Eine Scheibe Brot für alle?

Eine Scheibe Brot für alle? Eine minimalistische Erntedankfeier, die ganz sinnenhaft das Fest erlebbar macht.

Eine minimalistische Erntedankfeier

Der Religionspädagogischen Praxis sei Dank

…denn durch diesen Weg gehe ich viel achtsamer und bedachter in die Begegnung mit Kindern. Es braucht gar nicht viel und schon bist du mittendrin. Dieses Mal habe ich die Einheit im KIGO ausprobiert: 29 Menschen waren da. Die Kinder waren im Alter von einem bis zwölf Jahre. Für die Durchführung braucht man nicht viel. Besonders wichtig ist jedenfalls ein Sitzkreis und eine Scheibe Brot.

Eine Scheibe Brot für alle?

Wer konnte ahnen, dass so viele Menschen an diesem Samstag den Weg in den Erntedank KIGO finden? Für diese Einheit hatte ich genau EINE Scheibe Brot. Das langt ja nie – so dachte ich …

Der Ablauf

Wir verbinden uns. Nach RPP bedeutet das: Wir reichen uns nacheinander(!) die Hände. Es ist wichtig den Kreis nicht einfach so zu schließen. Wir müssen warten, uns anschauen, die Hände reichen. Stück für Stück schließt sich der Kreis. So entsteht Gemeinschaft.

Auch im KIGO gelingt das nicht sofort. Das ist ein Prozess. Mit so etwas Kleinem (Großem) beginnt es…

Die Kinder sehen die Runddecke. Sie überlegen: Was könnte auf den Tisch kommen? Hier darf geträumt und geschwelgt werden. Die eigenen Vorstellungen werden in Worte gekleidet.

Ein Geheimnis liegt in der Mitte! In ein schönes Tuch gehüllt liegt es auf unserem “Tisch”. Wir öffnen das Geschenk Zipfel für Zipfel.
Hier liegt der Fokus auf dem geheimen und schön verpackten “Geschenk”. Das Auspacken wird zelebriert. Es zeigt die Wertigkeit des Brotes.

Warum ist eine Scheibe Brot kostbar? Haben wir nicht genug davon? …

Die Message liegt nicht im Gesagten, sondern im Zeigen: Wir tragen das kostbare Geschenk im Kreis, legen es vorsichtig ab. Es liegt in der Mitte. Ganz kostbar. Wir können es erkennen.

Was sehen wir? Wir sehen eine Scheibe Brot!

Das Brot wird von der Lehrkraft aus der Mitte genommen und lieblos neben sich auf den blanken Fußboden (auf ein zerknülltes Butterbrotpapier) gelegt.

Was sehen wir jetzt? Etwas hat sich verändert … Die Wertigkeit fehlt. Jetzt ist das Brot kein wertvolles Geschenk mehr. Oft können wir solche Brote sehen – auf dem Schulhof, im Mülleimer …

Das Brot kommt vorsichtig zurück auf seinen schönen Platz. Alle atmen auf.

Wir überlegen: Womit beginnt es?
Mit dem Säen der Körner, mit dem Regen, der Sonne, dem Ernten usw. Für all unsere Ideen (was braucht es alles, bis wir das Brot essen können?) überlegen wir uns Gesten.

Vielleicht finden wir für die Dinge, die uns zum Brot einfallen eine passende Farbe? Dann legen wir ein Runddeckchen an unsere Tischdecke an. Ein bunter Kreis entsteht um die Decke.

Welche Farbe hat denn der Regen, der Hunger, das Essen, die Sonne?

Wir geben die Scheibe Brot weiter. Tragen sie von Kind zu Kind. Ein Kind gibt, eines empfängt. Langsam und mit Bedacht.

Brot ist nicht selbstverständlich! Auch wenn wir es gewohnt sind, Nahrung im Überfluss zu haben. Brot ist wertvoll. Dafür können wir danken. Denn satt zu sein ist ein großes Geschenk!

Jesus hat uns ein Gebet gelehrt, in dem ist sogar vom Brot die Rede. Ein Teil heißt: “Vater unser im Himmel, unser tägliches Brot gib uns heute.”

Vor dem Austeilen wird ganz klar gesagt: Wir warten darauf, dass alle Kinder ein Stück Brot haben. (Das Warten fällt furchtbar schwer!)

Ich habe das Brot selbst ausgeteilt, denn meine KIGO Kinder sind teilweise noch sehr klein. Schöner ist es, wenn die Kinder sich selbst ein Stückchen nehmen.

Sollten sich einige Kinder (zu) große Stücke abbrechen, dann heißt es abwarten … Was passiert, wenn nicht alle etwas haben?

Jetzt ist die Frage, was die Kinder in ein Bild legen, zur Gestalt bringen. Was ist dir wichtig? Die Sonne, das Getreide, die Scheibe Brot, die Erde…?
Gestalte mit Legematerial ein Bild auf einer kleinen Runddecke.

Eine Scheibe Brot für alle!

Tatsächlich hat die Scheibe Brot am Samstag für alle gereicht. Das hatte ich nicht erwartet. Und es war sogar noch genau ein Stück übrig. Ein Wunder? Für mich auf jeden Fall!

Ein herzliches Dankeschön

…an Schwester Esther, die diese Einheit konzipiert – und mir erlaubt hat, diese hier (auf meine Weise) zu veröffentlichen. Sie finden diese Anschauung im RPP Heft 3/2011 “Die Erde hat Frucht gebracht”.

Warum zünden wir zu Sankt Martin Laternen an?

Jedem ist klar, dass man sich am Martins-Tag an Martin von Tours erinnert. Aber woher stammt der Brauch mit der Laterne?

Laterne Laterne …

Jedem ist klar, dass man sich am St. Martins-Tag an Martin von Tours erinnert. Aber woher stammt der Brauch mit der Laterne? Das kommt doch in der überlieferten Geschichte so gar nicht vor! Der Martinstag vereint viele verschiedene Motivstränge. Ich werde ganz kurz die interessantesten nennen:

Bräuche am Martinstag

Die Gänse

Es gibt eine Menge Martinsbräuche. Der unlogischste für mich: Warum ISST man die Gänse, wenn SIE es doch waren, die Martin zum Bischof gemacht haben (durch ihr Geschnatter haben sie den versteckten Martin im Gänsestall verraten). Diese Art der Dankbarkeit mutet doch etwas Seltsam an.

Der Grund: Eigentlich hat die Gans nicht viel mit der Martinsgeschichte zu tun. Der Brauch des Gans-Essens kommt von einem anderen Fest. Der 11. November war ein Tag, an dem die Feldarbeit für beendet erklärt wurde. Das Gesinde erhielt seinen Lohn und konnte sich entspannen oder eine andere Arbeit suchen. Außerdem war die Pacht fällig und die (schlachtreifen) Gänse stellten dafür das perfekte Zahlungsmittel dar. So verknüfte sich die Geschichte des Martin von Tours mit den Gänsen.

Die Laterne

Beim Licht wird es nun schon unübersichtlicher:

Am 11. November war in der Leseordnung (= der Text, der im Gottesdienst an diesem Tag gelesen wird) die Geschichte des “Lichtes unter den Scheffel stellen” (Lk 11,33) an der Reihe. Nach dem Gottesdienst gingen die Menschen hinaus und zündeten in der dunklen Jahreszeit Feuer an, die ein Licht in der Dunkelheit sein sollten: Hoffnungsschimmer, Glaubenslichter. Diese waren jedoch eine Gefahr für die umstehenden aus Holz gebauten Häuser. So wurden die Lichter “kleiner” und in eine Laterne gebannt. Jetzt waren sie transportabel, eine Freude für die Kinder und nicht mehr so “brandgefährlich”.

Dazu kam die Überlieferung, dass zu Martins Beerdigung (am 11.11) eine Lichterprozession seinen letzten Weg begleitete. Diese Erinnerung ist ein weiterter Grund um an Martins Todestag einen Laternenumzug als Brauch zu etablieren. Er ist einer der wenigen Heiligen, dem nicht an seinem Todes- (8.11.397) sondern an seinem Begräbnistag gedacht wird. Vielleicht “verschob” man seinen Gedenktag auch, weil der 11.11 eben schon ein Bauernfesttag war?

Am Vorabend des Festtages, wenn die Sonne unterging, begann der Feiertag mit einer Lichtprozession.

Ein kurzer Abstecher zu einem anderen Martin

Wussten Sie, dass Martin Luther seinen Vornamen von Martin von Tours hat? Zur damaligen Zeit war es Sitte sein Kind so zu nennen, wie es der Heiligenkalender (Fest und Gedenktag der verschiedenen Heiligen sind darin festgelegt) am Tag der Taufe oder des Geburtstages des Neugeborenen vorgab. Martin Luther wurde am 11.11. getauft und erhielt somit seinen allseits bekannten Vornamen.

Helau und Alaaf

Dass am 11.11. auch noch der Karneval beginnt, hat nichts mit Martin von Tours zu tun. Hier gibt es aber auch einige Erklärungen:

  • Vielleicht lag es am Ende des Wirtschaftjahres der Bauern und der Reife des trinkfertigen Weines? Früher begann nach Martini eine Fastenzeit bis Weihnachten. Da wollte man -wenigestens für diesen einen Tag- mal ordentlich auf den Putz hauen! Das Gesinde hatte nun “frei” bzw. war frei, um sich eine neue Arbeit zu suchen. Sie hatten ihren Sold ausgezahlt bekommen und konnten ihre Verwandten besuchen oder Besuch empfangen.
  • Vielleicht auch, weil die Zahl 11 die Zahl der Narren war? Sie steht zwischen den Zehn Geboten und den zwölf Aposteln. Nichts Halbes und nichts Ganzes, eine Zahl der Maßlosigkeit, weil sie mit den Händen nicht mehr zu “greifen” (zu zeigen) ist.
  • Vielleicht ist es auch einfach nur, weil die 11 eine “Schnapszahl” ist. Würde zum Karneval ja sehr gut passen …

Wenn Sie mich fragen …

… würde ich antworten: Die Laternen leuchten am Martinstag um zu zeigen: Wir sind nicht allein. Ein Licht erhellt die Dunkelheit, doch viele Lichter sind kraftvoll und zeigen: Mit uns kann die Welt heller werden!

Martin von Tours war solch ein helles Licht und er kann für uns heute immer noch ein leuchtendes Vorbild sein.

Praktisches für den Unterricht

Warum nicht direkt im Lehrerzimmer / Klassenzimmer teilen?

Für das Lehrerzimmer:

Herunterladen, ausdrucken, aufhängen und überraschen lassen!

Martin von Tours hat geteilt – können wir das auch?

In der Klasse:

Blankovorlage (M1) ausdrucken, ausschneiden und jedem Kind einen Zettel geben.

Aufgabe:
Was kannst du teilen?
Denke daran: Das Geteilte muss nichts kosten!
Schreibe deine Idee auf den Papierstreifen.

Die Idee wird auf den Blankozettel geschrieben und kann mit einem kleinen Bild schön gestaltet werden (eventuell vorher einen Entwurf anfertigen).

Den Abreißkalender (M2) ausdrucken. Wer mag, kann ihn etwas größer ausdrucken, dann passen später die Blankozettel der Kinder besser auf die Streifen).

Die Längsstreifen auf dem unteren Teil des Kalenders (M2) einschneiden. Als Abschluss werden die beschriebenen Zettel der Kinder auf den Abreißkalender geklebt und im Klassenzimmer aufgehängt.

TIPP: Bei großen Klassen können einfach zwei Abreißkalender gestaltet werden.

Blankostreifen M1

Abreißkalender M2

Ist die Erde wirklich in 7 Tagen entstanden!?!

Worüber ich mich immer wundere ist, wenn anhand von naturwissenschaftlichen Argumenten die biblischen Urgeschichten belächelt und als Märchen abgetan werden. Wenn dann die Schöpfungskritiker mit dem Urknall ums Eck kommen und meinen, einen damit “überführt” zu haben. Hier kann man sich zurücklehnen und entgegnen …

Kurz vorweg …

Ich lese gerade ein Buch über Demenz. Kein so schöner Zeitvertreib denken Sie vielleicht. Ich habe mich auch etwas geziert, als meine beste Freundin sagte: “Das musst du lesen!”. Ich hatte nicht wirklich einen Antrieb dazu. Aber ich habe meine Meinung revidiert. Es zeigt einfühlsam und wehmütig die Grenzen des menschlichen Seins auf. Nach und nach las ich mehr, was mich die Essenz der Schöpfung klarer erkennen ließ: Der Demenzkranke verliert Zeit und Raum. Für ihn spielt die chronologische Abfolge keine Rolle mehr. Das ist für den Menschen unerträglich. Er braucht die Zeit, um sich erinnern zu können. Sie ist des Menschen Ordnungsstruktur. Er braucht Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um sich zu orientieren und Dinge zu beschreiben. Wenn sie uns verloren geht, sind wir konfus, im schlimmsten Fall dement. Außerdem braucht der Mensch einen Ort, an dem er sich wohl fühlt. Seinen Ort, sein Zuhause. Ohne dieses Vertrauen ist der Mensch regelrecht verloren. Durch die Schöpfung haben wir die Zeit und einen Platz in ihr geschenkt bekommen. Es gibt nur ein Problem: Keiner erinnert sich an den ersten Tag, den Ursprung. So haben sich die Menschen überall auf der Welt versucht zu erklären, was keiner miterlebt hat und sich darüber Geschichten erzählt.

Ich möchte Ihnen hier nun nicht aufdröseln, welche Geschichten über die Schöpfung überall kursieren. Ich sage Ihnen nur: Es sind sehr viele! Unüberschaubar ist die Schöpfungserzählungsvielfalt. Und ich möchte diesen Dschungel nicht mit Ihnen beackern, sondern es einfacher machen. Alle Erzählungen haben eines gemein: Sie wollen erklären, was keiner mit eigenen Augen gesehen hat:

Den Anfang!

Alle gehen von einem Schöpfer aus, der die Welt erschaffen hat (bzw. von mehreren Schöpfern / Göttern). Es gibt brutale Erzählungen und unaufgeregte, geordnete Berichte (wie in der Bibel).

Ein häufig vorkommendes Grundmotiv ist das anfängliche Chaos. Damit beginnt in der Bibel ein Schaffensprozess: Ein Kosmos (= eine Ordnung) entsteht. Dass es zwei Schöpfungserzählungen hintereinander gibt, spricht für die Liberalität der Bibel. Ich finde das so sympathisch! Direkt an den Anfang (eine Position von besonderer Bedeutung) zwei Geschichten über ein Thema zu setzen. Die Bibel versucht nicht, beide zu vermengen. Sie zeigt deutlich: Das sind zwei Erzählungen ihrer Zeit, mit dem Wissen der damaligen Erkenntnis. Beide Texte zeigen ihre eigenen Schwerpunkte auf.

Tipp: Schauen Sie sich zuerst das Bild an. Versuchen Sie es auch gerne zu deuten. Es enthält das Wesentliche der Erzählung. Die daran anschließende Liste erklärt noch weitere Aspekte der jeweiligen Geschichte.

Die Schöpfungserzählungen der Bibel

1. Schöpfungserzählung

  • Gegen das Chaos tritt Gott und setzt die Ordnung. Der Wunsch aller Menschen! Leben wird nun möglich
  • Die Tage sind nicht als 24 Stunden Taktung zu verstehen, sondern als Schaffungsphasen oder Zeiträume. Für Gott gibt es keine Zeit. Aus diesem Grund muss, um im Bild zu bleiben, am Anfang Tag und Nacht entstehen, um die Abläufe (Tag 1-7) einführen zu können: Das ist der Rhythmus der Zeit
  • Die Welt als Ganzes steht im Vordergrund
  • Die Urmächte (z.B. Dunkelheit, Flut) bestehen weiter, werden aber eingedämmt (Nacht)
  • Der Text ist kunstvoll gewebt, einem Hymnus gleich
  • Die Frau ist dem Mann gleichgestellt. Die Krone ist eher als Anregung gedacht (steht so nicht in der Bibel!)
  • Die 1. Schöpfungserzählung ist ein Antitext zu den Göttererzählungen und -kämpfen und den göttlichen Gestirnen der damaligen Zeit
  • Der Ruhetag (Sabbat) wird herausgestellt, als gesegnete und notwendige Ruhe

2. Schöpfungserzählung

  • Die Geschichte ist älter als die 1. Schöpfungserzählung
  • Gott tritt menschlich auf, wie ein Handwerker: Er formt den Menschen aus Erde, bläst ihm seinen Atem in die Nase
  • Der Mensch steht klar im Vordergrund
  • Adam und Eva sind nicht zwei Personen, sondern kollektive Gestalten, die für DIE Menschen (Adam) stehen. Ihre Erfahrungen sind die aller Menschen
  • Die Frau hat hier einen hohen Stellenwert. Erst durch sie ist die Schöpfung vollkommen
  • Die Geschichte enthält viele symbolische Namen: Adama bedeutet Erde / Erdkrume. Adam bedeutet Erdling, der Mensch, Menschheit als Kollektivbegriff. Eva bedeutet Leben / Lebendiges. Rippe kann für die Seite stehen. Über die Bedeutungen wird viel diskutiert. Der Link führt Sie zu einem ausführlichen Artikel über Adam und Eva.

Wissenschaft vs. Schöpfungsglaube

Ich wundere mich immer, wenn anhand von naturwissenschaftlichen Argumenten die biblischen Urgeschichten belächelt und als Märchen abgetan werden. Wenn dann die Schöpfungskritiker mit dem Urknall ums Eck kommen und meinen, einen damit “überführt” zu haben. Hier kann man sich zurücklehnen und entgegnen: “Einen realistischen Augenzeugenbericht abzuliefern ist nun gar nicht die Intention der Bibel”.

Der Begriff Schöpfung vertritt ein theologisches Verständis der Entstehung.

Die Evolution beschreibt nur die Vorgänge.

Unsere “moderne, rationale Brille” sieht in ihr nicht mehr den tieferen und mythischen Sinn. Kurzer Exkurs: Ein Mythos versucht, die Welt zu erklären und zwar, wie sie heute ist. Sie bietet eine Erklärung für die Welt.

Schade, dass man die Schöpfung nicht als eine Art Poesie lesen kann. So gesehen, umgibt sie ein ganz eigener Zauber. Wenn man diese beiden “Brillen” wahrnimmt und um sie weiß, kann man sie gut und gerne nebeneinander stehen lassen. Man kann beide nacheinander “anziehen” und die Welt durch sie betrachten:

Die Bibel stellt die Aufgabe und die Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung in den Fokus. Sie möchte die Frage klären: Was hat der Mensch auf dieser Erde für einen Zweck?

Die Naturwissenschaft versucht, die Entstehung zu ergründen. Das ergänzt sich eher, als dass es spaltet. (Zumindest in meiner schönen Welt).

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Was will nun der Religionsunterricht?

Er will vermitteln! Beide Ansätze – die Naturwissenschaft und der (Schöpfungs-)Glaube sind nebeneinander denkbar. Dafür ist es aber auch notwendig, Synthesen zwischen den beiden zu finden.

Wir sollten uns vor Augen führen: Die beiden Schöpfungsgeschichten sind keine Weltentstehungsgeschichten. Was erreichen wir, wenn wir mit unseren Kindern die sieben Schöpfungstage im Unterricht “abarbeiten”, ein Mobile dazu basteln oder die Reihenfolge auswendig lernen? Mit dieser Art stellt man die Schöpfung eher gegen die Wissenschaft. Das fördert keine Verbindung zwischen beiden. Setzen wir doch lieber den Fokus auf das Staunen über die Schöpfung! Das hat Gott alles gemacht. Über was staunst du z. B. in der Nacht oder am Tag? Was macht eine Pusteblume einmalig? usw.

Denkbare Möglichkeiten:

Wir können unsere Kinder dafür sensibilisieren, welche Verantwortung wir für die Schöpfung haben. Dabei stehen sich die beiden “Theorien” nicht im Wege. Wie haben es sich die Menschen vorgestellt, wie die Welt entstanden ist? Welchen wesentlichen Stellenwert hat der Mensch inne? Was bedeutet eigentlich herrschen? Es steht nicht für das Ausbeuten, sondern für ein verantwortliches Handeln. Wenn ich z. B. ein Instrument “beherrsche”, dann bin ich im Einklang mit diesem, kann es wundervoll spielen und unterdrücke es nicht. Man wird zu einer Einheit: Instrument und Spieler. So ist es auch mit uns. Wir als Menschen, …

  1. … das sind Mann und Frau: Zusammen sind sie eine Einheit, ein Ganzes. Der Eine kann ohne den Anderen nicht sein. Wir stehen beieinander. Das ist ein schönes Bild, finde ich.
  2. … das ist die Erdengemeinschaft: Wir sind untrennbar mit der Natur verbunden, denn wir sind ein Teil von ihr. Wie könnten wir gut leben, wenn die Natur krank ist? Diese Frage ist momentan so traurig aktuell. Wir sollten uns nicht als Nabel der Welt sehen. Die Natur tritt uns nun auf die Füße und wir ernten, was wir gesät haben. Die Menschen müssen sich bewegen und versuchen die Ehrfurcht vor der Natur neu zu entdecken, wieder “älter” zu denken, bildhafter. Vielleicht sollten wir einmal versuchen, die Erde im Bild der “Mutter Erde” zu sehen, die alles hervorbringt, was wir brauchen. Aber der Mensch muss ihr auch etwas zurückgeben: Respekt und ja, auch Geschenke. Zum Beispiel den Blumenstreifen neben dem Kornfeld, der es den Tieren ermöglicht, einen Platz für sich zu haben. Und sogar dieser Streifen gibt dem Menschen wieder etwas zurück.
  3. … die Ruhe brauchen, um zu (er)schaffen (Achtung, Wortspiel!). Gott ruhte und ist uns Vorbild. Für Ordnung und Kreativität braucht es Pausen. Um eine Gemeinschaft / Familie zu sein benötigt es Zeit, um sich miteinander auseinanderzusetzen. Dafür ist der Sonntag da. Er soll uns innehalten lassen, zum Nachdenken anregen, zum freien Sein anstiften, zum Nixtun verleiten. Daraus kann Neues entstehen.

Über all das kann man wunderbar mit Kindern sprechen! Auch gerne in einen Dialog eintreten über den Urknall und die Schöpfungserzählung. Einfach mit der Frage: Was will die Bibel mit dieser Geschichte? Warum erzählt man sie sich noch heute? Man fragt auch: Was will die Naturwissenschaft mit ihrer Theorie? Und schon ist man mittendrin im wahren Leben. Herrlich!

Nicht vergessen sollte man, dass der Begriff “Schöpfung” nicht in der Lebenswelt der Kinder vorkommt. Man muss ihn übersetzen. Vielleicht einfach mit “Leben” oder mit “Die Frage nach Gott und dem Anfang” aber auch die Frage nach: “Wie geht es nun weiter”? Es geht um den Sinn des Lebens, um das Staunen über die Natur, um die Fragen nach dem Leben. Aber auch darum: Gott wollte, dass alles entsteht, dann kann das momentane Chaos auch nicht das letzte Wort haben.

Vielleicht erkennt man dann Gott als einen Bewahrer allen Lebens, der sich sorgend und liebend in der Bibel zeigt. Seine Enttäuschung und seine Wut sind ein anderer Aspekt, der im Alten Testament nicht unter den Teppich gekehrt werden kann. Aber erst durch seine vielen Facetten ist GOTT “kantig” genug für uns, um ihn (in uns) drehen und wenden zu können. Ohne Nacht kein Tag.

Praktische Ideen für Ihren Unterricht

Eine Unterrichtseinheit zur Schöpfungserzählung

Mein lieber Kollege Horst Heller hat eine wunderbare Einheit für ein drittes Schuljahr konzipiert:

“Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Das ist der erste Satz der Bibel.” — “Meine Mutter hat aber gesagt, das war ganz anders.”, wandte ein Mädchen ein.
So oder so ähnlich war es oft. Irgendwann war ich es leid. Es musste doch möglich sein, die Botschaft der biblischen Schöpfungserzählung zu entdecken. Es folgte ein langer Prozess der Entwicklung einer neuen Unterrichtsreihe. Als sie ausgearbeitet war, war ich selbst überrascht. Sie beginnt weder in Israel noch in Babylonien, sondern in Griechenland …

“Drei Dinge auf einmal? Das geht nun wirklich nicht!”

Hat die göttliche Trinität Gemeinsamkeit mit einem Überraschungsei?
Wer so alt ist wie ich, wird die Anspielung auf den Werbeslogan einer Süßigkeit aus den 90iger Jahren erkannt haben: Das “Ü-Ei” stand für Spannung, Spiel und Schokolade. Ich gebe zu, ich habe diese Mischung geliebt. Zuerst wurde das Ei geschüttelt…

Oder: Wie man die Trinität überhaupt denken kann

Wer so alt ist wie ich, wird die Anspielung auf den Werbeslogan einer Süßigkeit aus den 90iger Jahren erkannt haben: Das “Ü-Ei” stand für Spannung, Spiel und Schokolade. Ich gebe zu, ich habe diese Mischung geliebt. Zuerst wurde das Ei geschüttelt (als ob man am Klang hätte erkennen können, was drinnen steckt!), dann wurde die Schokolade gegessen (das Schokoei genüsslich in zwei Hälften teilen und wegmampfen) und dann die Plastikhülle öffnen und entweder gleich losspielen oder noch eine knifflige Anleitung verstehen und das Spielzeug zusammenbauen.

Entschuldigen Sie diesen kleinen Exkurs, aber so kann man die Trinität vielleicht auch einmal betrachten, oder sich als erwachsene Person fragen: Braucht man das denn überhaupt? Ist das nicht zuviel des Guten? Wer braucht schon drei Dinge auf einmal? Interessant ist die Frage in jedem Fall – und gleich vorweg: nicht zu beantworten. Und trotzdem frage ich:

Hat die göttliche Trinität Gemeinsamkeit mit einem Überraschungsei?

Nicht wirklich. Denn die Trinität ist logischerweise viel komplexer. Sie versucht etwas Unmögliches zu erklären: EIN Gott sind drei ewige Personen. Natürlich ist auch das Überraschungsei ein zusammengesetztes Ganzes … Aber da fängt es schon an: Gott besteht nicht aus drei Teilen, sondern jeder von ihnen IST Gott! Undenkbar! Wenn ich es noch komplizierter machen wollte, würde ich noch die Rollenabgrenzung innerhalb der Trinität erwähnen. Tue ich aber nicht …

Ich finde, man sollte sich auch nicht in die Theorie der Trinität verbeißen, sondern ihr eine Chance geben, in uns zu wirken. Auch das Wort selbst möchte nur das Wesen Gottes veranschaulichen, genau wie die Dreifaltigkeit (steht für Vielfalt!). Und wer behauptet denn, Gott wäre einfach zu verstehen? Da macht eine vielschichtige Gottheit für mich viel mehr Sinn als eine fix und fertige, klar zu umreißende. Etwas Komplexes verlangsamt das Denken und das ist im Glauben gut.

Die Bibel selbst liefert keine Erklärung für dieses Phänomen, denn die Trinität ist ein menschlicher Versuch, Gott zu verstehen. Die Bibel gibt aber Anhaltspunkte: Sie hält einige Bibelstellen parat, mit denen man die Trinität belegen (“Lasst UNS Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei” 1. Mose 1,26) oder sie widerlegen könnte: “Es gibt nur EINEN Gott” 5. Mose 6,4; 1. Tim 2,5; Dtn. 6, 4-9… Diese Gegenüberstellungen finden Sie überall. Was Sie aber mit Sicherheit nicht finden, ist ein Versuch, die Trinität mit einem Ü-Ei kindgerecht zusammenzuführen. Wer macht denn auch sowas? Also legen wir los!

Natürlich gibt es viele Analogien über die Trinität, die versuchen Gott in drei verschiedenen “Zuständen” zu sehen:

  • Baum: Wurzeln, Stamm/Zweige, Wasser
  • Regenbogen: Sonne, Sonnenlicht und Farbe
  • Der Mensch: Körper, Seele und Geist
  • Wasser: Flüssigkeit, Dampf, Eis
  • Sonne: Fixstern, Licht, Wärme

Aber jedes Bild kann es nicht ganz fassen. Denn wir versuchen mit weltlichen Bildern etwas Göttliches zu erklären.

Jesus fing damit an, die Trinität anzudeuten, als er sich als Gottes Sohn bezeichnete. Im Taufbefehl ist die Trinität komplett: “Taufet sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes” Mt 28,19. Brauchen wir also die heilige Dreifaltigkeit wirklich? Eine knappe Antwort von mir sagt ganz klar: Ja! Denn sie macht das Christentum aus und sagt uns viel über Gott, wenn wir ihn versuchen dreieinig zu denken bzw. ihn so zu glauben. Es macht Gott auch kommunikativ und nicht so statisch. Kurt Marti bezeichnet Gott als “gesellig”. Hier geht es also um Beziehung, nicht um einen alleinigen Autokraten. Das gefällt mir!

Beleuchten wir die drei “Hauptpersonen” einmal näher:

GOTT

als Vater, der Schöpfer. Er ist der Ursprung von allem. Gott liebt die Menschen wie ein Vater seine Kinder. Bedingungslos.

… als Sohn wird er selbst Mensch und lebt als Jesus Christus unter ihnen. Er ist der Handelnde. Für uns kam er in die Welt.

… als Heiliger Geist bezieht er in den Menschen Wohnung und ist in ihnen lebendig, spürbar. Ruach ist der Mittler und Gottes Beistand, den er uns senden wird: die Kraft und Quelle der Liebe.

Nach dieser Auflistung passt der Spruch: Gott ist eins – aber auf keinen Fall einsam!

Und wie denken wir sie jetzt zusammen? Gar nicht! Aber es gibt ein Bindeglied, den Kleber, der alle drei verbindet: Die Liebe! So wie ich die bunte Mischung im Ü-Ei geliebt habe, so ist auch die Liebe in der Trinität das verbindende Glied: die hervorbringende (im Vater), die empfangende (im Sohn) und die austauschende, stärkende Liebe (im Heiligen Geist). Gott wirkt also auf drei unterschiedliche Weisen und umsorgt uns damit allumfassend.

Wollen wir ein (äußerst konstruiertes) Gedankenexperiment wagen?

Nehmen Sie sich bitte einen Stift und ein Blatt Papier und versuchen Sie die nun folgenden Punkte in ein Bild zu verwandeln. Ich bin gespannt!

  • Stellen wir uns Gott als Schokohülle des Überraschungseis vor. Ganz außen. Alles umhüllend. Das, was die (Ü-) Welt zusammenhält.
  • In ihm wiederum steckt die Welt. Im Ü-Ei-Universum: das Plastikei.
    • Hier unterbeche ich das Experiment! Der erste Bruch tritt auf: Gott und Welt sind nicht getrennt voneinander zu denken. Gott durchdringt die Welt, er ist überall. Es gibt nicht Gott und Welt, sondern Gott ist gleichzeitig außen und innen: Außerhalb der Welt und in ihr. Ein klarer Punkt gegen das Ü-Ei-Gedankenexperiment!
    • Kurze Frage an Sie: Wie malen Sie das jetzt? 😉
  • Dann kommt das Innere, das zusammengesetzte Geheimnis, das Gestalt annimmt: In unserem Experiment kann man es erahnen: Jesus. Er kommt in die Welt, um die Liebe Gottes auf die Erde zu bringen. Gottes Übersetzer, sein Überbringer, die Liebeskraft.
    • Ein klarer Punkt für das Experiment!
  • Und der Heilige Geist? Er ist die Spannung. Von Anfang an dabei. Nicht greifbar. Er bzw. sie ist auf dem Weg von Gott zu den Menschen und umgekehrt. Die Überraschung bricht auf, wirbelt und verwandelt. Ist ruhelos und überall. Der Heilige Geist ist der rote Faden zwischen Gott und Jesus, ein unsichtbares Beziehungsband, welches auch die Menschen mitnimmt.
    • Ein Punkt für das Experiment?

Wir haben nun also einen “Schoko-Gott” (keine Blasphemie- ich bleibe nur im Bild!), eine “Plastik-Welt”, einen “Spirit” (Heiligen Geist), der in allem steckt und wir haben auch Jesus untergebracht. Ganz nah an der Welt dran. Was sagen Sie? Hat Ihnen dieses Experiment eine neue Sicht beschert oder Sie total verwirrt? Sollte Letzteres zutreffen, ist das auch nicht verkehrt. So viele Gedanken haben Sie sich sicherlich noch nie über die Trinität gemacht!

Ideen für den Unterricht

Keine Erklärung bzw. keine Idee für den Unterricht erscheint mir DIE einzig Mögliche zu sein, da dieses Thema so viele Facetten hat. Eine Idee sind die Analogien, weil sie lebensnah sind – aber wie schon erwähnt, “hinken” diese auch. Ein unterhaltsames Video, welches einige Aspekte gut aufgreift, finden Sie hier: (Das Video ist für die SekII gedacht).