Was ist eigentlich Würde?

Würde ist ein schwieriges aber wichtiges Wort. Wie kann ich mich dem Begriff kindgerecht nähern? Eine Idee findet ihr hier!

oder: Die Krone, die jeder trägt

Würde = schweres Wort

Würde ist ein Begriff, der die innere und äußere Achtung und Anerkennung eines Menschen oder einer Sache beschreibt. Es bezieht sich auf den Wert, den jeder Mensch als Individuum besitzt, unabhängig von seiner Herkunft, seinem sozialen Status, seinen Fähigkeiten oder seinem Verhalten. Würde bedeutet, dass jeder Mensch das Recht hat, respektiert zu werden, seine Meinung frei zu äußern, selbstbestimmt zu handeln und in seiner Individualität geachtet zu werden.

Die Würde bildet somit eine wichtige Grundlage für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben.

Erklärungsnot?

Muss ich Kindern das Wort „Würde“ erklären? Hier kann ich klar sagen: „Ich kann – aber ich muss auch nicht“ 😉
In unserem neuen Relibogen „Die Frage nach mir“ wird der Begriff vorerst überhaupt nicht genannt – ich nutze stattdessen ein Bild für die Würde – die Krone. Mit ihr kann ich den Begriff genau definieren und be-greifbar machen:

Jeder Mensch ist wie ein König. Will heißen: Jedem Menschen kommt eine unverlierbare Würde zu. Die kann keinem genommen werden. Die Krone symbolisiert zwar auch Macht und Autorität. Doch um das „Über andere bestimmen“ geht es hier nicht, durchaus aber darum, über sich selbst zu bestimmen. Die Krone schenkt aber auch Würde. Ähnlich wie die Krone den Träger/ die Trägerin schmückt und ehrt, so sollte auch die Würde jeden Menschen schmücken und ehren. Sie zeigt seine besondere Stellung und die Verantwortung für die Menschen in seiner Umgebung.

Insgesamt verbindet das Bild der Krone als Symbol der Würde die Idee, dass die unantastbare Würde nicht nur geachtet werden -, sondern auch geschützt werden muss. So können wir über diesen abstrakten Begriff gut miteinander ins Gespräch kommen.

Die Idee

In unserer Fortbildung Relibogen im nächsten Jahr „Die Frage nach mir“ führen wir die Krone mit einer Geschichte über einen König ein. Durch ihn lernen die Kinder, dass nicht nur ich selbst eine (unsichtbare) Krone trage, sondern auch jeder andere Mensch in seiner näheren Umgebung (Familie und Schule) und in der ganzen Welt. Wir verstehen: Ich muss die Krone meines Gegenübers „erlauschern“, also achtsam und aufmerksam sein. Erst dann wird mir die Krone des Anderen bewusst.

Eine Möglichkeit den Begriff Würde einzuführen

Einstieg

Wir denken (mit älteren Schülern) darüber nach, was das Wort „Würde“ bedeutet.

Wir benutzen das Wort „Würde“ nicht sofort, sondern stellen uns vor: Jeder Mensch trägt eine Krone, ist eine Königin, ein König.
Was bedeutet das für uns?

Mögliche Ergebnisse des Gespräches:
– Eine Krone wird von einem König / einer Königin getragen. Was sind das für Menschen?
-Eine Krone sagt: Ich bin einzigartig, ich bin auserwählt!
– Durch eine Krone hat man eine andere Haltung: aufrecht & stolz
– Eine Krone zeigt: Ich bin ein König / eine Königin, ich bin besonders
-Als König*in habe ich auch eine Verantwortung anderen gegenüber …

Jetzt versuchen wir mal, die Würde als Wort einzuführen:
– Wir haben von der Krone gesprochen. Die Erwachsenen haben dafür ein Wort: „Würde„. Ersetzen wir das, was wir über die Krone und das König*innen-sein herausgefunden haben durch das Wort Würde:
– Jeder hat eine Krone
– Die Krone der anderen ist unantastbar
– …
Was bedeutet also das Wort? (Eine mögliche Definition findet ihr hier links im Bild)


Meine Definition muss ergänzt werden, denn sie lässt einen wesentlichen Punkt außen vor: Würde ist mehr als „Ich weiß, dass ich wertvoll bin und mein Gegenüber auch“. Würde hat auch etwas mit Respektieren zu tun. Mit Achtung vor dem anderen. Die Würde sieht in jedem einen König. Das kann im gemeinsamen Gespräch herausgearbeitet werden.

Erarbeitung

Auf den Tischen werden die einzelnen Aussagen verteilt. Sie kleben jeweils auf einem DIN-A3 Papier. Ein Schreibgespräch beginnt. Während des Laufens & Schreibens herrscht Stille.
Die Aufgabe lautet: „Finde eigene Beispiele zu den einzelnen Sätzen und schreibe sie auf!“
Die Sätze lauten:
– Ich darf so sein, wie ich bin
– Andere dürfen so sein, wie sie sind!
– Niemand darf dir deine Würde nehmen!
– Auch ich muss die Würde der anderen schützen
– Ich kann der Würde helfen. Sie muss stark werden!

Zusätzliche Textkarten werden als Hilfe genutzt.

TIPP: Während des Schreibgespräches ist es hilfreich, die Kinder eine gewisse Zeit bei einer Karte verweilen zu lassen – es gibt sonst ein zu schnelles Verlassen der einzelnen Tische, und tiefere Gedanken finden nicht die Möglichkeit, aufs Papier gebracht zu werden.
Ideen: Jeder darf nur zu zwei Karten etwas schreiben oder eine gewisse Zeitspanne wird für das Schreiben an einer Karte festgelegt. Durch ein akustisches Signal wird deutlich gemacht: Du kannst jetzt zur nächsten Karte wandern.

Ich als Lehrperson beteilige mich am Schreibgespräch und kann das Wort „Respekt“ einfließen lassen. Besonders für den letzten Impuls „Ich kann der Würde helfen. Sie muss stark werden!“ kann das eine gewinnbringende Vertiefung sein.

Aussagen zum Download

Die ersten beiden Aussagen sind einfacher zu bearbeiten und werden als solche markiert. Sollten Kinder Schwierigkeiten haben, können sie diese beiden Aufgaben zuerst beantworten.

Textkarten zum Download

Diese Textkarten können als Anregung dienen, um eigene Beispiele zu finden. Wichtig: Es sollen keine Namen von Kindern genannt werden! Auch fiktive Geschichten sind in Ordnung.

Auswertung & Vertiefung

Die gefunden Beispiele werden betrachtet und besprochen.

Hier kommt das Würde-Verletzen zur Sprache und auch Dilemma-Situationen (Wende ich mich gegen meine Freunde, wenn sie ein anderes Kind hänseln?)

Weitere Bildkarten dazu findet ihr auf der Taskcard

Abschluss bzw. Weiterarbeit

Jetzt können wir überlegen, welche Regeln sinnvoll sind, um ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen …

Eine handvoll Regeln reicht! Ich habe (abgeleitet vom demokratischen Sprechen) folgende Regeln ausgewählt:
– Ich höre zu – mit meinem (ganzen) Körper!
– Ich bin freundlich
– Ich akzeptiere das Wort „STOPP!“
– Ich frage mich: Wie möchte ich behandelt werden?

Regeln zum Download

Was bedeuten die Regeln?

Hier einige Ausformulierungen für die Regeln:

Theologisieren mit Kindern? Teil 2

In diesem Beitrag findet ihr praktische Regeln bzw. „Denkwerkzeuge“ um kindgerecht mit dem Theologisieren zu beginnen!

oder: Warum man nicht einfach „Mit Kindern über Gott und die Welt reden“ sagt

Theologisieren zergeht auf der Zunge …

Natürlich könnte ich das Theologisieren auch als gemeinsames Gespräch bezeichnen. Es klingt nur nicht so schön UND hat auch einen eklatanten Unterschied:

Ein Gespräch ist eine Methode, das Theologisieren ist mehr. Es ist eine Haltung. Wie schon im ersten Beitrag erwähnt, bin ich als Lehrkraft besonders gefordert (wie eigentlich immer) – aber wir spielen mit unseren Gedanken und haben kein konkretes Endergebnis vor Augen. Es ist ein Gedankenspiel. Dabei gelten besondere Regeln:

Denkwerkzeug

Ich wollte das Wort „Regeln“ vermeiden und habe die Karten „Denkwerkzeuge“ genannt – wie ein Werkzeug, das wir benutzen können, um Fragen auf den Grund zu gehen.

Denkwerkzeug allgemein

Die ersten drei „Werkzeuge“ sind allgemeiner Natur. Sie gelten wohl für jedes gute Gespräch und sind die Voraussetzung für ein gutes Miteinander.

Denkwerkzeug speziell

Die nächsten 4 Werkzeuge zielen auf eine gute Diskussion ab. Das ist natürlich ein langer Weg, bis wir diese Meisterschaft beherrschen (und mal ehrlich: Da könnten wir uns manchmal auch noch drin üben 😉 )

Super anspruchvoller Punkt! Seine Gedanken in Worte zu fassen fällt den Kids enorm schwer. Hier sind Denkpausen hilfreich. Das entschleunigt das Gespräch – eventuell durch einen Gesprächsball gesteuert, der immer wieder zu euch zurückgeworfen wird. So habt ihr es in der Hand, wann das Gespräch weiter geht: „Überlege zuerst, wie du es erklären kannst“.
Als Lehrkraft kann ich auch die anderen Kinder miteinbeziehen: „Hat jemand eine Idee, was XY meint?“

Wir theologisieren nicht über die Mathematik, sondern über Fragen, auf die es mehrere Antworten gibt. Die Kinder können / müssen anderer Meinung sein dürfen.
Hier helfen vorgefertigte Bausteine wie:
„Ich verstehe zwar was du meinst – aber ich bin anderer Meinung.“
„Ich persönlich glaube das nicht.“

Mit den Kindern (als abschreckendes Beispiel) einfach mal ausprobieren wie ein Gespräch verläuft, wenn einer nur sagt: „Das ist Quatsch!“, „Nie im Leben ist das so!“ „Was redest du denn da??? … usw.

Mir ist bewusst, dass die Denkwerkzeuge ein anspruchsvolles Ziel verfolgen. Ich sehe das Theologisieren als Weg, der uns über die gesamte Grundschulzeit und darüber hinaus begleitet.
Wenn die Kinder verstehen, dass wir alle Gedankenschätze haben, die wir im Gespräch miteinander teilen, dann können durch aktives Zuhören neue Ideen und Gedanken entstehen. Das ist so ganz anders, wenn man nur den eigenen Satz raushaut und gudd is.


Im Grundschulalter ist das eine große Herausforderung – aber auch wirklich eine gewinnbringende.

Eine augenzwinkernde Karte und doch so wichtig. Sie greift die oben genannten Punkte auf: Ich sollte versuchen, nicht nur meine Meinung und meine Aussagen für wichtig zu erachten. Ich muss lernen andere (und ihre Meinung) wahrzunehmen. Ich bin nicht der Nabel der Welt.


Im Grundschulalter ist das aber (entwicklungsbedingt) oft noch nicht so angelegt. Umso wichtiger ist es, es zu trainieren.

Download bitteschön

Hier findest du die Karten zum Download

Weiter geht´s mit …

… einem Gerüst für das Theologisieren

… Impulsen, die das Gespräch am Laufen zu halten …

… einer Einheit zum Theologisieren. Aufhänger ist das Lied “Mein Gott” / “Bist du ein Haus aus dicken Steinen” …

…mit einer Taskcard zum Thema und viel zusätzlichem Material …

STAY TUNED!

Einen ganz praktischen Beitrag von Horst Heller über theologische Nachdenkgespräche findet ihr hier!

Warum gibt es überhaupt Krieg?

Wir wollen nicht Kriege erklären, sondern Kinder zu einem friedvollen Miteinander anregen. Wie, das lesen Sie hier …

Kriege brechen aus?

Mein Kollege Horst hat mich bei meinem letzten Beitrag auf eine schwierige Formulierung hingewiesen: „Kriege brechen nicht aus, sie werden angezettelt.“ Wie recht er hat! Diese Formulierung habe ich bisher gar nicht hinterfragt, macht mir aber deutlich, was mein Ziel in der Schule sein soll:

Natürlich möchte ich das Thema Krieg in der Grundschule nicht ausklammern, besonders weil es so omnipräsent ist. Das Anzetteln jedoch möchte ich nicht in den Vordergrund stellen, denn das führt automatisch zum Thema Schuld. Wer ist schuld am Krieg? Diese Frage und die darauf folgenden Antworten will ich vermeiden. Nachhaltige Friedenpädagogik sucht überhaupt eher nach Lösungen, nicht nach Schuldigen. Viele Lehrer*innen haben zudem Kinder in ihren Klassen, die russische Wurzeln haben. Ich will keine Menschen defamieren und ihnen eine Mitschuld an einem Krieg geben, den nur einige wenige zu verantworten haben.

Warum gibt es Krieg?

Wer den Krieg anzettelt sitzt meist sehr bequem irgendwo in Sicherheit und reißt ganze Völker mit sich ins Unglück. Dieser Umstand ist schwer zu ertragen und auszuhalten. Einem Kind dies zu vermitteln ist wirklich furchtbar schmerzhaft, finde ich. Und der Umstand, dass der Grund meist Macht, Geld und Gier ist, macht das Erklären nicht einfacher. Wir stoßen hier an eine Grenze des Verstehens. Aber wir brauchen einen Ansatz, um es für Kinder verständlicher zu machen. Er könnte so lauten:

Manche Menschen haben nie gelernt zu verstehen, dass es nicht allein um sie geht. Sie haben als Kind vielleicht wenig über Regeln gehört und hatten kein gutes Miteinander mit Schülern, Eltern, Freunden. Vielleicht erfuhren sie auch das Prinzip „Der Stärkere setzt sich durch“.

Horst hat zehn kluge Überlegungen aufgeführt: Mit Kindern vom Krieg reden.

Für uns und unser pädagogisches Anliegen (damit wir nicht bitter werden!) ist es wichtig, sich klar zu machen: Frieden kann man lernen! Wir können nicht die Welt verändern, sondern beginnen im Kleinen. Denn das Kleine wird auch schnell groß 😉 .

Bilderbuch als Hilfe

Aus diesem Grund wähle ich den Weg – Sie ahnen es wahrscheinlich- mit einem Bilderbuch. Ich habe es hier schon vorgestellt: „Wir sind füreinander da„von Louise Spilsbury und Hanane Kai. Hier steht nicht der Krieg im Zentrum, sondern Regeln und Verantwortung. Es zeigt den Kreislauf auf, von Regeln im eigenen Zuhause, der Schule, Gesetze für uns und alle Menschen und schließt den Kreis mit der Verantwortung eines jeden, die Welt für alle lebenswert zu machen. Hier gibt es im Unterricht unendlich viele Möglichkeiten Konflikte und Lösungen zu thematisieren. Hier einige Impulse:

Friedenserziehung praktisch!

Ich habe Ihnen eine Taskcard zur Friedenserziehung zusammengestellt:

  • Unter der Überschrift Friedenspädagogik finden Sie einen kurzen theoretischen Abriss
  • Der Bereich Bilderbücher umfasst meinen Buchtipp für die Arbeit in der Grundschule
  • Unter Umsetzungsmöglichkeiten finden Sie Impulse, wie Sie das Bilderbuch mit Ihrer Klasse umsetzen können. Ich habe eine Gliederung in 3 Schritten gewählt und eine „Exkursion“ zu den 10 Geboten und der Goldenen Regel:
  1. Was sind Regeln? Regeln zu Hause und in der Schule
  2. Regeln aufstellen, Regeln brechen
  3. Exkursion Die 10 Gebote und die Goldene Regel
  4. Füreinander da sein & Verantwortung
  • Die Arbeitsblätter gibt es als Kopiervorlage im nächsten Fenster.
  • Susanne Gärtner (RPI Mainz) hat eine Broschüre zusammengesellt, die sich auch mit dem Bilderbuch auseinandersetzt. Sie finden diese unter dem Punkt „Material für den Religionsunterricht“, sowie die Troika Methode: Eine Möglichkeit, kollegiale Fallberatung (auch digital) zu ermöglichen – funktioniert auch mit Schülern! Diese beiden Spalten werden bis Dienstag gefüllt sein.

Klicken Sie (unten) auf die Überschrift „Taskcard zur Friedenserziehung“ um zur Taskcard und zum Download zu kommen.

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Wir sind füreinander da

Über Krieg zu sprechen ist nicht einfach. Warum nicht da starten, wo die Friedenserziehung beginnt? Beim Kind und seiner Lebenswelt …

Ein Sachbilderbuch über Regeln und Verantwortung. Es antwortet ganz konkret auf die Frage:

Wie können wir füreinander da sein? Mit Links zum Weiterlesen!

Mit freundlicher Genehmigung des Thienemann-Esslinger Verlages

Hier finden Sie weitere interessante Links und Impulse für den Unterricht!