Komme ich wirklich in die Hölle?

Kennt ihr das auch? Manche Kinder sind bibelfester als du selbst und haben ein angstgeprägtes Gottesbild. Wie gehe ich damit in meiner Klasse um?

oder: Wenn einige Kinder in der Klasse Angst vor Gott haben

Kennt ihr das?

Manche Kinder sind bibelfester als ich. Oft haben sie aber auch Überzeugungen und ein Gottesbild, das Ängste hervorruft. Ihre Bedenken und oft grausamen Vorstellungen teilen sie mit mir und ihren Mitschüler*innen: Sünde, Hölle, Bestrafungen der in Ungnade gefallenen und der Teufel sind von klein auf präsent. Die Beziehung zu Gott ist von Angst geprägt. Ihr mythisch-wörtliches Verständnis der ausgewählten Bibelstellen kann zu düsteren Unterrichsgesprächen führen.
Ich habe da einige Szenen vor Augen:
Ich entfalte eine biblische Geschichte und prompt kommt ein Kommentar: “Das steht so aber nicht in der Bibel. Das ist nicht richtig!”
Oder: Die kleine Lilli kommt weinend zu mir und meint: “Die H. hat gesagt, wenn ich am Wochenende auf Halloween gehe, komme ich in die Hölle!”

Wie gehe ich damit um?

Ich kann diese oft schon lang existierenden Denkmuster und Gottesvorstellungen nicht als absurd oder falsch abtun. Aber ich kann und muss die anderen Kinder vor solchen Vorstellungen schützen und darauf verweisen:
“Jeder darf so glauben, wie er es möchte. ABER: Niemand darf Ängste bei anderen Kindern erzeugen. UND: Alle Kinder dürfen für sich selbst entscheiden, ob ihr Glaube zu ihnen passt.

Es ist wichtig, diese Kinder darin zu unterstützen, ihre Gottesvorstellung zu erweitern. Ich beleuchte eine Facette Gottes, die sie oft vernachlässigen: die verzeihenden und großzügigen Eigenschaften Gottes.

Ist ein Glaube gut, wenn er Angst macht?

In der Bibel gibt es genug Stellen, die Ängste schüren. Die kann man sich natürlich herauspicken. So würde man das Gesamtwerk Bibel jedoch komplett missverstehen. Horst hatte ein schönes Bild, das es sehr anschaulich beschreibt: Die Bibel hat eine Schale und einen Kern. (Er nennt es in seinem Beitrag “Zentrum und Peripherie)

Die Bibel als Frucht

Stell dir die Bibel wie eine Frucht vor. Sie hat viel “Fruchtfleisch”! Darin enthalten sind unzählige Geschichten, Briefe und Psalme, die alle Empfindungen auslösen können, die der Mensch kennt. Von Liebe bis Hass und Verzweiflung ist alles dabei. Beißt du hier rein: Liebe und Güte, Verzeihen und Glück. Beißt du auf der anderen Seite ab: Hass, Tod und Höllenqual. Was also ist nun die “richtige” Bibelseite?

Schale & Kern

Erst wenn du die ganze Bibel liest (also die ganze Frucht isst), kommst du zum Kern. Da kann auch mal ein bitteres Stück dabei sein. Aber frage dich:
Was wollte Jesus uns mitgeben?
Was war das Zentrum seiner Lehre?

Wie können wir uns Gott vorstellen?
Wir greifen also nicht einzelne Zitate oder Geschichten heraus und fühlen uns in unserer Meinung bestätigt, sondern wir ordnen die Geschichte, das Zitat in die Gesamtaussage ein.

Was sag ich also dem Kinde?

Es bringt nichts, die angstbesetzten Bilder als falsch abzutun. Ich würde versuchen, positive Gottesbilder, Psalmen und Geschichten herauszugreifen und diese wirken zu lassen.
Vielleicht helfen dir die unten aufgeführten Impulse:

  • “Ich habe euch die biblische Geschichte so nacherzählt, wie ich sie verstehe”
  • “Die Menschen, die die Bibel geschrieben haben, kannten unsere Zeit nicht. Wir müssen deshalb immer überlegen, wie die Gebote der Bibel heute zu verstehen sind.) Ich schaue mir deshalb die Bibelgeschichten immer genau an und überlege: Was will sie mir heute sagen?”
  • “Jesus wollte sicher nicht, dass wir Angst vor der Hölle haben. Jesus wollte, dass wir uns geliebt fühlen …”
  • “Lilli geht zu einer Halloweenparty, weil es ihr Spaß macht, sich zu gruseln und Süßigkeiten zu bekommen. Sie wird dort nur verkleideten Menschen begegnen, die nicht das Böse toll finden, sondern das Verkleiden. Sie amüsieren sich.”
  • “Wenn ich in der Bibel lese, fällt mir nur ganz selten auf, dass Menschen Angst bekommen. Ich finde ganz viel Liebe in der Bibel.”

Wenn man die Angst als Kern der Bibel sieht, verpasst man die ganze Liebe die darin steckt. Das wäre doch sehr schade. Natürlich werde ich die Zweifel, Ängste und fest verankerten Gottesbilder nicht so leicht verändern können. Doch wenn ich den “Kern” in die Erde pflanze und ihn im Religionsunterricht hege und pflege, vielleicht wird er irgendwann wachsen und zu einem Pflänzchen werden, das Frucht trägt …

Zum Weiterlesen …

Wie ist Gott?

Eine Unterrichtseinheit über die Frage: “Wie ist Gott?” – so abwandelbar, dass sie für jede Primarstufe passt. Schaut rein!

Eine Unterrichtseinheit zum gleich umsetzen

Kennst du eine, kennst du alle …

Ich liebe es, Unterrichtseinheiten so zu planen, dass (fast) alle Stunden gleich ablaufen. Das erspart mir viel Gehirnschmalz und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besonders den Kindern im Lernprozess entgegen kommt.
Für euch ist es auch praktisch, denn wenn ich eine Stunde erklärt habe, wisst ihr, wie der Hase läuft.

Ausnahmen sind die erste und die letzte Stunde. Sie sind besonders und deshalb stelle ich sie euch gesondert vor.

Los geht´s!

1. Stunde: Gott in der Kiste

Ich breite zuerst eine gelbe Runddecke aus und stelle eine verschlossene Kiste in die Kreismitte.
“Ich habe euch heute Gott mitgebracht!”

Da kann man sich vorstellen: Das Gespräch kommt sofort in Fahrt. Provokationen können manchmal richtig gewinnbringend sein 😉

Die Kinder äußern sich frei und ein erster Blick auf ihre Gottesvorstellungen wird sichtbar (“Gott passt doch nie in so ne kleine Kiste! Der ist doch im Himmel und viel zu groß!” “Alte Männer können sich doch gar nicht so klein machen – auch nicht der Gott!” usw.)

Wir klären auf: “Ihr habt recht – Gott ist nicht hier drin… Aber lauter Dinge, die beschreiben, wie Gott ist…”

Ich halte die Impulskarte “Gott ist wie…” hoch

Die Kinder äußern sich frei

Ich öffne die Kiste und zum Vorschein kommen ganz unterschiedliche Bilder.

Die Kinder sollen jetzt in Partnerarbeit (Flüsterphase) die einzelnen Bilder betrachten und Adjektive sammeln. Die erste Karte zeigt ein Haus. Die Kinder assoziieren: Ein Haus ist: groß, stabil, hell, gemütlich …

Die gefundenen Adjektive werden im Plenum genannt und von der Gruppe um weitere Worte ergänzt. (“Wie ist ein Haus noch?”)

Wir haben jetzt die Tatsachenebene beleuchtet. Das sind handfeste Attribute, die unsere Bilder näher beschreiben. Aber warum Gott wie ein Haus sein soll, das haben wir noch nicht herausgefunden… Das ist ein Geheimnis und nicht so einfach…

Wir überlegen, warum Gott wie ein Haus, ein Schiff, eine Kuscheldecke sein kann … und finden heraus: Gott ist immer auch noch viel mehr als das, was wir denken. Dazu passt die Geschichte “Von den Blinden und dem Elefanten” oder noch viel besser: “Nanu ein Fuß!”

Die beiden Bildkarten “Tatsache & Geheimnis” findet ihr auch auf der Taskcard. Dazu später mehr.


Die Tiere, die in einer gemeinsamen Hängematte schlafen, hören eines Nachts ein Geräusch. Sie machen sich auf die Suche nach der Ursache und finden etwas Unbekanntes. Das muss etwas sein, was sie sich vorstellen können, z. B. der riesige Fuß einer Schildkröte. Doch es stellt sich heraus, dass ein Elefant das Geräusch verursacht hat. Jedes der Tiere hat nur einen kleinen Teil von ihm erfasst. Nun legt sich der Elefant zu den anderen Tieren in die Hängematte. Da ertönt wieder ein Geräusch. Was war das? Zusammen versuchen sie das herauszufinden. Die Suche ist nämlich niemals abgeschlossen.

2. Stunde : Das Symbol Haus ergründen

Bildbetrachtung und Traumreise

Diese Stunde steht stellvertretend für alle folgenden Stunden:

Wir betrachten das Impulsbild Haus und sammelt Tatsachen-Wiewörter: Ein Haus ist groß, einladend, stabil …

Danach hören die Kinder die Traumreise, die die Tatsache und das Geheimnis miteinander verbindet.

Die Tatsachenebene darf nicht zu ausführlich behandelt werden, sonst fällt der Übertrag auf Gott zu schwer.

Klappkarte gestalten

Jedes Kind fertigt eine Klappkarte an (ein einfaches DINA4 Blatt, in der Mitte gefaltet):
Außen ist die Tatsachenebene. Hier wird das konkrete – eben innerlich gesehene – “Traumhaus” gemalt und Wiewörter dazu gefunden. Diese werden um das Haus herum oder auf die Rückseite geschrieben.

Innen ist die Geheimnisebene. Hier wird aufgeschrieben, ob und wie das Bild des Hauses zu Gott passt: “Gott ist wie ein Haus. Gott ist …”

Worttabellen als Hilfen

Dazu können die Kinder die Worttabellen / Wortsammlung als Hilfe nutzen. Welche Worte sind passend für meine Vorstellung? Es ist zugleich eine Wortschatzübung und hilft ihnen, religiöse Dinge auszudrücken.

Hier kann auch eine Partnerarbeit angedacht werden. Für das erste Schuljahr kann die Lehrkraft die Worte auch vorlesen und die Kinder malen dazu …

Lied “Bist du ein Haus aus dicken Steinen?”

Die gewählten Symbolbilder (Haus, Schiff, Kuscheldecke, Freund…) der Einheit sind dem Lied von Detlev Jöker “Bist du ein Haus aus dicken Steinen?” entnommen.

Ich habe die Reihenfolge der Strophen verändert, um von den konkreten, einfachen Bildern, zu den komplexeren zu kommen. Auf der Taskcard findet ihr die Bilder in “meiner” Reihenfolge.

In jeder Stunde wird die passende Strophe des Liedes gesungen. Dieses Lied hat sowohl eine Tatsachenebene (oberer Teil des Textes) als auch eine Geheimnisebene (unterer Teil).

Nachdenkgespräch über einzelne Strophe

Über den unteren Teil des Liedes wird nun ein Nachdenkgespräch geführt:

“Wie kann Gott Menschen ein Zuhause geben?”

Wenn die Kinder sicherer in der Einheit sind, können sie vielleicht selbst Nachdenkfragen zu den einzelnen Strophen formulieren.

Weitere Stunden der Einheit

Nach der “Hausstunde” schließt sich die “Schiffsstunde”, die “Kuscheldeckenstunde” usw. an, die genau so aufgebaut sind, wie diese Stunde über das Symbol Haus.

  • Betrachtung des heutigen Bildes (Schiff, Kuscheldecke, Freund…)
  • Adjektive sammeln zum Bild (Tatsachenebene)
  • Traumreise (Übergang von Tatsachenebene auf Geheimnisebene)
  • Gestaltung der Klappkarte (eigene Auseinandersetzung mit Tatsache & Geheimnis)
  • Liedstrophe kennen lernen und singen
  • Nachdenkgespräch über ausgewählten Satz der Strophe

Ihr könnt natürlich auch einzelne Bilder des Liedes herausgreifen, um die Einheit zu verkürzen.

Als Hilfe zum Theologisieren könnt ihr die Denkwerkzeuge nutzen.

Letzte Stunde

Wir schauen uns unsere Klappkarten und die gesammelten Worte an, die versuchen Gott näher zu beschreiben und fragen uns: “Wie ist Gott denn nun?”
Wir stellen fest: Gott kann man nie ganz fassen.

Die letzte Strophe des Liedes wird gemeinsam gesungen. Sie verstärkt das eben Erarbeitete.

Es gibt zwei Möglichkeiten die Einheit zu beschließen: Den Bibelweg oder den Bilderbuchweg.

Wer einen Klassensatz Kinderbibeln hat, kann die Kinder selbst auf die Suche schicken …

Ich kann auch einige Geschichten vorab auswählen. Diese können in PA oder GA bearbeitet werden (lesen der Geschichte, Gottesvorstellung finden & besprechen: Mag ich diese Vorstellung oder nicht?).
Nicht alle Gottesvorstellungen sind positiv besetzt (z. B. das Vaterbild). Die Kinder entscheiden selbst, ob sie die Vorstellung ablehnen oder sich eine passendere suchen.

Das Bilderbuch “Der liebe Gott versteckt sich gern” bietet viele Gesprächsanlässe zu den dort vorgestellten unterschiedlichen Gottesvorstellungen.

Witzig: Es gibt einen Onkel Herbert im Buch, der an der Gottesfrage überhaupt kein Interesse hat (Solche Menschen begegnen den Kindern natürlich auch! 😉 )

Tascard mit einem riesen Angebot

Auf unserer digitalen Pinnwand (Taskcard) haben wir euch alles zusammengestellt, was wir erarbeitet haben. Nicht alles kann ich euch vorstellen – aber vielleicht habt ihr ja mal Lust darin zu stöbern. Die markierten Beiträge sind für die Einheit wichtig.
Ihr findet dort:

  • Überlegungen zu “Gott, wer bist du?”
  • Blogbeiträge zum Thema (auch von Horst Heller)
  • Theologisieren: Worauf kommt es an?
  • Anregungen / Denkwerkzeuge für Lehrkräfte (lege ich euch ans ♥)
    Wie kann ein Nachdenkgespräch ablaufen?
    Wie könnte der äußere Rahmen aussehen?
    Was sind dabei die Aufgaben der Lehrkraft?
    Worauf kommt es bei der Kommunikation an?
    Hilfen & Methoden
    Moderationsimpulse
  • Gesprächsimpulse für Nachdenkgespräche
  • Impulskarten: Denkwerkzeug für Kinder
  • Bilder zum Lied “Bist du ein Haus aus dicken Steinen”
  • Wortlisten zum Download
  • Buchtipps
  • Impulskarten Gott
  • Impulskarten Metaebene (wenn ich mit theologischen Gesprächen beginne)
  • Theologische Fragen zum Lied
  • ….

Gott suchen – draußen und drinnen

Das neue KU Praxis 68 ist da!

Cover der Zeitschrift KU Praxis 68 Gott suchen draußen und drinnen

Lang genug waren die Jugendlichen zu Hause – während Corona mussten meist die schönsten Teile der Konfi-Zeit ausfallen.

Das neue Heft KU Praxis widmet sich deshalb vor allem der Outdoor-Erfahrung. Und das bei dem klassischen Thema “Gottesvorstellungen”: Gott auf der Parkbank, im Wald, in der Nacht, im eigenen Sozialraum. Aber auch die Spurensuche nach Gott in Räumen kommt nicht zu kurz: sei es im kreativen Gestalten, sei es im Escape-Room oder in einer Stationenarbeit zu Gotteserfahrungen in den Religionen. Schließlich wird auch der digitale Raum erkundet: Mit KI und im Internet, mit der KonApp und als Wechselspiel von körperlich erlebtem und virtuellem Kirchenraum mit Minecraft oder Traumkirchen mit Virtual Reality.

Erfahrungsberichte zu Waldübernachtung, Konfi-Dates, Church-Nights, Gottesdiensten an anderen Orten und vielem mehr runden das Heft ab.

Ausführliche Besprechung von Katja Simon

Das Heft mit den ausführlichen Bausteinen ist im Buchhandel erhältlich, die Materialanhänge zu den Bausteinen sind auf der Verlagsseite frei downloadbar.

Alle Infos auf der Verlagsseite

Der liebe Gott versteckt sich gern

Maja sucht Gott und erhält von jedem Befragten eine neue Idee, ein neues Bild. So beginnt eine detektivische Suche, an deren Ende eine Frage an DICH steht …

Ein Buch über eine detektivische Suche nach Gott und was Gott für uns alles sein kann

Mit freundlicher Genehmigung des Herder Verlages

Noch ein paar Bilder zum Reinschnuppern …

Nanu, ein Fuß!

Ein wunderschönes Bilderbuch über Ängste, Freundschaft und die Erkenntnis, dass es die absolute Wahrheit nicht gibt.

Ein wunderschönes Bilderbuch über Ängste, Freundschaft und die Erkenntnis, dass es die absolute Wahrheit nicht gibt.

Mit freundlicher Genehmigung des Schaltzeitverlages.

Ein kleiner Einblick …

Gibt es Gott wirklich?

Mensch, wir sind halt nur Menschen! Alles müssen wir beweisen und festhalten. Warum sollten wir bei GOTT eine Ausnahme machen? Darum! …

Eine falsche Frage – und doch eine Antwort?

DER Beweis!

Mensch, wir sind halt nur Menschen! Alles müssen wir beweisen, festhalten, festzurren. Warum sollten wir bei Gott eine Ausnahme machen?

Schon Luther hatte angemerkt, dass wir Gott gerne mit Fingern ergreifen und fassen wollen, so dass wir Gott in einen Beutel stecken oder in einen Kasten schließen können.
Wir brauchen eben Sicherheit. Da können wir nicht aus unserer Haut. Mit einer Frage, die nur ein “JA” oder “Nein” gelten lässt, wären wir fein raus …
Aber: Gott ist nicht wie wir. Gott ist nicht gebunden – schon gar nicht an unser Denken oder in einem Körper wie dem unsrigen. Logisch, dass in unseren Gottesbildern immer unser Menschenbild mitschwingt. Wir können eben nicht anders denken – aber wir sollten uns dessen bewusst(er) und sensibler werden.

Aus diesem Grund vermeide ich auch ein “Er” oder “Sie” für Gott. Das macht Texte nicht abwechslungsreich – aber es lässt aufmerksam werden. Wie leicht rutscht mir immer noch ein “er” raus. Ich möchte versuchen, Gott nicht männlich oder weiblich zu denken, sondern abwechslungsreich!

Gottesbeweise digital

Mein Kollege Christian hat eine Menge Gottesbeweise in der digitalen Welt gefunden. Wer mag, kann mal reinschauen bei:

– Computerprogramm bestätigt Goedels Gottesbeweis

Was jetzt?

Diese Überschrift wäre schonmal ein Anfang… Eine sehr offene Frage 😉 …
Das Suchen nach Gott sollte so ähnlich sein:

  • Sei dir bewusst, dass das Wort Gott nur ein Platzhalter ist, ein menschliches Wort für den oder das, auf den oder das wir hoffen.
  • Finde vielfältige Bilder für Gott (“Gott ist wie …), nicht “Gott IST eine Burg”
  • Nutze mit den Kindern auch sinnenhafte Zugänge wie das Tanzen und Singen. Hier geht es um Methoden, die neue Einblicke (durch Gefühle) gewähren können. Wo die Stimme (das Erklären) versagt, kann ein Lied neue Räume eröffnen
    (Klar geht das auch mit einer CD Begleitung)
  • Du bist mit den Kindern auf der Suche und bist ein Mach dich mit auf die Suche! Das ist spannender als der/die “Erklärer*in”, “Vermittler*in” zu sein.

Hier eine Übersicht

Die bessere Frage: Gott, wer bist du?

Gott entzieht sich all unseren Versuchen Gott zu beschreiben und zu begreifen. Die Bibel schenkt uns Bilder und Erfahrungen, die Gott greifbarer machen sollen. Be-greifen werden wir Gott aber eben nie. Gott ist mehr, viel mehr. Damit muss ich zurechtkommen.

Gut ist es, wenn ich Gott – für mich – definiere, z. B. als Urgrund allen Seins. Dann habe ich eine Richtung, welches Bild ich wiederum meinen Kindern vermittle, denn das tue ich unweigerlich. Ich sollte mir dessen bewusst sein.

Gut ist es, wenn die Bilder, die ich verwende, aus verschiedenen Bereichen stammen: aus der Bibel (z. B. Hirte), aus unserer Zeit (Haus aus bunten Steinen) und zeitlose Bilder (wie z. B. die Sonne). Ein breites Spektrum bietet eine Fülle, die für alle etwas bereithält. Ich selbst gestalte dabei auch mein eigenes Gottes-Bild weiter aus.

Bilderbücher

Eine schöne Parabel dazu ist ein ganz altes Buch namens “7 blinde Mäuse”. Die Geschichte gibt es in unzähligen Versionen. Sie zeigt, dass unsere Wahrnehmung Grenzen hat. Die blinden Mäuse erkunden einen Elefanten. Jede Maus widmet sich aber nur einem einzigen Teil des Tieres und so können sie die Gesamtheit nicht fassen. Wie wir. Auch wir sind für die Gesamtheit Gottes “blind”. Wir können sie höchstens erahnen.


Ein weiteres Buch um mit poetischen Worten und malerischen Illustrationen Gott ein Stückchen näher zu kommen ist:

Wie siehst du aus, Gott?

Hier kann man einen Blick ins Buch werfen.

Ich vermeide …

… das Wort “lieb” in Bezug auf Gott. Die Anrede “Lieber Gott”, wie es allerorts immer heißt, passt nicht zu Gott. Es macht Gott allzu menschlich, finde ich. Natürlich KÖNNEN Kinder Gott so bezeichnen – oft ist diese Anrede zu einem Wort geworden “LieberGott” – dann sollten wir uns darüber bewusst sein und neue Anreden versuchen wie “Heilige Geistkraft” oder ” Du Ewige” oder oder … Dann nutzt sich die Anrede nicht ab und macht deutlich: Gott ist mit Worten nicht so leicht zu greifen.

Buchtipp

Jetzt gibt es tatsächlich ein wundervolles Buch, das in seinem Titel “lieb” verwendet: “Der liebe Gott versteckt sich gern“: Hier werden ganz viele verschiedene Gottesvorstellungen genannt, die nur angerissen werden und Maja, die Hauptdarstellerin, erfährt, dass GOTT ganz unterschiedlich sein kann – und für jeden anders.

Ja, brauchen wir Gott überhaupt?

Das wäre dann der nächste Schritt, den es sich lohnt zu gehen …

Gott soll kein Wunscherfüller sein: “Wenn es dich wirklich gibt, dann …” Solche Stoßgebete gehen wohl tagtäglich bei Gott ein. Wenn es sich erfüllt, habe ich meinen Gottesbeweis und den Beweis der Gottesexistenz.

Alle Gottesbeweise die man finden kann, sind eben doch keine Hilfe. Sie zeigen nur diese trockene rationale Denkart der Menschen. Auch die digitalen Berechnungen zwängen Gott in irgendwelche Tabellen und Zahlenreihen und sind doch kein Beweis.
Gott kann nicht bewiesen – aber GEFÜHLT werden. Das will ich Kindern vermitteln. Wenn ich dieses Gefühl einmal erfahren habe (in der Natur, in einem wohligen Augenblick …), dann kann ich Gott benennen als z. B. “Urgrund allen Seins”, als “Kraft” oder “Licht”. Ich versuche mein Gottes-Gefühl in ein Wort zu gießen und enge Gott doch nicht ein. Solch ein offenes und variables Wort-Gefäß ist ein guter Platz für meine Vorstellung von Gott …

Gott kommt zu Besuch

Alle sind in heller Aufregung: Gott kommt zu Besuch! Nur eine bleibt total cool: Eule. Was weiß sie, was alle anderen nicht wissen?

Ein Buch über Gottesvorstellungen und

das Warten auf jemanden, der eigentlich schon da ist …

Mit freundlicher Genehmigung des Herder Verlages

Mehr zu diesem Thema “Wie ist Gott denn so?” findest du hier!

Wie ist Gott denn so?

Können Kinder verstehen, dass Gott nicht einfach so gefunden werden kann? Eine Unterrichtsidee rund um Elia und seine Gotteserfahrung in der Stille.

Wie man sich Gott vorstellen kann – oder eben nicht.

Kinderfragen zur Unzeit

Wir liegen abends im Bett. Zumindest ich bin rechtschaffen müde und döse neben meinem Sohn so langsam weg. Da kommt plötzlich diese Frage aus dem Kind heraus:

“Mama, wo ist Gott? Wie kann er überall sein?” Er kann doch nicht im Gotthimmel und in mir wohnen. Das GEHT doch nicht!!!”
Wir tasten uns durch den Fragenkatalog des Zwerges. Ich bemühe das Bild der Kerze:

“Wie oft kannst du eine Kerze an einer anderen Kerze entzünden?”
“Na immer und immer wieder!”
“So ungefähr stelle ich mir das mit Gott vor. Er ist das große Licht, an ihm können wir unser Lichtlein entzünden und es in unserem Herzen bewahren.”
“Dann brennt also ein kleiner Funke von Gott in uns?”
“Joa, so ungefähr stelle ich mir das vor- und so kann er immer und überall sein …

Der Krümel überlegt. Ich weiß schon, das ist mitnichten das Ende dieses Gesprächs.

Am nächsten Abend – gleiche Zeit, gleicher Ort, gleiche Konstitution meinerseits:
Mama?”
Mh?”
Du arbeitest doch ganz viel mit Gott. Wie ist der denn so? Nett?

Plötzlich hatte ich das Bild eines Büroraumes mit zwei Schreibtischen vor Augen – einen für mich und einen für Gott. Mir fallen so Worte ein wie “ein netter Kollege, arbeitet selbstständig, sucht sich seine Arbeit, macht ohne Murren Überstunden” 😉 doch all das bringt das Kind bei seiner Frage nicht weiter. Also beschließe ich daraus einen Kindergottesdienst zu stricken und, wenn ich schon dabei bin, eine Unterrichtsidee für die Grundschule zu planen.

Das Wesen Gottes

Nichts und niemand kann das Wesen Gottes erfassen. Bonhoeffer meinte über die Bilder und Gedanken zu Gott, die wir uns so machen, dass wir uns einen Gott, den wir uns vor-stellen können genausogut weg-stellen könnten. Trotzdem bemühen wir Bilder und Geschichten, um ihm nahe zu kommen – aber erfassen können wir ihn nicht.

Natürlich kann ich sagen: Gott ist gütig, liebevoll, barmherzig, langmütig und gerecht … Aber es gibt auch diese zornige Seite, die ich ausblende??? Ich erkläre mir den Zorn Gottes manchmal so: Der Zorn hat den Ursprung in seiner Liebe zu uns. Es ist eine Reaktion auf das Verhalten der Menschen.

Elia hilf!

Ich möchte gerne eine Stunde zur Geschichte des Elia planen, denn er ist Gott begegnet und hat ihn dort entdeckt, wo er ihn nicht vermutete … (1. Kön 19, 3-13) – in der Stille.

Shortcut der Eliageschichte

Zusatzinfos zum Bibeltext

Wie spricht Gott zu mir?

Elia denkt: Naturereignisse sind wunderbare Anzeichen von Gottes Handeln und seiner Gegenwart auf dem Berg. Elia sieht und spürt die Kraft. Gott ist irre mächtig. Aber er merkt auch: Er spricht so nicht zu MIR.

Schweigen? Säuseln? Wehen?

Ich habe diese nicht ganz greifbare Stille als Hauch und Wehen beschrieben. Martin Buber sagt: stimmenverschwebendes Schweigen (das ist näher am biblischen Urtext). Es ist eben noch weniger als ein Hauch & Wehen. Kurios ist: Erst hier wird Gott ansprechbar und verständlich, im Schweigen.

Gott im Leisen entdecken

Ich möchte Elias Gottesbegegnung mit der Thematik des Betens verknüpfen. Sinnenhafter Schwerpunkt soll das Lauschen sein. Inspiriert ist die Einheit von der Godly Play Geschichte “Gott hört” (Hier findet ihr die ganze Geschichte) und der Elia Geschichte aus der Religionspädagogischen Praxis (2014/3):

Wir hören, lauschen …

Ich erzähle euch eine Geschichte, wie wir Gott hören können, wie er uns nahe kommt … Gott ist uns ganz nahe – aber wir hören ihn nicht und sehen ihn nicht. Er ist da, wie unser Atem. Doch “Gott ist das Leiseste was es gibt” (Felizitas Betz). Wir müssen aufmerksam sein, wir müssen hinhören, lauschen:

Auf den Klang der Glocke lauschen

Eine kleine Glocke wird in die Mitte getragen. Wir schließen die Augen. Wir hören, lauschen. Wir sind aufmerksam. Die Glocke wird angeschlagen und vor ein Kind gestellt. Dieses darf nun warten, bis alle die Augen geschlossen haben und läutet wieder … Erst wenn der Ton verklungen ist, öffnen alle ihre Augen wieder. Dieses “Spiel” wird wiederholt und fördert das Hören, Lauschen, Warten und Empfangen.

Naturgewalten

Die Menschen fragen sich …

  • Ist Gott im Wind? (Finger über ein Tamburin gleiten lassen)
  • Ist Gott im Beben der Erde? (Mit einer Trommel)
  • Ist Gott im Feuer, in der Hitze? (Geräusche mit einer Knistertüte)
  • Ist Gott in der Stille? (Zimbel anschlagen und verklingen lassen – Variante: Klangschale benutzen)

Wir müssen still sein, innen wie außen, sonst können wir Gott nicht fühlen. Wir hören mit dem Körper und mit dem Herzen, ganz tief in uns.

Die Kinder sitzen im Sitzkreis und machen sich klein (z. B. Kopf auf die Knie, Arme um den Körper). “Ich bin in meiner Höhle”. Sie lauschen abwechselnd auf einige Naturgewalten (s. o.). Erst, wenn sie die Zimbel hören, öffnen sie sich (setzen sich – immer noch mit geschlossenen Augen! – aufrecht hin) und warten bis der Ton verklungen ist. Erst dann öffnen sie die Augen.

Gott kommt uns nah – die Geschichte von Elia (zum Vorlesen)

Manchmal kommt Gott uns nah, berührt uns – ganz still und vorsichtig. Wir müssen sehr gut “hinfühlen”: Kinder schließen die Augen und werden einzeln und ganz sacht von einer Feder berührt.

Es gab einmal einen Proheten namens Elia. Propheten sind Menschen, die Gott ganz nahe kommen und Gott kommt ihnen so nahe, dass sie genau wissen, was Gott von den Menschen will. Er hieß Elia. Er betete zu seinem Gott und stritt mit anderen für ihn. Doch die Königin von Israel betete zu einem anderen Gott und wollte nicht, dass Elia über seinen Gott sprach. So floh er in die Wüste und wollte lieber sterben. In der Wüste erlebte er die Hitze (Geräusch nachahmen, s.o) und den Wind (Geräusch), der über den Sand blies.

Hier ist nichts. Nichts wächst. Nur Sand ist da. Elia wollte nicht mehr leben. Er legte sich unter einen Strauch und schlief ein. Gott schickte einen Engel, der ihm Brot und Wasser brachte. So schaffte es Elia zum Gottesberg zu gehen, denn dort, so stellten es sich die Menschen vor, konnte man Gott besonders nahe sein.

Als er dort ankam, legte er sich in eine Höhle zum Schlafen. Da hörte er eine Stimme – Gottes Stimme. Sie fragte: “Was machst du hier, Elia?” Und Elia antwortete: “Ich habe mich für dich gestritten – aber die Menschen in Israel wollen nichts von dir hören und mich wollen sie auch nicht. Alles war umsonst.”

Und Gott sprach: “Komm heraus aus der Höhle. Ich werde an dir vorübergehen.”

Da kam ein großer Sturm … (Instrumente)
Elia merkte die Kraft Gottes. Ist Gott vielleicht im Sturm?
Aber Gott war nicht im Sturm …

Da kam ein Beben der Erde … (Instrumente)
Elia merkte die Kraft Gottes. Ist Gott vielleicht im Beben der Erde?
Aber Gott war nicht im Beben der Erde …

Da kam ein Feuer … (Instrumente)
Elia merkte die Kraft Gottes. Ist Gott vielleicht im Feuer, in der Hitze des Feuers?
Aber Gott war nicht im Feuer …

Doch dann kam … nichts mehr. (Pause)
Elia hörte ganz genau hin – er lauschte. Es war kaum mehr als ein Säuseln, ein ganz leises Wehen, ein verschwebendes Schweigen.
Als Elia das hörte, trat er hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Geschichte zum Download

Wir hören hin…

Gott ist also nicht so leicht zu hören. Manchmal kann man ihn besser fühlen. Manchmal haben wir noch nicht den richtigen Sender / Kanal gefunden, ähnlich wie beim Radio. Wir müssen in uns hineinhorchen, still werden. Tief in uns gibt es eine Stelle, die ist vertraut mit Gott … (das Herz?)

Wenn ich zur Ruhe gekommen bin, kann ich sagen: “Hier bin ich, Gott. Ich höre!”

Gott ist zwar leise – aber er ist da. Manchmal kann ich ihn nicht spüren, so gerne ich es würde. Dann muss ich Geduld- und auch das Vertrauen haben: Gott ist trotzdem da. Vielleicht muss ich einfach noch mal den Sendersuchlauf einstellen.

Nachdenkaufgabe

Das Blatt kann auch in drei Teile zerschnitten – und im Heft weiter ausgestaltet werden:

Kindergottesdienst

Mit meinen Kleinen werde ich – nach der Idee von Sr. Esther Kaufmann (RPH 2014/3) – Höhlen bauen und sie können sich darin verkriechen. Sie werden die Geräusche der Naturgewalten in ihren Höhlen hören – aber erst herauskommen, wenn die Stille einsetzt. Sie werden die Stille erleben und mit ihr die zarte Berührung Gottes (mit einer Feder).

Ich hoffe mein Sohn merkt dann, was Gott für die Menschen sein kann: Nicht richtig zu fassen- doch für die, die lauschen, ist er im Kleinen, Zarten.

Mit so einem “Kollegen” sitze ich gerne im Großraumbüro …

Und noch ein Buchtipp:

Hier findet ihr die Buchkritik und eine Leseprobe des Verlages.

Anfangsunterricht Religion – wie fang ich´s an? I

Wenn die Erstis in den Religionsunterricht kommen, ist es für mich eine besondere Freude. Wie ich die Stunden gestalte, erzähle ich hier!

Erster Teil

Aller Anfang ist schwer???

Wenn die Erstis in die Schule kommen, ist es für mich eine besondere Freude, die ganz Kleinen im Religionsunterricht begrüßen zu dürfen. Wie wunderbar, ganz vorne anzufangen. Das merke ich in der ersten Klasse ganz besonders.

Anfangsunterricht im Menu

Mein Blogbeitrag zum Anfangsunterricht ist wie ein gutes Menu dreigeteilt:
– Als Vorspeise “serviere” ich die Kreisbildung, die Sammlung und das Stillwerden
– Als Hauptspeise kommt die Begegnung mit einer biblischen Geschichte oder eine Anschauung sowie die kreative Auseinandersetzung auf den Teller
– Die Nachspeise rundet das Menu ab. Hier “serviere” ich Rituale und Segensideen für den Abschluss

Im Anfangsunterricht hat die Vorspeise einen besonders hohen Stellenwert. Deswegen gilt ihr in diesem Beitrag mein Augenmerk.

Vorspeise – Im Religionsunterricht ankommen

Die Vorspeise ist – um im Bild zu bleiben – ein gemischter Vorspeisenteller. Alle Elemente kommen in jeder Stunde zum Tragen, manchmal mehr, manchmal weniger. Der Ablauf ist zu großen Teilen der RPP entlehnt. In meiner Fortbildung bei Schwester Esther zur Multiplikatorin habe ich diese “Vorspeise” immer besonders genossen und darf, mit Ihrer freundlichen Genehmigung, ihr Vorgehen hier vorstellen:

Der Kreis

Der Kreis kann nicht verordnet werden, er muss sich bilden. Ich investiere zu Beginn viel Zeit, um ihn zu runden und im Kreis selbst anzukommen. Wenn man sich das Schaubild der RPP (linke Seite) betrachtet, hat die Konzentration auf die Mitte viel mit dem eigenen Leben zu tun. Daher lohnt sich diese Zeit. Wir werden zu einer Gruppe und finden unseren Mittelpunkt.

In den Kreis kommen
  • Ich bereite den Raum vor: Die Sitzkissen liegen bereits. Ich begrüße die Kinder an der Tür und lade sie ein.
  • Wenn alle Kinder ihren Sitzplatz im Klassenraum gefunden und ihre Sachen abgestellt haben, legen sie ihren Kopf auf der Bank ab und atmen tief ein und aus. In dieser Zeit laufe ich mit einem großen Tau durch die Klasse und tippe ein Kind an. Dieses reiht sich hinter mir ein, hält sich am Seil fest und so holen wir nach und nach alle an ihren Plätzen ab und laufen zur Mitte. Da sich alle Schüler*innen am Tau festhalten, ist es einfach, einen Kreis zu bilden. Gemeinsam halten wir das Seil stramm, Anfang und Ende stellen sich zusammen und wir legen es ab.
    Andere Möglichkeiten sind: Ganz leise den Namen eines Kindes zu rufen und nur dieses kommt in den Sitzkreis. Die Kinder können auch die Namen flüstern. Ich laufe auch gerne durch die Reihen und berühre ein Kind mit einer Feder an der Wange oder der Hand, um es in die Mitte zu rufen. Ich gehe zuerst zu denen, die ruhig und entspannt sind. Auch das kann später von den Kindern selbst übernommen werden.
Den Kreis bilden
  • Der Kreis hat sich geschlossen, wir sitzen im Kreis. Wir kommen an, stellen unsere Füße auf den Boden, spüren sie, erden uns.
  • Jetzt wird der Kreis durch uns gebildet: Wir schauen uns im Raum um, betrachten unsere Mitschüler*innen, lächeln uns an, schließen die Augen, stellen uns unseren Nachbarn / unsere Nachbarin vor, öffnen die Augen und schauen ihn /sie an …
  • Ich beginne und gebe meinem /meiner rechten oder linken Nachbarn / Nachbarin meine Hand. Wir blicken uns dabei an. Nun wird nacheinander der Kreis geschlossen, bis er rund ist. Das klingt nach einem Zeitfresser, ich weiß. Früher habe ich den Kreis auch in zwei Richtungen geschlossen (gleichzeitig links und rechts angefangen). Ich habe aber bemerkt, wie sich die Aufmerksamkeit bündelt und Ruhe einkehrt. Die Kinder schauen zu, wie der Kreis sich rundet. Das ist eine gute Erfahrung.
Die Mitte finden, in der Mitte sein
  • In die Mitte wird ein Gymnastikreifen aus Holz gelegt. Ich habe meinen mit Goldklebeband umwickelt (sieht hübsch aus und kaschiert die gerissene Stelle). Natürlich gibt es solche auch fertig zu kaufen. Er ist so rund wie unser Kreis. Wir schauen mit den Augen unseren Kinderkreis an und den Kreis in der Mitte. Variante: Die Kinder selbst können die Mitte mit den Augen suchen und den Reif dort ablegen.
  • Ein Kind kann sich in die Mitte stellen, in die Mitte treten, die Augen zufallen lassen und auf seinen Namen lauschen. Es wartet. Erst wenn es seinen Namen hört, öffnet es die Augen. Um einen spielerischen Charakter einzubauen, können die sitzenden Kinder auch ganz leise (!) ihren Sitzplatz verlassen und untereinander die Plätze wechseln. Das Mittekind wartet, bis es wieder ganz still ist, erst dann öffnet es die Augen. Das Warten des Kindes in der Mitte kann mit anderen sinnlichen Reizen beendet werden: Das Warten auf einen Zimbelton, ein Glöckchen, eine Klangschale, eine Berührung mit einer Feder … sind eine Freude für die Kinder. Man ist erstaunt, wie sie diese kleine Sinnenreise erfreut!
  • Variante: Die Kinder werden in die Mitte geführt – auch mit geschlossenen Augen. Zuerst von mir, später auch von anderen Kindern. Am Ende wird festgestellt: “Du bist in der Mitte angekommen”
  • Als Abschluss dieser Einheit kann ein Kreislied gesungen werden (z.B. Ausgang und Eingang mit Bewegungen)
Grundhaltungen, die gestärkt werden:

Ich werde still, ich bin mit anderen da, ich warte, ich empfange, ich sehe, fühle, höre, ich vertraue,
ich begegne, ich habe Beziehung mit anderen, ich bin Teil der Gruppe

Wer ist da? ICH bin da

  • Jeder hat seinen Platz bei uns! Das zeige ich durch die vorbereiteten Namensschilder: Entweder habe ich auf kleine Herzen die einzelnen Namen der Kinder in Hohlbuchstaben ausgedruckt oder ich lasse die Kinder die vorgefertigten Herzen mit ihren Namen beschriften.
  • Jetzt können sie um den Reifen gelegt und mit Legematerial geschmückt werden.
  • Nach dieser freien Phase stellen sich die Kinder kurz vor.
  • Ein Spiel zum Namenmerken kann gespielt oder ein Lied (z.B. Ich bin da und du bist da) gesungen werden.
  • Variante der RPP: Ich schenke jedem Kind einen Edelstein. Einzeln öffnen sie ihre Hände und ich lege ihnen einen Stein hinein. Nicht die Kinder suchen aus, sondern ich schenke ihnen einen Stein! Dieser wird abgelegt und mit Legematerial geschmückt. Ein Zeichen jedes Einzelnen im Kreis.
Grundhaltungen, die gestärkt werden:

Ich bin willkommen, ich gehöre zu einer Gemeinschaft, ich empfange etwas, ich bin wertvoll aber auch: Wir gestalten unsere Mitte

Gott in unserer Mitte

  • Die Mitte ist nun mit unseren Namen oder einem Zeichen geschmückt. Es fehlt noch etwas in unserer “Mitte-Mitte” …Was wünschst du dir in die Mitte hinein?
  • Eine Kerze wird gezeigt und im Kreis herumgetragen. Dann wird sie in die Mitte gestellt (sie kann auch später noch mit einem Zeichen z. B. aus Wachstafeln und Ausstechförmchen von den Kindern gestaltet werden)
  • Wir fassen uns an den Händen – der Kreis wird geschlossen und wir sprechen ein kleines Gebet:

Jesus, du bist unsere Mitte und verbindest uns mit Gott.
Wie schön, dass wir beieinander sein können.
Dein Licht leuchtet uns und macht es hell.
Wir sind im Kreis zusammen, wir sind ein Kreis.
Bleibe du in unserer Mitte. Amen.

Erfahrung

Die Mitte unsereres Lebens ist Gott, auf ihn ist alles ausgerichtet, wir können uns Gott zuwenden,
die Kerze, das Licht ist ein Bild für Gott

Mögliche Lieder

Lieder: Gottes Liebe ist so wunderbar (Das Kindergesangbuch, Claudius), Wir klatschen mit den Händen (Wir kleinen Menschenkinder), Halte zu mir, guter Gott (Kindergesangbuch), Herr, dein guter Segen ist wie ein großer Hut (Liederbuch für die Jugend),

Tipp: In den RPP Heften (RPA-Verlag) finden Sie weitere Anregungen; Lieder und Legematerial.

Ausblick

Das war nun der Menustart. Wie geht es weiter?

Der zweite Teil des Beitrages wird sich mit dem Hauptgang beschäftigen: Welche Geschichten / Themen eignen sich besonders gut und wie fange ich mit den Kleinen an? Welche Rituale sind dabei hilfreich? Wie arbeite ich abwechslungsreich, um der Aufmerksamkeitsspanne der Kids gerecht zu werden?

Der Abschluss soll nochmals bündeln und die Kinder in einer schönen Atmophäre in den Tag, die nächste Stunde entlassen.

Meine Vorbilder

Ich mag den Ansatz der Religionspädagogischen Praxis, die in die Kreisbildung eine Menge Zeit investiert. Aus gutem Grund, wie ich finde. Ich habe ein Schaubild mit den wesentlichen Kernpunkten der RPP gestaltet, die für mich im Anfangsunterricht von Belang sind. Wer sich mit diesem Weg tiefer auseinandersetzen möchte, kann sich hier einlesen.

Meine andere Inspirationsquelle ist Godly Play. Dazu im nächsten Beitrag mehr!

Gott ist wie Himbeereis

Eine Frage die wir uns alle schon gestellt haben: Wie ist Gott denn so? Dieses Bilderbuch findet Impulse, um die Frage schon mit den Allerkleinsten zu ergründen.

Ein Buch über die Frage aller Fragen: “Wie ist Gott denn so?”

Anschaulich und wunderbar offen geht dieses Buch der großen Frage nach Gott nach.

Titelbild zur Verfügung gestellt mit freundlicher Genehmigung des Paulinus Verlages

Wo ist Gott?

Haben Sie auf die Frage “Wo ist Gott?” eine Antwort, die (bohrenden) Kinderfragen standhält? In diesem Beitrag finden Sie Impulse dazu!

Türen, Tore, Pforten

Die Frage “Wo ist Gott?” ist sicherlich eine der ältesten der Menschheitsgeschichte und, wie soll es anders sein, nicht so einfach zu beantworten. Sie ist zuerst auch an Sie persönlich gestellt:

Was glauben Sie, wo Gott ist?

Überall oder Nirgends? In einer anderen Sphäre, die von unserer getrennt ist? Haben Sie nur eine vage Vorstellung oder keine? Dann sind Sie damit nicht alleine. Das Problem bei dieser Frage: Wir persönlich haben vielleicht eine Antwort aber sicher sind wir nicht und viele weitere Fragen folgen auf dem Fuße. Unsere Antworten, die wir finden, sind zudem oftmals etwas diffus und wir dringen nicht weiter vor, denn dann öffnen sich wieder weitere Pforten. Eventuell beschriften wir unsere Fragetür “Wo ist Gott” mit einer dieser Antworten:

“Gott wohnt in unserem Herzen”, “Er ist überall”, “Gott ist immer bei uns”

Dann brechen Kinderfragen über uns herein. Sie bohren (absolut positiv zu verstehen) und stellen immer neue Fragen. Dann stehe ich staunend vor dem eigenen “Zugang” mit meiner Standard-Antwort und erkenne: Ab jetzt bin ich selbst eine Suchende: Was für ein Geschenk es sein kann, dies zu erkennen und sich gemeinsam auf den Weg zu machen.Durch ihre Fragen öffnen Kinder oftmals Türen, die wir selbst übersehen haben.

Keine Beweise

Sie werden nicht erstaunt sein, wenn ich Ihnen sage, es gibt keine Beweise für Gott. Wir haben nämlich zwei Probleme:

  1. Beispiele, mit denen wir versuchen, Gott zu erklären, bilden ihn vermutlich nur unzureichend ab.
  2. Wir als menschliche Wesen mit unserem Erkenntnisvermögen können Gott nicht fassen.

Jedwede Vorstellung von Gott kann nur ein Symbol für etwas sein, was uns über Gott wichtig erscheint. Ein Beispiel: Gott ist wie das Licht; er ist bei uns, wenn es um uns dunkel wird, er schenkt uns Wärme usw.

Aus der weltlichen Sicht heraus (mit den Mitteln unserer Vernunft) ist Gott nicht zu beweisen, nicht zu erkennen. Ein glaubender Mensch kann vielleicht eine Ahnung bekommen, aber auch er kann Gott nicht erfassen und schon gar nicht beweisen. Im Normalfall wollen wir auch keine Gotteserkenntnis, sondern Gotteserfahrungen. Ich glaube jedenfalls, manchmal seine Spuren in meinem Leben finden zu können.

Gotteserfahrungen in der Bibel

Die Bibel ist voll von erzählten Gotteserfahrungen. Auch hier finden sich Vorstellungen von Gott, die mit Symbolen und Bildern etwas von Gottes Wesen beschreiben. Die Bibel zeigt uns: Gott begegnet Menschen auf eine Weise, die sie verstehen können.

Wenn wir unsere Kinder danach fragen, dann sagen sie manchmal: Früher war Gott präsenter in der Welt! Er griff sofort ein, half oder bestrafte (z. B. in der Mosegeschichte) und er sprach direkt mit den Menschen. Da stellt sich die Frage: Ist das heute anders – und wenn ja, warum?

Machen wir uns also auf die Suche:

von Christian Günther ausgefüllt 😉

Wir können den Schüler*innen Impulse geben: Die Bibel erzählt Geschichten von Gott, um etwas von ihm zu erklären, aufzuzeigen. Wir sollten uns nicht fragen: “Ist das wirklich so passiert?” oder “Warum ist das nicht mehr so?”, sondern wir formulieren die Frage um: Warum haben sich die Menschen damals diese Geschichte so erzählt? Hier finden Sie einen vertiefenden Beitrag dazu.

Erklärnot

Eine Frage, wie die meines Sohnes, “kommt Gott aus meinem Herzen raus, wenn etwas Schlimmes passiert?“,brachte mich in Erklärungsnot. Ich versuchte symbolhafte Bilder zur Erklärung zu nutzen und ein junges Kind ist nicht auf dieser Ebene unterwegs, sondern mythisch-wörtlich. Er verortet direkt. Als ich ihm sagte: “Gott ist in deinem Herzen”, war das für ihn genau so! Alle Kinder suchen früher oder später Gott und sie können ihn überall (und manchmal auch nirgends) finden.

Der Glaube des Kindes hängt eng mit dem zusammen, was es interessiert und was es tut. Es ist eine Deutung seines Tuns. Hier geht es darum, die Fragen und seine Vorstellungen zur Sprache zu bringen. Wir wollen deutlich machen: Wir sind gemeinsam auf dem Weg, hinterfragen kritisch, beleuchten unsere Vorstellungen und überdenken sie gegebenenfalls. Die Frage nach Gott ist auch immer mit der Frage nach der eigenen Existenz und unserer Frage nach dem Lebenssin verküpft.

Ein Erklärversuch (von Christian Günther)

In Johannes 1 steht wörtlich “und zeltete unter uns” (statt “und wohnte” unter uns). So ist es doch herrlich zu sagen: Gott zeltet in meinem Herzen, wenn ich ihm einen Campingplatz zur Verfügung stelle.

Ich hoffe mein Sohn möchte Gott keine Heringe zur Verfügung stellen, damit sein Zelt stabiler steht …

Man könnte Jahwe anstatt mit “Ich bin der ich bin” (für Kinder schwer zu greifen) anders übersetzen: Das Wort HJH “hajah” heißt “passieren”, “sich ereignen”. Da, wo Gott ist, passiert immer etwas.

Bilderbücher helfen

Gott ist immer der ganz Andere. Man kann ihn nicht erklären, greifen, nicht mit den Augen fassen. Das ist für Kinder nicht zu begreifen (im wahrsten Sinne!). Gott ist eben kein Mensch. Wir können ihn deshalb nur versuchen zu umschreiben, Beispiele für ihn finden, die ihn deutlicher und erfahrbarer machen. Einige Bilderbücher helfen mir dabei:

  • Durch Lebewesen wird etwas von Gott sichtbar: Er ist nahe bei uns, er sorgt sich …

Im Bilderbuch “Gott” (leider nur noch gebraucht zu erwerben)

  • Durch die Natur: Gott ist wie eine Quelle, eine Burg, wie die Sonne … Die Natur offenbart uns Gott.

Im Bilderbuch: “Wie siehst du aus, Gott?

  • Er wird durch die Liebe der Menschen zueinander sichtbar: Gott liebt uns bedingungslos.

Im Bilderbuch: “Der liebe Gott wohnt im Apfelbaum” , “Mama, wie groß ist der Himmel?

  • Er kann durch Emotionen näher beschrieben werden.

Im Bilderbuch “Gott ist wie Himbeereis

Bilderbücher zum Thema Wo ist Gott?
Die hier genannten Bilderbücher finden Sie oben im Text verlinkt.

Alle diese Beispiele sind Symbole für Gottes Liebe, seine Stärke, sein Handeln. Wir können die Erfahrung machen: Man kann Gott spüren. In unserem Fühlen und Handeln ist er präsent.

Wir können auch sagen: “Wenn wir etwas von Gott wissen wollen, müssen wir uns an Jesus halten. In der Bibel finden wir, was Jesus über Gott gesagt hat.”

“Gott gibt´s doch überhaupt nicht!”

Es gibt Kinder, die sind tief erschüttert in ihrem Glauben, vom Leben. Vielleicht äußert sich das durch solch eine Aussage. Eventuell sind auch die Vorbilder des Kindes dieser Meinung. Man kann hier nun einen Streit vom Zaun brechen oder (und das würde ich empfehlen) jedwede Art des eigenen Glaubens (oder Nichtglaubens) zulassen. Unterschiedliche Meinungen und Gegenargumente können zu Gehör gebracht und diskutiert werden. Sie bieten eine Chance, gemeinsam über den Glauben und Gott nachzudenken.

Ein interessanter Impuls

Wer Gott aufgrund bestimmter Erkenntnisse oder Erfahrungen leugnet, sollte darüber nachdenken, was für ein Gottesbild er hat. Wenn ein Kind sagt: “Was ich gesehen/erlebt/gehört habe, passt nicht in die “Liebe-Gott-Schublade”, also kann es Gott nicht geben.” Dann kann ich darauf erwidern: “Es gibt viele Gründe, Erlebnisse von Not und Leid, die Menschen dazu bringen zu sagen: “Wir glauben nicht (mehr) an Gott. Es gibt aber auch Menschen, die diesen Schritt nicht gehen, obwohl sie Schlimmes erlebt haben. Warum?”

“Wird denn die Welt dadurch besser, dass das schreckliche Ereignis, die schreckliche Erkenntnis ohne Gott in der Welt bleibt?”

Die richtigen Worte finden

Auch bei diesem Beitrag gibt es auf die Frage “Wo ist Gott?” keine fertige Antwort. Es ist ein Ringen um Möglichkeiten, ein Annähern, ein zaghafter Versuch, Brücken zu schlagen. Dafür sind Geschichten oft besser geeignet als eine schnelle Erklärung. Machen wir uns also auf die Suche nach seinen Spuren!

Ein Unterrichtsimpuls zu dem Bilderbuch “Gott ist wie Himbeereis”

Titelbild mit freundlicher Genehmigung des Paulinus Verlages

Kurzweiliges Basiswissen zum Thema Gott (für Sie)

Ist die Erde wirklich in 7 Tagen entstanden!?!

Worüber ich mich immer wundere ist, wenn anhand von naturwissenschaftlichen Argumenten die biblischen Urgeschichten belächelt und als Märchen abgetan werden. Wenn dann die Schöpfungskritiker mit dem Urknall ums Eck kommen und meinen, einen damit “überführt” zu haben. Hier kann man sich zurücklehnen und entgegnen …

Kurz vorweg …

Ich lese gerade ein Buch über Demenz. Kein so schöner Zeitvertreib denken Sie vielleicht. Ich habe mich auch etwas geziert, als meine beste Freundin sagte: “Das musst du lesen!”. Ich hatte nicht wirklich einen Antrieb dazu. Aber ich habe meine Meinung revidiert. Es zeigt einfühlsam und wehmütig die Grenzen des menschlichen Seins auf. Nach und nach las ich mehr, was mich die Essenz der Schöpfung klarer erkennen ließ: Der Demenzkranke verliert Zeit und Raum. Für ihn spielt die chronologische Abfolge keine Rolle mehr. Das ist für den Menschen unerträglich. Er braucht die Zeit, um sich erinnern zu können. Sie ist des Menschen Ordnungsstruktur. Er braucht Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um sich zu orientieren und Dinge zu beschreiben. Wenn sie uns verloren geht, sind wir konfus, im schlimmsten Fall dement. Außerdem braucht der Mensch einen Ort, an dem er sich wohl fühlt. Seinen Ort, sein Zuhause. Ohne dieses Vertrauen ist der Mensch regelrecht verloren. Durch die Schöpfung haben wir die Zeit und einen Platz in ihr geschenkt bekommen. Es gibt nur ein Problem: Keiner erinnert sich an den ersten Tag, den Ursprung. So haben sich die Menschen überall auf der Welt versucht zu erklären, was keiner miterlebt hat und sich darüber Geschichten erzählt.

Ich möchte Ihnen hier nun nicht aufdröseln, welche Geschichten über die Schöpfung überall kursieren. Ich sage Ihnen nur: Es sind sehr viele! Unüberschaubar ist die Schöpfungserzählungsvielfalt. Und ich möchte diesen Dschungel nicht mit Ihnen beackern, sondern es einfacher machen. Alle Erzählungen haben eines gemein: Sie wollen erklären, was keiner mit eigenen Augen gesehen hat:

Den Anfang!

Alle gehen von einem Schöpfer aus, der die Welt erschaffen hat (bzw. von mehreren Schöpfern / Göttern). Es gibt brutale Erzählungen und unaufgeregte, geordnete Berichte (wie in der Bibel).

Ein häufig vorkommendes Grundmotiv ist das anfängliche Chaos. Damit beginnt in der Bibel ein Schaffensprozess: Ein Kosmos (= eine Ordnung) entsteht. Dass es zwei Schöpfungserzählungen hintereinander gibt, spricht für die Liberalität der Bibel. Ich finde das so sympathisch! Direkt an den Anfang (eine Position von besonderer Bedeutung) zwei Geschichten über ein Thema zu setzen. Die Bibel versucht nicht, beide zu vermengen. Sie zeigt deutlich: Das sind zwei Erzählungen ihrer Zeit, mit dem Wissen der damaligen Erkenntnis. Beide Texte zeigen ihre eigenen Schwerpunkte auf.

Tipp: Schauen Sie sich zuerst das Bild an. Versuchen Sie es auch gerne zu deuten. Es enthält das Wesentliche der Erzählung. Die daran anschließende Liste erklärt noch weitere Aspekte der jeweiligen Geschichte.

Die Schöpfungserzählungen der Bibel

1. Schöpfungserzählung

  • Gegen das Chaos tritt Gott und setzt die Ordnung. Der Wunsch aller Menschen! Leben wird nun möglich
  • Die Tage sind nicht als 24 Stunden Taktung zu verstehen, sondern als Schaffungsphasen oder Zeiträume. Für Gott gibt es keine Zeit. Aus diesem Grund muss, um im Bild zu bleiben, am Anfang Tag und Nacht entstehen, um die Abläufe (Tag 1-7) einführen zu können: Das ist der Rhythmus der Zeit
  • Die Welt als Ganzes steht im Vordergrund
  • Die Urmächte (z.B. Dunkelheit, Flut) bestehen weiter, werden aber eingedämmt (Nacht)
  • Der Text ist kunstvoll gewebt, einem Hymnus gleich
  • Die Frau ist dem Mann gleichgestellt. Die Krone ist eher als Anregung gedacht (steht so nicht in der Bibel!)
  • Die 1. Schöpfungserzählung ist ein Antitext zu den Göttererzählungen und -kämpfen und den göttlichen Gestirnen der damaligen Zeit
  • Der Ruhetag (Sabbat) wird herausgestellt, als gesegnete und notwendige Ruhe

2. Schöpfungserzählung

  • Die Geschichte ist älter als die 1. Schöpfungserzählung
  • Gott tritt menschlich auf, wie ein Handwerker: Er formt den Menschen aus Erde, bläst ihm seinen Atem in die Nase
  • Der Mensch steht klar im Vordergrund
  • Adam und Eva sind nicht zwei Personen, sondern kollektive Gestalten, die für DIE Menschen (Adam) stehen. Ihre Erfahrungen sind die aller Menschen
  • Die Frau hat hier einen hohen Stellenwert. Erst durch sie ist die Schöpfung vollkommen
  • Die Geschichte enthält viele symbolische Namen: Adama bedeutet Erde / Erdkrume. Adam bedeutet Erdling, der Mensch, Menschheit als Kollektivbegriff. Eva bedeutet Leben / Lebendiges. Rippe kann für die Seite stehen. Über die Bedeutungen wird viel diskutiert. Der Link führt Sie zu einem ausführlichen Artikel über Adam und Eva.

Wissenschaft vs. Schöpfungsglaube

Ich wundere mich immer, wenn anhand von naturwissenschaftlichen Argumenten die biblischen Urgeschichten belächelt und als Märchen abgetan werden. Wenn dann die Schöpfungskritiker mit dem Urknall ums Eck kommen und meinen, einen damit “überführt” zu haben. Hier kann man sich zurücklehnen und entgegnen: “Einen realistischen Augenzeugenbericht abzuliefern ist nun gar nicht die Intention der Bibel”.

Der Begriff Schöpfung vertritt ein theologisches Verständis der Entstehung.

Die Evolution beschreibt nur die Vorgänge.

Unsere “moderne, rationale Brille” sieht in ihr nicht mehr den tieferen und mythischen Sinn. Kurzer Exkurs: Ein Mythos versucht, die Welt zu erklären und zwar, wie sie heute ist. Sie bietet eine Erklärung für die Welt.

Schade, dass man die Schöpfung nicht als eine Art Poesie lesen kann. So gesehen, umgibt sie ein ganz eigener Zauber. Wenn man diese beiden “Brillen” wahrnimmt und um sie weiß, kann man sie gut und gerne nebeneinander stehen lassen. Man kann beide nacheinander “anziehen” und die Welt durch sie betrachten:

Die Bibel stellt die Aufgabe und die Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung in den Fokus. Sie möchte die Frage klären: Was hat der Mensch auf dieser Erde für einen Zweck?

Die Naturwissenschaft versucht, die Entstehung zu ergründen. Das ergänzt sich eher, als dass es spaltet. (Zumindest in meiner schönen Welt).

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Was will nun der Religionsunterricht?

Er will vermitteln! Beide Ansätze – die Naturwissenschaft und der (Schöpfungs-)Glaube sind nebeneinander denkbar. Dafür ist es aber auch notwendig, Synthesen zwischen den beiden zu finden.

Wir sollten uns vor Augen führen: Die beiden Schöpfungsgeschichten sind keine Weltentstehungsgeschichten. Was erreichen wir, wenn wir mit unseren Kindern die sieben Schöpfungstage im Unterricht “abarbeiten”, ein Mobile dazu basteln oder die Reihenfolge auswendig lernen? Mit dieser Art stellt man die Schöpfung eher gegen die Wissenschaft. Das fördert keine Verbindung zwischen beiden. Setzen wir doch lieber den Fokus auf das Staunen über die Schöpfung! Das hat Gott alles gemacht. Über was staunst du z. B. in der Nacht oder am Tag? Was macht eine Pusteblume einmalig? usw.

Denkbare Möglichkeiten:

Wir können unsere Kinder dafür sensibilisieren, welche Verantwortung wir für die Schöpfung haben. Dabei stehen sich die beiden “Theorien” nicht im Wege. Wie haben es sich die Menschen vorgestellt, wie die Welt entstanden ist? Welchen wesentlichen Stellenwert hat der Mensch inne? Was bedeutet eigentlich herrschen? Es steht nicht für das Ausbeuten, sondern für ein verantwortliches Handeln. Wenn ich z. B. ein Instrument “beherrsche”, dann bin ich im Einklang mit diesem, kann es wundervoll spielen und unterdrücke es nicht. Man wird zu einer Einheit: Instrument und Spieler. So ist es auch mit uns. Wir als Menschen, …

  1. … das sind Mann und Frau: Zusammen sind sie eine Einheit, ein Ganzes. Der Eine kann ohne den Anderen nicht sein. Wir stehen beieinander. Das ist ein schönes Bild, finde ich.
  2. … das ist die Erdengemeinschaft: Wir sind untrennbar mit der Natur verbunden, denn wir sind ein Teil von ihr. Wie könnten wir gut leben, wenn die Natur krank ist? Diese Frage ist momentan so traurig aktuell. Wir sollten uns nicht als Nabel der Welt sehen. Die Natur tritt uns nun auf die Füße und wir ernten, was wir gesät haben. Die Menschen müssen sich bewegen und versuchen die Ehrfurcht vor der Natur neu zu entdecken, wieder “älter” zu denken, bildhafter. Vielleicht sollten wir einmal versuchen, die Erde im Bild der “Mutter Erde” zu sehen, die alles hervorbringt, was wir brauchen. Aber der Mensch muss ihr auch etwas zurückgeben: Respekt und ja, auch Geschenke. Zum Beispiel den Blumenstreifen neben dem Kornfeld, der es den Tieren ermöglicht, einen Platz für sich zu haben. Und sogar dieser Streifen gibt dem Menschen wieder etwas zurück.
  3. … die Ruhe brauchen, um zu (er)schaffen (Achtung, Wortspiel!). Gott ruhte und ist uns Vorbild. Für Ordnung und Kreativität braucht es Pausen. Um eine Gemeinschaft / Familie zu sein benötigt es Zeit, um sich miteinander auseinanderzusetzen. Dafür ist der Sonntag da. Er soll uns innehalten lassen, zum Nachdenken anregen, zum freien Sein anstiften, zum Nixtun verleiten. Daraus kann Neues entstehen.

Über all das kann man wunderbar mit Kindern sprechen! Auch gerne in einen Dialog eintreten über den Urknall und die Schöpfungserzählung. Einfach mit der Frage: Was will die Bibel mit dieser Geschichte? Warum erzählt man sie sich noch heute? Man fragt auch: Was will die Naturwissenschaft mit ihrer Theorie? Und schon ist man mittendrin im wahren Leben. Herrlich!

Nicht vergessen sollte man, dass der Begriff “Schöpfung” nicht in der Lebenswelt der Kinder vorkommt. Man muss ihn übersetzen. Vielleicht einfach mit “Leben” oder mit “Die Frage nach Gott und dem Anfang” aber auch die Frage nach: “Wie geht es nun weiter”? Es geht um den Sinn des Lebens, um das Staunen über die Natur, um die Fragen nach dem Leben. Aber auch darum: Gott wollte, dass alles entsteht, dann kann das momentane Chaos auch nicht das letzte Wort haben.

Vielleicht erkennt man dann Gott als einen Bewahrer allen Lebens, der sich sorgend und liebend in der Bibel zeigt. Seine Enttäuschung und seine Wut sind ein anderer Aspekt, der im Alten Testament nicht unter den Teppich gekehrt werden kann. Aber erst durch seine vielen Facetten ist GOTT “kantig” genug für uns, um ihn (in uns) drehen und wenden zu können. Ohne Nacht kein Tag.

Praktische Ideen für Ihren Unterricht

Eine Unterrichtseinheit zur Schöpfungserzählung

Mein lieber Kollege Horst Heller hat eine wunderbare Einheit für ein drittes Schuljahr konzipiert:

“Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Das ist der erste Satz der Bibel.” — “Meine Mutter hat aber gesagt, das war ganz anders.”, wandte ein Mädchen ein.
So oder so ähnlich war es oft. Irgendwann war ich es leid. Es musste doch möglich sein, die Botschaft der biblischen Schöpfungserzählung zu entdecken. Es folgte ein langer Prozess der Entwicklung einer neuen Unterrichtsreihe. Als sie ausgearbeitet war, war ich selbst überrascht. Sie beginnt weder in Israel noch in Babylonien, sondern in Griechenland …

Wie war das am Anfang?

Ein Bilderbuch über die Schöpfung und noch viel mehr …

Ein Bilderbuch über die Schöpfung und noch viel mehr …

Ein neues Feld wird beackert: Bilderbücher!

Ich werde in regelmäßigen Abständen empfehlenswerte Bücher präsentieren und diese hier kindgerecht vorstellen.


Titelbild zur Verfügung gestellt mit freundlicher Genehmigung des Tyrolia Verlages

“Drei Dinge auf einmal? Das geht nun wirklich nicht!”

Hat die göttliche Trinität Gemeinsamkeit mit einem Überraschungsei?
Wer so alt ist wie ich, wird die Anspielung auf den Werbeslogan einer Süßigkeit aus den 90iger Jahren erkannt haben: Das “Ü-Ei” stand für Spannung, Spiel und Schokolade. Ich gebe zu, ich habe diese Mischung geliebt. Zuerst wurde das Ei geschüttelt…

Oder: Wie man die Trinität überhaupt denken kann

Wer so alt ist wie ich, wird die Anspielung auf den Werbeslogan einer Süßigkeit aus den 90iger Jahren erkannt haben: Das “Ü-Ei” stand für Spannung, Spiel und Schokolade. Ich gebe zu, ich habe diese Mischung geliebt. Zuerst wurde das Ei geschüttelt (als ob man am Klang hätte erkennen können, was drinnen steckt!), dann wurde die Schokolade gegessen (das Schokoei genüsslich in zwei Hälften teilen und wegmampfen) und dann die Plastikhülle öffnen und entweder gleich losspielen oder noch eine knifflige Anleitung verstehen und das Spielzeug zusammenbauen.

Entschuldigen Sie diesen kleinen Exkurs, aber so kann man die Trinität vielleicht auch einmal betrachten, oder sich als erwachsene Person fragen: Braucht man das denn überhaupt? Ist das nicht zuviel des Guten? Wer braucht schon drei Dinge auf einmal? Interessant ist die Frage in jedem Fall – und gleich vorweg: nicht zu beantworten. Und trotzdem frage ich:

Hat die göttliche Trinität Gemeinsamkeit mit einem Überraschungsei?

Nicht wirklich. Denn die Trinität ist logischerweise viel komplexer. Sie versucht etwas Unmögliches zu erklären: EIN Gott sind drei ewige Personen. Natürlich ist auch das Überraschungsei ein zusammengesetztes Ganzes … Aber da fängt es schon an: Gott besteht nicht aus drei Teilen, sondern jeder von ihnen IST Gott! Undenkbar! Wenn ich es noch komplizierter machen wollte, würde ich noch die Rollenabgrenzung innerhalb der Trinität erwähnen. Tue ich aber nicht …

Ich finde, man sollte sich auch nicht in die Theorie der Trinität verbeißen, sondern ihr eine Chance geben, in uns zu wirken. Auch das Wort selbst möchte nur das Wesen Gottes veranschaulichen, genau wie die Dreifaltigkeit (steht für Vielfalt!). Und wer behauptet denn, Gott wäre einfach zu verstehen? Da macht eine vielschichtige Gottheit für mich viel mehr Sinn als eine fix und fertige, klar zu umreißende. Etwas Komplexes verlangsamt das Denken und das ist im Glauben gut.

Die Bibel selbst liefert keine Erklärung für dieses Phänomen, denn die Trinität ist ein menschlicher Versuch, Gott zu verstehen. Die Bibel gibt aber Anhaltspunkte: Sie hält einige Bibelstellen parat, mit denen man die Trinität belegen (“Lasst UNS Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei” 1. Mose 1,26) oder sie widerlegen könnte: “Es gibt nur EINEN Gott” 5. Mose 6,4; 1. Tim 2,5; Dtn. 6, 4-9… Diese Gegenüberstellungen finden Sie überall. Was Sie aber mit Sicherheit nicht finden, ist ein Versuch, die Trinität mit einem Ü-Ei kindgerecht zusammenzuführen. Wer macht denn auch sowas? Also legen wir los!

Natürlich gibt es viele Analogien über die Trinität, die versuchen Gott in drei verschiedenen “Zuständen” zu sehen:

  • Baum: Wurzeln, Stamm/Zweige, Wasser
  • Regenbogen: Sonne, Sonnenlicht und Farbe
  • Der Mensch: Körper, Seele und Geist
  • Wasser: Flüssigkeit, Dampf, Eis
  • Sonne: Fixstern, Licht, Wärme

Aber jedes Bild kann es nicht ganz fassen. Denn wir versuchen mit weltlichen Bildern etwas Göttliches zu erklären.

Jesus fing damit an, die Trinität anzudeuten, als er sich als Gottes Sohn bezeichnete. Im Taufbefehl ist die Trinität komplett: “Taufet sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes” Mt 28,19. Brauchen wir also die heilige Dreifaltigkeit wirklich? Eine knappe Antwort von mir sagt ganz klar: Ja! Denn sie macht das Christentum aus und sagt uns viel über Gott, wenn wir ihn versuchen dreieinig zu denken bzw. ihn so zu glauben. Es macht Gott auch kommunikativ und nicht so statisch. Kurt Marti bezeichnet Gott als “gesellig”. Hier geht es also um Beziehung, nicht um einen alleinigen Autokraten. Das gefällt mir!

Beleuchten wir die drei “Hauptpersonen” einmal näher:

GOTT

als Vater, der Schöpfer. Er ist der Ursprung von allem. Gott liebt die Menschen wie ein Vater seine Kinder. Bedingungslos.

… als Sohn wird er selbst Mensch und lebt als Jesus Christus unter ihnen. Er ist der Handelnde. Für uns kam er in die Welt.

… als Heiliger Geist bezieht er in den Menschen Wohnung und ist in ihnen lebendig, spürbar. Ruach ist der Mittler und Gottes Beistand, den er uns senden wird: die Kraft und Quelle der Liebe.

Nach dieser Auflistung passt der Spruch: Gott ist eins – aber auf keinen Fall einsam!

Und wie denken wir sie jetzt zusammen? Gar nicht! Aber es gibt ein Bindeglied, den Kleber, der alle drei verbindet: Die Liebe! So wie ich die bunte Mischung im Ü-Ei geliebt habe, so ist auch die Liebe in der Trinität das verbindende Glied: die hervorbringende (im Vater), die empfangende (im Sohn) und die austauschende, stärkende Liebe (im Heiligen Geist). Gott wirkt also auf drei unterschiedliche Weisen und umsorgt uns damit allumfassend.

Wollen wir ein (äußerst konstruiertes) Gedankenexperiment wagen?

Nehmen Sie sich bitte einen Stift und ein Blatt Papier und versuchen Sie die nun folgenden Punkte in ein Bild zu verwandeln. Ich bin gespannt!

  • Stellen wir uns Gott als Schokohülle des Überraschungseis vor. Ganz außen. Alles umhüllend. Das, was die (Ü-) Welt zusammenhält.
  • In ihm wiederum steckt die Welt. Im Ü-Ei-Universum: das Plastikei.
    • Hier unterbeche ich das Experiment! Der erste Bruch tritt auf: Gott und Welt sind nicht getrennt voneinander zu denken. Gott durchdringt die Welt, er ist überall. Es gibt nicht Gott und Welt, sondern Gott ist gleichzeitig außen und innen: Außerhalb der Welt und in ihr. Ein klarer Punkt gegen das Ü-Ei-Gedankenexperiment!
    • Kurze Frage an Sie: Wie malen Sie das jetzt? 😉
  • Dann kommt das Innere, das zusammengesetzte Geheimnis, das Gestalt annimmt: In unserem Experiment kann man es erahnen: Jesus. Er kommt in die Welt, um die Liebe Gottes auf die Erde zu bringen. Gottes Übersetzer, sein Überbringer, die Liebeskraft.
    • Ein klarer Punkt für das Experiment!
  • Und der Heilige Geist? Er ist die Spannung. Von Anfang an dabei. Nicht greifbar. Er bzw. sie ist auf dem Weg von Gott zu den Menschen und umgekehrt. Die Überraschung bricht auf, wirbelt und verwandelt. Ist ruhelos und überall. Der Heilige Geist ist der rote Faden zwischen Gott und Jesus, ein unsichtbares Beziehungsband, welches auch die Menschen mitnimmt.
    • Ein Punkt für das Experiment?

Wir haben nun also einen “Schoko-Gott” (keine Blasphemie- ich bleibe nur im Bild!), eine “Plastik-Welt”, einen “Spirit” (Heiligen Geist), der in allem steckt und wir haben auch Jesus untergebracht. Ganz nah an der Welt dran. Was sagen Sie? Hat Ihnen dieses Experiment eine neue Sicht beschert oder Sie total verwirrt? Sollte Letzteres zutreffen, ist das auch nicht verkehrt. So viele Gedanken haben Sie sich sicherlich noch nie über die Trinität gemacht!

Ideen für den Unterricht

Keine Erklärung bzw. keine Idee für den Unterricht erscheint mir DIE einzig Mögliche zu sein, da dieses Thema so viele Facetten hat. Eine Idee sind die Analogien, weil sie lebensnah sind – aber wie schon erwähnt, “hinken” diese auch. Ein unterhaltsames Video, welches einige Aspekte gut aufgreift, finden Sie hier: (Das Video ist für die SekII gedacht).

Kann uns Gott wirklich begegnen?

“Früher, zur Zeit der Bibel, hat sich Gott doch auch oft genug gezeigt! Er wandelte durch den Garten, war anwesend in einer Wolke, einem Dornbusch oder erschien einem wenigstens im Traum. Und heute? Funkstille. Man bekommt ihn einfach nicht mehr zu Gesicht. Schade eigentlich. Ich bete doch und glaube an ihn. Warum zeigt er sich denn nicht?”

Wo ist denn dieser Gott, bitte schön?

“Früher, zur Zeit der Bibel, hat sich Gott doch auch oft genug gezeigt! Er wandelte durch den Garten, war anwesend in einer Wolke, einem Dornbusch oder erschien einem wenigstens im Traum. Und heute? Funkstille. Man bekommt ihn einfach nicht mehr zu Gesicht. Schade eigentlich. Ich bete doch und glaube an ihn. Warum zeigt er sich denn nicht?”

So oder so ähnlich könnte einem die Frage nach dem göttlichen Erscheinen über die Füße fallen. Vielleicht haben Sie selbst auch schon so gedacht. Verwerflich ist der Gedanke nicht. Er zeigt ja nur den Wunsch, Gott nahe zu kommen! Fragen wir uns also:

Wo finde ich Gott?

Eine platte Antwort wäre: überall! Damit gewinnt man aber keine Freunde. Wir müssen unsere Frage auch etwas präzisieren: Wo finde ich Gott heute? Zur Zeit der Bibel war Gott für die Menschen anscheinend greifbarer. Er wurde körperlicher gedacht. Sein Körper verbarg sich (im AT) in einer Feuersäule, hinter einer Wolke … Diese Vorstellung wandelte sich mit der Zeit. Und trotzdem hat die Bibel nicht vor, Gottesbeweise zu liefern, sondern will uns lediglich Bilder von Gott zeigen. Sie beschreiben WIE er ist. Dem Menschen fehlen die Worte, um Gott zu begreifen, also benutzt die Bibel Bilder. Würden wir ihre Erzählungen als genau so geschehen ansehen, verlieren sie ihre Vielschichtigkeit. Die Bibel berichtet von menschlichen Erfahrungen mit Gott. So erklärt sich die göttlich-menschliche Begegnungsvielfalt. Aber jedes Bild zeigt nur einen kleinen Teil Gottes und kann ihn in seiner Gänze niemals erfassen. Hierzu passt die folgende Geschichte:

Wenn wir uns nun weiter fragen: Warum zeigt sich Gott uns nicht? Dann machen wir einen Denkfehler. Er muss sich uns nicht zeigen, wir müssen ihn suchen. Hier geht es um das Glauben an Gott, um ein Vertrauen in ihn. Die Suche ist jedoch nicht einseitig. Gott will sich ja schließlich finden lassen. Und wo suche ich ihn nun? Auch das “Wo” bringt uns nicht weiter. Er ist in unserer Welt präsent, aber nicht so, wie wir es erwarten. Er liefert uns keinen Aufritt mit Getöse. Ich stelle mir das ungefähr so vor: Durch Gott existiert unsere Welt, er hat den Grundstein gelegt, aber die Welt als solche ist auch durchdrungen von ihm. In der Schöpfung ist er überall präsent. Aber auch in uns Menschen. Martin Buber hat es in seinem Zitat auf den Punkt gebracht:

Gott wohnt, wo man ihn einlässt

Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim

09. Gott / Atheismus

Theorie:

Gott
WiReLex-Artikel von Prof. Dr. Jürgen Werbick und Prof. Dr. Burkard Porzelt

Von welchem Gott reden wir eigentlich? Von einem Gott als und in Person
Artikel von Prof. Dr. Cornelia Richter, rpi-impulse 1/2017

“Glauben wir alle an denselben Gott?”
Eine interessante Artikelreihe des ‘Loccumer Pelikan’ aus dem Jahr 2015:
Aus den Perspektiven des Christentums, Judentums und Islams wurde über die Frage nachgedacht, ob wir alle an denselben Gott glauben.

Atheismus
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW)

Gotteskritik
WiReLex-Artikel von Thomas Menges, 2019

Gottesbestreitungen – Ansichten des neuen Atheismus
Von Prof. Dr. Edmund Arens, Theo-Web, Zeitschrift für Religionspädagogik 2013

Praxis:

Grundschule

Gott hat viele Namen
Wie kann man angemessen mit Grundschulkindern von Gott reden?
Beate Wiegand, RPI der EKKW/EKHN

Gott ist wie ein guter Hirte, Schuleingangsphase, Evangelischer Religionsunterricht
Thüringer Schulportal

Staun mal: Ich und du – gehalten in Gottes Hand
Überlegungen und Anregungen für einen integrativen Religionsunterricht an einer Grundschule
Beate Peters, RPI Loccum

Gott: vielfältig und geheimnisvoll
Kompetenzorienter Unterrichtsvorschlag für die 3./4. Klasse
Handreichung PTZ Stuttgart, RPI Baden

Die Namen Gottes – Vorstellungen von Gott beschreiben und deuten
Unterrichtsvorschlag für das 3./4. Schuljahr
Cornelia Gerhards-Velde, Brigitte Weißenfeldt, RPI der EKKW/EKHN

Bilder, Texte und Gedanken zu Gottesbildern
von Rainer Oberthür

Sekundarstufe I

Von Gott reden – Gott entdecken
Kompetenzorientierte Unterrichtseinheit für die 6. Klasse (GMS),
Team des Schuldekans Ulm

“Gott ist…” Ein Experiment zur Gottesfrage
Gesprächsanregende Unterrichtsidee, RPI Loccum

“Gott in meinem Leben” Kreative Auseinandersetzung
Ebenfalls eine gesprächsanregende Idee für ältere Schülerinnen und Schüler zur Gottesfrage

Gottesbilder
Eine kompetenzorientierte Unterrichtseinheit für die Jahrgangsstufen 9/10
Sivlia Henkel und Christoph Terno, forum religion 4/2011

Religion unterrichten – Gott
Ausgabe 1, Jahrgang 2020, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht

Herausforderung: (Neuer) Atheismus
Unterrichtsvorschlag für die 9./10. Klasse
Christian Marker, Rainer Zwenger, RPI der EKKW/EKHN

Medien:

Hier reden Kinder über Gott:
Wie ist das mit dem lieben Gott?

Mit Kindern über Gott reden
Worthaus-Video, Prof. Dr. Georg Langenhorst

Harald Lesch über Gottesbilder und Glauben

Mit Kindern über Gott reden
Worthaus-Video, Prof. Dr. Georg Langenhorst
Ev. Akademie im Rheinland, Kurzvideo

Religionskritik: Feuerbach, Marx, Freud, Dawkins
Privates Erklärvideo für Obenstufenschüler/innen auf YouTube

Wer ist Gott?
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Christiane Dietz

 

Bilder von Gott

Der christliche Glaube bringt eine radikale Abwendung vom griechisch-römischen wie auch vom germanischen Götterglauben und verkündet ein völlig neues, befreiendes Gottesbild: Der Mensch muss die (vermenschlichten) Götter nicht mit Opfern gnädig stimmen. Es ist umgekehrt: Gott selbst nimmt in Jesus unsere Schuld auf sich und versöhnt sich – ohne jede menschliche Vorleistung – mit uns.

Literaturempfehlung für Religionslehrerinnen und Religionslehrer:
Robert Spaemann, Über die Vernünftigkeit des Glaubens an Gott (Vortrag: siehe Internet)


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