oder: Die Krone, die jeder trägt
Würde = schweres Wort
Würde ist ein Begriff, der die innere und äußere Achtung und Anerkennung eines Menschen oder einer Sache beschreibt. Es bezieht sich auf den Wert, den jeder Mensch als Individuum besitzt, unabhängig von seiner Herkunft, seinem sozialen Status, seinen Fähigkeiten oder seinem Verhalten. Würde bedeutet, dass jeder Mensch das Recht hat, respektiert zu werden, seine Meinung frei zu äußern, selbstbestimmt zu handeln und in seiner Individualität geachtet zu werden.
Die Würde bildet somit eine wichtige Grundlage für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben.
Erklärungsnot?
Muss ich Kindern das Wort „Würde“ erklären? Hier kann ich klar sagen: „Ich kann – aber ich muss auch nicht“ 😉
In unserem neuen Relibogen „Die Frage nach mir“ wird der Begriff vorerst überhaupt nicht genannt – ich nutze stattdessen ein Bild für die Würde – die Krone. Mit ihr kann ich den Begriff genau definieren und be-greifbar machen:
Jeder Mensch ist wie ein König. Will heißen: Jedem Menschen kommt eine unverlierbare Würde zu. Die kann keinem genommen werden. Die Krone symbolisiert zwar auch Macht und Autorität. Doch um das „Über andere bestimmen“ geht es hier nicht, durchaus aber darum, über sich selbst zu bestimmen. Die Krone schenkt aber auch Würde. Ähnlich wie die Krone den Träger/ die Trägerin schmückt und ehrt, so sollte auch die Würde jeden Menschen schmücken und ehren. Sie zeigt seine besondere Stellung und die Verantwortung für die Menschen in seiner Umgebung.
Insgesamt verbindet das Bild der Krone als Symbol der Würde die Idee, dass die unantastbare Würde nicht nur geachtet werden -, sondern auch geschützt werden muss. So können wir über diesen abstrakten Begriff gut miteinander ins Gespräch kommen.
Die Idee
In unserer Fortbildung Relibogen im nächsten Jahr „Die Frage nach mir“ führen wir die Krone mit einer Geschichte über einen König ein. Durch ihn lernen die Kinder, dass nicht nur ich selbst eine (unsichtbare) Krone trage, sondern auch jeder andere Mensch in seiner näheren Umgebung (Familie und Schule) und in der ganzen Welt. Wir verstehen: Ich muss die Krone meines Gegenübers „erlauschern“, also achtsam und aufmerksam sein. Erst dann wird mir die Krone des Anderen bewusst.
Eine Möglichkeit den Begriff Würde einzuführen
Einstieg
Wir denken (mit älteren Schülern) darüber nach, was das Wort „Würde“ bedeutet.
Wir benutzen das Wort „Würde“ nicht sofort, sondern stellen uns vor: Jeder Mensch trägt eine Krone, ist eine Königin, ein König.
Was bedeutet das für uns?
Mögliche Ergebnisse des Gespräches:
– Eine Krone wird von einem König / einer Königin getragen. Was sind das für Menschen?
-Eine Krone sagt: Ich bin einzigartig, ich bin auserwählt!
– Durch eine Krone hat man eine andere Haltung: aufrecht & stolz
– Eine Krone zeigt: Ich bin ein König / eine Königin, ich bin besonders
-Als König*in habe ich auch eine Verantwortung anderen gegenüber …
Jetzt versuchen wir mal, die Würde als Wort einzuführen:
– Wir haben von der Krone gesprochen. Die Erwachsenen haben dafür ein Wort: „Würde„. Ersetzen wir das, was wir über die Krone und das König*innen-sein herausgefunden haben durch das Wort Würde:
– Jeder hat eine Krone
– Die Krone der anderen ist unantastbar
– …
Was bedeutet also das Wort? (Eine mögliche Definition findet ihr hier links im Bild)
Meine Definition muss ergänzt werden, denn sie lässt einen wesentlichen Punkt außen vor: Würde ist mehr als „Ich weiß, dass ich wertvoll bin und mein Gegenüber auch“. Würde hat auch etwas mit Respektieren zu tun. Mit Achtung vor dem anderen. Die Würde sieht in jedem einen König. Das kann im gemeinsamen Gespräch herausgearbeitet werden.
Erarbeitung
Auf den Tischen werden die einzelnen Aussagen verteilt. Sie kleben jeweils auf einem DIN-A3 Papier. Ein Schreibgespräch beginnt. Während des Laufens & Schreibens herrscht Stille.
Die Aufgabe lautet: „Finde eigene Beispiele zu den einzelnen Sätzen und schreibe sie auf!“
Die Sätze lauten:
– Ich darf so sein, wie ich bin
– Andere dürfen so sein, wie sie sind!
– Niemand darf dir deine Würde nehmen!
– Auch ich muss die Würde der anderen schützen
– Ich kann der Würde helfen. Sie muss stark werden!
Zusätzliche Textkarten werden als Hilfe genutzt.
TIPP: Während des Schreibgespräches ist es hilfreich, die Kinder eine gewisse Zeit bei einer Karte verweilen zu lassen – es gibt sonst ein zu schnelles Verlassen der einzelnen Tische, und tiefere Gedanken finden nicht die Möglichkeit, aufs Papier gebracht zu werden.
Ideen: Jeder darf nur zu zwei Karten etwas schreiben oder eine gewisse Zeitspanne wird für das Schreiben an einer Karte festgelegt. Durch ein akustisches Signal wird deutlich gemacht: Du kannst jetzt zur nächsten Karte wandern.
Ich als Lehrperson beteilige mich am Schreibgespräch und kann das Wort „Respekt“ einfließen lassen. Besonders für den letzten Impuls „Ich kann der Würde helfen. Sie muss stark werden!“ kann das eine gewinnbringende Vertiefung sein.
Aussagen zum Download
Die ersten beiden Aussagen sind einfacher zu bearbeiten und werden als solche markiert. Sollten Kinder Schwierigkeiten haben, können sie diese beiden Aufgaben zuerst beantworten.
Textkarten zum Download
Diese Textkarten können als Anregung dienen, um eigene Beispiele zu finden. Wichtig: Es sollen keine Namen von Kindern genannt werden! Auch fiktive Geschichten sind in Ordnung.
Auswertung & Vertiefung
Die gefunden Beispiele werden betrachtet und besprochen.
Hier kommt das Würde-Verletzen zur Sprache und auch Dilemma-Situationen (Wende ich mich gegen meine Freunde, wenn sie ein anderes Kind hänseln?)
Weitere Bildkarten dazu findet ihr auf der Taskcard
Abschluss bzw. Weiterarbeit
Jetzt können wir überlegen, welche Regeln sinnvoll sind, um ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen …
Eine handvoll Regeln reicht! Ich habe (abgeleitet vom demokratischen Sprechen) folgende Regeln ausgewählt:
– Ich höre zu – mit meinem (ganzen) Körper!
– Ich bin freundlich
– Ich akzeptiere das Wort „STOPP!“
– Ich frage mich: Wie möchte ich behandelt werden?
Regeln zum Download
Was bedeuten die Regeln?
Hier einige Ausformulierungen für die Regeln: