Martin Niemöller

            

Benjamin Ziemann: Martin Niemöller. Ein Leben in Opposition.

München: Deutsche Verlagsanstalt 2019
635 Seiten. 39 €.
ISBN 978-3-421-04712-0.

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Martin Niemöller: Gedanken über den Weg der christlichen Kirche.

Hrsg. Benjamin Ziemann; Alf Christophersen.
Gütersloh: GVH 2019

272 Seiten. 25 €.
ISBN 978-3579085449.

Der Kirchenkämpfer gegen den Nationalsozialismus: Martin Niemöller.
Befremdliches an einer ‚Lichtgestalt‘

Eine Rezension von Christoph Auffarth

Kurz: Diese Biographie zu einem der wichtigsten Vertreter der evangelisch-kirchlichen Opposition hebt das Verständnis von Protestantismus und Nationalsozialistischem Staat vor und nach der NS-Zeit auf ein neues Niveau. Der Historiker[1] fordert die Kirchengeschichtler zur Diskussion heraus.

Der Mythos von der Lichtgestalt im Kirchenkampf. Nach 1945 veröffentlichte der Bruder Wilhelm umfangreiche Bücher mit Dokumenten, die Martin Niemöller zum Helden des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus überhöhten.[2] Immerhin hatte Martin Nie­möller (1892-1984) sieben Jahre seines Leben[3]s als „persönlicher Gefangener Adolf Hitlers“ in einer Zelle im KZ Sachsenhausen und Dachau verbracht. Aus dem Gerichtssaal heraus hatte man ihn wieder festgenommen, nachdem das Gericht Niemöller zwar eine Strafe zugespro­chen, er aber, die Untersuchungshaft angerechnet, das Gericht als freier Mann hätte verlas­sen können (2. März 1938 nach sieben Monaten U-Haft). Nur, dieses Gerichtsverfahren hatte es in sich (287-309): Die GeStaPo[4] hatte MN lange bespitzelt, wenn er in Berlin-Dahlem auf Gemeindeversammlungen das Unrecht des Staates gegenüber Kirchen­mitgliedern mit Ort und Namen nannte. MN hatte den Pfarrernotbund organisiert, an den sich in (Un-)Rechts­fragen betroffene Pfarrer wandten, Zentrale im Dahlemer Pfarrhaus der Niemöllers. Im Pro­zess aber stilisierte sich MN als ein treuer Anhänger des Nationalstaates. Im Ersten Welt­krieg, so konnten er und seine Zeugen nachweisen, hatte er als U-Boot-Kommandant einige Schiffe der verhassten Engländer versenkt. Nach der Niederlage 1918/19 hatte er noch als Freischärler die Jagd auf die Linken im Ruhrgebiet befehligt. Mit der Auflösung des Militärs arbeitslos geworden und erfolglos auf Landwirtschaft umgesattelt, entschied er sich, der Pfarrerssohn, für ein Theologiestudium und organisierte er dann die Innere Mission. Seit 1924 habe er die NSDAP gewählt, die Machtergreifung 1933 als Befreiung bejubelt: Ein betont nationaler Kämpfer, der als Lutheraner dem Staate zu Gehorsam verpflichtet ist.

Benjamin Ziemann kann in seinem Buch nachweisen, dass MN sich für den Prozess stilisiert. Etwa die Behauptung, dass MN schon Anfang der Weimarer Republik rechtsradikal gewählt habe, kann nicht stimmen. Für seine Biographie konnte BZ auf umfangreiches Material in Archiven zurückgreifen statt auf Erzählungen und Anekdoten. So konnte BZ dessen Amts­kalender durcharbeiten, in denen MN stichwortartig seine Gespräche und Reisen notiert und bewertet. Das Archiv der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, zu dessen Präsident MN nach dem Krieg gewählt wurde, bewahrt den Nachlass und die Dokumente der Amts­führung. Zudem hat BZ schon viel in den staatlichen Archiven gearbeitet und weiß um den Wert der Informationen. So kann er an vielen Stellen die bisherigen Bewertungen sorgfältig begründet korrigieren. Denn das Bild des Opfers des NS und des Pazifisten, der gegen die Wiederbewaffnung der BRD und gegen die Atomwaffen-Aufrüstung Widerstand organisier­te, verhüllt den Nationalisten. Extreme Äußerungen in Interviews und auf seinen Reden des rastlos durch Deutschland und als für die Ökumene verantwortlichen Leiter des Außenam­tes der EKD weltweit reisend, wusste zu begeistern oder die Leute gegen sich aufzureizen. Diplomatisch zu versöhnen war nicht sein Ding. Die Leitung der Landeskirche wurde zum lästigen Zusatzamt, der sorgfältigen Arbeit am Schreibtisch entfloh er in die Öffentlichkeit, beherzte Standpunkte beruhten oft auch auf unüberprüften Informationen. Das Leben einer wichtigen Person des 20. Jahrhunderts als Ganzes, in aller ihrer Widersprüchlichkeit, und nicht auf die NS-Zeit begrenzt, zu erforschen ist eine der ganz wichtigen Biographien und hoffentlich Vorbild für weitere. In einer vorzüglichen Leserlenkung entwickelt BZ in der Einleitung die Brüche in der Biographie, unter denen auch wieder Kontinuitäten erkennbar sind; im Kontext die Veränderung des Protestantismus von der Staatsgläubigkeit im Kaiser­reich zur pluralismusfähigen und politisierten Religion der Bonner Republik. „An Niemöl­lers Lebenslauf lässt sich so gut wie sonst kaum irgendwo über den fundamentalen Wandel des religiösen Feldes im 20. Jahrhundert reflektieren.“ (521).

Ein zentraler Aspekt ist die Frage, wie sich die 12 Jahre NS-Herrschaft aus der Zeit davor erklären lassen (darunter fünf Jahre aktives Handeln von MN vor seiner Haft) und wie der Protestantismus sich im Bewusstsein der Verflechtung mit dem Nationalsozialismus nach 1945 zu den Vorgaben der Demokratie verhielt. Die Anerkennung von Schuld wurde eine Frage der Ehre der Nation, die die Evangelische Kirche stellvertretend für viele andere aussprach, MN als Lautsprecher. Die anfängliche Versuchung, die Deutschen als Opfer, die Alliierten als schlimmer als die Nazis und darunter vor allem rachsüchtigen Juden als Täter zu beklagen, unterließ MN bald. Juden waren aber den Protestanten eine fremde Religion und ein fremdes Volk; ein Eintreten gegen das Unrecht und die Verfolgung und die Vernich­tung seitens der evangelischen Christen, auch der Bekennenden Kirche, blieb – bis auf wenige – aus.[5] Die Bekennende Kirche klagte im Wesentlichen nur die Verletzung des Rechtes, die Aufhebung der Menschenrechte durch Einsetzung von Sondergerichten und Standrecht an, wenn ihre Mitglieder betroffen waren. Deshalb kann man nicht von Kirchen­kampf im Sinne eines grundsätzlichen Widerstandes gegen den NS sprechen. Ebenso wenig trifft die lange vertretene These zu, dass der NS ein Religionsersatz war, der eine atheistische Ideologie an die Stelle der vorhandenen Religionen setzen wollte.[6] Sie verlängert die Vorstel­lung MNs und der meisten Kirchenleute während der NS-Zeit eines „Kampfes gegen die Gottlosen“ mit denen allerdings MN Kommunisten und Sozialdemokraten meint (also die, die wirklich Widerstand gegen den NS leisteten), und einer Rechristianisierung, die die Protestanten mit der Machtergreifung als „Stunde der Volksmission“ gekommen meinten (171-194). „Zum ‚Dritten Reich‘ stand Niemöller nicht von Beginn an in Opposition, im Gegenteil.“ (516). Wohl aber legte er entschieden Widerspruch ein gegen die Deutschen Christen. An einer für die Realitäten recht marginalen Frage entwickelte MN die theologi­sche Bewertung, dass die DC eine Häresie, die BK aber die wahre Kirche vertrete (195-223).[7] In der Synode der Bekennenden Kirche in Barmen im Mai 1934 geschah etwas Grundlegen­des: Die Lutheraner rückten von ihrer Zwei-Reiche-Lehre ab, dass dem Staat als die von Gott eingesetzte Obrigkeit (nach Paulus, Römer 13) Gehorsam zu leisten sei, solange sie den Glauben nicht verhindere. Ein Widerstandsrecht hatten die Lutheraner nie formuliert.[8] Die Formel von Königreich Jesu Christi der Reformierten (Calvinisten) setzt einen Anspruch, christliche Normen zum Maßstab jeder Politik zu machen. Karl Barth hat als Schweizer und Reformierter diesen Anspruch in die Barmer theologische Erklärung eingebracht. Zudem: Eine Denkschrift prangerte die Rechtsverletzungen des NS grundsätzlich an, MN schwächte sie ab (271): aus dem NS als Gegner des Christentums machte MN, der Bolschewismus sei der Gegner. Die Denkschrift war nur an Hitler gerichtet aus der Meinung heraus, der Führer werde, wenn er das wüsste, das Recht wiederherstellen. Sie wurde durch Indiskretion der ausländischen Presse zugespielt. Niemöller hatte seinen Sekretär Friedrich Weißler in Ver­dacht und gab ihn preis, die SA prügelte den aus einer jüdischen Familie stammenden Christen in seiner Zelle zu Tode.[9] Neben dieser Denkschrift gab es vereinzelt fundamentale Kritik am Unrechtsstaat des NS; die Denkschrift gegen die Euthanasie Pastor Brauners wäre dazu zu nehmen. Insofern, meine ich, hat BZ seine grundsätzliche Bewertung, der Widerstand der Bekennenden Kirche war kein politischer Widerstand (308), selbst etwas differenziert.

Im KZ: Der Wunsch, zum Katholizismus zu konvertieren[10]

Etwas verstörend erscheint der Text Der Weg der Kirche, den MN während seiner KZ-Haft schrieb: Er, der evangelische Pfarrer und Vorkämpfer der Bekennenden Kirche wollte zum Katholizismus konvertieren. Interessant ist, was er dazu liest. Es waren u.a. Bücher des englischen Kardinals Henry Newman (1801-1890). Obwohl gerne gelesen, blieb der der Moderne aufgeschlossen Engländer angesichts der Moderne-Verweigerung des Ersten Vatikanischen Konzils ein Paradiesvogel. Auf deutsch gab es drei Bücher von ihm, eines über ihn.[11] Auch der war als evangelischer (anglikanischer) Pfarrer etwa in MNs Alter zur katholischen Kirche übergetreten, aber kein Eiferer, sondern Vermittler. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es mehrere Anläufe, das beste aus beiden Konfessionen zusammenzuführen, bes. die Una sancta-Bewegung[12] oder die evangelische Michaelsbruderschaft.[13] Das Thema ‚Wie sollte Kirche aussehen?‘ wurde in der Zeit von allen Seiten diskutiert. Obwohl MN die Bekennende Kirche als die einzig legitime Kirche in Deutschland ansah, bezeichnet er sie in dieser Schrift nur als „Notdach“ (206).[14] Konversionen waren in der ersten Hälfte des 20. Jh.s nicht selten.[15] MN beklagt den Zustand der evangelischen Kirche, ihrer Professoren und Pfarrer (61-66), die schwache Institution, die ihm keine Unterstützung in seiner Notsituation gibt, den fehlende Universalismus (84-90). Die organizistische Auffassung von Kirchenge­meinschaft steht dem der Volksgemeinschaft nicht fern (136 u.ö.). Die protestantische Auf­fassung, dass „wir jedes Wort, das Jesus einmal an seine Apostel gerichtet hat, auf uns persönlich beziehen dürfen“, sei falsch; richtig die katholische Auffassung von der successio apostolica.[16] Wenn er zustimmend das dem Paulus untergeschobene Wort „Das Weib schweige in der Gemeinde!“ zitiert, dann stellt er die überlieferten Bibelworte über die Realität, dass in der Bekennenden Kirche die Frauen oft als einzige den Mund zum Protest aufmachten. – Die Schrift blieb ohne die Tat. Seine Frau wiedersetzte sich bei den 14-tägigen Gesprächsgelegenheiten; die Konversion hätte die neunköpfige Familie in eine wirtschaft­liche Not gestürzt. Und sie widersetzte sich in ihrer protestantischen Identität. Als aber die Evangelische Kirche MN in den Wartestand versetzte und das Gehalt kürzte, kochte MN und ließ die Schrift unvollendet liegen. Sie ist theologisch gesehen kein bedeutender Traktat.[17] Nach dem Krieg wetterte MN oft gegen die katholische Kirche in ihrer realen Gestalt.

Protestantismus und Nationalsozialismus: Konvergenzen und Differenzen

An Niemöllers Biographie kann man die Frage erörtern, ob der Nationalprotestantismus der Wegbereiter des Nationalsozialismus war. Jene Identität von Preußischem Militarismus und autoritärer Führung durch einen fast allmächtigen Kaiser.[18] BZ bestätigt zunächst: „Das protestantische Milieu war die Haupteinbruchstelle des NS in die deutsche Gesellschaft.“ (171). Und widerspricht der Formel, die Klaus Scholder gefunden hatte, „Die Zeit der Illusi­onen“.[19] Andrerseits hält er fest: „Zweifellos gab es viele Affinitäten zwischen Nationalprote­stanten und Nationalsozialisten. Aber die nationalprotestantische Mentalität begründete keinen Sonderweg, der direkt und zwangsläufig auf 1933 hinführte.“ (516) Und, so würde ich hinzufügen, die christliche Judenfeindschaft führt nicht zur Ermordung der Juden; sie setzte aber auch fast keinen Widerstand dagegen, den wir aus heutiger Sicht von Kirche erwarten: entschiedene Verfechter der Menschenrechte der Entrechteten zu sein.[20] Das ist die Herausforderung an eine Beschreibung der Religionsgeschichte des Dritten Reiches: Die kritische Bewertung muss sich auch der enormen Transformation der Religion und des protestantischen Christentums bewusst bleiben, die die Spielräume von Handlungen nicht aus heutiger Sicht einfordert, sondern die der Zeitgenossen berücksichtigt. Bewertungen in BZs Buch wie „rechtsradikal“ und „Fundamentalismus“ sind problematisch;[21] gleichwohl gelingt ihm eine Biographie, die eine Vertrautheit mit dem protestantischen Milieu erkennen lässt. Weit darüber hinaus aber ist das Buch eine hervorragend recherchierte Biographie, die an einer herausragenden und umstrittenen Persönlichkeit die Rolle der Protestanten in der Geschichte des 20. Jahrhunderts differenziert untersucht und bewertet. [22] Sie stellt einen Leuchtturm auf, an dem sich andere Untersuchungen orientieren und messen lassen müssen.

 

Bremen/Much,  Januar 2019                                                                  Christoph Auffarth

Religionswissenschaft
Universität Bremen

E-Mail: auffarth@uni-bremen.de

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[1] In dem in Anm. 2 genannten Aufsatz fordert Ericksen 2014, dass Profan-Historiker die Quellen so auswerten, wie dies auch zum Standard auch für Kirchenhistoriker werden müsste. Wilhelm Nie­möller ist für ihn das Muster der Rechtfertigungs-Historiographie. – Benjamin Ziemann ist Professor in Sheffield für neuere deutsche Geschichte mit dem Schwerpunkt Erster Weltkrieg, Weimarer Republik. Im Folgenden kürze ich seinen Namen ab mit den Initialen BZ.

[2] Wilhelm war der sechs Jahre jüngere Bruder von Martin. Der „Alte Kämpfer“, also frühes NSDAP-Mitglied (1923), WN, stilisierte nach 1945 den innerkirchlichen „Kirchenstreit“ zwischen Deutschen Christen, Bekennender Kirche und vielen dazwischen zum „Kirchenkampf“ gegen den Nationalsozia­lismus. Darunter WN: Wort und Tat im Kirchenkampf. Beiträge zur neuesten Kirchengeschichte. München: Kaiser Verlag 1969. MN: Briefe aus der Gefangenschaft: [1] Moabit. [2] Konzentrationslager Sachsenhausen (Oranienburg). Hrsg. WN. Frankfurt: Lembeck 1975; 1979. – Zur Kritik Robert P. Ericksen: Wilhelm Niemöller and the historiography of the Kirchenkampf. In: Manfred Gailus; Hartmut Lehmann (Hrsg.): Nationalprotestantische Mentalitäten. (VMPIG 214) Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2005, S.433-451. Robert P. Ericksen: Church Historians, »Profane« Historians, and our Odyssey since Wilhelm Niemöller. In: Kirchliche Zeitgeschichte 27(2014); 43-55.

[3]

[4] Geheime StaatsPolizei: eine Spitzelorganisation außerhalb des Rechts.

[5] Eine Dissertation, die das nachwies (Wolfgang Gerlach: Als die Zeugen schwiegen. Bekennende Kirche und die Juden. [Diss Hamburg 1970] Berlin: Institut Kirche und Judentum 1987; ²1993) fand lange keinen Verlag. – Ausnahmen sind Elisabeth Schmitz, Karl Barth; Dietrich Bonhoeffer bezog sich zunächst nur auf die Christen aus jüdischen Häusern. Grundlegend Eberhard Busch: Unter dem Bogen des einen Bundes. Karl Barth und die Juden 1933-1945. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1996.

[6] Einen religionswissenschaftlichen Versuch einer Gesamtdarstellung findet man in Christoph Auffarth: Drittes Reich. In: Handbuch Religionsgeschichte des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, hrsg. von Lucian Hölscher, Volkhard Krech. (Handbuch der Religionsgeschichte im deutschsprachi­gen Raum, hrsg. von Peter Dinzelbacher, Band 6/1) Paderborn: Schöningh 2015, 113-134; 435-449; Farbtafel I nach S. 320; Literaturverzeichnis 542-553.

[7] BZ macht (199f) klar, dass MNs Kampf gegen die Einführung des Arierparagraphen in der Kirche, gerade einmal 18 Pfarrer unter den etwa 18 000 Pfarrern in Deutschland betraf.

[8] Siehe meine Rez.: Die Reformation legt die Grundpfeiler für die modernen Rechte des Individuums. John Witte: Reformation und Recht. Rechtslehren der lutherischen Reformation. 2014; John Witte: Die Refor­mation der Rechte. Recht, Religion und Menschenrechte im frühen Calvinismus 2015. In: http://blogs.rpi-virtuell.de/buchempfehlungen/2016/06/06/john-witte-reformation-und-recht/ (6.6.2016)

[9] Seine Biographie hat Manfred Gailus erforscht: Friedrich Weißler. Ein Jurist und Bekennender Christ im Widerstand gegen Hitler. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2017.

[10] Der folgende Abschnitt und die genannten Seitenzahlen beziehen sich auf die Edition Der Weg der Kirche.

[11] Briefe und Tagebücher bis zum Übertritt zur Kirche 1801-1845. Übersetzt von Edith Stein, Hrsg. Erich Przywara SJ, München 1928; Gebetbuch. Aus seinen Schriften gesammelt und übers. von Otto Karrer. München 1928; Erich Przywara: Einführung in Newmans Wesen und Werk. Freiburg 1922. Die Kommentierung der Herausgeber lenkt den Blick auf wichtige Vorläufer (Möhler, von Hase) und Kontexte, kann aber auch wichtige Zitate nicht belegen, wie das von der „Kirche als Summe der getauften Steuerzahler“ (166).

[12] S. 158f. In Berlin bemühte sich an der Universität der Neutestamentler Adolf Deißmann darum (Er kommt in beiden Bücher nicht vor: Gab es keinen Kontakt?), dann ist Rudolf Otto und Friedrich Heiler zu nennen, der schwedische Erzbischof, zuvor Professor in Leipzig, Nathan Söderblom. Gerhard Voss TRE 34(2002), 265-267. Birgitta Kleinschwärzer-Meister, RGG4 8(2005), 717f.

[13] Auch Berneuchner Kreis, 1931 gegründet. Heinz Henche, TRE 22(1992), 714-717. Bekanntester Kopf war der Gegenspieler MNs und nach 1945 Bischof von Oldenburg und somit Kollege in der EKD, Wilhelm Stählin. Michael Meyer-Blanck, TRE 32(12001), 104-107. MN polemisiert gegen die Betbrüder.

[14] Die Schrift des treuen Wegbegleiters Hans Asmussen ist in der Einleitung gewürdigt. Das Thema aber ist dicht diskutiert, etwa Ernst Wolf: Der Mensch und die Kirche im katholischen Denken. [1933] in: Ernst Wolf: Peregrinatio. Studien zur reformatorischen Theologie und zum Kirchenproblem. München: Kaiser 1954, 302-337. Ders. Sanctorum communio. Erwägungen zum Problem der Romantisierung des Kirchenbegriffs [1942], ibidem 279-301 Die Dissertation von Dietrich Bonhoeffer (1930) mit diesem Titel wird Anm. 51 zustimmend zitiert.

[15] Zahlen bei Hans-Günther Hockerts: Konfessionswechsel im Dritten Reich. Zahlenbilder und Fall­beispiele in typologischer Absicht. in: Siegfried Hermle; Hans Maier (Hrsg.): Konvertiten und Konversi­onen. Annweiler 2010, 149-165. Eine spektakuläre Konversion eines Evangelischen zum Katholizismus war die von Erik Peterson (Rom 1930) im Gespräch mit Carl Schmitt – der nicht aus der katholischen Kirche austrat; dazu Barbara Nichtweiß: Erik Peterson. Freiburg: Herder 1992, 831-860; 727-830). Wich­tig ist die Binnenkonversion von Jakob Wilhelm Hauer, wie sie Werner Ustorf beschreibt: Primäre versus sekundäre Religion bei J.W. Hauer, in: Mit dem Fremden leben. Bd. 1: Religionen – Regionen. FS Theo Sundermeier. Hrsg. Dieter Becker [u.a.]. Erlangen: Erlanger Verlag für Mission und Ökumene 2000, 257-268.

[16] S. 146. Die successio apostolica behauptet eine ununterbrochene Linie von den Aposteln zum heutigen Papst, der immer ordnungsgemäß berufen ist (rite vocatus).

[17] Das sieht der Autor selbst: „Das Folgende will keine theologische Arbeit sein, da ich nicht einmal den Lizentiaten gemacht habe.“ S. 66. [Das Lizentiat ist eher eine Masterarbeit als eine Dissertation]. Das Problem etwa der Vielstimmigkeit, Dissonanz und Streit wird mit einer falschen Einheit über­gangen (S. 105f). Statt der vier Evangelien, behauptet er, gebe es nur das eine Evangelium des Kanons (84. 91). Das Petrus-Wort von der Schlüsselgewalt [des Papsttums] Matthäus 16,19 passe für MN harmonisch zur Übergabe der Schlüssel an alle Apostel Matthäus 18,18 (S. 82). Den Begriff „Wort­mystik“ (125) haben die Hrsg. Anm. 64, S. 234f zu Recht als harmonisierende Verbindung von Gegen­sätzen verstanden. Scharf das zusammenfassende Urteil S.58.

[18] Eine sehr gute Übersicht, die nur leider mit 1933 abbricht, bietet Roland Kurz: Nationalprotestanti­sches Denken in der Weimarer Republik. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2007. Meine Rezension in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 105(2007), 288-290.

[19] Es ist hier nicht der Ort, die Rolle der katholischen Kirche zu erörtern. Aber das Reichskonkordat vollendete die Strategie des Papstes, sich des politischen und nicht romhörigen deutschen Katholi­zismus zu entledigen. Klaus Unterberger: Kuriales Interesse, NS-Staat und Demokratie. Weshalb die heutige Quellenlage für Klaus Scholders Junktimthese spricht. In: Dominik Burkard; Nicole Priesching (Hrsg.): Katholiken im langen 19. Jahrhundert. Akteure – Kulturen – Mentalitäten. FS Otto Weiß. Regens­burg: Pustet 2014 329-348.

[20] Leonore Siegele-Wenschkewitz: Mitverantwortung und Schuld der Christen am Holocaust. [1982] In: Christlicher Antijudaismus und Antisemitismus: theologische und kirchliche Programme Deutscher Christen. (Arnoldshainer Texte 85) Frankfurt am Main: Haag und Herchen 1994, 1-26.

[21] Die Bewertung „rechtsradikal“ ist ein Urteil aus einer konsolidierten Demokratie. „Fundamentalis­mus“ (364) trifft nicht auf den Protestantismus MNs zu, weil er die Bibel zwar als grundlegendes Wort Gottes ansieht, aber sie durchaus hermeneutisch auf die Gegenwart hin auslegt. Nach Bultmanns Ent­mythologisierung ist das Verhältnis ein anderes.

[22] An sehr seltenen Fehlern habe ich notiert: 30 Staffellauf, richtig Stapellauf. 114 Hautsch, richtig Emil Kautzsch: Die heiligen Schriften des Alten Testaments. Freiburg: Mohr 1894-. 116 Fakultätsexamen, richtig Erstes kirchliches Examen. 226 österliche Passionspredigt, richtig vorösterliche P. 387 einmal Wurm genannt, wo Meiser gemeint sein muss.

 

 

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