Alles steht Kopf. Nein, ich meine nicht den inzwischen „ganz normalen Wahnsinn“, durch den Corona unsere Welt auf den Kopf gestellt hat. Sondern den Film. Kennen Sie?
Nein? Dann wird es Zeit, dass Sie ihn kennen lernen. Er ist toll! Ein Zeichentrickfilm, lustig und dabei klug – für Groß und Klein. Wenn Sie sich also gerade fragen: Was kann ich im Moment gemeinsam mit den Kids erleben? Der Film füllt einen Nachmittag mit Spaß und Tiefgang, versprochen… Und nebenbei passt er einfach in diese „ver-rückte“ Zeit…
Eine verrückte Zeit – denn vielleicht geht es Ihnen gerade manchmal wie mir. Ich stehe öfter als sonst vor lieben oder unlieben Mitmenschen und frage mich: „Was mag wohl gerade in seinem, in ihrem Kopf vorgehen?“ Und genauso fasse ich mich manchmal auch an meinen eigenen Kopf und frage mich: „Was um Himmels Willen ist da wohl gerad in DEINEM Kopf vorgegangen…“ Eine Ausnahmesituation wie im Moment führt einfach dazu, dass alle Menschen ihr ganz persönliches Werkzeugrepertoire zum Stress-Management auspacken. Egal, ob es gerad sinnvoll ist oder nicht.
„Was geht nur in unserem Kopf vor…“
Genau darauf antwortet „Alles steht Kopf“. Denn der Film zeigt: Im Kopf von jedem Menschen, da gibt es eine Schaltzentrale. Viiiiiiiele Knöpfe und Schalter sind da, und Herrscher über die sind 5 Persönchen. Je nachdem, wer gerade „am Drücker“ ist, der bestimmt mein Gefühl oder Verhalten.
Da hätten wir: Freude – eine lebhafte, hibbelige sonnengelbe Frau. Freude ist immer gut drauf und sorgt innen und außen für gute Laune. „Lach die Welt an, dann lacht sie auch zurück“, könnte ihr Wahlspruch sein. Neben Freude hätten wir Wut, ein kleines rotes Männchen. Eine unglaubliche Energie bringt er mit – manchmal lässt sie förmlich seinen Haarschopf explodieren und Wut speit Feuer. Ein grünes Persönchen namens Ekel warnt nicht nur vor einem möglichen Mordversuch mittels garantiert giftigem Brokkoli. Sondern Ekel schlägt auch Alarm, wenn eine Situation droht, beschämend zu werden. Dann gibt es noch Angst. Ein schmaler lila Mann mit riesigen Glupschaugen. Angst wittert Gefahren hinter allem und jedem. Er ist wie ein Frühwarnsystem – auch wenn vieles davon niemals eintrifft. Und als letzte hätten wir noch Kummer: Kummer ist eine kleine, dickliche blaue Frau, langsam, lethargisch in den Bewegungen. Wozu sie gut ist – das kann anfangs keiner sagen. Freude, Wut, Ekel und Angst – alle haben ihre Aufgabe, ihren „Job“, und den erledigen auch. Sie brauchen sich gegenseitig, denn wenn einer allein am Drücker ist, dann eskaliert die Situation schnell. Aber Kummer? Wozu ist sie da? Keine Ahnung… Die anderen Bewohner der Schaltzentrale würden anfangs am liebsten einen Bannkreis um Kummer ziehen. Tja, kann man ja verstehen – Kummer will keiner haben…
Freude, Wut, Ekel, Angst und Kummer – die eigentlichen Hauptpersonen von „Alles steht Kopf“ habe ich Ihnen jetzt vorgestellt. Wie es weiter geht, das gibt es morgen. Ich find, für einen Tag sind die 5 schon Inspiration genug.
Denn seitdem ich „alles steht Kopf“ gesehen habe, schaue ich Menschen anders an. Nicht mehr so festgelegt darauf, was sie im Moment tun oder lassen. Sondern ich schaue meinem Gegenüber in die Augen und sehe dahinter die 4 Persönchen herum springen und konferieren.
Versuchen Sie es mal! Es ist herrlich. Hilft, zu verstehen. Hilft aber auch, die Welt mit einem Augenzwinkern zu sehen, wenn sie mir eigentlich gerade eher bedrängend entgegen kommt.
Neulich stand ich zum Beispiel in der laaaaaangen Schlange vor der Post – ungelogen 50m. Irgendwann ist die Frau vor mir etwas ausgetickt. Ganz klar: Bei ihr ist „Wut“ ausgebrochen und hat alles wüst beschimpft: Gott und die Welt im Ganzen und die Post im Besonderen. So was ist mir ja eigentlich immer echt unangenehm. Aber als ich „Wut“ in ihrer Mimik, ihren Worten gesehen habe, da habe ich mich gefragt: Wer mag gerade sonst noch seine Finger bei ihr mit im Spiel haben? Wovor schützt Wut die Frau? Schaut dahinter vielleicht auch Angst mit seinen Kulleraugen um die Ecke? Oder Kummer – so still und leise, dass jeder sie übersieht?
Und genauso, wenn ich selbst ein mulmiges Gefühl im Bauch bekomme… Dann schaue ich nach innen und frage mich: Na – wer von den fünfen ist denn gerade bei mir am Drücker, in meiner „Schaltzentrale“? Und warum?
„Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit“, so heißt es in Prediger 3.
Freude, Wut, Ekel, Angst oder Kummer – sie alle haben ihre Zeit, auch im Moment. Alle fünf sind wichtig – bei Ihnen und bei anderen Menschen. Sie schützen uns, pushen uns mit Energie vorwärts, erfüllen das Leben mit Lachen und Weinen. Mit Lebendigkeit. Es kommt darauf an, alle fünf zu sehen – und bewusst mit ihnen umzugehen. Denn: „Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit …
Ihre Pfarrerin Katja Hornfeck