Christine Reents/ Christoph Melchior
Die Geschichte der Kinder- und Schulbibel. Evangelisch – katholisch – jüdisch
Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2011,
676 S. und CD-ROM
Ein Werk, auf das man lange gewartet hat. Die »Geschichte der Kinder- und Schulbibel« spannt den Bogen vom Spätmittelalter bis zum Jahr 2010 und umfasst rund 1000 in Deutschland erschienene Titel evangelischer, katholischer und jüdischer Bibelbearbeitungen. Ein solches Unterfangen kann nur gelingen, wenn sich dies jemand zur Lebensaufgabe macht. Christine Reents, Professorin der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, wird unterstützt von Christoph Melchior vom Evangelischen Bibelwerk im Rheinland. Reents gelang es bereits, zusammen mit Gottfried Adam und Rainer Lachmann, das Thema »Kinderbibeln« in der Forschung hoffähig zu machen. Und das zu Recht: Wer heute als Lehrerin oder kirchlicher Mitarbeiter mit Kinderbibeln arbeitet, steht in einer über 500-jährigen Tradition: Unterschieden werden Spruchbücher, Historien, freie Erzählungen und Bilderbibeln, die einen Zugang zu Bibelgeschichten ebnen. Lange wurden »Kinder und Unverständige«, also Menschen ohne Bildung, gemeinsam angesprochen. In gut verständlicher Sprache ziehen die Autorinnen große Linien und besprechen Einzelwerke wie den evangelischen Klassiker von Johann Hübner (Hamburg 1714, bis 1902) oder das katholische Standardwerk von Christoph von Schmid (ab 1801). Daneben gab es immer auch Querdenker, beispielsweise der von der Aufklärung geprägte Friedrich Christian Adler (1803), der Jesus als Weisheitslehrer beschreibt. Oft ist der Atem gesellschaftlicher Einflüsse und Erziehungsziele zwischen den Zeilen einer Kinderbibel zu spüren.
Heute scheint der Markt der Kinder- und Schulbibeln unübersichtlich und vom Pluralismus geprägt (469ff). Die Autorinnen gehen Trends nach und formulieren »Erwartungen an neue Kinder- und Schulbibeln« (652ff), die unterschiedliche Zielgruppen zum Nachdenken anregen. Wenn Lehrerinnen, Mitarbeiterinnen in der Kinderkirche oder Erzieherinnen eine Kinderbibel für den pädagogischen Einsatz benötigen oder wenn interessierte Eltern ihrem Nachwuchs eine passende Kinderbibel schenken wollen, kann das Buch eine Hilfe sein. Es darf in Bibliotheken, die von Studierenden der Theologie und Referendarinnen genutzt werden, nicht fehlen. Nicht nur zur historischen Orientierung, sondern auch um exegetisch und didaktisch verantwortbare Ausgaben zu entdecken, braucht es letztlich ein Werk mit einem solchen Weitblick wie die »Geschichte der Kinder- und Schulbibel«
Michael Landgraf
www.michael-landgraf.de
Vielen Dank für die Genehmigung der Veröffentlichung in rpi-virtuell.de
Diese Rezension erschien auch in Heft 6/2012 Katechetische Blätter.