Rig-Veda – Das heilige Wissen. Dritter bis fünfter Liederkreis.
Aus dem vedischen Sanskrit übersetzt und hrsg. von Michael Witzel (Buch 3), Toshifumi Goto (Buch 4), Salvatore Scarlata (Buch 5).
Berlin: Verlag der Weltreligionen 2013.
[708 S. ISBN 978-3-458-70042-5]
Älteste religiöse Poesie aus Indien:
Die Hymnen des Rig-Veda mit Erklärungen neu übersetzt
Sechs Jahre nach dem ersten Band Rig-Veda. Das heilige Wissen. Erster und zweiter Liederkreis. Aus dem vedischen Sanskrit übers. und hrsg. von Michael Witzel und Toshifumi Gotō. 2007 erscheint der zweite Band Ende 2013. In der Zwischenzeit veröffentlichte der gleiche Verlag eine Einführung zu diesem Werk von Thomas Oberlies: Der Rigveda und seine Religion. 2012 [1], ein Werk, das einem die Zeit und religiösen Vorstellungen eröffnet, die die Texte enthalten. Das große Projekt, die 10 Liederkreise (Mandalas) in einer neuen, den seither gewonnenen Fortschritten im Verständnis angemessenen sprachlichen Gestalt neu zu übersetzen, wird noch eine Zeit dauern; die Hälfte liegt jetzt vor. Gegenüber den älteren Ausgaben [2] und Übersetzungen [3] zeichnet sich die vorliegende Übersetzung aus durch die Kommentierung, die für die zum Teil schwierigen, aber immer für kulturfremde Erklärungen benötigenden Texte ausführliche Erläuterungen bietet.
Der Rig-Veda war für die frühe Religionswissenschaft ein grundlegendes Projekt, das der in Oxford forschende Friedrich Max Müller in seiner 50 Bände umfassenden Serie Sacred Books of the East edierte in 6 Bänden, London 1849–1874, mit einem ausführlichen Kommentar des Sāyaṇa. In der Überzeugung, das älteste Epos gefunden zu haben, das der Ahne für alle indo-europäischen Werke darstellt, entwickelte er seine vergleichende Religionswissenschaft, die man ähnlich dem System der Pflanzenwelt (wie Linnée) und Tierwelt (wie Darwin) gleichsam naturwissenschaftlich (daher science of religion) Ordnungen, Zweige, Familien und Arten zuordnen könnte.
Die Hymnen sprechen jeweils Götter an: Vor allen anderen Indra, der Kriegergott und sein Gegenspieler Virtra, dann Agni, das Feuer, Soma, der Rauschtrank, die Aśvins-Zwillinge (wie die griechischen Dioskuren) oder den Hüter der Ordnung Varuņa, preisen ihre Taten und Fähigkeiten, ihre Stärke und Charakter. Sie singt oder spricht der opfernde Brahmane und bereitet gleichzeitig das Opfer vor mit dem Rauschtrank Soma, den Opfertieren, und dirigiert die Helfer in der Zubereitung.
Die Übersetzung hält sich an die Regeln der wissenschaftlichen Umschrift, ist also die zitierfähige Übersetzung im deutschsprachigen Raum; in der Kommentierung von internationalem Rang. Für die Beschäftigung mit der indischen Religion – nicht nur die historischen Epochen – ist man auf diese hervorragende Übersetzung grundlegend verwiesen. Ein Glück, dass es sie gibt!
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[1] Rezension Auffarth auf dieser Seite: http://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2013/06/02/thomas-oberlies-der-rigveda-und-seine-religion/
[2] Eine umfassende Ausgabe und deutsche Übersetzung, die den Text umfassend erschloss, schuf Karl Friedrich Geldner, in den USA vollendet und veröffentlicht nach seinem Tod (1929) Cambridge, Mass. 1951 in 3 Bänden (ca. 1350 Seiten), als PDF zusammen mit einer Transkription des Sanskrit-Textes wieder zu finden unter http://www.sanskritweb.net/rigveda/rigveda.pdf .
[3] Nur Übersetzung, hrsg. von Peter Michel: Rig-Veda. Das heilige Wissen Indiens. Wiesbaden: Marix 2008. 1660 S. Parallel erscheint jetzt Oxford 2014 eine englische Neuübersetzung The Rigveda : the earliest religious poetry of India, transl. by Stephanie W. Jamison and Joel P. Brereton, auf knapp 1700 Seiten.
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24. April 2015
Christoph Auffarth,
Religionswissenschaft
Universität Bremen