten hier nicht zu hören ist.