Die Reformation – konfessionssensibel?

Wenn ich über Martin Luther in der Schule spreche, sollte dies immer konfessionssensibel geschehen. Wie ich das machen kann, lest ihr hier!

Aber bitte gerne doch!

Warum gibt es überhaupt (noch) zwei Konfessionen?

Oft kommen solche Fragen im Unterricht auf:

  • Wieso haben wir zwei Kirchen?
  • Warum gibt es zwei Gruppen und Lehrkräfte in Religion?
  • Warum feiern die einen Kommunion und die anderen Konfirmation?

Daran ist nur einer „Schuld“: Martin Luther! Eine weitergehende Frage ist:

Warum besteht diese Trennung eigentlich immer noch?

Wir haben uns doch angenähert, viele Streitpunkte wurden ausgeräumt.

In diesem Beitrag werden beide Konfessionen betrachtet – ohne sie gegeneinander abzuwägen oder eine für besser als die andere zu erachten. Besonders in konfessions-kooperativen Klassen ist es wichtig, nicht einseitig zu berichten. Das ist ganz einfach, wenn wir eine andere Person hinzuziehen: Johann von Staupitz! Diese geniale Idee haben sich Horst Heller und Stefan Schwarzmüller ausgedacht:

Johann von Staupitz: Ein Freund Luthers, der katholisch blieb

Johann war Luthers Seelsorger und väterlicher Freund in Erfurt. Er blieb trotz aller Sympathie für Luthers Idee katholisch. Seine Streitpunkte:

  • die maßlose Kritik Luthers am Papsttum
  • die Abendmahlstheologie
  • und Luthers Eheschließung
  • sowie die Verehrung der Heiligen (Luther lehnte es ab, die Heiligen anzurufen)

Es gab also Menschen, die Luthers Idee nachvollziehen, aber ihm nicht folgen wollten. So blieben sie also katholisch.

Das moderne katholische Verständnis

Heute ist das kein Problem mehr, was damals von der katholischen Seite abgelehnt wurde:

  • der Gottesdienst darf in der deutschen Sprache abgehalten werden und die Bibel in der eigenen Muttersprache gelesen werden
  • auch die Erkenntnis Luthers „Allein durch Gottes Gnade kommen wir zu Gott“ – oder „die Versöhnung geht von Gott aus“, wird nicht mehr abgelehnt

Für Johann …

  • war der Papst nicht wegzudenken, denn er vertritt Jesus in der Welt und war wichtig für seinen Glauben.
  • war es wichtig, dass ein Priester nicht verheiratet ist und keine Kinder haben sollte, um sich auf seine Aufgabe voll und ganz konzentrieren zu können.
  • waren auch die Heiligen wichtig. Er sah sie als ein Vorbild und er konnte sie bitten, ihm zu helfen. Luther waren die Heiligen einfach nicht so wichtig – und so verschwanden sie nach und nach aus den evangelischen Kirchen.

Festhalten – aber auch Veränderung

Viele Menschen hielten am alten Glauben fest. Das waren die Katholiken. Andere nahmen den evangelischen Glauben an. Daraus entstand die Evangelische Kirche.

Doch Johann und viele andere erkannten: Die katholische Kirche muss auch einiges verändern. So bewirkte Luthers Reformation vielfältige Anstöße …

Durch den Fokuswechsel (von Martin auf Johann) ist eine gemeinsame Gesprächsgrundlage geschaffen, die Martin Luther nicht verherrlicht oder komplett ablehnt.

Hier findet ihr noch den Artikel von Horst Heller zum Thema Luther & Johann von Staupitz!