Bilderbücher zu den Gefühlen

Es gibt so viele wunderschöne Bilderbücher, da verliert man schnell den Überblick. Ich habe euch meine persönlichen Highlights zu den Basisemotionen aufgelistet.

Eine schöne Auswahl

Es gibt so viele wunderschöne Bilderbücher, da verliert man schnell den Überblick.

Für den Schulstart wählt man ja gerne mal ein „Gefühlethema“. Ich habe euch meine persönlichen Highlights zu den Basisemotionen aufgelistet und eine Rubrik „Gefühle allgemein“ vorgeschaltet.

Vielleicht fällt euch ja noch ein phantastisches Buch ein und ihr habt noch einen heißen Tipp für mich?

Hier findet ihr noch eine ausgearbeitete Unterrichtseinheit zum Thema.

Gefühle allgemein

Ich und meine Gefühle

Es gibt Tage, da möchte man laut lachen und jauchzen vor Glück, an anderen ist einem zum Schreien und Toben zumute, dann wieder braucht man Trost und Nähe.
Gar nicht so einfach, mit all diesen widersprüchlichen Gefühlen umzugehen. Und nicht alle Emotionen darf man zeigen, denn das könnte andere Menschen verletzen. Die eigenen Gefühle wahrzunehmen und verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen, ist für Kinder ein wichtiger Lernprozess und ein Ausprobieren von Grenzen.
Dieses Buch lädt zum Gespräch über Emotionen ein. Es will Kindern die Möglichkeit geben, sich mit ihrer Gefühlswelt auseinanderzusetzen, sich wiederzuerkennen und eigene Reaktionen zu überprüfen. Es will aber auch Mut machen, zu allen Gefühlen zu stehen.

In meinem kleinen Herzen

Wie fühlt sich Glück an?
Fröhlich, traurig, mutig, wütend oder schüchtern … Das Herz ist voller Gefühle. Mal sind sie laut, mal leise, schnell oder langsam. Manche lassen uns ganz leicht wie ein Ballon werden, manche fühlen sich so schwer an wie ein Elefant oder sie lassen uns so hell strahlen wie ein leuchtender Stern. Nicht immer ist es leicht, seine Gefühle in Worte zu fassen.
Dieses sensible, poetische Bilderbuch drückt in Worten und Bildern aus, wie sich Glück, Traurigkeit, Sehnsucht und Liebe anfühlen können. Eine Anregung zum miteinander reden über alles, was die Herzen bewegt.

Komm mit ins Gefühleland

Auf einer Entdeckungsreise tauchen die Kinder in die Welt der Gefühle ein. An ihrer Seite ist der sympathische Hund Wuschel, der sich bestens auskennt. Neben diesem treuen Begleiter lernen die Kinder auch die Bewohner und Bewohnerinnen des gefühlelandes kennen. In einfühlsamen Geschichten begegnen ihnen so die Grundgefühle Angst, Wut, Trauer, Neugier, Vertrauen und Freude. Ein praktisch erproptes Vorlese-, Spiel- und Mitsingbuch.

Hier kommst du zum Gefühlebingo, um den Wortschatz zu erweitern.

Freude

Es gibt kein einziges (mir bekanntes) Bilderbuch, welches sich ausschließlich mit der Freude beschäftigt. Aus diesem Grund findet ihr hier Bücher, die die Freude im Blick haben, die mitschwingt – aber oft ist noch ein anderer Schwerpunkt mit an Bord:

Der rote Faden

Für Oli sind alle Dinge wertvoll, auch die kleinen oder unscheinbaren.
Trotzdem ist er gern bereit, anderen etwas abzugeben. Den roten Faden gibt er einem Vogel für den Nestbau. Der schenkt ihm ein paar Federn, die wiederum einer Ameise über den See helfen. Als Dank erhält er einige Samen, die zum Futter für eine Igelfamilie werden. Oli erlebt, wie schön es ist zu Geben und zu Nehmen und damit viel Gutes zu bewirken.

Eulenglück

Die Hühner, Enten und Gänse können es nicht glauben: Die beiden Eulen oben im Baum sind glücklich! Einfach glücklich über das, was ihnen der Tag bringt: froh bei Regen oder Sonnenschein, zufrieden mit den Blumen und Schmetterlingen, erfreut über grünes Gras und fallendes Laub. Doch dieses Glück ist nur für den, der es begreift.

»Eulenglück« erschien 1963 und war Celestino Piattis erstes Bilderbuch. Dank seiner unverwechselbaren Bildsprache wurde es innerhalb kürzester Zeit zum internationalen Bestseller. Die Ursprünge des Stoffes gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Heute ist Piattis Parabel der Zufriedenheit ein Klassiker des NordSüd Verlags.

Dann kam Bär

Es war einmal ein Fluss, der beharrlich Tag und Nacht floss … bis eines Tages Bär vorbeikommt. Bär ist neugierig und startet eine wilde Fahrt flussabwärts. Doch da Entdeckungsreisen erst mit Freunden so richtig Spaß machen, gesellen sich auch noch ein Froschmädchen, Schildkröten, ein Biber, zwei Waschbären und eine Ente dazu. Ganz begeistert davon, wie wundervoll und bunt die Welt doch ist, rasen sie mitten hinein in das größte Abenteuer ihres Lebens.

Angst & Mut

Dieses Paar gehört einfach zusammen. Denn sie bedingen sich gegenseitig und haben beide ihre Berechtigung.

Ich und meine Angst

Jeder Neuanfang ist schwer und wird von Ängsten und Unsicherheit begleitet: »Ich habe schon immer ein Geheimnis gehabt«, sagt das Mädchen im Buch, »eine winzige Freundin namens Angst. Die Angst hasst meine neue Schule. Ich verstehe niemanden und niemand versteht mich. « Angst macht sprachlos und einsam. Doch zum Glück ist das Mädchen mit seiner Angst gar nicht allein. Auch die anderen Kinder haben Ängste und je mehr sie darüber sprechen, desto weniger Macht hat die Angst über sie.

Schwarz Hase

Ängste haben und überwinden – auch für kleine Leute ein großes Thema.
Hase wacht eines Morgens auf und tritt aus seinem Bau ins helle Sonnenlicht hinaus. Es ist ein wunderschöner Tag, aber irgendetwas stimmt nicht. Da ist noch jemand! Schwarzhase!
Ein Bilderbuch über einen kleinen unerschrockenen Hasen und seinen neuen Gefährten – Freund oder Feind? –, der sich einfach nicht abschütteln lässt.

Wie schön, dass du mich gefunden hast

»Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen« – beinahe jeder kennt diesen Vers aus dem 23. Psalm der Bibel. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Mit diesem fröhlich illustrierten Bilderbuch können das schon die Kleinsten verstehen: dass Gott gut auf uns Menschen aufpasst und da ist, wenn wir Angst haben – so wie David für seine Schafe.

mutig, mutig

Die Maus, die Schnecke, der Frosch und der Spatz sitzen am Ufer des Weihers – da kommt dem Frosch eine Idee: »Wir machen einen Wettkampf, wer von uns am mutigsten ist!« Und so taucht die Maus durch den ganzen See, der Frosch verspeist eine riesige Seerose, die Schnecke kriecht einmal um ihr eigenes Haus und der Spatz … der Spatz macht einfach nicht mit! Und alle jubeln: »Ja, das ist Mut!«

Wut

Tomatenrot

„Tomatenrot“ beschäftigt sich mit dem Thema Mobbing und gehört eigentlich zum Gefühl „Trauer“. Ich habe es trotzdem hier angesiedelt, um über Mobbing als Aggression zu sprechen und was diese „Wut“ (auch verbal) anrichtet. Ein Buch über Ausgrenzung und den Mut dagegen anzugehen.

Achtung! Bissiges Wort!

„Achtung bissiges Wort“. Das Buch lieben schon die Kleinsten, denn bissige Worte kennen sie. Wissen sie auch, was solche bissigen Worte in einer Freundschaft anrichten können? Das wird hier bildhaft und einfühlsam erzählt. Laura und Leo sind die besten Freunde. Doch heute hat Laura schlechte Laune, und da rutscht es ihr heraus, das Wort, das sie am liebsten nicht gesagt hätte. Denn dieses Wort ist bissig! Ein Bilderbuch, das zeigt, wie schwierig es ist, ein verletzendes Wort wieder aus der Welt zu schaffen.

Du hast angefangen! Nein, du!

Eine einprägsame und vergnügliche Parabel über Streit und Verständigung
Zwei Monster, der rote und der blaue Kerl, leben auf beiden Seiten eines hohen Berges. Sie können sich nicht einigen, ob am Abend der Tag geht oder die Nacht kommt, und ebenso am Morgen der Tag kommt oder die Nacht geht. Jeder der beiden ist fest davon überzeugt, dass nur seine Sicht die Richtige sein kann, und so kommt es zwischen den beiden zu heftigem Streit. Sehr handfest tragen die Kerle ihren Konflikt aus und kommen auf unverhoffte Weise zu einer Lösung.

Der böse Kern

Ein Knallerbuch! Hier geht es um einen „sehr böööööööösen Kern“. Er ist nicht ohne Grund böse und möchte es eines Tages auch nicht mehr sein …
Ein anrührendes Buch über die Kraft des eigenen Willens und den Glauben an sich selbst – und einfach wunderbar!

Über das Thema Wut findest du hier einen kurzen Beitrag.

Trauer

Was ist bloß mit Gisbert los?

„Was ist bloß mit Gisbert los?“ ist ein Bilderbuch für die ganz Kleinen. Ich verwende es gerne im Anfangsunterricht: Gisbert hat viele Freunde und fühlt sich sehr wohl in seiner Giraffenhaut. Eines Tages hört er, wie hinter seinem Rücken zwei Hyänen über seine braunen Flecken tuscheln – und spürt, wie er plötzlich kleiner wird! Er schrumpft, wenn die anderen Tiere durch ihre unüberlegten Äußerungen Gisbert verletzen.

Ein Mann der weint

„Ein Mann der weint“ geht ganz nah ran. Männer die weinen – das sollte doch nicht sein, oder??? Ein Kind beochtet ganz genau und möchte gerne eine Antwort. Von seinem Papa! Ein Buch über Mitgefühl, Einsamkeit, Geborgenheit, Trauer & Trost und der klaren Message: Jedes Gefühl darf sein! Eine leise Erzählung von Trauer und Trost, Mitgefühl und Anteilnahme – wider gesellschaftliche Stereotype.

Wenn dich das Thema interessiert, habe ich hier einen eigenen Beitrag verfasst.

Heul doch

„Heul doch“ nimmt das Flennen, Plärren, Weinen und die Gründe dafür in den Blick. Das erste Sachbilderbuch zu diesem Thema, das wundervoll aufklärt und dabei immer den richtigen Ton trifft.

Aber wozu weinen wir eigentlich? Und wo kommen die Tränen überhaupt her? Können Tiere weinen? Weinen alle Menschen gleich viel? Und weshalb schmecken Tränen salzig? Auf der Suche nach Antworten erkunden wir die Tränen einer Großfamilie. Und in der wird wirklich viel geheult!

Ein Ort für meine Traurigkeit

„Ein Ort für meine Traurigkeit“ thematisiert die Themen Tod, Trauer, Kummer und Depression. Die Traurigkeit wird personalisiert und ein kleiner Junge lernt mit ihr zu leben. Er lernt sie sogar kennen und kann ihr einen Ort in seinem Leben einräumen und so immer besser mit ihr umgehen. Ein anrührendes Bilderbuch, das Hilfe bei Tod, Trauer, Kummer und Depressionen bieten kann – übersetzt von Trauerexpertin Mechthild Schroeter-Rupieper.

Gebrauchanweisung gegen Traurigkeit

„Gebrauchanweisung gegen Traurigkeit“ geht einen ähnlichen Weg. Auch hier lernt das Kind mit seiner Trauer zu leben und dieses Buch ist auch schon für ganz kleine Kinder geeignet. Hier steht nicht die Vermeidung im Vordergrund, sondern das Sich-berühren-lassen.

Manchmal kommt Traurigkeit ganz unerwartet und lässt einen nicht mehr los. Dann ist es gut, keine Angst vor ihr zu haben! Am besten gibt man ihr einen Namen, hört ihr zu und verbringt etwas Zeit mit ihr. Vielleicht will sie einfach nur wissen, dass sie willkommen ist. Oder sie braucht nur ein bisschen frische Luft, etwas Musik und einen heißen Kakao? Vielleicht will sie sich einfach nur neben einen Freund schlafen legen. Und wenn man aufwacht, ist sie weg.

Können wir nicht mal was SPIELEN?

„Können wir nicht mal was SPIELEN?“ Mit dieser Frage wird man – kurz vor den Ferien – des Öfteren konfrontiert. Hier eine Idee zur Wortschatzerweiterung …

Gefühle-Bingo zur Wortschatzerweiterung

Ich hab Lust zu spielen!

Die Sommerferien rücken näher und es bleibt da dieses Kribbeln im Bewusstsein: Bald isses geschafft!

Vielleicht klappt es nun auch öfter, mal den Gang rauszunehmen und ein einfaches und lustiges Spiel einzubauen. Ich spiele ja leidenschfatlich gerne BINGO mit den Kids, weil es den Wortschatz erweitert und passend zur Einheit angepasst werden kann.

Heute zeige ich euch meine Ideen für ein Gefühle-Bingo:

Das Spiel ist vielfältig

Ein Gefühlebingo bringt die Wortfeldarbeit nochmal richtig in Schwung. Emotionen zu thematisieren ist so wichtig und oftmals fehlen den Kindern die passenden Worte, um ihre Gefühlslage zu erklären. In diesem Beitrag findet ihr noch vielfältige Anregungen zum Thema.

Die Wörterliste für dieses Bingo habe ich in 4 Gefühls-Kategorien eingeteilt:

  1. Spalte: überrascht,
  2. Spalte: ängstlich,
  3. Spalte: glücklich,
  4. Spalte: traurig,
  5. Spalte: ärgerlich

Unter diesen besagten Wörtern findet ihr weitere, die zu dieser Kategorie passen.

überrascht, erstaunt, erschrocken …

ängstlich, unsicher, besorgt …

glücklich, zufrieden, sortglos …

traurig, enttäuscht, verzweifelt …

ärgerlich, böse, verzweifelt …

2 Bingo-Karten

Ich stelle euch eine bunte Version zur Verfügung:

Diese enthält eine Wortsammlung (siehe oben) und bietet einen guten Überblick für die Kids. Die einzelnen Gefühls-Kategorien kann man durch die Farbwahl in den einzelnen Spalten besser erkennen.

TIPP: Schaut euch die bunte Version (s.u.) einfach mal an, dann erklärt sich der Aufbau von ganz alleine 😉

Diese Wortsammlungskarte wird genutzt, um die kleine (leere) Bingokarte (für das Spiel) mit Wörtern zu bestücken. Sie kann entweder digital genutzt – oder für die Gruppenarbeit vervielfältigt werden. Anhand dieser Karte werden die Worte abgeschrieben und es wird schnell erkannt, welcher Kategorie (traurig, ängstlich usw.) das ausgewählte Wort angehört. Besonders am Anfang ist das für die Kinder eine große Hilfe.

Die kleine Bingo Kopiervorlage

Die kleine Vorlage (mit 8 Feldern) ist für jedes Kind zum Kopieren gedacht. Hier werden die jeweils 8 ausgewählten Wörter eingetragen und mit dieser „Karte“ wird gespielt.

Die Karte kann öfter verwendet werden, …

… wenn man neue Wörter, für ein neues Spiel, in einer anderen Farbe in die Kästchen notiert oder
… wenn man die Worte nicht durchstreicht, sondern Plättchen, Muggelsteine oder ähnliches Kleinzeug auf die Worte legt.

Varianten

Mit der Kopiervorlage kann vielfältig gearbeitet werden:

  • Kinder wählen 8 Gefühls-Worte aus, die ihnen oft in der Schule / zu Hause / mit Freunden … begegnen. Sie schreiben diese von der großen Bingokarte ab und färben die einzelnen Felder passend ein. „Welches Gefühl passt – für dich – zu welcher Farbe?“
    Spannend wird es, wenn man schaut: Welche Farbe überwiegt bei mir?
  • Ein Spiel im Spiel: Die 8 ausgewählten Gefühle können (vor dem eigentlichen Spiel) mit dem eigenen Körper und Gesicht „ausprobiert“ werden. (Wie sieht ein trauriges Gesicht aus? Welche Körperhaltung passt dazu?) Im Wechsel errät der Nachbar / die Nachbarin das dargestellte Wort.
  • Der immer gleiche Satz z.B. „Du kommst du spät“ wird mit einem der gewählten Gewühlsworte vorgetragen:
    „Du kommst zu spät“ wird wütend und mit erhobenem Zeigefinger ausgerufen und dann traurig und geknickt „Du kommst zu spät!“ gesagt usw..
    Lustig wird es, wenn ein anderes Kind die Antwort „Ja, ich weiß“ mit unterschiedlichen Stimmungen vorträgt: „Du kommst zu spät!!“ (wütend), „Ja, ich weiß“ (fröhlich)

Euch fallen sicher noch viele unterschiedliche Ideen ein. Viel Spaß mit den Vorlagen!

Noch mehr Möglichkeiten

Weil ich gerade dabei war, habe ich euch noch eine Gefühls-Erweiterung gestrickt: Zu den einzelnen Gefühls-Begriffen habe ich Bilder mit passenden Mimiken & Körperhaltungen zusammengestellt. Natürlich lässt sich über die Zuordnung streiten … Doch das bringt ja gerade die Schwierigkeit Gefühle zu „lesen“ gut zum Ausdruck und wir kommen miteinander ins Gespräch. Um das ein bisschen zu triggern, habe ich dasselbe Bild bei zwei Gefühlen eingebaut 😉

Ihr könnt:

  • … die Bilder gemeinsam betrachten und passende Gefühlsworte sammeln (Wortsammlung algegen)
  • … den einzelnen Wörtern passende Bilder zuordnen (Achtung! Ihr müsst die Wörter vorher in eine andere Reihenfolge bringen – z.B. ausschneiden und vermischen)
  • …die Mimik und Gestik nachahmen und passende Sätze dazu erfinden

Was fällt dir noch ein?

Eigentlich heulen doch nur Mädchen?!!

Weinen ist doch uncool! Wirklich? Schwäche zeigen kann auch manchmal stark machen. Das sieht man bei Petrus und seinem bitterlichen Heulkrampf …

Warum auch gestandene Männer weinen

… Und was hat das mit Petrus zu tun?

Wer weint wieviel?

Dank einem informativen Artikel der Süddeutschen „Zehn Dinge über das Weinen“ weiß ich, dass Frauen 30 bis 64 Mal im Jahr weinen. Männer zwischen 6 und 17 Mal. Frauen weinen auch länger und schluchzen öfter.

Bis etwa zum 11. – 13. Lebensjahr weinen Jungs und Mädchen gleich viel. Und dann macht es PENG! und Jungs sind einfach nicht mehr traurig genug um zu weinen … Nee, ne?

Weinen ist uncool

Natürlich wissen wir, woher das rührt. Die alte Annahme, die immer noch existiert: Männer weinen nicht! Frauen sollen gefällig reizend weinen, das rührt an, das ist erlaubt. Aber Jungs??? Sofort macht sich das Bild des bei Mama wohnenden Softies breit, der seine Taschentücher zückt (ich übertreibe jetzt maßlos). Ich frage mich: Sind Tränen das Markenzeichen der Feiglinge?

Je nach Kultur und Erziehung kann Weinen als Charakterschwäche ausgelegt werden. Deshalb weinen wir auch oft genug hinter der heimischen Tür – und am besten abends, wenn es keiner sieht, unter der Bettdecke.

Warum weinen wir?

Weinen ist eine ganz eigene Art des menschlichen Gefühlsausdrucks. Nur wir können emotionale Tränen vergießen. O.K., Elefanten weinen, wenn sie unter Stress kommen. Ob es mit uns vergleichbar ist, ist umstritten. Jedenfalls ist es eine urmenschliche Eigenschaft von uns, genau wie das Lachen.

Wir weinen, wenn eine emotionale Situation (z.B. Verluste) eintritt oder ein Fall, für den wir keine Lösung haben (z.B. Hilflosigkeit), natürlich kann auch Freude der Grund sein. Körperliche Schmerzen, Stress und Erschöpfung, rührende Filmszenen, Wut oder Streit sind ebenfalls mögliche Auslöser. Auffällig ist, dass Weinen viele emotionale Auslöser haben kann, nicht nur einen! Wir finden keine genaue Zuordnung: Trauer ODER Freude. Das ist besonders.

Evolutionstechnisch sichert einem das Weinen den Rückhalt und die Unterstützung der Gruppe. Es erzeugt Mitgefühl. Zusätzlich unterstreicht das Weinen den Gefühlsausdruck. Jedem wird durch die Kombination von Mimik und Tränen klar, was der andere gerade fühlt.

Weinen führt auch zu einer besseren Verarbeitung emotionaler Eindrücke.

Wie nimmt das Umfeld mich als Weinenden wahr?

Reagiert mein Umfeld mit Trost auf die Tränen, kann es befreiend und entlastend wirken. Sind meine Mitmenschen irritiert und halten den Weinenden für emotional instabil, sieht das schon wieder anders aus. Weinen führt bei Außenstehenden oft zu Hilflosigkeit. Manchmal wird das Weinen regelrecht erwartet (Beerdigung), aber an vielen Stellen gilt es als unangebracht.

Jungs und Mädchen

Im Kleinkindalter wird den Jungs oft genug vermittelt, ihre Gefühle anders auszudrücken als durch Weinen. Somit zieht sich diese Abwertung von Tränen und Traurigkeit bis ins Erwachsenenalter. Bei Mädchen wird das Weinen eher akzepiert und ist für Frauen damit auch positiver besetzt als für Männer.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Frauen häufiger „Schnulzenfilme“ (Sie wissen, was ich meine) sehen oder vermehrt in sozialen Berufen arbeiten, bei denen Tränen nicht verpönt sind?

Liegt es am Testosteron der Männer, das dafür sorgt, dass Männer nicht so schnell in Tränen ausbrechen?

Meiden Männer vielleicht Situationen, in denen es zu Tränen kommen könnte?

Sie sehen, es gibt noch viele ungeklärte Fragen zum Thema Weinen. Interessant ist es aber allemal, die verschiedenen Möglichkeiten zu durchdenken.

Tränen sind Verräter!

Sie offenbaren viel über den Weinenden. Die Emotion wird deutlich sichtbar. Das kann nicht jeder leiden. So wird gegen die Traurigkeit (wenn sie der Grund für die Tränen ist) angekämpft, um ihr nicht das Feld zu überlassen. Besonders dann, wenn die Umgebung fremd ist und die Menschen Unbekannte sind. Man möchte sich nicht preisgeben, womöglich ausgelacht werden. Wenn wir weinen, haben wir unser Gesicht nicht mehr unter Kontrolle. Die Umstehenden werden gezwungen, zu reagieren. Sind sie dazu bereit? Oder sind sie peinlich berührt und wissen nicht, wie man reagieren soll? Solch eine Situation kann auch eine bis dahin nicht gekannte Nähe zwischen Personen erzeugen. Ist das Weinen in einer Situation „erlaubt“ (z.B. im Kino), wird es oft als erleichternd empfunden.

Psalm 137 -Tränenpsalm und: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“ Ps 126

Petrus und seine Tränen

Petrus will ein starker Typ sein. Stark für andere und für Jesus. Er ist der Fels, auf den alles gebaut werden soll und doch scheint er so schwach zu sein, ein Mensch eben. Aber dass gerade ER Jesus im Stich lässt! Er verleumdet Jesus und als ihm bewusst wird, was er getan hat, „weinte er bitterlich“. Das finde ich bemerkenswert. Petrus schiebt die Schuld nicht auf die Umstände oder auf andere, er fällt in sich zusammen und weint, weil es ihm ehrlich leidtut. Der Weinende wird sich seiner eigenen Schwachheit bewusst. Wir öffnen uns und zeigen: Wir sind nicht perfekt und erkennen, dass wir nicht alles in unserer Hand haben. Durch Tränen können wir Ängste oder Verzagtheit im wahrsten Sinne des Wortes weg- und aus uns herausspülen.

Petrus versteht nun, dass nicht er sein Leben gibt, um Jesus zu retten, sondern es ist genau umgekehrt! Hätte er das auch verstanden, wenn er nicht schwach gewesen wäre? Vielleicht ist Petrus der Fels, weil er weiß, dass er keiner ist?

Im besten Falle fühlen wir im Weinen beides: Die tiefste Traurigkeit und die Hoffnung auf bessere Zeiten.

Schwäche als Stärke?

Am Ende, trotz seines Versagens, gibt Jesus ihm den Auftrag: „Sorge für meine Lämmer!“ (Joh. 21ff.) Welch ein Vertrauen! Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Schwächen glaubt Jesus an Petrus. Ich finde das ein starkes Bild.Versagen und Verzagen ist keine Schande. Sie gehört zum Menschsein dazu. Das dürfen wir uns eingestehen. Deshalb finde ich unseren Glauben auch so wundervoll, denn er stellt keine Superhelden ins Rampenlicht, sondern einfache Menschen.

Praktisches für den Unterricht

Petrus in den Vordergrund rücken

Wenn wir in der Schule die Passionszeit durchleben, ist es ein guter Ansatz, die Perspektive zu wechseln. Petrus bietet sich hierfür hervorragend an. Besonders für Schüler*innen, die die Geschichte schon sehr gut kennen, ist ein anderer Blickwinkel bereichernd – besonders, wenn man auch die Schwächen beleuchtet …
Warum nicht mal die Angst in den Vordergrund stellen? Wer hat Angst in der Geschichte und warum? Die Menschen bleiben aber nicht in ihrer Furcht. Was kann man tun? Auch hier sind Bilderbücher hilfreich.

Buchtipps

Für Kinder: Wozu sind Tränen da?

Podcast vom KAKADU (Deutschlandfunk Kultur)

Kannst du fühlen was ich fühle?

In diesem Beitrag stelle ich eine Unterrichtseinheit vor, in der unsere Gefühle im Fokus stehen!

Empathie in der Grundschule schulen. Wie kann das mit Freude gelingen?

Empathie – Emotion & viel Gefühl

Fühlen, Einfühlen, Mitfühlen. Das sind die drei Zauberworte, die eine gute Gemeinschaft ausmachen. Davon wünscht man sich mehr! Davon kann es gar nicht genug geben. Empathie kann vielfältig im Unterricht trainiert werden. Ohne viel Aufwand und mit Spaß.

In diesem Beitrag erzähle ich, wie solch ein „Training“ (klingt wie im Fitnessstudio) aussehen könnte.

Das nun folgende Video zeigt eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Jeder Bereich hat eine eigene Farbe, die ich im nebenstehenden Text erläutere. Nachfolgend habe ich euch die verwendeten Medien aufgelistet und verlinkt.

Ich und meine Gefühle

Die rote Decke: Das Gesicht & die Mimik

Ohne Worte kann ich meine Gefühle nicht äußern. Deswegen ist es gut, einen Gefühls-Wort-Fächer mit den Kids zu basteln. Immer wieder können Wörter ergänzt werden.

Die „Heute bin ich“ Fische sind ein guter Einstieg in die Thematik. Dazu später mehr.

Aus einem Korktopfuntersetzer (von IKEA) lässt sich ein Gesicht basteln. Einfach Gesichtsteile aufzeichnen, ausschneiden und mit Stecknadeln fixieren. Die Gesichtsteile lassen sich so leicht verändern und somit auch der Gefühlsausdruck.

Emoticons kennt jedes Kind. Sie können selbst gestaltet oder angemalt werden. Dazu werden passende Geschichten erfunden oder die Gesichter können zu einer Gefühlsuhr umgebaut werden. Dafür verwenden Sie die Rückseite des Korkuntersetzers. (Ich würde die Emoticons nicht aufkleben, sondern feststecken.)

ACHTUNG Falle: Wer von uns kennt das nicht? Da bekommt man eine Nachricht aufs Handy, mit einem Emoticon und man weiß einfach nicht, wie dieser Ausdruck des gelben Gesichts zu deuten ist. Nur der Kopf mit seiner Mimik reicht oftmals nicht aus. Es fehlt etwas Wesentliches: Der Körper!

Die gelbe Decke: Der Körper und seine Sprache

Nichts bildet so gut Emotionen ab wie unser Körper. Er verbiegt sich, krümmt sich, streckt sich und jeder kann sehen, was ich empfinde! Wirklich? Bei dieser Decke fehlt wieder etwas Entscheidendes: Das Gesicht! Nur im Zusammenspiel lassen sich Gefühle interpretieren.

Die grüne Decke (Teil 1): Das Zusammenspiel

Ich relativiere. Auch mit Gestik und Mimik sind Gefühle nicht immer klar zu identifizieren. Schaut euch das Bild der Oma (mit dem Kind) an. Was will sie sagen? Es fehlt uns der Kontext. Wer Gefühle erkennen und benennen will, braucht Übung und einen Gefühls-Wortschatz.

Die grüne Decke (Teil 2) & die blaue Decke: Sich einfühlen

Mit einfachen Spielen kann man Gefühlstraining betreiben.

Auch Bilderbücher eignen sich für die Auseinandersetzung, genau wie Psalme, Gedichte oder verschiedene Arten von Musik. Wesentlich ist der gemeinsame Austausch!

Die benutzten Materialien

Eine Reise zu unseren Gefühlen

Wollt ihr eine Einheit zum Thema Empathie machen? Dann reist doch zu den Gefühlen! Ich stelle euch hier eine mögliche Einheit vor:

Emo & Tio – unser Körper

Zwei Gliederfiguren begleiten die Erzählung: Emo & Tio. Sie verbiegen ihren Körper passend zu den gefundenen Emotionen. „Emo, sei mal fröhlich!“ Die Kinder ahmen die Körperhaltung nach. Das macht Spaß und schult die Kids im Beobachten (der anderen) und im eigenen Wahrnehmen. Gefühlsworte werden über die gesamte Einheit hinweg gesammelt und notiert.

Das Gesicht – unsere Mimik

Emo und Tio fehlt etwas Wichtiges: Das Gesicht! Mit unserem Gesicht zeigen wir unsere Gefühle. Jetzt wird die „Heute bin ich“ Fische-Kartei eingeführt. Die Fisch-Bilder werden den passenden Wortkarten zugeordnet. Vertiefung: Eigene Gefühlsfische werden gemalt und als „Gefühlsmeer“ im Klassenzimmer aufgehängt. Dabei geht das Wörtersammeln weiter und die Kartei wird ergänzt.

Die Mimürfel oder der Pocket Cube, der mit Emoticonkarten „gefüllt“ wird, kann als Einstieg in die Stunde benutzt werden. Einige Möglichkeiten:

  • Ein Kind würfelt einen Gesichtsausdruck, die Mimik wird im Sitzkreis z.B. nachgeahmt, das gegenteilige Gefühl gesucht …
  • Es wird eine Geschichte zum gewürfelten Ausdruck erfunden,
  • Ein Problem in der Klasse wird geschildert („Heute morgen kam ich in die Klasse und jemand saß auf meinem Platz“). Jetzt wird gewürfelt und passend zum Gesicht, das der Würfel zeigt, wird der Satz (weinerlich, wütend, ängstlich usw) ausgesprochen. Die anderen beobachten dabei das Gesicht des Sprechers. Eine weitere Möglichkeit: Man versucht, passend zum gewählten Würfelgesicht das Problem zu lösen. Ein Beispiel: Zum oben erwähnten Problem (es sitzt jmd. auf meinem Stuhl) wird ein wütendes Gesicht gewürfelt. Was könnte ein wütendes Kind in dieser Situation sagen? Hier sind auch Rollenspiele denkbar.

Immer wichtig: Die Beobachtung der Spielenden, der Beobachtenden und ein kurzes gemeinsames Gespräch danach.

Gute und „schlechte“ Gefühle?

„Traurig sein ist doch voll blöd!“

Manche Gefühle fühlen sich besser an als andere. Sind sie deshalb „schlecht“, wie z.B. die Wut oder die Trauer? Hier wird ganz klar kommuniziert: Jedes Gefühl ist wichtig und hat seine Berechtigung! Die Wut z.B. verleiht uns neue Energie, die Trauer nimmt sich die Zeit, die sie braucht, um danach wieder Platz für andere Gefühle zu schaffen. Wichtig ist, dass durch meine Gefühle niemand zu Schaden kommt. Ich darf wütend sein, das ist ok. – es soll aber niemand verletzt werden.

Wir wollen uns unserer Befindlichkeit bewusst werden, sozuagen „hinter“ das Gefühl blicken: Wie fühle ich mich, wenn ich wütend bin?

Die bisher gefundene Wörtersammlungen wird sortiert und wir schauen, welche Gefühle sich nicht gut anfühlen und warum das so ist. Um die Sammlung zu vergrößern, können Bilder, Emoticons, Fotografien usw. helfen.

Komm, wir gehen zu deinen Gefühlen!

Meine geschriebene Geschichte kann ich hier nicht teilen, da sie von einer (schon veröffentlichten) Geschichte inspiriert ist. Das ganze Buch „Komm mit ins Gefühleland“ ist wirklich empfehlenswert für den Kindergarten und den Anfangsunterricht.

Für meine Geschichte waren mir folgende Aspekte wichtig: Jedes Gefühl wohnt in einem eigenen Haus, an einem bestimmten Ort, zum Beispiel die Freude. Sie lebt hoch oben in der Luft, nahe bei den Wolken. Die Angst hat ein Haus aus festem Stein, ganz in der Nähe des Mutes (Mut wohnt direkt an einer Felsklippe). Sie brauchen einander! Der eine wird durch den Mut beflügelt, der andere durch die Angst geerdet. Mut weiß, dass es sehr wichtig ist, die Angst zu kennen.

Die Wut selbst hat auch ein besonderes Zuhause, sie wohnt bei leicht zu reizenden Tieren auf einer Weide. Die Trauer lebt am Fluss, dort schaut sie gerne über die Wellen …

Ablauf

Die einzelnen Stunden der Einheit laufen immer gleich ab:

  1. Wir lernen ein Gefühl kennen, wir sammeln passend dazu Synoyme (Gefühle-Wörter) und ggf. passende Bilder.
  2. Wir beantworten einzelne Fragen (die auf den Arbeitsblättern zu finden sind) teilweise im Sitzkreis danach geht es in die Einzelarbeit.
  3. Das „Arbeitsblatt“ zum passenden Gefühl wird bearbeitet.
  4. Im Plenum wird das Erarbeitete besprochen.

Ein Beispiel

Nach einem kurzen Besuch im Haus der Freude können nun passende Synonyme und Bilder (aus einer Bildkartei oder ausgeschnittene Bilder aus einer Zeitschrift …) zusammengesucht werden.

Einzelne Punkte der nun folgenden Fragen werden im Plenum besprochen:

  • Wenn du dich freust, wo merkst du das in deinem Körper?
  • Was macht dich fröhlich?
  • Woran erkennst du, dass du fröhlich bist?
  • Kannst du andere auch fröhlich machen?
  • Welche anderen Worte fallen dir statt Freude noch ein? (Glück, Begeisterung, vergnügt, Spaß, Jubel, zufrieden sein, …)

Für mich wichtig: Bei Freude werden die Kinder direkt angesprochen, bei Trauer oder Wut kann vom „du“ zu „man“ gewechselt werden (Wo spürt man Trauer?).

Die Arbeitsblätter zum Downloaden

Das geheimsnissvolle Gefühl

Diesen Teil kann ich euch gerne zur Verfügung stellen, denn das ist mein „Dreh“, um auch biblische Geschichten miteinzubinden.

Gefühle als Bilddatei zum Download

Eine umfangreiche (und kostenlose) Bildkartei zum Ausdrucken finden Sie hier!

Ein toller Film zum Thema Gefühle

Alles steht Kopf – Trailer

Die (t)olle Wut

Wenn die Wut hochkocht, kann sie überschäumen, den Deckel heben und einen kopflos machen. Doch sie hat ihre Berechtigung. Wichtig ist der Umgang mit ihr …

Warum hab ich nur so ne Wut im Bauch?

„NEEEEEIIIIIIEEEEEN!“ Er stampft mit den Füßen auf, er schreit sich die Seele aus dem Leib und wirft sich zu guter Letzt auf den Boden. An Unterricht ist nicht zu denken. Wenn man Pech hat, folgen noch weitere unschöne Aktionen und hinterlassen einen völlig erschöpften Schüler, eine aufgebrachte Klasse und eine urlaubsreife Lehrkraft.

Wut ist eine heftige Emotion. Wir alle kennen sie und nicht jede(r) kann sie kontrollieren. Die Frage, die ich in der Überschrift gestellt habe, ist so nicht von einem Kind formuliert, denn sie hinterfragen ihr Empfinden selten. Die Emotionen sind einfach da und kleine Menschen haben einen direkten Draht zu ihnen …Wenn die Wut kommt, leben einige Kinder sie einfach aus. Es kann eine impulsive und manchmal auch aggressive Reaktion folgen.

Das Kochtopf-Prinzip

Wenn die Wut hochkocht, dann kann sie überschäumen, den Deckel heben und eine Menge Schaden anrichten. Sie übernimmt die Kontrolle, denn Wut ist schwer zu beherrschen. Das kennen wir alle. Die Form des Ausbruchs ist unterschiedlich. Manche schreien, andere werden handgreiflich oder zerstören etwas. Mit diesen unbeherrschten Taten und dem unschönen Gefühl des Kontrollverlustes hat sich die Wut ihren Ruf ruiniert und so gilt sie als eine negative oder gar „schlechte“ Emotion. Doch Wut hat -wie alle Emotionen- ihre Berechtigung. Wichtig ist der Umgang mit ihr.

Ich möchte in diesem Beitrag pädagogische Fragen bedenken und Ihnen Impulse geben, wie man einen heißen Kochtopf namens Wut besser verstehen kann.

Die Wut ist gut?

Ich würde sagen, die Wut an sich ist nicht das Problem, sondern sie wird es erst, wenn sie als Mittel zum Zweck eingesetzt wird oder nicht den richtigen Kanal findet. Wir können einen gesunden Umgang mit der Wut pflegen, sie nicht verteufeln, sondern fragen:

Woher kommt die Wut? Was war der Auslöser, die Ursache?

Wut verbindet zwei Bestandteile: Energie und Aggression. Wenn ich das weiß, kann ich sie besser verstehen. Sie setzt Energie frei, die genutzt werden kann, um sich abzugrenzen, sich durchzusetzen, für seine eigenen Bedürfnisse einzustehen. Im Endeffekt geht es dabei immer um Veränderung. Wir wollen etwas verändern, was wir als falsch empfinden. Dazu gehören: Grenzen sprengen, Handlungsspielräume eröffnen oder der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit. An sich sind das wichtige Rebellionsgründe für ein Kind. Doch: Kinder können ihre Wut (bzw. Emotionen an sich) oftmals kaum in Worte kleiden, geschweige denn kontrollieren. Hier kommen wir nun zur Aggression. Wenn Wut in Gewalt umschlägt, ist eine Grenze überschritten. Auch wenn es um Machtausübung geht, muss ich klare Kante zeigen.

Kinder im Grundschulalter sind geistig dazu in der Lage, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, auch mehrere Gefühle in einer Situation. Ein Beispiel: Ich erkenne, dass es mich traurig macht, nicht mitspielen zu dürfen und darunter mischt sich gleichzeitig die Wut, der ich nun (eventuell) die Bühne überlasse. Das zu erkennen und zu verbalisieren muss trainiert werden. Erst dann hat das Kind eine Wahlmöglichkeit und kann seine Emotionen besser steuern.

Gründe für Wut

Wenn Sie sich fragen: Woher kommt die Wut?, kann es verschiedene Ursachen geben: Ist sie entwicklungsbedingt (in der Autonomiephase /Trotzphase bei Kleinkindern im Alter von 2-5 Jahren) oder steckt ein weiteres Gefühl dahinter? Unter der Wut sitzen meist ganz andere Gefühle. Meist ist es die Angst.

Wenn Angst die Grundlage für die Wut ist, sind die Kinder in der Wutphase kaum zu erreichen. Ist der Durchsetzungswille der Antrieb, ebbt die Wut sofort ab, wenn sie ihren Willen bekommen haben.

Platt gesagt tun wir alles, was wir tun, um ein Bedürfnis zu befriedigen. Leider ist Wut dabei ein schlechter Partner. Denn oft genug bekommen wir genau das Gegenteil, was wir uns eigentlich wünschen. Der Wunsch nach Nähe, Geborgenheit und Verständnis erfüllt sich durch einen Wutanfall eher nicht.

Sehen, einfühlen, mitfühlen schulen in der Schule

Um Herr über seine Gefühle zu werden, steht ganz am Anfang die Empathie. Das Einfühlen in sich und andere macht es erst möglich, Gefühle zu verstehen und z.B. die Wut zu kontrollieren.

Herbert Stettberger hat vier Schritte formuliert, wie man im schulischen Kontext Empathie schulen kann. Der erste Schritt ist eine bewusste Wahrnehmung. Im Religionsunterricht kann ich mir die Zeit nehmen, um sich selbst und andere wahrzunehmen.

Wer ist mit mir hier? Wie geht es den anderen?

Um diese Fragen zu beantworten, muss ich verbale und nonverbale Signale verarbeiten: Dazu zählt die Wahrnehmung von Gestik, Mimik und Körperhaltungen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Aufbau eines Sprachwortschatzes, um meine Gefühle in Worte zu fassen. Mir gefällt der Begriff „Gefühlssprache“. Sie ist das Tor zu unseren Bedürfnissen. Kenne ich diese Sprache nicht und kann mich nicht gut ausdrücken, ist ein Kinnschwinger machmal die einfachste Lösung für das Problem …

Soziales Lernen basiert teilweise auf Imitation. So können Lehrpersonen oder Schüler*innen ein Vorbild sein und in ihrem Verhalten nachgeahmt werden. Aber Achtung: Es geht nicht um eine schnöde Kopie des Originals, sondern um ein reflektiertes Nachvollziehen. Auch hier ist das gemeinsame Gespräch wichtig, um zu hinterfragen und zu reflektieren.

Sollte ich die Möglichkeit eines Perspektivwechsels (z.B. durch Rollenspiele) erhalten, kann ich Handlungsmuster übernehmen und daran wachsen. Wichtig ist hierbei die Wiederholung (wirkt verstärkend) und immer wieder der gemeinsame Austausch und die Reflexion des Erlebten.

Was kann im Unterricht eingeübt werden?

Nach dem Modell von Herbert Stettberger

Handlungsmuster zu entwickeln gehört sowohl zum Prozess als auch zum Ergebnis der Schulung von Empathie.

Wut im Klassenzimmer

Leicht gesagt, ich weiß … Aber: Machen Sie sich klar:

Das Kind hat im Moment keine andere Idee, wie es mit der Situation umgehen kann.

Auch wenn der Ausraster des Zornnickels Ihre Aufmerksamkeit sofort benötigt: Das Wichtigste sind zuerst Sie selbst: Versuchen Sie ruhig zu bleiben („Ich nehme die Situation an. Es ist wie es ist.“ Atmen Sie tief ein und aus!). Diese 3 Sekunden sind Gold wert. Das Kind braucht Sie jetzt. Es braucht Halt, Orientierung und Ihre guten Nerven. Sie können ihm ein Vorbild sein. Fragen Sie sich: Tappe ich in die Falle und reagiere auf das Kind nur bei Ausrastern?

Jetzt erst kommt die Gefühlsbegleitung:

  • Bei impulsiver Wut: Das Kind aus der Situation nehmen, (z.B.) Raum verlassen. Dabei helfen: knappe, klare Sätze und ein ruhiges Zuwenden.
  • Fragen Sie sich (so blöd das jetzt auch klingt): Was ist die Botschaft hinter dem Wutanfall?
  • Spiegeln Sie die Gefühle des Kindes, beschreiben Sie, was Sie sehen: „Ich weiß, du hast dich sehr auf den Ausflug gefreut und jetzt bist du enttäuscht und wütend, dass …“ „Meine Güte, wer seinen Stift so in die Ecke schmeißt, muss wirklich sehr wütend sein. DU wolltest diesen Stift haben und das hat dich wütend gemacht“
  • Wichtig: Das Kind soll das Gefühl bekommen: „Ich sehe dich, nehme dein Gefühl wahr“. Manchmal hilft es auf Augenhöhe mit dem Kind zu gehen, manchmal braucht das Kind einfach noch Zeit für sich, um sich zu sortieren.
  • Natürlich ist Gewalt ein No-Go. Finden Sie vielleicht gemeinsam ein geeignetes Ventil für die Wut? (z.B. Wutenergie in Bewegungsenergie umsetzen)
  • Das Gefühl muss raus, bevor ein neues Gefühl reinkann. Die große Energie sollte Raum bekommen (auf angemessene Weise)
  • In der akuten Situation ist ein Gespräch sinnlos. Auch die Frage nach dem „Warum“ kann man sich sparen. Erst wenn die Wut abebbt, das Gespräch suchen. Das Kind kann jetzt versuchen, sich in seinen Wutgegner hineinzuversetzen: „Was fühlt er? Hat er auch Wut? Warum ärgert er mich immer so?“

Keine Frage, Sie sollen sich dem Willen des Kindes nicht beugen. Aber vielleicht schaffen Sie es, einen respektvollen Umgang und einen für beide Seiten zufriedenstellenden Umgang mit der Situation zu finden.

Thematisieren Sie die Wut, wenn sie momentan nicht da ist. Sammeln Sie Gefühlsworte, malen Sie die Wut, ein Wuttier, welche Farben passen, wo spürst du sie?

Schlachtplan

Haben Sie solch einen Zornnickel in Ihrer Klasse? Dann hilft Ihnen vielleicht der nun folgende Schlachtplan, den Sie in einer ruhigen Stunde mit Ihrem Schützling durchgehen können. Machen Sie klar:

  • Wir müssen versuchen, Phase ROT nicht zu erreichen!“ (siehe Download). Diese Formulierung macht sie beide zu Verbündeten.
  • Wenn es klappt, wird das Verhalten bestärkt (Verstärkerplan, Punkte sammeln oder einen kleinen Wunscherfüller z.B. ALLE dürfen 5 Minuten früher in die Pause – macht allen Spaß und stigmatisiert den Zornnickel in der Klasse nicht noch mehr)
  • Laminieren Sie den Schlachtplan und hängen ihn an prominenter Stelle auf. Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche mit Ihrer Klasse. Wie geht ihr mit eurer Wut um? Kennt ihr die einzelnen Wellen der Wut? Wo verliert ihr die Kontrolle über sie? Versuchen Sie konstruktive Lösungsstrategien zu entwickeln: Was tun wir, wenn jmd. wütend ist? Wie könnte man Dampf ablassen? Soll es Wutbälle zum Knautschen, ein Schreikissen, eine Auszeitecke im Klassenzimmer geben?

Fazit

Ein Wutanfall kann ein lauter Hilfeschrei sein. Der gewählte Ausruck (Kind = Vulkan 2.0) ist für das Umfeld schwierig bis inakzeptabel. Um beim Kochtopf zu bleiben: Ich trete eher einen großen Schritt vom Kochtopf weg, als auf ihn zu. Aber das ist genau die falsche Richtung. Das Bedürfnis des Kindes ist eigentlich ein anderes. Dies in unserem vollen und stressigen Alltag, mit all den anderen Kindern und unseren Aufgaben, zu sehen, ist ein Kraftakt, der mal besser und mal schlechter gelingt. Aber hey, wir sind Menschen, keine Maschinen. Das sollten wir nicht vergessen. Manchmal hilft es sich bewusst zu machen, warum der Zornnickel zornt, um einen neuen Zugang zu finden. Aber bitte immer erst dann, wenn die Herdplatte abgekühlt ist!

Spiegelneuronen super erklärt!

(Sie sind notwendig für eigene Handlungsmuster siehe obere Grafik)