Feuerzungen, Brausen, fremde Sprachen… Ist das nicht ein bisschen viel in einer Geschichte?

Pfingsten, das unbekannte Fest. Und doch steckt so viel drin! Hier findest du ein Erklärbärvideo für deine Klasse, Infos & Material!

Mehr Fragen als vorher???

Mein lieber Kollege Christian meinte nach dem schweißtreibenden Erstellen meines ersten Powtoon Videos: „Da hat man ja mehr Fragen als vorher!“ Ich musste lachen – und hätte gleichzeitig auch weinen können … Wie recht er hatte! Wie naiv ich doch war, eine so komplexe Geschichte in 1:09 Minuten erklären zu wollen!
Nun aber mein „ABER„: Das Video ist hervorragend dazu geeignet, vor der Thematisierung von Pfingsten Fragen aufzuwerfen und Interesse an dieser doch so verzwickten Geschichte zu wecken: Die Kinder schauen sich das Video an, schreiben sich eigene Fragen auf, tauschen sich danach aus, wählen besonders drängende Fragen aus und versuchen sie im Verlauf der Einheit zu beantworten. Das funktioniert besonders gut mit der Think-Pair-Share-Methode.

Nun zur Aufgabe des Aufdröselns der einzelnen Symbole in dieser Geschichte. Symbole werden immer da benutzt, wo Worte unzureichend sind. So versuche ich hier nun eine mögliche Deutung der Geschichte, meine persönliche Auslegung.
Hörst du wie ich durchatme? Los geht´s:

Schawuot

Pfingsten ist wirklich vielschichtig. Fangen wir mit dem an, was sich einfach erklären lässt: Pfingsten wird 50 Tage nach Ostern gefeiert. Es geht auf das jüdische Fest Schawuot (= Wochen) zurück. Es wird sieben Wochen nach dem Pessachfest gefeiert und ist ein Erntefest (Beginn der Weizenernte).
Das Wort an sich leitet sich von dem griechischen Zahlwort pentekoste (50) ab.

Um dieses von Symbolen übervolle Fest zu erklären, werde ich einzelne Aspekte auflisten, derer man sich bedienen kann. Ich glaube auch hier ist die Offenheit wichtig – für ein tieferes Verständnis und eine eigene Auseinandersetzung. Ich arbeite mit Synonymen und ergänzenden Wörtern, die Feuer und Wind näher beschreiben.

Offene Türen

Die Jünger verstecken sich in ihren Häusern und verschließen nicht nur ihre Türen, sondern auch sich selbst. Sie wollen nicht mehr hinaus und nichts mehr von der Welt sehen. Sie sperren sich ein, sind in ihren Ängsten eingesperrt. Ihnen ist klar, sie sind von Jesus verlassen und mit ihm ging ihr eigener Mut. Sie hadern mit ihrem Schicksal. Was soll nun aus ihnen werden? Ohne Jesus, ohne Hoffnung?

Die Pole Ruhe und Bewegung

Die Jünger waren wohl in eine Schockstarre verfallen. Aus Angst, aus Kummer und Verzweiflung. Die Liste könnte man unendlich lange weiterführen. Sie hatten auch allen Grund dazu, zu verzagen. Ihr Rabbi war fort, sie alleine und in Gefahr. Hier tat es Not, sich still zu verhalten, abzuwarten, Ruhe zu bewahren. Und in diese Ruhe hinein, schoss der Wind und das Feuer und brachte alles in Bewegung! Die Jünger waren außer sich, wurden mitgerissen, bewegten sich und erlebten sich als eine neue Bewegung.

BeGEISTerung

Feuer und (Heiliger) Geist sind hier eng miteinander verknüpft. In dieses geschlossene, versiegelte Haus kommt frischer Wind! Er braust und bläst die Ängste fort! Er öffnet, lüftet, macht den Kopf frei. Die Türen öffnen sich. Er bewegt die Jünger, er befreit und belebt sie. Und mit diesem Brausen kommt auch noch das Feuer ins Spiel: Ein Feuer kommt hereingefahren. Die Leute entzünden sich, sie werden Feuer und Flamme für die Idee, das Erlebte weiterzutragen, Jesu Botschaft unter die Menschen zu bringen. Die Jünger brennen nun für ihre neue Aufgabe. Diese Naturgewalten des Heiligen Geistes zeigen seine Kraft und den Aufbruch, der durch sie kommt. Er ergreift die Jünger, macht sie stark, feurig. Die nicht zu erklärende, nicht zu begreifende Gotteskraft wird in starke Bilder „verpackt“:

Wind und Feuer!

Hier sind sie nicht zerstörerisch – aber sie verwandeln, sie reißen mit! Sie machen verzagte, trauernde Menschen zu MACHERN. Zu willensstarken Veränderern, die eine neue Kirche gründen. Sie wollen andere mit ihrem Glauben anstecken, mitreißen. Diese Dynamik ist mit Händen greifbar und kaum zu bändigen. Es wird Altes hinweggefegt, mit einem Sturm der Begeisterung wird Platz für Neues geschaffen und gleichzeitig entzündet Gott die Menschen und macht sie zu einer Gemeinschaft, die zum Christentum wird. Aus diesem Grund kann man das Pfingstfest als Geburt der Kirche bezeichnen.

Ja sind die denn besoffen?

Turmbau zu Babel

Wieder einen neuen Aspekt wirft die Verständigung über alle Sprachen hinweg auf. Was will uns dieser Teil der Geschichte sagen? Hier hilft es uns, eine Parallele zum Turmbau zu Babel zu ziehen: Dort wurden die Menschen übermütig. Sie wollten hoch hinaus, um sich ein Denkmal zu setzen. Es ging dabei um sie selbst. Das wiederum entfernte sie von Gott und auch das Zwischenmenschliche litt. Man verstand sich nicht mehr. Eine Sprachenverwirrung setzte ein und blieb …

Verständigung über ale Sprachen hinweg

In der Apostelgeschichte passiert das Gegenteil: Man tut sich zusammen, man strebt eine neue Einheit an, stellt Jesus und den Glauben in den Mittelpunkt. Kultur, Sprache und Herkunft spielen keine Rolle mehr. Es geht um ein Verständnis untereinander (Herzensdinge) und um das Verstehen der Botschaft Jesu (Sprache der Seele). Die Menschen finden eine gemeinsame Sprache (eine Sprache der Menschlichkeit?). Dadurch entsteht eine Gemeinschaft von Menschen, die durch die „Zungen wie von Feuer“ feurige Reden schwingen und somit überzeugen- ganz ohne Sprachkurs! Natürlich gab es aber auch ein paar Leute, die konnten mit dieser Geistesgegenwart nichts anfangen und schärften ihrerseits die bösen Zungen und fragten: „Haben die vielleicht zu viel getrunken?“ Aber solche Leute gibt es ja immer und überall und wohl auch zu jeder Zeit. Gut, dass sich die Jünger davon nicht entmutigen ließen und weiter für ihre Sache brannten und ihre BeGEISTerung in die Welt trugen.

Das Licht der Erkenntnis

Das Feuer des Geistes meint aber nicht nur BeGEISTerung, sondern auch das Licht der Erkenntnis (göttlich gesehen). Die Lehren Jesu leuchten in den „entflammten“ Jüngern weiter. Sie tragen das Licht in die ansonsten doch recht verbreitete Finsternis und erhellen damit die Welt. Diese Idee lässt sich bis Luther weiterverfolgen, der klar machte, dass in der Predigt das Wort Gottes aufleuchtet. Er findet auch eine kurze und knackige Erklärung für den heiligen Geist: Er ist die Flamme des Herzens. Und dieser Funke soll überspringen! Wie ein Lauffeuer verbreitet sich ihre Kunde …

Der Geist der Verwandlung

Der Geist ist also an der Verwandlung der Jünger schuld. Ganz klar. So ist dieser nicht nur im Raum, unter ihnen, sondern er lebt in ihnen, durchdringt sie. Jesus hatte es ihnen versprochen. Er sendet ihnen seinen Geist. Den heiligen Geist zu beschreiben, ist also durch die beiden Symbole Wind und Feuer gut gelungen. Das Bild des Windes passt so gut zum Heiligen Geist, weil dieser auch immer in Bewegung ist. Alles was festgefahren ist, bricht er auf. Das Verständnis für diese Symbole kann man noch vertiefen, wenn man an die Anfänge der Bibel geht- aber so weit möchte ich in diesem Beitrag nicht ausholen. Wer mag, es lohnt sich in jedem Fall!

PS: Ruach, der Geist (Wind, Hauch) ist übrigens weiblich ;-)!

Die Message

Die Geschichte zeigt uns: Gottes Geist kann tatsächlich jeden erreichen!

Mögliche Umsetzung

Nach einer Idee von U. Walter und R. Horn ( „Hört und seht, was Pfingsten geschah“ S. 85ff in: Jesusgeschichten mit dem Friedenskreuz), wird ein Rundtuch mit der liturgischen Farbe ROT (für Pfingsten) ausgelegt. Darauf kommt ein Haus aus Bauklötzen.
Die Jünger (als Holzfiguren) sind in dem geschlossenen Raum, versammelt um einen Tisch (kleines Rundtuch). Auf ihnen „lastet“ der Tod Jesu (dargestellt durch ein schwarzes Chiffontuch). Während der Erzählung lichtet sich die Trostlosigkeit: Der Geist Gottes kommt ins Haus! Das Tuch wird weggezogen, die Türen (Holzklötze) werden geöffnet. Die Jünger treten heraus und gehen in die Stadt, zu den Menschen. Man kann die Wege der Jünger, ihren Weg in die Welt, auch durch bunte Tücher andeuten. Für jeden Jünger eine andere Farbe und ein anderer Weg …
Weiterarbeit: Was geschieht auf ihren Wegen? Was erzählen sie den Menschen von Jesus? Dazu können Comics gemalt werden, mit den Holzfiguren gespielt, ein Rollenspiel eingeübt werden. …

  • Bildbetrachtung „Pfingsten“ von Emil Nolde (Achtung: verstörende Farbwahl – ist aber einen zweiten Blick wert! Der Fokus liegt auf den Händen)
  • Bildbetrachtung „Pfingsten“ von Sieger Köder (gut für eine verzögerte Bildbetrachtung durch das Abdecken der einzelnen Bildteile)
  • Bilderbuch von Rainer Oberthür und Renate Seelig „Die Ostererzählung“ (Die Erzählung fängt ganz Vorne an: bei der Schöpfung) – absolut empfehlenswert!
  • Ein Haus aus Papier basteln, mit sich öffnenden Fenstern. Dieses auf ein Blatt Papier kleben und mit den einzelnen Geschichtselementen ergänzen lassen. Die Jünger stehen in den offenen Fenstern, vor der Tür …

Hier kommst du zu „Pfingsten – kurz & knackig“

Mit was fährt denn Jesus in den Himmel?

Himmelfahrt. Ein bekanntes unbekanntes Fest im Kirchenjahreskreis. Man macht doch gerne einen Bogen um eine Erklärung. Denn wer kann schon von sich behaupten, er würde diese Geschichte VERSTEHEN? Das könnte besonders daran liegen, dass die Himmelfahrt in genau einem Satz erzählt wird

Und warum sehe ich Gott nicht, wenn ich mit dem Flugzeug fliege?

Himmelfahrt. Ein bekanntes unbekanntes Fest im Kirchenjahreskreis. Man macht doch gerne einen Bogen um eine Erklärung. Denn wer kann schon von sich behaupten, er würde diese Geschichte VERSTEHEN? Das könnte besonders daran liegen, dass die Himmelfahrt in genau einem Satz erzählt wird: „Und er ward emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf – aus ihren Augen fort.“ (Apg 1,9) bzw. „Während er die Preisung über sie sprach, schied er von ihnen und wurde zum Himmel emporgetragen.“ (Lk 24,51). Vielleicht sollten wir diesen Anspruch des Verstehenwollens erst gar nicht stellen, sondern uns jedes Jahr aufs Neue mit diesen Geheimnisfesten (ist ja nicht das Einzige schwer zu durchdringende …) auseinandersetzen. Wir könnten uns Fragen stellen, Antworten suchen und versuchen zu verstehen. Der Ansatz macht sozusagen die Musik- oder so ähnlich…

Was die Menschen in Deutschland aus diesem Fest gemacht haben, ist doch etwas fragwürdig: Vatertag … Vatertag fällt auf Himmelfahrt. Eigentlich sollte der Vatertag auf die „Reise“ Jesu zu seinem Vater und auf die Vereinigung der beiden, hinweisen. Mittlerweile steht aber eher die Vereinigung von den Vätern, dem Bollerwagen und Alkohol im Vordergrund.

Aber mal im Ernst. Was sagt uns diese Geschichte? Himmelfahrt ist eine Beschreibung für ein Bild. Es ist eine symbolhafte Geschichte, die uns etwas schwer Verständliches erklären möchte: Jesus kehrt zu seinem Vater zurück. Der Weg zu Gott – für uns alle – wird durch diese Bilder in der Geschichte beschrieben:

  • Himmel soll hier eine Metapher sein, die Jesus zu Gott führt. Sozusagen eine Entrückungsgeschichte. Jesus geht voran, wohin wir ihm später folgen. Der Himmel ist ein Symbol dafür, Gott nahe zu sein
  • 40 ist eine Zahl, die für eine Zeit der Entwicklung und Reifung steht. Sie symbolisiert einen geschlossenen Zeitabschnitt
  • „Er wird emporgehoben, eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“ : Nicht Jesus steht hier im Vordergrund, als Handelnder, sondern Gott handelt an ihm. Er ist nicht der aktive Part, sondern Gott

Mir gefällt, wie die zwei weiß gekleideten Männern, die Boten Gottes, den Versammelten nach der Entrückung in die Parade fahren: „Starrt nicht nach oben, wartet nicht, sondern legt los! Schaut nicht in den Himmel, sondern auf die Welt!“ Jesus mutet ihnen das zu. Er glaubt an sie und ihre Fähigkeiten. Sie haben jedwede Freiheit. Aber bitte nicht in einem starren Blick nach oben verharren. Das Leben wird hier auf der Erde gelebt, im Tun!

Wenn ich mir eine Frage zu diesem Fest stellen würde, dann möchte ich wissen: Wo genau ist denn Jesus jetzt? Man könnte antworten: „Er sitzt zur Rechten Gottes“ (siehe Glaubensbekenntnis). Aber das bringt mich jetzt nicht unbedingt weiter … Himmelfahrt erklärt den Weg dorthin, zu Gott. Trotzdem, der Himmel ist doch kein Ort!

Kindern kann man diese schwer verständliche Geschichte näher bringen, indem man die beiden Himmelsbezeichnungen im Englischen benutzt: Heaven ist der Himmel, in dem Gott zu finden ist, der für uns so nicht sichtbar ist, eine andere Sphäre. Heaven ist überall da, wo Gott ist. Sky ist der blaue Himmel über uns, den wir sehen: mit Wolken, Wind und in dem die Flugzeuge fliegen. Hierdurch wird ein Unterschied deutlich, zwischen dem was man sieht und dem was man glaubt. Auch der sky kann uns Gott näher bringen: Der Himmel umgibt uns wie ein schützender Schirm, er umspannt uns, ist immer da.

Wenn wir also sagen, Jesus ist in den Himmel zurückgekehrt, dann meinen wir nicht in den sky. Er ist in den heaven, zu Gott, zurückgehrt. Dadurch legt er seine weltlichen Fesseln ab. Er gehört nun keiner Familie mehr an. Jesus legt sein Menschsein, seine Grenzen ab und ist damit Gott ganz nahe. Und da wir davon ausgehen, dass er nicht hinter den Wolken und Sternen versteckt ist, ist uns somit auch Jesus ganz nah. Meine Frage ist damit beantwortet. Wo genau ist denn Jesus jetzt? Na hier, bei mir!

Umsetzung im Unterricht

Mit einem einfachen Ausmalbild kann man schon einige wesentliche Aspekte von Himmelfahrt aufgreifen:
Vorarbeit: Apg. 1,1-11 vorlesen, Sky & Heaven thematisieren
Mögliche Arbeitsaufträge:
– Male den linken Himmel (über der Weltkugel) als SKY, male den rechten Himmel als HEAVEN.
– Die Wolke könnte ein Symbol für Gott sein. Wie würdest du sie dann anmalen?
– Das Licht verweist auf Gott und sein Himmelreich. Schreibe eine Botschaft für die Menschen in die Strahlen.
– Jesus isst mit seinen Freunden. Was gibt er ihnen mit auf den Weg? Schreibe einen kurzen Text in eine Sprechblase
– Was möchte Jesus über die ganze Welt verbreiten? Schreibe es auf die Weltenkugel!
– Sortiere folgende Sätze zu dem richtigen Bildausschnitt: Lukas schreibt; Reden über das Reich Gottes; Ihr seid meine Zeugen bis ans Ende der Welt

Himmelfahrt nach Apg. 1-11

Hier folgt noch ein – wie ich finde – grandioses Bild von Jonas Heidebrecht, das Himmelfahrt gut und als Sketchnote ästhetisch ansprechend zusammenfasst:

Copyright: Erzbistum Köln/Jonas Heidebrecht

Kannst du Religion? Fragen einer ProgrammiererIn.

Wenn es mal so einfach ginge, Lernende zu programmieren…

„Welche Skills braucht man eigentlich für Religion?“ fragt die Informatikerin, die Religionsunterricht entwickeln soll. – Ein interdisziplinares Gedankenexperiment zur Profilschärfung religiöser Bildung.

Programmierer:innen ticken oft etwas anders. Sie denken die Welt voller handelnder Subjekte und Objekte, die bestimmte Funktionen, Methoden und Eigenschaften haben. Mittels dieser können sie Informationen aus der Umwelt wahrnehmen und diese innerhalb ihrer eigenen Logik für weitere Funktionen und Prozesse aufbereiten oder in Handlungen umsetzen. Mit diesen Funktionen werden die Skills oder Fertigkeiten erschaffen, die eine Spielfigur, ein Roboter oder ein Lernprogramm dann einmal haben soll. Mit ihrer Hilfe werden komplexe Interaktionen möglich, die angemessen auf erkannte Situation reagieren.

Und was hat das Ganze mit Religionsunterricht zu tun? Vielleicht ist es nur eine ungewöhnliche und unzulässige oder provokative Betrachtungsweise, die die Frage aufwirft: Welche besonderen Skills hat ein religiöser Mensch? Wie funktioniert Religion? Was kann Religion? Kann man für Religion Handlungsmethoden und -optionen bereitstellen, die sich Lernende im Rahmen religiöser Bildung aneignen können?  Formulierungen aus den Kompetenzmodellen fallen mir ein. Dabei fällt unserer Programmiererin auf, dass bei manchen Formulierungen nicht klar ist, welche Ergebnisse am Ende erwartet werden, und welche Form die Ergebnisse haben müssen, damit sie von anderen (Fächern) ver- und angewendet werden können. 

Ein weiteres Problem sieht sie in der Ähnlichkeit mancher Formulierungen zu anderen Fächern. Gibt es zu erlernende Methoden und Handlungsmuster für Christen oder Muslime, die ganz ähnlich sind, wie in anderen Fächern und Fachbereichen. Wenn ja, würde eine Programmierin nach übergeordneten, abstrakteren Handlungsmustern suchen, die für möglichst viele andere Kontexte und Fächer Geltung haben und aus denen sich spezifische Methoden im konfessionellen Kontext ableiten lassen. Ähnliche Funktionen, die gleiches erledigen aber evtl. zu unterschiedliche Ergebnissen führen, sind aus Sicht einer Programmiererin ein Gräuel, sie sind  häufig Ursache von Programmfehlern und bedeuten einen vielfachen Aufwand bei jedem Update. Deswegen würde eine Programmiererin nicht verstehen, wenn man in Religion fast das gleiche macht, wie in Deutsch, aber in Religion zu anderen Ergebnissen kommen möchte. 

Vielleicht würde eine ProgrammierIn die Frage stellen, ob sich das „Texte Analysieren und Interpretieren“ vielleicht doch leichter im Deutsch- oder Fremdsprachunterricht integrieren ließe. Historische Quellen zuordnen und kulturelle Kontexte erschließen wäre auch mit Methoden aus dem Geschichtsunterricht zu bewältigen und Religionskritik gibt es doch auch im Philosophieunterricht? Was also machen Reli-Skills aus, inwiefern sind sie besonders und können von denen anderer Fächer abgegrenzt werden? Wenn Methoden aus dem Bereich der Religion mehr als eine Erweiterung existierender Methoden anderer Fächer sind, sollte man Methoden definieren können, die eine eigene Instanz, also in unserem Fall ein eigenes Unterrichtfach evangelische Religion mit ganz eigenen Handlungsmustern und Trainingsmethoden erforderlich machen. 

Hast du eine klare Vorstellung von dem, was Religion kann bzw. welche Handlungsoptionen Menschen zur Verfügung stehen, wenn sie eine religiöse Bildung durchlaufen haben?

Als ersten Schritt zu einer spezifischen Lern- und Lehrinstanz könnten wir typische Handlungen benennen, die geeignet sind, in gegebenen Situationen gewünschte Veränderungen in Gang zu setzen. So bekommt man eine Vorstellung von dem was Religion kann bzw. welche Handlungsoptionen Menschen zur Verfügung stehen, wenn sie eine religiöse Bildung durchlaufen haben. Ziel sind abstrakte Handlungsmuster, aus denen sich konkrete Handlungen in realistischen Anforderungssituationen ableiten lassen. Diese bilden wie die Formensammlung in der Mathematik einen Werkzeugkasten für religiöses Handeln.

Als Informatiker testet man jede Software, ob diese die beschriebenen Ergebnisse liefert. Zu guter Software gehören Tests, an denen man feststellen kann, ob das Programm wie gewünscht funktioniert. Das ist wichtig, weil sich die technische Umgebung und auch die Anforderungen an das Programm ständig ändern. Evtl. müssen Methoden angepasst werden, muss sich, um bei der Metapher zu bleiben, auch Religion heute an veränderte Normen, Sprache, Formate und Vorgehensweisen anpassen, damit sie im Konzert mit anderen Instanzen (Fachbereiche) noch funktioniert. Die Programmiererin fragt: „An welchen typischen Anwendungen kann man überprüfen, ob die zu erlernenden Methoden auch funktionieren und die gewünschten Ziele erreicht werden?“  Typische Anwendungsfälle in Religion sind vor allem Alltagssituationen, Ereignisse des Lebens, die globale, kulturelle, verrückte(?) Welt in der wir leben, Menschen, die Entscheidungen treffen und sich zusammentun oder sich voneinander entfernen, die uns wütend und glücklich machen, die wir oft nicht verstehen und Gefühle, Gedanken über diese Welt, dass alles vielleicht ganz anders (zu verstehen) ist… 

Welche Methoden und Handlungoptionen stehen mir zur Verfügung, wenn es darum geht alltägliche Herausforderungen zu meistern und uns dem Leben zu stellen? Eine Programmiererin denkt in Funktionen und Methoden, mittels derer sich Probleme am Ende eines Programmdurchlaufs lösen lassen, kritische Zustände vermieden werden, Handlungen in Gang gesetzt  oder verloren gegangene Verbindungen neu aufgebaut  werden können. Junge Menschen auf das Leben vorzubereiten, heißt, ihnen hilfreiche Skills vorzustellen und ihnen helfen diese zu trainieren. Vielleicht fang ich gleich mal damit an, in einer Mindmap aufzuschreiben, was hilfreiche Handlungsoptionen sein könnten:

Ist gar nicht so schwer, handlungsleitentende Muster zu entdecken, denke ich. Vielleicht mag die eine oder der andere meine Mindmap ergänzen, kommentieren. Kopieren ist natürlich auch erlaubt. Ich bin auf die Rückmeldungen gespannt.

Direkt in der Midmap anschauen: Mindmap