Endzeitglaube und Gewalt im Islam und im Christentum

Im Rahmen der von Klaus Stosch von der Universität Paderborn herausgegebenen Reihe „Beiträge zur Komparativen Theologie“ gehen Theologinnen und Theologen, Religionswissenschaftler/innen und Philosoph/innen aus dem Christentum und dem Islam im 3. Band den Fragen der Vollendungsgewissheiten nach. Unter eschatologischen, besonders apokalyptischen Vorzeichen und entsprechenden Verunsicherungen verband und verbindet sich letzte Glaubensgewissheiten oft genug mit Gewalt gegen Andersdenkende und Andersgläubige. Wie gehen angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen Christen und Muslime im Blick auf die endgültige menschliche Vollendung um?

Jürgen Werbick, Sven Kalisch, Klaus von Stosch (Hg.):
Glaubensgewissheit und Gewalt
Eschatologische Erkundungen in Islam und Christentum
Beiträge zur Komparativen Theologie Band 3
Paderborn u.a.: Schöningh
— Rezension hier —

Vgl. auch den in den „Ein-Sichten“ besprochenen 2. Band der Reihe:
Hamideh Mohagheghi, Klaus von Stosch (Hg.):
Moderne Zugänge zum Islam (2010)

Weltreligionen entdecken – Arbeitsbücher nicht nur für die Sekundarstufe II

Der Theologe und Didaktiker Werner Trutwin – mit langjähriger Schulerfahrung – hat die bisherige Reihe der Arbeitsbücher „Die Weltreligionen“ völlig neu bearbeitet. Diese aktualisierte Fassung von Unterrichtsmaterialien ermöglicht Lehrenden eine gute Hinführung zu den einzelnen Welteligionen und älteren SchülerInnen eine eigenständige Vorbereitung für den Unterricht. Die Hefte eignen sich nicht nur für den Religionsunterricht aller Konfessionen und Religionen, sondern auch für Ethik, Philosophie, Geographie und Kunst.

     Werner Trutwin:
Weltreligionen. Arbeitsbücher Sekundarstufe II:
Religion – Ethik – Philosophie

Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus
Berlin: bsv-Patmos 2011
— Rezension hier —

Identitätsfindung durch verschiedene Kulturen

Der Philosoph Hamid Reza Yousefi (geb. 1967) hat sich im Blick auf die Praktische Religionswissenschaft und eine interkulturell geprägte Philosophie – auch durch eine beachtliche Zahl von Veröffentlichungen  – bereits einen Namen gemacht, man denke nur an seine Reihe der „Bausteine zur Mensching-Forschung.“
In diesem biografisch angelegten Buch beleuchtet er seine Lebensentwicklung zwischen Iran und Deutschland, ein Weg, der bei allen glückvollen Ergebnissen durch Hindernisse geprägt war und auch noch ist.
Hamid Reza Yousefi:
Dornenfelder
(eine biografische Skizze)
Reinbek b. Hamburg: Lau-Verlag 2011
— Rezension hier —

In den Ein-Sichten wurde bereits besprochen:
H.R. Yousefi / H. Waldenfels / W. Gantke  (Hg.)
Wege zur Religion (2010) — Rezension hier —

Unbekannter Balkan?

Die Universität Graz hat sich mit einer Vorlesungsreihe im Wintersemester 2009/2010 intensiv darum bemüht, die Wissensdefizite im Blick auf den Balkan zu reduzieren. Die Beiträge beleuchten den Wandel der südostauropäsichen Gesellschaften in ihrer religiösen und kulturellen Vielfalt. Der Balkan als wesentlicher Teil Europas muss stärker in das allgemeine Interesse rücken.

Basilius J. Groen / Saskia Löser (Hg.):
Der Balkan. Religion, Gesellschaft, Kultur
Theologie im kulturellen Dialog 21.
Innsbruck: Tyrolia 2011
— Rezension hier —

Verändernde Kräfte: Friedvolle Empörung und mutiges Engagement

Der 93jährige Stéphane Hessel hat mit seinem Essay „Empört Euch!“ in Frankreich eine machtvolle Diskussion entfacht, weil er mit intellektueller Schärfe den Verrat von demokratisch-freiheitlichen Grundwerten und gesellschaftliche Ausgrenzung einzelner Gruppen als zunehmend skandalös empfindet:

Stéphane Hessel:
Empört Euch!
Aus dem Französischen von Michael Kogon.
Berlin: Ullstein 2011, 2. Aufl.
— Rezension hier —

Man hat zu Stéphane Hessel gesagt: „Empörung reicht nicht, wo bleibt das Engagement?“ Der Mitverfasser der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 legt nach. Im März erschien in Frankreich: „Engagez-vous!“
Die  deutsche Ausgabe erschien im Juli 2011: Engagiert Euch! Die Berliner Zeitung hatte nach dem Erscheinen in Frankreich am 17.03.2011 anerkennend geschrieben, wie eindrucksvoll der Autor Empörung in Engagement umzuwandeln vermag: Rezension hier

Wie seltsam muss da der Streit in Deutschland  wirken, den
Thilo Sarrazin
nicht nur mit seinem Buch, sondern auch durch seine vielen ihm gewährten Medienauftritte verschärfte  – weitgehend unter den Vorzeichen von Islamfeindlichkeit und Migrantenabwehr.
Das wurde bereits facettenreich vorgeführt in:

Patrick Bahners: Die Panikmacher
Die deutsche Angst vor dem Islam. Eine Streitschrift
München: C.H. Beck 2011
— Rezension hier —

Beeindruckender als Bahners erzählreiche Schelte klingt das, was 30 SchriftstellerInnen, JournalistInnenen und AutorInnenen dazu geführt hat, ein Manifest der Vielen zusammenzustellen:

Hilal Sezgin (Hg.):
Manifest der Vielen.
Deutschland erfindet sich neu!
Berlin: Blumenbar 2011
— Rezension hier —

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass viele Sachkundige, keineswegs blauäugige Multikulti-Anhänger,  immer wieder versucht haben, die Diskussion wieder ins Lot aktiver Toleranz zu bringen, wie es Demokraten ansteht.  Hat dies alles positiive Wirkungen gezeigt? Immerhin sind offensichtlich viele nicht mehr bereit, der in Statistiken eingekleideten Polemik zu folgen. Deshalb sei weiterhin zur Orientierung empfohlen:

Thorsten Gerald Schneiders (Hg.):
Islamfeindlichkeit (Rezension)
und Islamverherrlichung (Rezension)

Vgl. auch im Sinne einer Versachlichung der Debatte das Heft
Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ)  Nr. 13-14 (28.03.2011, hg. bpb): Islam in Deutschland

 

Der Westen, Säkularisierung und Religionen

Als Ergebnis eines Symposiums über die die Bedeutung von Religion und Religionen in der säkularisierten westlichen Welt  präsentieren „Stichwortgeber“ wie  Politiker, Politikwissenschaftler, Journalisten, Soziologen Religionspädagogen und Theologen  eine Art Zwischenstand mit durchaus kontroversen Ansichten. Die Zielrichtung geht dabei auf die Entwickung eines zukunftsweisenden Frieden stiftenden interreligiösen Dialogs:

Christian Peters / Roland Löffler (Hg.):
Der Westen und seine Religionen.
Was kommt nach der Säkularisierung?
Freiburg u.a.: Herder 2010
— Rezension hier —

 

Die alten Werte für das neue Europa?

Der belgische Politiker, Europa-Befürworter und aktive Katholik Herman van Rompuy sieht in den christlichen Werten einen wichtigen Beitrag für die Zukunft eines gemeinsamen Europas. So möchte er den „christlichen Intellektuellen“ wiederbeleben, damit die Visionen solcher Denker in den sich verändernden, säkularisierten Gesellschaften  aufs Neue Wert-Gestalt gewinnen: Verantwortung für den Einzelnen und die Welt über das rein Humanistische hinaus: Lebensweisheit und aktives Handeln von Gott her .

Herman van Rompuy:
Christentum und Moderne.
Werte für für die Zukunft Europas
Aus dem Niederländischen von Karl Georg Cadenbach
Kevelaer: Butzon & Bercker 2010
— Rezension hier —

Online-Zugänge für das Handbuch der Religionen

Trotz starker Digitalisierung in der Kultur des Buches ziehen es immer noch viele vor, sich Material auf der „Papierbasis“ zu besorgen. Dazu gehört seit 1997 das von Udo Tworuschka und Michael Klöcker im Olzog-Verlag München herausgegebene

HANDBUCH DER RELIGIONEN (HdR) (hier auch Leseproben)

Viele Spezialisten und für die einzelnen Themenfelder zuständige Fachgebietsleiter haben dieses Handbuch im Ringformat mit jährlichen Ergänzungslieferungen zu einem vierbändigen Werk anwachsen lassen. Für den deutschsprachigen Raum liegt damit ein umfangreicher religiöser Überblick vor. Das macht allerdings die Übersicht und schnelle Auffindbarkeit bestimmter einzelner Themen nicht gerade leichter. So ist es zu begrüßen, dass über eine Suchmaske nun alle Artikel (die meisten gegen geringe Gebühr) online abgerufen und heruntergeladen werden können:

Online-Zugang zum HdR (Volltextsuche): hier

Dieses umfassende Werk zu den Konfessionen und Religionen  im deutschsprachigen Raum hat mit seinen Grundsatzbeiträgen eine religionswissenschaftliche Basis gelegt. Mit den Aktualisierungen zu religiösen Entwicklungen und Veränderungen dürfte es für die Recherche von Fachleuten und Interessierten nun noch besseren Zugang zu sachkompetenter Orientierung bieten.

 

 

Buch des Monats April 2011: Die Würde des Menschen als Teil islamischer Anthropologie

In den Polemiken der Islam-Auseinandersetzungen wird allzu leicht übersehen, wie intensiv islamische Philosophen in den internationalen Diskurs um einen auf Gott sich gründenden Humanismus eingreifen. Es lohnt sich, mehr auf diese im Westen teilweise oft unbekannten Denker zu verweisen. Dies geschieht beeindruckend in:

Mohamed Aziz Lahbabi:
Der Mensch: Zeuge Gottes.
Entwurf einer islamischen Anthropologie.
Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von
Markus Kneer

Freiburg u.a.: Herder 2011
— Rezension hier —

Der Herausgeber Markus Kneer über M.A. Lahbabi im Interview mit
Qantara.de (25.05.2011): Freiheit als dynamischer Prozess

Vgl. in diesem Zusammenhang den ausführlichen Beitrag:
Der politische Islam im 21. Jahrhundert
von Ferron Izquierda Brichs, Prof. für Internationale Beziehungten an den der Autonomen Universität Barcelona –
in: Revista CIDOB d’Afers Internacionals, num. 93-94, p. 11-32
(in spanischer Sprache): Text hier

Buch des Monats März 2011 – Teile dein Glück

Mit dem Aufruf, das eigene Glück zu teilen und auf diese Weise die Welt zu verändern, ermutigt der bekannte Jurist und ehemalige Politiker Jürgen Todenhöfer Leserinnen und Leser. Er empfielt ein „ethisches Navigationssystem“ aktiver Toleranz, damit die Ungerechtigkeiten in der Welt und das Leiden vieler Menschen weniger werden:

Jürgen Todenhöfer:
Teile dein Glück … und du veränderst die Welt

Fundstücke einer abenteuerlichen Reise
München: C. Bertelsmann /Random House) 2010, 5. Aufl.
— Rezension hier —