Christiane Sutter: Die Kreuzfahrerrezeption in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts.
(Karlsruher Schriften zur Kunstgeschichte 5) Berlin: LIT 2012 [VI, 364 S. 59 Abb. = Diss Karlsruhe 2011.]
Kunstgeschichtlich auch diese Arbeit, hier geht es aber um die Rezeption im 19. Jh. Der Anhang mit knapp 60 Bildern (schwarz-weiß) begrenzt die Rezeption fast ausschließlich auf Deutschland. Obwohl doch in der Eingangsthese CS in der medialen Darstellung von Napoleons Ägyptenfeldzug eine die Form vorgebende Vorlage für die Vorstellungen vom mittelalterlichen Kreuzzug sieht. Wie hat sich das in den anti-napoleonischen Freiheitskriegen gewandelt? Wie steht es mit dem Orientalismus als paralleler Erscheinung? CS bleibt bei Mittelalterverherrlichung und Orientbegeisterung stehen. Der Aufbau nach Herrschern Gottfried von Bouillon, Konrad III., Friedrich Barbarossa und Friedrich II. orientiert sich nach Motiven, nicht aber nach den zeitgeschichtlichen Anstößen, sich mit bestimmten Monarchen zu identifizieren.[1] Die Jerusalemfahrt Wilhelms II. etwa als Versuch im Orient eine Kolonie zu gründen.[2] So bleibt die gründliche Aufarbeitung eines großen Materials blass in einer kunstgeschichtlichen Fragestellung, die den zeitgeschichtlichen Kontext und die Funktion der Bilder zu wenig berücksichtigt.
Christoph Auffarth
Religionswissenschaft
Universität Bremen
Alle Rezensionen von CA des Jahres 2012 zu Kreuzzügen: >>> Kreuzzüge-Rezensionen-2012
[1] Klaus Schreiner hat im Stauferkatalog 1977 eine vorzügliche problemorientierte Arbeit publiziert, die als Modell hätte können: Friedrich Barbarossa: Herr der Welt, Zeuge der Wahrheit, die Verkörperung nationaler Macht und Herrlichkeit, in: Die Zeit der Staufer. Geschichte – Kunst – Kultur. Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977, Bd. 5: Supplement: Vorträge und Forschungen, hg. von Reiner Haussherr und Christian Väterlein, Stuttgart 1979, 521-579. Vorbildlich Camilla G. Kaul: Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser – Eine Nation und ihr Mythos im 19. Jahrhundert. 2 Bände, Köln: Böhlau 29007.
[2] Vgl. Auffarth, Irdische Wege 2002, 210-252.