Modul 17: „Der Glaube an die Gegenwart Christi (I)“

Die Gegenwart Christi:

ekklesiologisch
sozial
mystisch (im Gebet)

Betende Frau. Calixtuskatakombe, Rom
Betende Frau. Calixtuskatakombe, Rom. Frühes 4. Jhdt. – Quelle: Wikimedia Commons

Die Gegenwart Christi:

  • ekklesiologisch
  • sozial
  • mystisch (im Gebet)

Kurzkommentar

Ist es eine „heikle Frage“, der „Gegenwart Christi“ im Alltag des Lebens nachzuspüren ? Und ist es vielleicht ebenso „heikel“, diese Frage zum Thema einer ausführlichen Sequenz im Religionsunterricht zu machen ? Sicher lassen sich auf einen solchen Fragenkomplex keine schnellen Antworten finden, weder in kurzen Entscheidungsphasen noch in besonders hektischen Zeiten des Schulbetriebs. Aber dennoch gibt es auch im Trubel des Schulalltags für alle Beteiligten immer wieder genügend Freiräume, um sich diesen Fragen zu stellen. Die Lehrkraft ist damit ein weiteres Mal herausgefordert, Grenzbereiche anzusprechen und Wesentliches zu formulieren bzw. zu vermitteln. Für jene Schüler/innen, die bereit und fähig sind, zu hören und zu urteilen, bieten sich viele Möglichkeiten, nicht allein für den Augenblick Sinnvolles zu entdecken, zu vertiefen und zu bewahren. Die Frage nach der „Gegenwart Christi“ betrifft dabei Versuche zu umschreiben, was „Kirche“ ist. Sie berührt persönliche Bereiche, wenn „Glaube“ und „Gebet“ im Mittelpunkt stehen. Sie thematisiert – z.B. mit Rückgriff auf Mt. 25,401 (Kontext !) – konkrete Möglichkeiten zur Praktizierung von „Nächstenliebe“. Ebenso sind Phasen der Ruhe, der Besinnung, wenn möglich: der Meditation, hier durchaus erwünscht. Viel liegt auch bei dieser Sequenz am persönlichen Engagement der Lehrkraft und an der „Stimmigkeit“ der Kursatmosphäre. Aber wo bliebe der Verkündigungsauftrag des Religionsunterrichts, wenn zentrale Themen wie „Gebet“ und „Glaube“ (einschließlich der immer wiederkehrenden Anfechtungen) ängstlich ausgeklammert würden und auf die real existierende Gegenwart Christi hic et nunc nicht mehr vertraut wird ?! So darf denn die engagierte Lehrkraft die intellektuellen Seiltänze hintanstellen (was aber nicht heißt, dass man die rationale Auseinandersetzung scheuen sollte !), sich an die Worte Jesu erinnern2 und die hier vorgeschlagenen Themen – zu denen außer den genannten (und weiteren) Schwerpunkten auch das relativ innovative päpstliche Sendschreiben „Amoris laetitia – die Freude der Liebe“ vom 8. April 2016 sowie ein in Sprache und Inhalt bewusst provozierender Bultmann-Text am Ende des Achtzehnten Moduls gehören – beherzt angehen. Nicht vergessen werden sollte bei allem der „gute Boden“, der sich neben den so vielen unüberschaubaren „felsigen Böden“ immer wieder bietet und dessen potenzieller Ertragsreichtum oft unterschätzt wird. Dabei muss in diesen beiden abschließenden Modulen weder die Stoffauswahl noch die inhaltliche Reihenfolge unbedingt eingehalten werden. Innovativ im vorliegenden Kontext ist für die Schüler/innen auch die Möglichkeit, in KV 3 mit Hilfe von internationalen Bilddatenbanken (geringe Gebühr !) das eigene Bilder-Layout selbstständig zu gestalten.

Unterrichtsziele

Die Schüler/innen werden sensibilisiert für Grundinhalte des christlichen Glaubens. Sie sollen z.B. durch konkretes Tun selbst erfahren, dass „Kirche“ (zumindest oft genug) nicht das ist, was die eigenen Vorurteile widerspiegeln, sondern dass sie, etwa bei sozialen Randgruppen, „vor Ort“ geschieht. Die Schüler/innen werden in die Verantwortung gerufen. Ebenso lernen sie auch hier zu verstehen, was „Ostern“ bedeutet. Sie probieren (!) – oder vertiefen – Formen und Möglichkeiten des Betens. Und sie begreifen, dass „Glaube“ Anfechtungen ausgesetzt ist und sein darf und darum immer wieder neu gewagt werden muss.

Fußnoten

1. „Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt – und wenn sie noch so unbedeutend sind – , das habt ihr für mich getan.“

2. z.B. „Ich lasse euch nicht wie Waisenkinder allein.“ (Joh. 14,18; vgl. V. 25f.); „Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt !“ (Mt. 28, 20) u.a.


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Modul 6: „Das Doppelgebot der Liebe“

Eine Begebenheit aus der jüdischen Überlieferung

Einstimmung in die Thematik

Liebe zu Gott – Gott – warum beten?

Selbstliebe – Erich Fromm, Die Kunst des Liebens

Nächstenliebe – Den Nächsten lieben?

Feindesliebe – Franz Alt, Frieden ist möglich

"Christmas Truce 1914" von Robson Harold B
„Christmas Truce 1914“ von Robson Harold B – Britische und deutsche Truppenangehörige treffen sich während des inoffizellen Weihnachtsfriedens im Niemandsland (Britische Truppen der Northumberland Hussars, 7. Infanteriedivision). – Quelle: Wikimedia Commons
  • Eine Begebenheit aus der jüdischen Überlieferung
  • Einstimmung in die Thematik
  • Liebe zu Gott – Gott – warum beten ?
  • Selbstliebe – Erich Fromm, Die Kunst des Liebens
  • Nächstenliebe – Den Nächsten lieben ?
  • Feindesliebe – Franz Alt, Frieden ist möglich

Kurzkommentar

Die hier vorgeschlagene „meditative Einstimmung“ hat nur Sinn in dafür empfänglichen Kursen. Soll sie gelingen und nicht mit dem „normalen“ Schulbetrieb kollidieren, kann eine rechtzeitige Logistik hilfreich sein. Denn sie bietet gute Wege der Annäherung an den schier unüberschaubaren Themenkomplex, dem man sich hier in eher knapp bemessener Zeit gemeinsam zu stellen hat. Analog dazu ist dieses Modul nicht ausschließlich mit rationalem Lernstoff durchsetzt. „Lernen“ sollen die Schüler/innen hier auch auf andere Weise: Etwa durch Begegnungen mit religiösen Erfahrungen anderer Menschen oder durch überzeugende Dokumente aus Bildern und Musik, aber ebenso z.B. durch direkte Gespräche mit Repräsentant(inne)en caritativer Organisationen oder ehrenamtlichen Mitarbeiter(inne)n von Flüchtlingsfreundeskreisen vor Ort. Nicht selten wird dabei Grundsätzliches angesprochen. So kann die Sequenz „Liebe zu Gott“, gerade weil hier unterschiedliche Zugangsformen vorgeschlagen werden, durchaus in persönliche (vielleicht noch gar nie erspürte) Herzenswinkel hineinreichen. Natürlich müssen die individuellen Freiräume von allen Beteiligten sorgsam respektiert werden. Andererseits sollten, wenn der Wunsch dazu besteht und die Gesprächsatmosphäre von Rücksicht und Vertrauen geprägt ist, von den Schüler(inne)n auch eigene Erfahrungen thematisiert werden dürfen. Hingegen sollten erkenntnistheoretische Fragen nach der Existenz Gottes nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. – Die „Selbstliebe“ wird die Lehrkraft im vorliegenden Zusammenhang nicht ausführlicher erläutern müssen. Sie ist ein lebensnotwendiges und auch im biblischen Gebot der Nächstenliebe (Lev. 19,18; Mt. 22,39) als gegeben vorausgesetztes und darum auch uneingeschränkt akzeptiertes anthropologisches Faktum. Eine solche klare Akzentuierung ist im Unterricht notwendig, schon um dem möglichen Einwand zu begegnen, „Nächstenliebe“ sei etwas ganz und gar Altruistisches, realitätsfern und darum nicht praktikabel – eine Argumentation, die nicht selten als „Erklärung“ dafür herhalten muss, dem anderen nicht helfen zu müssen. – Die „Feindesliebe“ kann mehr sein als ein unerfüllbar scheinendes Postulat, wenn man die Möglichkeiten einer von gegenseitigem Friedenswillen getragenen kleinschrittigen Politik, die Chancen der Erstinitiative und den Mut zur Annäherung, zum „ersten Schritt“, zu diskutieren – und dann auch zu praktizieren – bereit ist.

Unterrichtsziele

Angesichts der Weite und Tiefe des Themas lassen sich kaum klar umrissene Lernziele festlegen. Vieles kann in diesem Modul von den Schüler(inne)n selbst gestaltet, erarbeitet, formuliert und für verbindlich erklärt werden. Da hier manche Arbeitsschritte ergebnisoffen sind, soll auch Raum gegeben werden für zwar verbindlich bleibende, doch nicht immer exakt programmierte Unterrichtsschritte. Solches kann z.B. zutreffen für die Eingangsphase (vgl. KV 1), bei der Diskussion der Texte aus der KV 2 oder bei dem vermutlich kontroversen Gedankenaustausch zum Text von Franz Alt (KV 5). Hierbei sollte das oben wiedergegebene Foto aus dem Ersten Weltkrieg an geeigneter Stelle provozierend eingesetzt werden. Den vielleicht im Kontext der KV 4 zu erwartenden Vorurteilen lässt sich am besten begegnen durch gemeinsames Arbeiten in einer der vielen Aktionsgruppen zur Flüchtlingshilfe.


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