Praxisbuch zum interreligiösen Lernen – von und mit den Weltreligionen

Angesichts der Globalisierung sind uns die großen Weltreligionen nahe gerückt. Aber eine Religion verstehen lernen, setzt neben der Information praktische Zugänge voraus. Gerade Unterrichtende brauchen didaktische und methodische Möglichkeiten, um die Begegnung mit der eigenen Glaubensweise und den eher fremden Religionen sinnvoll werden zu lassen.  Das vorliegende Buch, an der Schnittstelle von Theorie und Praxis entstanden, dürfte hier vorzügliche Dienste leisten:

Claus Peter Sajak
(unter Mitarbeit von Katrin Gergen-Woll,
Barbara Huber-Rudolf und Jan Woppowa):

Kippa, Kelch, Koran.
Interreligiöses Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen
Ein Praxisbuch
München: Kösel 2010
— Rezension hier —

Buch des Monats August 2011: Der schwierige Umgang mit religiöser Pluralität

Religionen sind angesichts von Globalisierung und religiöser Pluralität herausgefordert, sich auf die erheblichen gesellschaftlichen Veränderungen in der religiösen und weltanschulichen Szenerie einzulassen – bis hin zu den Atheismus-Debatten. Sie haben keine Monopolansprüche mehr und müssen theologisch, ethisch und religionspädagogisch neue Wege finden. Anregungen in Theorie und Praxis gibt das Buch:

Horst F. Rupp / Klaas Huizing (Hg.):
Religion im Plural.
Forum zur Pädagogik und Didaktik der Religion Bd. 3
Würzburg: Königshausen & Neumann 2011
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Verändernde Kräfte: Friedvolle Empörung und mutiges Engagement

Der 93jährige Stéphane Hessel hat mit seinem Essay “Empört Euch!” in Frankreich eine machtvolle Diskussion entfacht, weil er mit intellektueller Schärfe den Verrat von demokratisch-freiheitlichen Grundwerten und gesellschaftliche Ausgrenzung einzelner Gruppen als zunehmend skandalös empfindet:

Stéphane Hessel:
Empört Euch!
Aus dem Französischen von Michael Kogon.
Berlin: Ullstein 2011, 2. Aufl.
— Rezension hier —

Man hat zu Stéphane Hessel gesagt: “Empörung reicht nicht, wo bleibt das Engagement?” Der Mitverfasser der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte” von 1948 legt nach. Im März erschien in Frankreich: “Engagez-vous!”
Die  deutsche Ausgabe erschien im Juli 2011: Engagiert Euch! Die Berliner Zeitung hatte nach dem Erscheinen in Frankreich am 17.03.2011 anerkennend geschrieben, wie eindrucksvoll der Autor Empörung in Engagement umzuwandeln vermag: Rezension hier

Wie seltsam muss da der Streit in Deutschland  wirken, den
Thilo Sarrazin
nicht nur mit seinem Buch, sondern auch durch seine vielen ihm gewährten Medienauftritte verschärfte  – weitgehend unter den Vorzeichen von Islamfeindlichkeit und Migrantenabwehr.
Das wurde bereits facettenreich vorgeführt in:

Patrick Bahners: Die Panikmacher
Die deutsche Angst vor dem Islam. Eine Streitschrift
München: C.H. Beck 2011
— Rezension hier —

Beeindruckender als Bahners erzählreiche Schelte klingt das, was 30 SchriftstellerInnen, JournalistInnenen und AutorInnenen dazu geführt hat, ein Manifest der Vielen zusammenzustellen:

Hilal Sezgin (Hg.):
Manifest der Vielen.
Deutschland erfindet sich neu!
Berlin: Blumenbar 2011
— Rezension hier —

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass viele Sachkundige, keineswegs blauäugige Multikulti-Anhänger,  immer wieder versucht haben, die Diskussion wieder ins Lot aktiver Toleranz zu bringen, wie es Demokraten ansteht.  Hat dies alles positiive Wirkungen gezeigt? Immerhin sind offensichtlich viele nicht mehr bereit, der in Statistiken eingekleideten Polemik zu folgen. Deshalb sei weiterhin zur Orientierung empfohlen:

Thorsten Gerald Schneiders (Hg.):
Islamfeindlichkeit (Rezension)
und Islamverherrlichung (Rezension)

Vgl. auch im Sinne einer Versachlichung der Debatte das Heft
Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ)  Nr. 13-14 (28.03.2011, hg. bpb): Islam in Deutschland

 

Buch des Monats Juni 2011 und Filmtipp: Die Rückkehr der Märtyrer

In den drei monotheistischen Religionen ist das Martyrium ein ausgeprochen ambivalentes Glaubenszeugnis. Dies wird noch um die Debatte der fanatisierten Selbstmordattentäter verschärft. Martyrium, Aggression und gesellschaftlicher Frieden sind darum die Pole, um die eine sachgemäße Auseinandersetzung gehen muss. Von Andreas Hofer ausgehend, haben Theologen, Religionspädagogen, Ethnologen und Historiker quer durch die Geschichte von Christen, Juden und Muslimen Fachleute – nicht nur einen Überblick zu diesem komplexen Thema ermöglicht, sondern auch beeindruckende Beispiele herangezogen.

Józef Niewiadomski / Roman Siebenrock (Hg.):
Opfer – Helden – Märtyrer.
Das Martyrium als religionspolitische Herausforderung
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2011
— Rezension hier —

Eine beeindruckende Ergänzung dieser Thematik bietet der Film
“Bis aufs Blut – Die Rückkehr der Märtyrer”,
für den der Dozent am Religionspädagischen Institut Karlsruhe, Michael Beisel, eine ausführliche Besprechung im Baden-Württembergischen Landesmediendienst vorgelegt hat. Gerade für den Unterricht in der Sekundarstufe I und II werden hier orientierende Hilfestellungen zum Umgang mit dem Phänomen des Märtyrertuns in Vergangenheit und Gegenwart gelegt: Mehr Infos hier

Gemeinsames Gebet von Juden, Christen und Muslimen?

Der Glaube von Juden, Christen und Muslimen hat viele Gemeinsamkeiten, aber es ziehen sich auch erhebliche Trennlinien durch die drei Monotheismen, man denke an die Trinitätslehre oder an die Vorstellung von Christus als Sohn Gottes. Der im interreligiösen Dialog engagierte Andreas Renz hat es unternommen, diese Unterschiede aufzuzeigen udn Gemeinsamkeiten bis in die “trialogische” Praxis hin auszuloten. Beim interreligiösen Gebet hat er jedoch Bedenken:

Andreas Renz:
Beten wir alle zum gleichen Gott?
Wie Juden, Christen und Muslime glauben
München: Kösel 2011
— Rezension hier —

Kinderbücher zum Verstehen des Islam und anderer Religionen

Der Übersetzer und Schriftsteller Milad Ahamd Karimi ist durch seine poetische Übersetzung des Korans bekannt geworden. Die Vermittlung eines auf Frieden ausgerichteten Islam liegt ihm am Herzen. So hat er ein besonderes Verlagsprojekt initiiert, dessen Leiter er ist, den
Salam Kinder- und Jugendbuchverlag in Freiburg/Br.
Hier sind bereits eine Reihe kindgemäßer Bücher entstanden, inzwischen auch zum Propheten Mohammed und zu Yusuf (dem alttestamentlichen Josef):

  • Bärbel Manaar Drechsler: Yusuf der Prophet, 2011
  • Nadia Doukali: Muhammad, Prophet des Friedens, 2011
    — Rezensionen hier —

Auf der Ebene kindgemäßer Hinführung zu den Religionen im Sinne einer Erzählgemeinschaft innerhalb einer Religion oder in der Begegnung der Religionen gibt es inzwischen zwar einiges auf dem Markt. Vieles müsste jedoch noch bekannter werden.

 

Online-Zugänge für das Handbuch der Religionen

Trotz starker Digitalisierung in der Kultur des Buches ziehen es immer noch viele vor, sich Material auf der “Papierbasis” zu besorgen. Dazu gehört seit 1997 das von Udo Tworuschka und Michael Klöcker im Olzog-Verlag München herausgegebene

HANDBUCH DER RELIGIONEN (HdR) (hier auch Leseproben)

Viele Spezialisten und für die einzelnen Themenfelder zuständige Fachgebietsleiter haben dieses Handbuch im Ringformat mit jährlichen Ergänzungslieferungen zu einem vierbändigen Werk anwachsen lassen. Für den deutschsprachigen Raum liegt damit ein umfangreicher religiöser Überblick vor. Das macht allerdings die Übersicht und schnelle Auffindbarkeit bestimmter einzelner Themen nicht gerade leichter. So ist es zu begrüßen, dass über eine Suchmaske nun alle Artikel (die meisten gegen geringe Gebühr) online abgerufen und heruntergeladen werden können:

Online-Zugang zum HdR (Volltextsuche): hier

Dieses umfassende Werk zu den Konfessionen und Religionen  im deutschsprachigen Raum hat mit seinen Grundsatzbeiträgen eine religionswissenschaftliche Basis gelegt. Mit den Aktualisierungen zu religiösen Entwicklungen und Veränderungen dürfte es für die Recherche von Fachleuten und Interessierten nun noch besseren Zugang zu sachkompetenter Orientierung bieten.

 

 

Buch des Monats Mai 2011: Neu-Orient-ierungen für den Orient

Das Orient-Bild im Westen schwankt zwischen dem Zauber von 1001 Nacht und der Rückständigkeit der Welt östlich und südlich des Mittelmeers. Die Orientalistik als zuständige Wissenschaft ist inzwischen dabei, eine Revision westlicher Zerrbilder vorzunehmen. Einen wesentlichen und höchst aktuellen Schritt in diese Richtung leistet der Band:

Burkhard Schnepel, Gunnar Brands, Hanne Schönig (Hg.):
Orient – Orientalistik – Orientalismus.
Geschichte und Aktualität einer Debatte.
Postcolonial Studies Bd. 5
Bielefeld: Transcript 2011
— Rezension hier —

 

Interreligiöses Lernen – Standards im Trialog – nicht nur für Schulen

Die Herbert Quandt-Stiftung hat seit 2006 das interreligiöse Lernen in den drei monotheistischen Religionen durch Schulwettbewerbe besonders gefördert. Schulformspezifisch wurden so Gemeinsamkeiten udn Unterschiede benannt und religiöse Identität verstärkt. Die beiden Religionspädagogen von der Universität Münster, Prof. Dr. Clauß Peter Sajak und  Ann-Kathrin Muth haben aus diesen Erfahrungen “Standards für das trialogische Lernen” entwickelt: Wichtige Kriterien für eine weiterführende interreligiöse Bildung, die sie auf 42 Seiten zusammengefasst haben.

Download  bei der Herbert Quandtstiftung : hier

Buch des Monats April 2011: Die Würde des Menschen als Teil islamischer Anthropologie

In den Polemiken der Islam-Auseinandersetzungen wird allzu leicht übersehen, wie intensiv islamische Philosophen in den internationalen Diskurs um einen auf Gott sich gründenden Humanismus eingreifen. Es lohnt sich, mehr auf diese im Westen teilweise oft unbekannten Denker zu verweisen. Dies geschieht beeindruckend in:

Mohamed Aziz Lahbabi:
Der Mensch: Zeuge Gottes.
Entwurf einer islamischen Anthropologie.
Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von
Markus Kneer

Freiburg u.a.: Herder 2011
— Rezension hier —

Der Herausgeber Markus Kneer über M.A. Lahbabi im Interview mit
Qantara.de (25.05.2011): Freiheit als dynamischer Prozess

Vgl. in diesem Zusammenhang den ausführlichen Beitrag:
Der politische Islam im 21. Jahrhundert
von Ferron Izquierda Brichs, Prof. für Internationale Beziehungten an den der Autonomen Universität Barcelona –
in: Revista CIDOB d’Afers Internacionals, num. 93-94, p. 11-32
(in spanischer Sprache): Text hier