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Die Grundschulbibel

Spuren lesen. Grundschulbibel

Herausgegeben von Hans Burkhardt, Damaris Knapp, Beate Peters

Erarbeitet von Ulrike von Altrock, Hans Burkhardt, Sabine Keppner, Damaris Knapp, Beate Peters

In Zusammenarbeit mit dem Westermann Bildungsmedien Verlag

192 Seiten 1. Auflage 2022, gebunden
Calwer Verlag ISBN 978-3-7668-4534-4
Preis: 19,50 Euro
Prüfpreis 9,75 Euro
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Kinderbibeln gibt es fast ‚wie Sand am Meer‘ , Schulbibeln hingegen deutlich weniger. Die didaktischen Aufgaben bei der Erstellung sind mannigfach: sorgfältige Auswahl der Texte, sprachliche Achtsamkeit, altersgemäßes Anspruchsniveau und didaktisch-methodische Gestaltungsfragen, um nur einige Kriterien zu nennen.

Mit der Grundschulbibel „Spuren lesen“ liegt jetzt ein neues Werk vor. Es kann im Zusammenhang mit dem gleichnamigen Grundschul-Religionsbuch „Spuren Lesen“ aus dem Calwer Verlag genutzt werden, ist jedoch auch völlig unabhängig davon zu verwenden. Jeweils zwei Begleiter führen die Schülerinnen und Schülern (SuS) durch die beiden Bibelteile.

Erster Teil der Bibel – Das Alte Testament

Der Priester Daniel – mit der Erfahrung von Krieg und Babylonischer Gefangenschaft – und seine Enkelin Hanna (10 Jahre) führen in die Geschichten ein; Hanna stellt öfter Rückfragen und Priester Daniel führt die Hauptlinien der Erzählungen in größere Zusammenhänge. Die beiden mischen sich jedoch nicht allzu oft ein, so dass ihr Anteil nicht den Informationsfluss der Erzählungen stört.

Bibeldidaktisch und theologisch ist dieses Vorgehen sinnvoll, denn die Entwicklung der religiösen Leitthemen und Erzählungen Israels hat ihren Ursprung in Babylon. So auch die hymnische Erzählung von der Schöpfung, die Gott gut gemacht hat (Gen 1) Damit beginnt dieser Teil. Die SuS erhalten einen ersten Einblick in Entstehungswege der Bibel; Großvater Daniel und Enkelin Hanna helfen dabei klug mit. Die beiden stehen gewissermaßen stellvertretend für kindertheologisch arbeitende LehrerInnen. Die Aufgabe erledigen sie gut: Fragen stellen; Instruktionen geben; dialogisch Themen entwickeln. So kommt diese Schulbibel ohne jene Elemente aus, die für ältere Schulbibeln typisch waren: Mehrere Aufgaben unter den Texten, Sachinfos als Kleingedrucktes, Lexikon u.a.m.

Kurz weiter zu den Inhalten des AT-Bereichs. Die Geschichten von Abraham, Isaak, Jakob, Josef und Mose nehmen breiten Raum ein. Das ist auch im Hinblick auf die starke Verortung dieser Texte in den meisten Bildungsplänen sehr sinnvoll. Eine Doppelseite enthält kurze Auszüge des Propheten Jesaja, eine weitere den bekannten Text aus Prediger (Kohelet): „Alles hat seine Zeit“. Mit den ausgewählten Psalmversen können im Unterricht Situationen des Dankes an den Schöpfer (z.B. Ps. 8) , des Lobens (z. B. Ps.150), aber auch des Klagens und Weinens einbezogen werden.

Mit diesen Angeboten liegen viele hilfreiche Texte des AT für die Grundschule in didaktisch guter Auswahl und elementarer, kindgemäßer Sprache vor.

Zweiter Teil der Bibel – Das Neue Testament

Zunächst werden die Begleitpersonen vorgestellt. Silas, ein junger Christ aus Griechenland, Theophilus ein christlicher Gelehrter mit Hang zum Sammeln alter Texte aus christlicher Tradition.[1] Er hat soeben das Markus-Evangelium entdeckt; „Das ist die Abschrift von Jesus-Geschichten, die jemand gesammelt hat. Er nennt sich Markus“ (115). Der Einstieg erfolgt dann mit der Passionserzählung des Markus. Das ist ungewöhnlich! Dahinter steht sicherlich die theologische Erkenntnis, dass das Leiden und der Tod Jesu Intitialpunkt für viele Deutungen und Erklärungen waren. [2] Bibeldidaktisch ist der Ansatz neu, die Jesus-Erzählung gewissermaßen „vom Ende her“ zu beginnen. Die erste Geschichte ist das Passahmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feiert (116 ff). [3]  Die vermeintlichen Anfänge, also die bekannten Geburtsgeschichten von Lukas und Matthäus, folgen später. Theologisch ist damit u.a. der Tatsache Rechnung getragen, dass das strahlende Licht der Weihnachtserzählungen mit Engelscharen, Stern und Geschenkeglanz seine Kraft ja überhaupt erst von Jesu Auferstehung her gewinnt. Man darf gespannt sein, welche neuen Ideen und Fragen Kinder angesichts dieser besonderen Schwerpunktsetzung entwickeln.

Die kurze Erzählung (Markus-Version) „Jesus räumt im Tempel auf“ (142) dürfte auch auf Kinderinteresse stoßen; vielleicht mit dem Hintergedanken: ‚Das könnte er auch mal in meinem Zimmer machen…‘.

Aus der Apostelgeschichte kommen vor: die Himmelfahrt-Erzählung und die Pfingstgeschichte. Ein kurzer Blick auf Paulus, den Briefeschreiber, und die prophetische Schlussszene der Offenbarung „Vom neuen Himmel und von der neuen Erde beschließen das Geschichtenangebot aus dem NT.

Die vielen Bilder und farbigen Gestaltungen machen das Buch sehr lebendig und anschaulich. Sie geben viel Anlass, die Erzählungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

Mein Fazit

Mit dieser Grundschulbibel erhält der Religionsunterricht eine sehr gute Unterstützung. Kinder können den Grundbestand elementarer Bibelexte erlesen oder sich vorlesen lassen, und sie lernen die Vielfalt biblischer Überlieferungen in einfacher Sprache kennen. So erfahren sie, dass die Bibel kein vom Himmel gefallenes Buch ist, sondern von vielen Menschen aufgeschrieben wurde, um die gute Nachricht zu verbreiten. Die einfache, jedoch prägnante Sprache sowie das äußere Erscheinungsbild in Texten und Bildern machen das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis, das auch weit über den Schulunterricht hinaus verwendet werden kann, z.B. als Kinderbibel.


[1] Die Figuren „Theophilus“ und „Silas“ helfen auch, das Verständnis der Bibel als Sammlung von vielen Einzelschriften („Bibliothek“) deutlich zu machen. Die Namen sind jedoch nicht gut gewählt. Denn diese beiden Personen kommen ja bereits im NT vor; siehe Lk 1,1, und Apg. 1,1  sowie Apg. 15,22 u.ö. Daher ist der Satz S. 113 falsch: „Sie kommen nicht in der Bibel vor“.

[2] Hier kann man auf die in der Bibelwissenschaft oft zitierte Aussage von Martin Kähler (1892) zurückgreifen, nach der die Evangelien „Passionsgeschichten mit ausführlicher Einleitung“ seien.

[3] An dieser Stelle muss ich deutlich Kritik anbringen. Die Autorinnen und Autoren der Grundschulbibel haben die problematische Luther-Übersetzung „Einer von euch wird mich verraten“ (Mk 14,18; so leider auch noch die Luther- Übers. 2016) übernommen. Dies ist der erste Satz, den die Grundschulbibel von Jesus wörtlich bietet, vgl. 116! Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass die Übersetzung des griech. Begriffs paradídōmi korrekt lautet: „ausgeliefert“ oder „dahingegeben“. Mit dem Beharren auf „verraten“ wird unterschwellig ein antijudaistisches Idiom weitergegeben, wie es seit Jahrhunderten schlechte christliche Tradition ist. Die Mehrzahl anerkannter Bibelausgaben übersetzt korrekt mit „ausgeliefert“.

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Religionsunterricht morgen – aber wie?

RundfunkhörerInnen sagen ihre Meinung

Am 8.7.21 stellte der Bayerische Rundfunk BR2 dieses Thema als TAGESGESPRÄCH unter der Moderation von Birgit Kappel vor:

„Es geht um nichts Geringeres als um die großen Fragen des Lebens. Aber gehört Religionsunterricht deshalb zwangsläufig zum Bildungsauftrag der Schulen? Und wenn ja, in welcher Form? Anlässlich der Einführung eines islamkundlichen Unterrichts in Bayern im Jahr 2021 stellt BR 2 den konfessionell getrennten Religionsunterricht in Deutschland überhaupt in die Diskussion. Interessante Beiträge von ZuhörerInnen und Fachkräften werden geboten!“

Die Ankündigung wurde gut umgesetzt. Es hat nach meiner Erfahrung schon Seltenheitswert, dass eine Rundfunksendung so gründlich in diese Thematik einsteigt!

Neben der engagiert fragenden Moderatorin war der katholische Religionspädagoge Prof. Matthias Gronover von der Universität Tübingen als kontinuierlicher Gesprächspartner zu Gast. Ebenfalls als Gast: Prof. Tarek Badawia vom Lehrstuhl für islamische Religionslehre an der Universität Erlangen/Nürnberg. Mit der Zuschaltung der Lehrerin Velida Hafizovic aus Hamburg wurde dann der Blick über den bayerischen Tellerrand geweitet und der „Religionsunterricht für Alle“ ins Blickfeld gerückt.
Fast eine ganze Stunde lang erreichte die Sendung viele Menschen auch über Bayern hinaus, die sich über Telefonanrufe am der Diskussion beteiligten.

Dieser Rundfunkbeitrag ist beim BR als Podcast ( mp3, ca. 54 Min.)
abrufbar unter diesem Link .

Auf einige der Beiträge von Hörerinnen und Hörern möchte ich im Folgenden etwas eingehen und Sie mit den Minutenangaben ermuntern, sich diese auch selbst gründlich anzuhören.


Ab 04:31 min
Hörerin Frau F. nimmt gleich zu Beginn kritisch Stellung: Religionsunterricht in der hergebrachten Form des getrennten Unterrichts sei überhaupt nicht mehr zeitgemäß; ihre Meinung ist stark geprägt von früheren Erfahrungen in katholischer Klosterschule. Sie plädiert klar für einen Ethikunterricht für Alle.

Ab 12:11 min
Frau H. ist selbst Lehrerin an einer Grundschule. Sie beschreibt die großen Schwierigkeiten, welche die Schulen mit der Organisation von 3 oder 4 Religionsunterrichten/Ethik für die Klassen mit sich bringen. Sie erlebt in der Praxis, dass Grundschulkinder der Trennung innerhalb der Klassen oft befremdlich gegenüberstehen und dafür auch von zuhause kein Verständnis mitbringen.

Ab 15:50 min
Hörer Herr K. nimmt engagiert Stellung zum Thema. In waschechtem Schwäbisch (?) berichtet er von seinen guten Erfahrungen, wie er als Kind muslimischer Eltern früher auch katholische und evangelische Gottesdienste besucht hatte. Da hat er gemerkt: “Wir sind alle nur Menschen und stammen alle von einem Gott ab“! Herr K. schätzt die Chancen und das wachsende wechselseitige Verständnis dabei als sehr hoch ein! Ein deutliches Plädoyer für gemeinsames Lernen von Religion in der Schule. Den Lehrkräften traut er diese Aufgabe zu: „Das kann ein Lehrer sehr gut vermitteln, dafür ist er da, das hat er gelernt!“

Ab 25:00 min
Auch die Hörerin Frau G. wünscht sich für die Zukunft gemeinsames Lernen; ihr ist vor allem der Aspekt der Friedenserziehung und der Fähigkeit zu Toleranz ein wichtiges Anliegen.

Prof. Gronover wurde von der Moderatorin nach seiner Meinung zu den Hörerbeiträgen gefragt. Seine Antworten bezogen sich auf den Auftrag des konfessionellen Religionsunterrichts, an dem er grundsätzlich festhalten möchte („Heimat bieten“). Dies leitet er auch aus dem grundgesetzlichen Recht auf Religionsunterricht ab (Art. 7 Abs. 3 GG). Heutiger RU habe sich den Anforderungen der Zeit zu stellen, vor allem mit der kulturellen und religiösen Vielfalt umzugehen. Schülerinnen und Schüler sollen Kompetenzen erwerben, Religion einzuschätzen und auch kritisch zu befragen. Vor allem der Berufsschulunterricht Religion werde fast überall in Deutschland schon gemeinsam für die Klasse erteilt.

Im Hinblick auf den islamkundlichen Unterricht, der nun in Bayern eingeführt wurde, sprach sich Prof. Badawia grundsätzlich für eine konfessionelle Bindung aus. (Die ungeklärten Fragen der Anbindung an muslimische Gemeinschaften wurden nicht thematisiert). Er verwies auf den starken interreligiösen Anteil, den der islamische Lehrplan aufweise. Der Blick auf die anderen Religionen und das gemeinsame Gespräch haben in diesem einen hohen Rang! Die Rahmenbedingungen des neuen Unterrichts seien in Bayern zwar nicht optimal. Vor allem fehle es an ausgebildeten Lehrkräften für Islamkunde. Dennoch hofft er auf konstruktive Weiterentwicklungen.

Ab 17:55 min
Lehrerin Velida Hafizovic aus Hamburg berichtete, wie sich ihre Arbeit beim Religionsunterricht im Klassenverband gestaltet.

( In Hamburg gibt es seit langem Religionsunterricht für Alle. Dieser war früher allein in der Trägerschaft der Evangelischen Kirche. Inzwischen sind durch Staatsvertrag auch andere Religionsgemeinschaften gleichwertig hinzugekommen. Auch die Lehrkräfte gehören unterschiedlichen Religionen an, arbeiten aber alle nach dem Konzept des Lehrplans und gemeinsamer schulischer Pläne.)

Frau Hafizovic ist ausgebildete Lehrerin für Islamunterricht. Die Aufgabe, Kinder aller Religionen zu unterrichten, war für sie eine große neue Herausforderung. Die Erfahrungen in den Klassen sind für sie durchweg positiv. Die Schülerinnen und Schüler schätzen es, miteinander die religiöse Vielfalt kennenzulernen. Das Konzept bringt eine intensive Zusammenarbeit der Lehrkräfte verschiedener Religionen an der Schule mit sich. Dies wird von Frau Hafizovic als sehr fruchtbringend eingeschätzt. Von der Moderatorin gefragt, ob sie denn diese Form des Religionsunterrichts für Alle auch für andere Bundesländer empfehlen würde, antwortete sie klar mit „Ja“.

Noch einige weitere unterschiedliche Beiträge sind in dieser Sendung zu hören. Die meisten sprechen sich für deutliche Änderungen beim Religionsunterricht aus, bis hin zur Forderung nach Abschaffung.

Gerne können Sie nach dem Anhören des Podcasts Ihre Meinung zum Thema im Kommentar unten aufschreiben.

Weitere Hinweise

Informationen zum Religionsunterricht in Hamburg:
Website der Hamburger Religionslehrerinnen und -lehrer


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Methoden

Edelgard Moers, Ulrike Itze, Brigitte Zeeh-Silva

Methoden im Religions- und Ethikunterricht
Ein Praxishandbuch

Calwer Verlag, Stuttgart 2019

ISBN 978-3-7668-4420-0

25,95 Euro

“Immer wieder Neues wagen und erproben”

Methodische Handreichungen begleiten den Religionsunterricht schon immer. Veränderte Themenstellungen bei den Inhalten und neue pädagogische Konzepte bedingen auch neue Wege für den Unterricht. Bestimmte Schwerpunkte und Einteilungen sind dabei festzustellen: texterschließend, spielerisch, musikalisch, ganzheitlich (?), kreativ, digital … Uferlos scheint die Fülle.
Welche Wege schlagen die Autorinnen dieses Buches ein?

Unter der Kapitelüberschrift „Didaktische Konzeptionen[1] werden zunächst wesentliche Grundbezüge des Methodenbuches überschaubar dargestellt. Hier findet man Vertrautes wie Symboldidaktik[2] und Freiarbeit, aber auch neue Schwerpunkte wie „Beziehungsstiftendes Lernen“ und „Existenzerschließender Religionsunterricht“. Letzterer ist eng verbunden mit „Kindertheologie“. Diese Grundbezüge lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen, haben fließende Übergänge, schließen einander nicht aus, sondern unterstützen sich. Einige Themenbereiche werden ausschließlich für Religion relevant sein, viele andere aber auch für Ethikunterricht oder auch andere Fächern.[3]

Im zweiten Kapitel werden „Rituale“ gesondert hervorgehoben. Der Unterricht in der Grundschule – hier liegt der stufenmäßige Schwerpunkt dieses Methodenbuches – wird wesentlich von Ritualen mitgeprägt. Hier werden Rituale für den Tagesablauf in der Schule, aber auch für die Gestaltung des Jahres und von Feier- und Geburtstagen vorgestellt. Sie sind wichtiges Gestaltungselement. „Rituale haben eine heilende und vertiefende Wirkung spiritueller Inhalte … ermöglichen den Kindern Sicherheit und Orientierung, vermitteln Werte, geben Struktur“ (36f). Zugleich wird es praktisch, es werden Beispiele detailliert vorgestellt: Anfangs- und End-Rituale, Danke-Rituale, Begrüßungsrituale, Feedback-Rituale.

Damit ist der Boden für das umfängliche Kapitel zur Vorstellung von zweihundert (!) Methoden bereitet. Das Repertoire ist groß. Man findet teils ausführliche Beschreibungen, die inhaltliche Projekte beschreiben, aber auch kürzere elementare Hinweise zum Erproben praktischer Wege. Zunächst wird das „Kompetenzspektrum“ benannt, dem die Methode zugeordnet ist. Sowohl prozessorientierte als auch inhaltsorientierte Kompetenzen werden beschrieben. Da die meisten Bildungspläne in Deutschland inzwischen kompetenzorientiert sind, ist diese Verknüpfung ausgesprochen sinnvoll. Damit öffnet sich auch der Blick auf die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Methoden.

Aus der großen Zahl sei hier beispielhaft erwähnt:

Lapbook; Schatzmappe (Portfolio), Klickbild, Ausdrucksbild, Bibliodrama, Dialogisches Erzählen, Lerntagebuch, Gestaltete Mitte, Jahreskalender, Museumsgang, Platzdeckchen, Rollenspiel, Streitgespräch …


Einige Themen sind schon inhaltlich für den Unterricht aufbereitet, z. B.:

  • Gebete lesen, sprechen und gestalten (178-184)
  • Geburtstagsaktivitäten (185-188)
  • Bewegtes Lied (76-81)
  • Rückenreise (342-347)

Manche Methoden bauen auf Vertrautem auf und wurden weiter entwickelt. Andere sind im Zusammenhang mit neuen Inhalten und pädagogischen Strömungen entstanden. Heutiger Religions- und Ethikunterricht setzt besonders auf eigenes Entdecken und Gestalten; dass die Dimensionen der „Beziehung“ und der „Erfahrung“ eine entscheidende Rolle im Lernprozess spielen, wird mehr und mehr erkannt. Entsprechende Methoden der gelingenden Kommunikation und der angemessenen Präsentation kommen in der Schule zunehmend zur Geltung. Dafür stellt dieses Buch eine große Schatzkiste dar. Man spürt in den Methodenbeschreibungen, dass viel Unterrichtserfahrung dahinter steht. Umsichtig werden Chancen und Wege beschrieben, die für den Unterricht zu beachten sind. Sowohl Berufsanfänger als auch erfahrene Lehrkräfte können davon enorm profitieren, um für Schülerinnen und Schüler – teilweise durchaus bis in die Sek. I – guten Unterricht in Reli oder Ethik zu machen.

……………………………….

Dr. Manfred Spieß, Oldenburg,
04.05.2020

Zum Inhaltsverzeichnis des Buches (Verlag)

Zusatzmaterialien zum Download (Verlag)

[1] Der Begriff wird in der Religionspädagogik nicht einheitlich verwendet. Generationen von Reli-Studierenden mussten (und müssen) für Prüfungen (Professoren-)Namen und „Konzeptionen“ von Religionsdidaktikern parat haben. Es ist mehr als fraglich, ob dieses `Prüfungswissen´ wirklich so wesentlich ist, wie in den Unis vorgegeben! Heute wird angemessener von „Dimensionen“ bzw. „Prinzipien“ der Unterrichtsgestaltung gesprochen, auch in diesem Methodenbuch.

[2] Gelegentlich fehlt Genauigkeit: So wird Hubertus Halbfas, einer der Gründerväter der Symboldidaktik, besonders für den Evangelischen Religionsunterricht lobend erwähnt. Unerwähnt bleibt jedoch, dass Halbfas bis heute – mit großen `Bauchschmerzen´ – der katholischen Kirche angehört und auch dort religionspädagogisch prägend gewirkt hat.

[3] Dieses Buch will ja keine Fachdidaktik sein. Der Schwerpunkt liegt im Methodischen. Zwar werden in der Einleitung (7-8) einige fachdidaktische Schwerpunkte – auch Fächer abgrenzend – genannt, für vertiefende Arbeit in der Aus- und Fortbildung ist jedoch weitere Fachliteratur heranzuziehen; z.B.: Georg Hilger u.a., Religionsdidaktik Grundschule. München/Stuttgart 2018

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Was Bibel und Koran erzählen

Was Bibel und Koran erzählen. Ein Lesebuch für das interreligiöse Lernen.

Erarbeitet von Kristina Augst, Anke Kaloudis, Esma Öger-Tunc, Birgitt Neukirch
160 Seiten. Calwer Verlag, Stuttgart, 2020
ISBN 978-3-7668-4487-3 17,95 Euro

Neu! Ergänzung unten: Ein Interview mit den Autorinnen!


Dass „Bibel“ und „Koran“ in gleichberechtigter Weise umfassend in einem Schulbuch thematisiert werden, ist neu und bisher einmalig. Bislang war die Sichtweise auf die ‚andere Religion‘ meist eingebettet in monokonfessionelle Bücher; dort zumeist im letzten Kapitel, oft auch nur summarisch zu finden. In diesem als „Lesebuch“ deklarierten Unterrichtswerk ist das anders. Ein Autorinnenteam aus christlicher und islamischer Religionspädagogik nimmt die in vielen Schulen vorfindliche multireligiöse Situation ernst und stellt gemeinsam fundierte Arbeitsmöglichkeiten für den Unterricht vor. Das  Buch  wurde  von  einem  interreligiös  zusammengesetzten  Autorenteam verfasst: Kristina Augst (RPI Darmstadt), Birgitt Neukirch (RPI Fulda), Esma Öger-Tunc (Universität Gießen) und Anke Kaloudis (RPI Frankfurt)

Inhaltlicher Überblick

Eine Wahrnehmung, die für den christlichen Religionsunterricht gilt, ist im islamischen Religionsunterricht nicht sehr anders: Schülerinnen und Schüler verfügen häufig über geringes Grundwissen zu ihrer Religion. Deshalb werden zu Anfang des Lesebuches Bibel und Koran in Grundzügen parallel auf Doppelseiten erläutert: Entstehung der Bücher, Aufbau, Bedeutung, Haltung und Verhaltensweisen. Es folgen unter der Überschrift „Bibel und Koran erzählen von Gott/Allah“ Geschichten von Noah, Yusuf und Musa, ebenfalls in paralleler Zuordnung. Dabei werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede klar hervorgehoben. Beide Bücher haben jeweils einen theologischen Anspruch, der in diesem Lesebuch nicht zu kurz kommt. Das Verhältnis ist vielleicht mit dem Prädikat ‚anerkennendes Miteinander‘ treffend zu beschreiben.

Gelegentlich wird bei religionsübergreifenden Projekten vor der Gefahr einer ‚Vermischung‘ gewarnt. Diese ist hier nicht gegeben, weil sowohl von christlicher wie auch von islamischer Seite theologische Klarheit unübersehbar eingebettet ist.

Die weiteren Inhalte kurz gefasst: Schöpfung in der Bibel, Schöpfung im Koran; Ibrahim, Abraham und Isaak; Gebote und Goldene Regel; Barmherzigkeit und Segen; Tod und Trauer. Bibel und Koran erzählen von Jesus/Isa; der Koran und die Hadithe erzählen von Muhammad; was Christen und Muslime glauben und tun.
Zentral ist für den Koran die Eröffnungssure Fatiha 1. Sie leitet jedes Gebet ein. Daneben steht das biblische Vaterunser. Ritus und Gebetsinhalte werden so zum dialogischen Thema.


Didaktische Gestaltung

Anders als ein traditionelles Schulbuch hat dieses Lesebuch keine Arbeitsanweisungen auf den Seiten. Das ist kein Defizit, sondern es erweitert das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten für unterschiedliche Lerngruppen. In die didaktische Gestaltung des Buches wurde erkennbar große Sorgfalt gesteckt. Die Seiten und Kapitel sind sehr übersichtlich gestaltet. An vielen Stellen sind die „biblischen“ Teile und die „koranischen“ Teile farblich abgesetzt, so dass man auch bei mehrseitigen Themen nicht durcheinander kommt. Die kalligraphisch anmutende Randgestaltung bringt Orientierung und Ästhetik ins Buch. Die einheitliche, gut leserliche Textgestaltung erleichtert Schülerinnen und Schülern den Umgang. Ausdrücklich wurde auf einfache Sprache geachtet, teils explizit ‚leichte Sprache‘ verwendet.

Das ist, was Heterogenität angeht, ein großer Gewinn! Jedoch wird es manch anderem Leser so gehen wie dem Rezensenten: ich vermisse den Genitiv! Der Dativ hat ihn völlig verschluckt! Muss das sein? „Die Schöpfung von Gott loben“; „Der Bau von der Kaaba“ u.ö.


Alle sollen durch das Buch erreicht werden, ein klarer inklusiver Ansatz. Berücksichtigt man, dass alle Texte, sowohl für den biblischen wie auch für den koranischen Teil, unter diesen (religions-)didaktischen Prämissen entstanden sind, dann kann man erahnen, welche Pionierarbeit hier geleistet wurde! Ein ausführliches Glossar hilft beim Verstehen ‚schwieriger Wörter‘ und erleichtert das selbstständige Schmökern, für das ein Lesebuch ja auch da ist. Ebenso findet man ein gut lesbares Bibelstellen- und Koranstellenverzeichnis.

Ausgesprochen genial ist die Bildgestaltung. Ausgehend von „Schnipsel-Bildern“, die Grundschulkinder im christlichen und islamischen RU angefertigt haben, entstanden farblich und inhaltlich Bildwerke, die mehr als nur ‚Illustrationen‘ sind. Sie bestechen durch Einfachheit und Klarheit und stellen ein großes Reservoir als ‚Assoziationspool‘ dar. Im Hinblick auf den sensiblen Umgang mit Bildern in der islamischen Tradition vermeiden diese „Schnipsel-Bilder“ die erkennbare Darstellung von Personen durch Weglassen von Gesichtern und weitere bewusste ‚Unanschaulichkeit‘. Dennoch wirken sie und bereichern das Lesebuch sehr.

Seite 37 : Sie erkennen das Motiv?

Zum möglichen Einsatz

Lehrkräfte können das Buch im konfessionell getrennten Unterricht einsetzen, um dort sowohl die eigene Religion zu vertiefen als auch gründlich der anderen Religion zu begegnen. Und in gemeinsamen Lernsituationen, die in den Schulen ja auch schon häufig zu finden sind, ist dieses Buch eine Brücke sowohl zwischen den Schülerinnen und Schülern als auch bei den Inhalten. Christliche Lehrkräfte erhalten durch die Themen einen Einblick in den Koran und in das islamische Glaubensleben und werden sicherlich zu weiteren Vertiefungen angeregt. Für islamische Lehrkräfte gilt das ‚vice versa‘. Der unterrichtliche Einsatz ist schon ab 3. Schuljahr möglich; in der Sekundarstufe ist eine Nutzung bis zur 7. Klasse gut vorstellbar.
Als ‚Lesebuch‘ kann das Buch den Unterricht lange begleiten. Die Inhalte sind vielen Lernfeldern der Bildungspläne zuzuordnen, sowohl im evangelisch- katholischen Bereich als auch im Islamunterricht. Einer breiten Nutzung steht also nichts mehr im Wege!


Relpod. Nr. 07 / Was Bibel und Koran erzählen

Am 12.5.2020 wurden die Autorinnen des Lesebuches im Podcast Relpod interviewt (10 Min.)
Zu Gast bei Kristina Augst sind drei Autorinnen: Anke Kaloudis (RPI Frankfurt und Schwerpunkt „Interreligöses Lernen“), Esma Öger-Tunc (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Islamische Theologie und deren Didaktik an der JLU / Gießen) und Birgitt Neukirch (RPI Fulda und Schwerpunkt „Inklusion“).
Dieses Interview bringt vertiefende Hintegrundinformationen zur Enstehung und Nutzung; auch die Neuigkeit, dass ein Lehrerhandbuch in Arbeit ist!

Ein Klick auf das Bild führt zum Podcast:


Weitere Buchempfehlungen zum interreligiösen Lernen:



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Religion – Bildungspläne

Bildungspläne und Curricula für die Religionsfächer und diverse Alternativfächer wie „Ethik“, „Philosophie“, „Werte und Normen“ sind – wie alle übrigen Fächer auch – in den Bundesländern je einzeln erarbeitet und festgelegt. Dabei gilt es auch, die Konfessionen zu unterscheiden. Längst nicht mehr allein in „Evangelisch“ und „Katholisch“, in einigen Ländern gibt es auch schon islamischen und jüdischen Religionsunterricht, wenn auch in deutlich kleinerem Umfang.

Hier ist eine Übersicht angelegt, in der man die entsprechenden Pläne finden kann. Da es nicht leicht ist, über alle 16 Bundesländer den Überblick zu behalten, bitte ich darum, eventuelle Änderungen oder Korrekturen mir mitzuteilen, damit ich diese aktuell einarbeiten kann.
Über die Links der Bundesländer kommt man zu einer pdf-Übersichts-Datei des jeweiligen Bundeslandes.

Baden-Württemberg 

Bayern

Berlin

Brandenburg

Bremen

Hamburg


Hessen

Mecklenburg-Vorpommern


Nieder-
sachsen


Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Saarland

Sachsen 

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein 


Thüringen