Godly Play in der Schule? Geht das überhaupt?

Godly Play ist nichts für Weicheier. Warum es sich bei Godly Play um keine Methode, sondern um einen Weg handelt und wie man es in der Schule einsetzen kann …

Geschichten sind magisch

„Erzählst du mir eine Geschichte?“

Diese Frage kennt man im privaten wie im beruflichen Umfeld. Wie gerne lausche ich bis heute Geschichten! Einfach den Alltag abstreifen und eintauchen. Biblische Erzählungen sind die Essenz des Religionsunterrichts in der Grundschule. Wenn sonst oft Unruhe herrscht, bei Geschichten wird es still im Raum.

Methoden zum Erzählen gibt es wie Sand am Meer, da fällt die Auswahl oft schwer. Es gibt auf jeden Fall eine besondere Art: Godly Play. „Gott im Spiel“ klingt jedenfalls schon wundervoll. Ob Godly Play wohl in der Schule funktioniert? Das habe ich mich gefragt und mich für diese Frage fit gemacht:

Auszeit!

Auszeiten sind etwas Feines! Besonders wenn sich so eine Auszeit als Arbeit tarnt. Ich habe nämlich einen fünftägigen GodlyPlay Erzählkurs absolviert und eine wundervolle gemeinsame Zeit mit dieser, MEINER Gruppe verbracht. Solch einen intensiven Kontakt mit so vielen Menschen hatte ich seit 2 Jahren nicht mehr! Zusammen essen, Geschichten hören, Tee trinken, sich austauschen, Muße haben. Herrlich!

In diesem Kurs lernt man eine Menge Geschichten kennen, die unterschiedlichen Gattungen (Gleichnisse, Gaubensgeschichten, liturgische Handlungen) und die Herangehensweise von Godly Play dabei. Der Umgang mit der Gruppe und dem Material hat immer etwas Spielerisches, Verschmitztes. Das spricht mich total an. Ich bekomme jeden Tag mehr den Eindruck, etwas Besonderem beizuwohnen. Ein Satz hat sich mir eingebrannt:

„Seid ihr bereit für eine Geschichte?“. Das hat mich noch niemand je gefragt. „Bist du bereit?“ Was, wenn ich „nein“ sage?, das habe ich vor mich hingegrübelt und eine Antwort erhalten: Es wäre okay, und das macht mich zur Herrin über die Situation. Ein schönes und freies Gefühl.

Die Methode

Jetzt habe ich schon viel über Godly Play gehört, einiges gelesen. Aber nichts ersetzt diese intensive Zeit des Workshops, um einzutauchen und ein Verständnis für Godly Play zu entwickeln.

Was mir aufgefallen und meine Erkenntnis ist: Goldy Play ist nichts für Weicheier!

  1. Vorab: Godly Play ist keine wirkliche Methode, sondern ein Weg, den man beschreitet. Bei jeder neuen Geschichte geht man weiter voran und versteht immer mehr.
  2. Die starre Form, welche viele abschreckt, habe ich persönlich als Anker erlebt. Ich kann und darf der Geschichte und der Form Vertrauen und werde wirklich belohnt. Die Geschichten schließen sich auf, ganz neu. Auch für mich selbst.
  3. Ich kann und darf auch den Kindern trauen, dass sie etwas Wesentliches für sich persönlich mitnehmen. Oftmals möchte man am Ende einen Lehrsatz ins Heft schreiben (Achtung, ich überspitze!). Darum geht es bei Godly Play nicht. Es geht ganz frei nach dem Motto (an Montessori angelehnt): Hilf mir, selbst du glauben!
  4. Ich muss mich auf einiges einlassen. Manches ist fremd und scheint auf den ersten Blick überflüssig (Türperson) oder umständlich (auswendig lernen), manchmal auch albern (Ich soll Schafen Namen geben???). Langsam verstehe ich die Intention dahinter. Aber ich bin noch auf dem Weg.

Kurz und knapp: Godly Play in der Schule

„Meine“ Geschichte

In unserem Kurs bekam jeder vorab eine Geschichte zugelost. „Meine“ war die Flut und die Arche.

Mahlzeit!

Ich hadere mit dieser Geschichte seit langer Zeit. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Normalerweise ist mein Kniff in der Schule: Die Erzählung erst ab der Flut zu beginnen und die „Strafe“ unter den Tisch fallen zu lassen. Ging hier nicht. Also habe ich die Geschichte so angenommen, wie sie war und komplett auswendig gelernt, gedreht, gewendet, bis ich sie INwendig konnte. Sie wurde zu meiner Geschichte, mit Höhen und Tiefen.

Mit der „Flut“ bin ich immer noch nicht warm geworden. Aber die Formulierungen sind gut gewählt und ich vertraue einfach ihrer Bewährtheit. Mein Versöhnungssatz: „Vielleicht fanden Sie Worte der Trauer für all die Geschöpfe, die in der Flut umgekommen waren.“

Beim Erzählen stellte sich so eine Ruhe in mir ein und ich war ganz in der Geschichte. Es war ein toller Moment. Für mich wichtig: Die Teilnehmer*innen sahen nicht die Flut als Strafe im Vordergrund, es waren ganz andere Aspekte, die sich einprägten: die Tiere, die schützende Arche, der Trost in der Gemeinschaft. Ich bin nicht versöhnt mit der Flut … aber ich kann sie aus einer anderen Perspektive beleuchten:

Nicht wir haben uns verändert, sondern Gott. Vielleicht hat er erkannt:

Menschen sind, wie sie sind und ich bleibe bei ihnen. Trotz allem.

Was ist Godly Play? Eine Antwort in Bildern

Mit freundlicher Genehmigung des Godly Play deutsch e.V. Die Bildrechte liegen bei Michael Wittenbruch (Foto und Text).

Herzlichen Dank Anne (Ebers) für diese herrliche Unkompliziertheit!

Wer mag, schaut bei Instagram „Godly Play_deutsch“ mal vorbei!

PS: Während meines Beitragschreibens hatte ich immer wieder den Buchstabenverdreher „GoldyPlay„. Das ist doch ein Zeichen 😉