Uwe Metz (Hg.):
Woran glaubst DU?/Daran glaube ich! Bekenntnisse heller Köpfe, wacher Geister und tiefer Seelen.
Verlag und Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft GmbH, Stuttgart 2014, 112/48 Seiten.
ISBN 978-3-945369-00-5
Gerade haben wir die dritte Jahrestagung der Gesellschaft für eine Glaubensreform [1] , auf der wir uns in der Mitgliederversammlung u. a. mit dem, was Pfarrerinnen und Pfarrer wirklich glauben, befassten, beendet. Und da stoße ich auf den zu besprechenden Titel.
Der 1968 in Gießen geborene evangelische Pfarrer und Buchhändler Uwe Metz lässt in seiner Publikation Menschen der Zeitgeschichte von ihrem Glauben berichten.
Die aus zwei Teilen bestehende Publikation (ein WENDEBUCH!) widmet sich im ersten Teil der Frage: „Wo zeigt sich das Menschsein in uns und wie erfahren wir es? Es wird sichtbar in der Weise, wie wir lieben, in dem, was uns antreibt und wie sich unsere Gaben darin äußern, in dem, was uns lenkt, was wir erhoffen und schließlich wird es sichtbar, in dem, woran wir glauben. Darin zeigen wir uns, teilen uns mit und geben anderen Anstoß, sich mitzuteilen. Letzteres, Anstoß zu geben, ist das Ziel dieses Buches,“ (S. 7 f.) so Uwe Metz in seinem Vorwort.
Über ihren Glauben berichten:
1. Lisa Fitz
2. Bete Weingardt
3. Barbara Spehr
4. Bärbel Wartenberg-Potter
5. Michael Schlierf
6. Eckart Hengstenberg
7. Stefan Zucht
8. Thomas Wagner
9. Wolfgang Vorländer
10. Christoph Sonntag
11. Andre Gatzke
12. Ute Vogt
13. Patricia Oedell
14. Dr. Gerhard Raff
15. Uwe Metz
16. Myriam Menter
17. Roland Mack
18. Giovane Elber
19. Peter Jakobeit
20. Danny Fresh
21. Siegfried Fietz
22. Volker Beck
23. Martina Ehrlich
24. Besatrice Binder
25. Cornelia Fritsch
26. Gisela Friedrichsen
27. Gaby Hauptmann
28. Thomas Hofmeister
29. Thomas de Maizière
30. Frank-Walter Steinmeier
31. Manuela Schwesig
32. Danny Plett
33. Jürgen Werth
34. Andreas & Eliane Pangenberg
35. Christoph Zehendner
36. Karin Schewen
37. Christa Spilling-Nöker
38. Frank Oehler
39. Alexander Schweda
40. Johanna Holzhauer
41. Heinrich Steinfest
42. Peter Pan
43. Sefora Nelson
44. Wolfgang Grupp
45. Sven Lager
46. Friedrich Schirmer
Die Kabarettistin, Sängerin und Schauspielerin Lisa Fitz glaubt an die Macht der kraftvollen, pointierten Worte. Mit ihrem sezierenden Blick und der Benennung von Missständen will sie dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu gestalten.
Die von 2001 bis 2008 amtierende Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche Bärbel Wartenberg-Potter beginnt ihre Glaubensausführungen mit einem Text, der wichtige Lebenserfahrungen der Autorin zusammenfasst. Wartenberg-Potter berichtet von Brüchen des Glaubens an die Existenz Gottes. Diese Entfremdung hat bei ihr aber zu noch intensiverem Suchen nach dem Sinn des Lebens, einem Wegweiser, dem Bewahrt-Werden geführt. „Ich habe immer wieder nach der Quelle gesucht und – immer wieder aufs Neue daraus getrunken“ (S. 20).
Die Autorin berichtet von dem Tod von zwei ihrer Kinder. Wie konnte Gott das zulassen? Ist der Glaube an Gott nach so einem Schicksal überhaupt noch möglich? So fragt Wartenberg-Potter. Nüchtern stellt sie aber fest, dass uns nie ein Leben ohne Leid versprochen worden ist. Gott verspricht aber, dass wir nicht von ihm verstoßen werden und den Weg alleine gehen müssen.
„Ich spreche von Gott als ‚Woher eines Trostes’“ (S. 21). Die Verfasserin versteht „Glaube als einen Weg, der mit allem religiösen Sprechen und Handeln […] darauf zuläuft, uns zu heilen“ (S. 22). Glaube ist, im Sinne Wartenberg-Potters Empowerment. „Das Evangelium befähigt uns, ‚programmiert‘ uns zum Guten, zur Gottes- und Menschenliebe“ (ebd.). Besorgt reagiert die Autorin auf einen militanten Atheismus, der die Religionen bekämpft.
Deutschlands bekannteste Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen glaubt an die Kraft der Aufklärung.
Die Schriftstellerin Gaby Hauptmann glaubt an den Tag, die Kraft der Kinder und an das Gute im Menschen.
Der die Natur liebende und ihrem Herzschlag lauschende; Unternehmer Thomas Hofmeister glaubt an Gott, der sich zu Hofmeisters Leben bekennt, und er glaubt an Jesus, der neben Hofmeister steht, wie ein Coach.
Thomas de Maizière, der aus einer alten hugenottischen Familie stammt, glaubt an Gott, an die Auferstehung und das ewige Leben.
Und was glaubt der Herausgeber dieses Bandes? Uwe Metz glaubt an die Geschichten eines jeden Menschen. Es sind die Geschichten, die sehnsüchtig weitererzählt werden. Diese Geschichten sind eingewoben in die Geschichte eines Größeren. Das ist die Erfüllung für Metz.
Der zweite Teil des Wendebuches besteht aus 43 leeren Seiten.
Hier sollen die Eindrücke und Antworten der Leserinnen- und Leserschaft festgehalten werden. Diese Gedanken sollen auch an die URL www.woran-glaubst-du.info geschickt werden. Diese Beiträge der Leserinnen und Leser werden in einem zweiten Band nach dem – 2015 in Stuttgart stattfindenden – Kirchentag publiziert.
Die sieben oben skizzierten Aussagen geben einen kleinen Einblick in das Buch, welches sich an alle richtet, die an den Glaubenserfahrungen der Anderen interessiert sind. Im Religionsunterricht beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler gerne mit den Aussagen prominenter Zeitgenossen und nehmen dazu auch kritisch Stellung. Für diesen Zweck ist das interessante „Wendebuch“ gut geeignet, denn so wird es zu einem „Gesprächsbuch“.
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[1] Der Rezensent verweist in diesem Zusammenhang auf die Bewegung der „Gesellschaft für eine Glaubensreform“, die auch neue Impulse für das Nachdenken über Glaubensfragen erwecken will.
Dr. Carsten Rensinghoff März 2015
info@rensinghoff.org