Modul 15: „Christologische Klärungsprozesse. Streitigkeiten in der frühen Kirche“

Apostolikum – Nicänum – Chalcedonense – filioque

Pieter Lastman (1583-1633): Schlacht bei der Milvischen Brücke
Pieter Lastman (1583-1633): Schlacht bei der Milvischen Brücke – Quelle: Wikimedia Commons
  • Apostolikum – Nicänum – Chalcedonense – filioque

Kurzkommentar

In unserer Zeit der verbreiteten Kirchenkritik und Dogmenskepsis ist es schwer, den Schüler(inne)n die christologischen Streitigkeiten der frühen Kirche nahezubringen. Die Lehrkraft muss hier nicht zu sehr auf die nicht leicht nachzuvollziehenden theologischen Details eingehen. Es kann vielmehr versucht werden, diese Sequenz an mehreren „strategischen Leitpunkten“ zu verankern: 1. Der Deutungsrahmen sollte frühzeitig auf „geschichtliche Dimensionen“ focussiert werden. Ausgehend von den Geschehnissen um die Entscheidungsschlacht zwischen Konstantin und dem Usurpator Maxentius am 28.10.312 an der Milvischen Brücke und der dort anknüpfenden legendären Tradition („In hoc signo vinces“), kann immer wieder ausführlich diskutiert werden, welche Folgen die „Konstantinische Wende“ für die christliche Religion, aber auch für das Römische Reich, für die „Welt“, gebracht hat: Vor noch nicht allzu langer Zeit staatlich verfolgt, im Mailänder Edikt von 313 (aber: Galerius 311 !) als religio licita anerkannt und im Jahr 380 unter Theodosius sodann zur Staatsreligion erhoben, vollzog sich für das junge Christentum hier wahrhaftig ein „Quantensprung“ – mit unabsehbaren Folgen. 2. Damit im Zusammenhang können aktuelle Überlegungen zu Konstantins Religionspolitik gesehen werden:1 Die Antithetik zwischen dem Reich der Legende und Konstantins Staatsräson muss relativiert und die Möglichkeit einer „Bekehrung“ respektiert werden durch die Akzeptanz der „Neuausrichtung seines Herrschaftsanspruchs“: Christus als Weltenherrscher gab dem Kaiser „eine religiöse Legitimation seines eigenen Herrschaftsauftrags.“ 3. Einmal mehr kann im Unterricht über die Botschaft Jesu und/oder (?!) Strukturen der Kirche gestritten werden: Unter Konstantin wurde die Kirche maßgebend, mächtig – und sehr reich. Was war da noch übrig von der Weisung Jesu bei der Aussendung der Jünger ?2 Ferner hatte Jesus die Feindesliebe gepredigt (Mt. 5,44). Nun war der Kriegsdienst auch für christliche Soldaten Pflicht und Gebot. Wer ihn verweigerte, dem drohten Exkommunikation und Exekution. 4. Gut diskutieren lässt sich auch über die Formulierung von Alfred Loisy:3 „Jesus verkündete das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche.“ 5. An geeigneter Stelle kann die Lehrkraft fragen, welche der hier vorgestellten zahlreichen theologischen Inhalte zur „Person“ Jesu Christi die Schüler/innen – gerade auch beim Mitsprechen im Gottesdienst – als persönliches Bekenntnis nachvollziehen (können).

Unterrichtsziele

Die Bitte um die eigene religiöse „Verortung“ kann für viele Schüler/innen hilfreich sein. Auch wird ein Einblick in subtile theologische Tiefen nicht schaden, ebenso nicht ein zumindest kognitives Mitwirken an der Gestaltung von „Kirche“. Und (Theologie) Geschichte zu verstehen dient dem eigenen „kritischen“ Beurteilungsvermögen und damit in vieler Hinsicht auch der Einschätzung der Gegenwart.

Fußnoten

1. vgl. Jörg Lauster, Die Verzauberung der Welt. Eine Kulturgeschichte des Christentums. Verlag C.H.Beck. München 2. Aufl. 2015, S. 91ff.

2. „Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben … “ (Mt. 10,9 [Luther-Übersetzung];
vgl. auch V. 10ff.)

3. Alfred Loisy (1857-1940): frz. katholischer Theologe und Historiker


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Modul 14: „Der Glaube an den Auferstandenen“

Hoheitstitel Jesu
Theologische Bilder.  Der alttestamentliche Kontext

Christus Pantokrator. Ikone
Christus Pantokrator. Ikone im Katharinenkloster auf dem Sinai (6.Jh.)
Quelle: Wikimedia Commons
  • Hoheitstitel Jesu
  • Theologische Bilder.  Der alttestamentliche Kontext

Kurzkommentar

In den in diesem Modul dargestellten Abläufen spiegeln sich auf Seiten der nachösterlichen Gemeinden frühe Phasen eines christologischen Begreifens, Erkennens und Verstehens. Was muss geschehen sein, dass aus dem versprengten Haufen der Jünger, aus der maßlos enttäuschten Schar der Anhänger eines restlos gescheiterten, nach bestehendem Recht zum Tode verurteilten „Aufrührers“ immer mehr bekennende Gemeinden entstanden, eine wachsende Zahl von Menschen, die in dem Wanderprediger aus Nazaret den verheißenen Messias, in dem „Zeloten“ den Sohn Gottes, in Jesus den „Christus“ erkannten ?! Ungeachtet aller Streitigkeiten (vgl. z.B. Apg. 6,1) und grundlegender Meinungsverschiedenheiten (vgl. z.B. Gal. 2,11) zeigen sich in dem Zeitraum zwischen der Jesusbewegung und dem Entstehen der ersten Gemeinden zukunftsweisende, das Wesen des Christentums prägende Strukturen: Zum einen gelang es der Jesusbewegung, gerade durch die z.T. radikale Umdeutung tradierter, nun auf Jesus als den Christus übertragener Hoheitstitel (vgl. KV 1) zwischen ihrer jüdischen Herkunft und ihrem römisch-hellenistischen Umfeld eine eigene Identität zu finden. Dies wurde, zum andern, aber auch dadurch möglich, dass nicht die von der griechischen Philosophie her bekannten Formen der dialektisch-argumentativen Wahrheitssuche, sondern vertrauendes Fürwahrhalten die Prozesse des spirituellen Forschens und Findens bestimmten. Mit den auf dem Apostelkonzil von Jerusalem (vgl. KV 1) getroffenen Entscheidungen, also im Besonderen mit dem Beginn der Heidenmission durch Paulus (vgl. Gal. 2,9), schließlich verlässt die frühchristliche Bewegung ihre Bindung an die Jerusalemer Gemeinde und untermauert ihren universalen Anspruch.

Unterrichtsziele

Die Schüler/innen lernen hier ein weiteres Mal, dass die Bibel kein vom Himmel gefallenes Buch ist, sondern differenzierteste Beurteilungen verlangt. Ein Weg dorthin kann dadurch bereitet werden, dass sie geschichtliche Entwicklungsprozesse beim Entstehen von „Kirche“ in anschaulicher Form selbst erarbeiten und nachvollziehen. Sie verstehen dann besser die Vorgänge eines Paradigmenwandels, in dessen Verlauf der Verkündiger zum Verkündigten wird. Damit erwerben sie Kenntnisse über die religions- und kulturgeschichtlichen Grundlagen des Christentums und ein zentrales Basiswissen zur Heilsbotschaft des Neuen Testaments. Sie erkennen die geschichtliche Besonderheit der Wege von Jesus bis zur Kirche.


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Jesus Christus neu entdecken

Jesus – der Mann des Lebens:    Jesus führt den Aussätzigen aus der Todeszone heraus ins Leben. Die Verkündigung von Tod und Auferstehung Jesu ist das Zentrum des christlichen Glaubens. „Der Weg des Petrus“ zeigt, wie die Apostel erst allmählich das ganze Ausmaß der Botschaft Jesu vom Leben erfassten. In den Christusdarstellungen der Kunst wird diese Botschaft Jesu in jeder Epoche neu interpretiert. Eine herausragende Zeugin der christlichen Botschaft vom Leben ist Mutter Teresa.


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