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Geschichten aus dem Koran

Halima Krausen
Susanne von Braunmühl + Andreas Gloy

Geschichten aus dem Qur’an

Beiträge aus dem Pädagogisch-Theologischen Institut der Nordkirche,
Hamburg, 2019, 135 S.
(Bisher nur als Institutsveröffentlichung erschienen)


Wovon erzählt eigentlich der Koran?

Zwar nehmen inzwischen viele Schulmaterialien Bezug auf den Islam, jedoch fehlen weitgehend tiefergehende Einblicke und Bezüge. Dabei wäre das doch besonders für das interreligiöse Gespräch von großer Bedeutung. Mit den „Geschichten aus dem Qur’an“ stoßen die Hamburger Autorinnen und Autoren genau in diese Lücke.
Die 40 Geschichten gewähren Einblick in die Inhalte des Koran. Christliche Leserinnen und Leser entdecken recht viel Vertrautes über Ibrahim, Musa, Yusuf und Isa (Abraham, Moses, Josef und Jesus); aber es hört sich anders an und ist oft anders eingeordnet. Der Koran kennt zwar vieles aus der Bibel, aber er spitzt es neu zu und akzentuiert in die neue Situation hinein. Und das ist die Umgebung von arabischen Polytheisten, von jüdischen Stämmen und christlichen Gruppierungen im arabisch-syrischen Umfeld des 7. Jahrhunderts. Man erfährt auch viel über biblisch nicht bekannte Personen, die im Koran eine Rolle spielen.

  • Um ein gut lesbares Erzählwerk aus den Themen des Koran zu erstellen, bedarf es anspruchsvoller Arbeit. Der prophetische Charakter des Korans drückt sich in vielen kurzen Sprucheinheiten aus. Denn eigentlich ist der Koran von seinem Ursprung her so etwas wie ein „Hörbuch“, er wurde zunächst abschnittsweise mündlich vorgetragen. Nur gelegentlich kommt es im Text zu ausführlichen Erzählungen. Als Beispiel sei hier auf die Sure Yusuf [Josef] 12 verwiesen sowie auf die Sure Maryam [Maria] 19. Letztere erzählt auch von der Geburt Jesu. Der Koran enthält Worte aus zweiundzwanzig Jahren Verkündigung, zunächst in Mekka, später in Medina. Die verkündigten Offenbarungen tauchen in Varianten auf den verschiedenen Ebenen auf und müssen historisch und theologisch verortet werden. Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass die Suren nicht chronologisch angeordnet sind. Es bedarf also einer Menge Spezialwissens, um ein Geschichtenbuch dazu zu erstellen!

Allein sechs Erzählungen sind den Abraham-Geschichten gewidmet. Die Geschichten bieten spannende Erzählungen, und sie erreichen auch unsere Gegenwart. Historisches und geographisch-kulturelles Wissen wird eingebettet und auch eine religionspädagogische Ansprechebene für die Schülerinnen und Schüler genutzt. Für den Koran liegt hier ein Erzählmaterial auf sehr gutem Niveau vor, das auch den didaktischen Ansprüchen der Elementarisierung entspricht.

Auszug aus dem großen Wimmelbild zu den Religionen

Die Verknüpfung mit dem „Wimmelbild“ fördert eigenständiges Entdecken des Erzählten und weitet den Blick auf die Religionen der Welt. Hinzu kommen zu jeder Erzählung die interreligiös-didaktischen Hinweise, die den Umgang erweitern. Damit ist das Material auch für christlich orientierte SuS ein großer Gewinn beim Entdecken bekannten wie unbekannten Terrains. Die zugrunde liegenden Koran-Quellentexte sind präzise genannt. Es wird auf vorhandene oder nicht vorhandene Bezüge zur Bibel verwiesen.

Was mir besonders gut gefällt: Es gibt kein Abwägen, besser oder schlechter, auch nicht in Ansätzen. Das Andere kann in seiner Andersartigkeit wahrgenommen werden und bestehen. Das gemeinsame Lernen profitiert davon enorm.

Am Schluss jedoch noch eine schlechte Nachricht: Das Erzählbuch „Geschichten aus dem Qur’an“ ist zur Zeit nicht erhältlich. 1500 Exemplare waren schnell vergriffen… Vielleicht haben die religionspädagogischen Materialstellen der Landeskirchen das Heft inzwischen im Verleih?

Aber die gute Nachricht: Das PTI der Nordkirche plant eine erweiterte Neuauflage in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Verlag. Das kann aber noch bis 2021 dauern. Ist ja auch nicht mehr so ganz lange hin …

Für Hamburg jedoch gilt: Alle Schulen haben das Material 2019 zugeschickt bekommen!

Dr. Manfred Spieß 10.04.2020
Oldenburg
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Zu den Autorinnen und Autoren:

Halima Krausen ist islamische Theologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg. Sie hat jahrzehntelang an der Entwicklung des „Hamburger Religionsunterrichts für alle“ mitgewirkt.
Mehr hier: Wikipedia

Susanne von Braunmühl (Grundschule) und Andreas Gloy (Sekundarstufe I) sind Studienleiter*innen des PTI der Nordkirche am Standort Hamburg.
Mehr hier: PTI Hamburg

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Das kürzlich erschienene Lesebuch
Was Bibel und Koran erzählen. Ein Lesebuch für das interreligiöse Lernen
aus dem Calwer Verlag ist eine perfekte Ergänzung zu diesem Geschichtenbuch!

Lesen Sie mehr dazu in dieser Besprechung

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Was Bibel und Koran erzählen

Was Bibel und Koran erzählen. Ein Lesebuch für das interreligiöse Lernen.

Erarbeitet von Kristina Augst, Anke Kaloudis, Esma Öger-Tunc, Birgitt Neukirch
160 Seiten. Calwer Verlag, Stuttgart, 2020
ISBN 978-3-7668-4487-3 17,95 Euro

Neu! Ergänzung unten: Ein Interview mit den Autorinnen!


Dass „Bibel“ und „Koran“ in gleichberechtigter Weise umfassend in einem Schulbuch thematisiert werden, ist neu und bisher einmalig. Bislang war die Sichtweise auf die ‚andere Religion‘ meist eingebettet in monokonfessionelle Bücher; dort zumeist im letzten Kapitel, oft auch nur summarisch zu finden. In diesem als „Lesebuch“ deklarierten Unterrichtswerk ist das anders. Ein Autorinnenteam aus christlicher und islamischer Religionspädagogik nimmt die in vielen Schulen vorfindliche multireligiöse Situation ernst und stellt gemeinsam fundierte Arbeitsmöglichkeiten für den Unterricht vor. Das  Buch  wurde  von  einem  interreligiös  zusammengesetzten  Autorenteam verfasst: Kristina Augst (RPI Darmstadt), Birgitt Neukirch (RPI Fulda), Esma Öger-Tunc (Universität Gießen) und Anke Kaloudis (RPI Frankfurt)

Inhaltlicher Überblick

Eine Wahrnehmung, die für den christlichen Religionsunterricht gilt, ist im islamischen Religionsunterricht nicht sehr anders: Schülerinnen und Schüler verfügen häufig über geringes Grundwissen zu ihrer Religion. Deshalb werden zu Anfang des Lesebuches Bibel und Koran in Grundzügen parallel auf Doppelseiten erläutert: Entstehung der Bücher, Aufbau, Bedeutung, Haltung und Verhaltensweisen. Es folgen unter der Überschrift „Bibel und Koran erzählen von Gott/Allah“ Geschichten von Noah, Yusuf und Musa, ebenfalls in paralleler Zuordnung. Dabei werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede klar hervorgehoben. Beide Bücher haben jeweils einen theologischen Anspruch, der in diesem Lesebuch nicht zu kurz kommt. Das Verhältnis ist vielleicht mit dem Prädikat ‚anerkennendes Miteinander‘ treffend zu beschreiben.

Gelegentlich wird bei religionsübergreifenden Projekten vor der Gefahr einer ‚Vermischung‘ gewarnt. Diese ist hier nicht gegeben, weil sowohl von christlicher wie auch von islamischer Seite theologische Klarheit unübersehbar eingebettet ist.

Die weiteren Inhalte kurz gefasst: Schöpfung in der Bibel, Schöpfung im Koran; Ibrahim, Abraham und Isaak; Gebote und Goldene Regel; Barmherzigkeit und Segen; Tod und Trauer. Bibel und Koran erzählen von Jesus/Isa; der Koran und die Hadithe erzählen von Muhammad; was Christen und Muslime glauben und tun.
Zentral ist für den Koran die Eröffnungssure Fatiha 1. Sie leitet jedes Gebet ein. Daneben steht das biblische Vaterunser. Ritus und Gebetsinhalte werden so zum dialogischen Thema.


Didaktische Gestaltung

Anders als ein traditionelles Schulbuch hat dieses Lesebuch keine Arbeitsanweisungen auf den Seiten. Das ist kein Defizit, sondern es erweitert das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten für unterschiedliche Lerngruppen. In die didaktische Gestaltung des Buches wurde erkennbar große Sorgfalt gesteckt. Die Seiten und Kapitel sind sehr übersichtlich gestaltet. An vielen Stellen sind die „biblischen“ Teile und die „koranischen“ Teile farblich abgesetzt, so dass man auch bei mehrseitigen Themen nicht durcheinander kommt. Die kalligraphisch anmutende Randgestaltung bringt Orientierung und Ästhetik ins Buch. Die einheitliche, gut leserliche Textgestaltung erleichtert Schülerinnen und Schülern den Umgang. Ausdrücklich wurde auf einfache Sprache geachtet, teils explizit ‚leichte Sprache‘ verwendet.

Das ist, was Heterogenität angeht, ein großer Gewinn! Jedoch wird es manch anderem Leser so gehen wie dem Rezensenten: ich vermisse den Genitiv! Der Dativ hat ihn völlig verschluckt! Muss das sein? „Die Schöpfung von Gott loben“; „Der Bau von der Kaaba“ u.ö.


Alle sollen durch das Buch erreicht werden, ein klarer inklusiver Ansatz. Berücksichtigt man, dass alle Texte, sowohl für den biblischen wie auch für den koranischen Teil, unter diesen (religions-)didaktischen Prämissen entstanden sind, dann kann man erahnen, welche Pionierarbeit hier geleistet wurde! Ein ausführliches Glossar hilft beim Verstehen ‚schwieriger Wörter‘ und erleichtert das selbstständige Schmökern, für das ein Lesebuch ja auch da ist. Ebenso findet man ein gut lesbares Bibelstellen- und Koranstellenverzeichnis.

Ausgesprochen genial ist die Bildgestaltung. Ausgehend von „Schnipsel-Bildern“, die Grundschulkinder im christlichen und islamischen RU angefertigt haben, entstanden farblich und inhaltlich Bildwerke, die mehr als nur ‚Illustrationen‘ sind. Sie bestechen durch Einfachheit und Klarheit und stellen ein großes Reservoir als ‚Assoziationspool‘ dar. Im Hinblick auf den sensiblen Umgang mit Bildern in der islamischen Tradition vermeiden diese „Schnipsel-Bilder“ die erkennbare Darstellung von Personen durch Weglassen von Gesichtern und weitere bewusste ‚Unanschaulichkeit‘. Dennoch wirken sie und bereichern das Lesebuch sehr.

Seite 37 : Sie erkennen das Motiv?

Zum möglichen Einsatz

Lehrkräfte können das Buch im konfessionell getrennten Unterricht einsetzen, um dort sowohl die eigene Religion zu vertiefen als auch gründlich der anderen Religion zu begegnen. Und in gemeinsamen Lernsituationen, die in den Schulen ja auch schon häufig zu finden sind, ist dieses Buch eine Brücke sowohl zwischen den Schülerinnen und Schülern als auch bei den Inhalten. Christliche Lehrkräfte erhalten durch die Themen einen Einblick in den Koran und in das islamische Glaubensleben und werden sicherlich zu weiteren Vertiefungen angeregt. Für islamische Lehrkräfte gilt das ‚vice versa‘. Der unterrichtliche Einsatz ist schon ab 3. Schuljahr möglich; in der Sekundarstufe ist eine Nutzung bis zur 7. Klasse gut vorstellbar.
Als ‚Lesebuch‘ kann das Buch den Unterricht lange begleiten. Die Inhalte sind vielen Lernfeldern der Bildungspläne zuzuordnen, sowohl im evangelisch- katholischen Bereich als auch im Islamunterricht. Einer breiten Nutzung steht also nichts mehr im Wege!


Relpod. Nr. 07 / Was Bibel und Koran erzählen

Am 12.5.2020 wurden die Autorinnen des Lesebuches im Podcast Relpod interviewt (10 Min.)
Zu Gast bei Kristina Augst sind drei Autorinnen: Anke Kaloudis (RPI Frankfurt und Schwerpunkt „Interreligöses Lernen“), Esma Öger-Tunc (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Islamische Theologie und deren Didaktik an der JLU / Gießen) und Birgitt Neukirch (RPI Fulda und Schwerpunkt „Inklusion“).
Dieses Interview bringt vertiefende Hintegrundinformationen zur Enstehung und Nutzung; auch die Neuigkeit, dass ein Lehrerhandbuch in Arbeit ist!

Ein Klick auf das Bild führt zum Podcast:


Weitere Buchempfehlungen zum interreligiösen Lernen:



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Religion – Bildungspläne

Bildungspläne und Curricula für die Religionsfächer und diverse Alternativfächer wie „Ethik“, „Philosophie“, „Werte und Normen“ sind – wie alle übrigen Fächer auch – in den Bundesländern je einzeln erarbeitet und festgelegt. Dabei gilt es auch, die Konfessionen zu unterscheiden. Längst nicht mehr allein in „Evangelisch“ und „Katholisch“, in einigen Ländern gibt es auch schon islamischen und jüdischen Religionsunterricht, wenn auch in deutlich kleinerem Umfang.

Hier ist eine Übersicht angelegt, in der man die entsprechenden Pläne finden kann. Da es nicht leicht ist, über alle 16 Bundesländer den Überblick zu behalten, bitte ich darum, eventuelle Änderungen oder Korrekturen mir mitzuteilen, damit ich diese aktuell einarbeiten kann.
Über die Links der Bundesländer kommt man zu einer pdf-Übersichts-Datei des jeweiligen Bundeslandes.

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