Das Wunder der Freiheit und Einheit

cover-bretschneiderHarald Bretschneider/Bernd Oettinghaus/Frank Richter: Das Wunder der Freiheit und Einheit: Mit Zeitzeugen auf dem Weg der Friedlichen Revolution.

Evangelische Verlagsanstalt (Leipzig) 2014. 319 Seiten.
ISBN 978-3-374-03906-7.
€ 16,95.

 

 

Am 08.09.2014 ist in den Ruhr Nachrichten unter der Überschrift – „Woelki verabschiedet sich“ – das Thema umrissen, mit welchem sich die zu besprechende Publikation befasst: „Mit einem Aufruf zu Frieden und Gerechtigkeit hat sich der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki von den Katholiken der Bundeshauptstadt verabschiedet. In einem Pontifikalamt in der Hedwigs.Kathedrale erinnerte der Kardinal […] an den Mauerfall vor 25 Jahren. ‚Was heute niederzureißen ist, das sind die Mauern jedweder Lieblosigkeit in Kirche und Gesellschaft‘, sagte er.“ Und genau mit den Ereignissen im Oktober/November 1989, also rund um den endgültigen Fall der innerdeutschen Grenze, befasst sich das zu besprechende Dokument.

Die Herausgeber dieses Bandes sind: Harald Bretschneider, ehemaliger Oberlandeskirchenrat der sächsischen Kirche; der Frankfurter evangelische Diplomtheologe Bernd Oettinghau und Frank Richter, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und ehemaliger Dom-Kaplan.

Diese drei Herausgeber versammeln für die 38 entscheidenden Tage zwischen dem 03. Oktober 1989 und dem 09. November 1989 die Berichte verschiedener Autoren aus Ost- und Westdeutschland.

In ihrem Vorwort legen die Herausgeber den Zweck des Bandes dar: Nach 25 Jahren wollen sie die Ereignisse des Herbstes 1989 in Erinnerung rufen. Dazu sollen Zeitzeugen gehört und Hintergründe erläutert werden. Bretschneider/Oettinghaus/Richter hoffen, dass dadurch etwas von der Vielschichtigkeit der historischen Ereignisse und der individuellen Erlebnisse der Beteiligten aufscheint.

Die Herausgeber bringen die friedliche Revolution von 1989 in einen Dialog mit einer größeren Geschichte von Befreiung. Hierfür werden diese Geschichten Bibeltexten gegenübergestellt.

Mit Gott ins Gespräch kommen können die Leserin oder der Leser durch die zu dem jeweiligen Tag formulierten Gebete. Und diese „Gebete sind auf die persönliche wie auch gesellschaftliche und globale Ebene bezogen und laden dazu ein,“ (S. 16) über diese Inhalte mit anderen nachzudenken..

Von Herausgeberseite wird empfohlen das Buch in Tagesabschnitten zu lesen. Für den Religionsunterricht ist diese Vorgehensweise auch sinnvoll. Materialien für den Religionsunterricht zu diese Thema sind im weltweiten Netz zu finden, genauso wie ein für Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter erstellter Leitfaden.

Die „Chronik betrachtet die Zeit vom 3. Oktober 1989 bis zum 9. November 1989, das hat zwei Gründe: Am 3. Oktober 1989 schloss Erich Honecker für Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die letzte Staatsgrenze, die sie bislang ohne Visum und damit ohne Erlaubnis der Regierung passieren durften. Die letzte Tür des Gefängnisses ging zu. […] Ein zweiter Grund, mit den 3. Oktober zu beginnen, liegt darin, dass dieser Tag der neue Nationalfeiertag unseres Landes wurde, der Tag der Deutschen Einheit“ (S. 17).

Für den 3. Oktober 1989 wird hier beispielhaft der Inhalt des Bandes festgehalten. Überschrieben ist dieser Tag mit „Eingesperrt oder bereit“. Nach einer Einführung in diesen Tag, der u. a. den Grenzübergang in Bad Schandau oder das Kirchenasyl in der Dreikönigskirche in Dresden in den Blick nimmt, folgt der sich auf Psalm 18,7-8.17-20 beziehende Impuls von Harald Bretschneider. Hieran schließen sich das Dankgebet und das Fürbittengebet an. Das von Hans-Dietrich Genscher Geschriebene ist das Zeitzeugnis zum europäischen Aufbruch. Egmond Prill befasst sich mit dem Hintergrund, der sich auf die Bedeutung und Umsetzung der Grenzschließung bezieht.

Das Buch ist sehr zu empfehlen für Pfarrerinnen und Pfarrer, den Religionsunterricht, den kirchlichen Unterricht und der kirchengemeindlichen Gruppenarbeit. Aufgrund der guten Verständlichkeit ist keine Altersbeschränkung erforderlich.

Insgesamt ist das Buch eine gute Dokumentation für eine scheinbar vergessene oder noch nicht gekannte Zeit.

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Dr. Carsten Rensinghoff

Email: info@rensinghoff.org
09/2014

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