Reinhart Koselleck: Geronnene Lava.
Texte zu politischem Totenkult und Erinnerung.
Hrsg. Manfred Hettling, Hubert Locher und Adriana Markantonatos.
Berlin: Suhrkamp 2023.
572 Seiten. ISBN 978-3-518-58796-6.
38 €
Ulrike Jureit: Erinnern als Überschritt.
Reinhart Kosellecks geschichtspolitische Interventionen.
Göttingen: Wallstein Verlag 2023
192 Seiten. ISBN 978-3-8353-5435-7.
24 €
Wie wird aus Erfahrung und Erinnerung Geschichte?
Zu Reinhart Kosellecks Konzeptionen
Eine Rezension von Christoph Auffarth
Kurz: Die Geschichtspolitik der BRD am Beispiel des Denkmals für den Völkermord in Berlin wurde von Reinhart Koselleck zunehmend kritisch begleitet. Das wirft auch eine neue Perspektive auf sein Geschichtsverständnis, mit dem er die Geschichtswissenschaft prägte. Wie muss man nach Auschwitz die böse Erinnerung integrieren, statt sie auszublenden?
Ausführlich:
Die beiden Bücher gelten dem 2006 verstorbenen Historiker Reinhart Koselleck zu seinem Hundertsten. (1923-2006). Geronnene Lava versammelt Texte von RK[1] zum „politischen Totenkult“. Das umfasst zwei Motivationen: zum einen beschäftigte sich RK mit Kriegerdenkmälern, sammelte, fotografierte, verglich deren Gestaltung in verschiedenen Nationen. Das geht zurück auf die „Primärerfahrung“ RKs als Soldat und Kriegsgefangener (und „Überlebender“). Als Experte wurde er zweitens in verschiedene Gremien berufen, als es darum ging, in der – nach der Wiedervereinigung – neuen Hauptstadt Berlin entsprechende Denkmäler zu schaffen. Zu den Vorgängen, in denen diese Texte entstanden, bietet das Nachwort der Herausgeber[2] einige Information. Großartig aber eröffnet Ulrike Jureit die Kontexte und die Zusammenhänge im Werk, warum RK letztlich nicht die von ihm erwartete Historik (Theorie der Geschichtswissenschaft) schreiben konnte. So bleiben die Sammlungen von Aufsätzen, von denen Zeitschichten eine von RKs zentrale Metapher bildet.[3] RK wollte lieber ein Buch über Reiter-Denkmäler schreiben, das er aber nicht mehr vollendete.
Grundbegriffe
RK war ein Geschichtswissenschaftler, der nicht nur seine Disziplin grundlegend geprägt hat, sondern weit darüber hinaus andere Disziplinen zum Diskurs gereizt hat, ihr Begriffsinstrumentarium kritisch und in einer Begriffsgeschichte historisch bewusst zu revidieren. Begriffe sind eben die zentralen Formeln, etwas wissenschaftlich zu begreifen und gleichzeitig hermeneutische Instrumente, die Vergleichbarkeit einfordern.[4] Die Arbeit an dem Lexikon Geschichtliche Grundbegriffe[5] widersprach der Geschichtsphilosophie durch eine mühsame Arbeit an Belegen, wie Begriffe sich verändern: Sprachgeschichte statt spekulativer Geschichtsphilosophie. Hauptaugenmerk war die politisch-historische Sprache in der „Sattelzeit“ 1750 bis 1850 mit dem einschneidenden Ereignis der Französischen Revolution und ihrer Rezeption in Deutschland. Die These von Jürgen Habermas in seiner umstrittenen Habilitationsschrift Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962) forderte heraus: Während in Frankreich und England sich Medien und Orte einer Öffentlichkeit bildeten, die die Politik der Herrschenden öffentlich diskutierten und kritisierten, sei das in Deutschland unterblieben. Zwischen den Herausgebern Werner Conze und RK blieb umstritten, ob Sprache das Echo politischer Veränderungen bilde oder Sprache der Motor der Veränderungen sei[6].
Die neu, v.a. auch von RK aufgebaute Geschichtswissenschaft der neu gegründeten Reform-Universität Bielefeld berief neben RK mit dem Schwerpunkt Geschichtstheorie dann den bedeutenden Sozialgeschichtler Hans-Ulrich Wehler[7] (daneben sind zu nennen der Mittelalter-Historiker Klaus Schreiner und der Literaturwissenschaftler Wolfgang Braungart). Sie wurde zu einem Vorbild gebenden Ort für die deutsche Geschichtswissenschaft und wurde auch international wahrgenommen.[8] UJ macht klar, warum nach der riesigen Arbeit an den GGB, dem Preußenbuch, den zahllosen Vorträgen und Beiräten, zu denen RK eingeladen wurde, kein großes Buch mehr kam, weder die von ihm erwartete Historik historischer Zeiten[9] noch das Buch über Reiterdenkmäler.[10]
Das Denkmal und die Experten: Geschichtspolitik in der Berliner Republik
Zum hundertsten Gedenktag von Kosellecks Geburtstags erscheinen weitere Bände.[11] Neben diesen großen Projekten zu historischer Sprache und Zeitwahrnehmung sammelte Koselleck Bilder mit dem Schwerpunkt auf Denkmälern, in denen Krieg in der öffentlichen Kommunikation ein Zeichen gesetzt wird: Reiterstandbilder und Totengedenken. Wie intensiv Koselleck die großen Debatten um das Denkmal in der Neuen Wache und das Denkmal für die ermordeten Juden in der Hauptstadt Berlin begleitete, nicht mehr in der für ihn typischen ironischen Distanz, sondern zunehmend gereizt, hat Ulrike Jureit: Erinnern als Überschritt aus eigenen Forschungen und gründlichen Suchen in RKs Nachlass in Marbach rekonstruiert. RK wollte bei den Berliner Denkmälern „im Land der Täter“ nicht nur die Opfer dargestellt wissen, sondern (1) dass die Deutschen Täter waren und (2) dass alle Opfer bedacht werden müssten, nicht nur die männlichen Soldaten (die sonst auf Gefallenen-Denkmälern namentlich genannt werden), sondern vor allem das Unausdenkbare, der Genozid an Juden, Sinti und Roma, die Homosexuellen, die zivilen Opfer. Ganz verkehrt fand er die Gestaltung der Neuen Wache, wo der Bundeskanzler eine vierfach vergrößerte Plastik von Käthe Kollwitz aufstellen ließ und als Formel wählte „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“. Kollwitz‘ Skulptur von einer Mutter, die ihren toten Sohn betrauert, verstand RK (zu) eindeutig als christliche Pietà (Maria hält den toten Jesus im Schoß; das symbolisiere dessen freiwilligen Tod zur Erlösung derer, die an ihn glauben, …).[12] Dass für die ermordeten Juden Europas dann auf dem großen Feld zwischen Brandenburger Tod und Hitlers Bunker noch ein weiteres Denkmal für eine bestimmte Opfergruppe geplant wurde, fand er wiederum falsch.[13] Koselleck war geprägt von seinem Erleben des Zweiten Weltkriegs, vier Jahre als ganz junger Soldat, bei Kriegsende gerade 22 Jahre alt geworden, dann die sowjetische Kriegsgefangenschaft, wo er u.a. in Auschwitz das Konzentrationslager aufräumen musste. Dies war für ihn die „Primärerfahrung“,[14] die man nicht mitteilen kann an Andere. Denn sie brennt sich ein und gerinnt im Körper wie Lava.[15] Aber sie stirbt auch mit dem, der sie erfuhr. Die Vermittlung in eine sekundäre Erfahrung fand er höchst problematisch. RK betonte die Geschichtswissenschaft sei eine Erfahrungswissenschaft.[16] Erinnerung und Identitätsstiftung, die großen Schlagwörter der Zeit, lehnte er ab. Erst spät nimmt Erinnerung den Platz der vorher so zentralen Erfahrung ein, als „Überschritt“. (UJ 121-164)[17] Geschichtswissenschaft ist demnach eine Vermittlungsinstanz, die prüft, verifiziert und aus den vielen Erfahrungen[18] eine sinnhafte Erzählung formt.
Religion? Religionsgeschichte als blinder Fleck der Geschichtswissenschaft
Man erwartet eigentlich, dass für den politischen Totenkult auch Religion und das Gespräch mit der Religionswissenschaft gesucht würde. Das GGB enthält kein Lemma zu Religion. Leider ist es nicht dazu gekommen, ein zu den GGB analoges Lexikon zur religiösen Sprache im deutschsprachigen Raum zu erarbeiten;[19] Ein entsprechendes Unternehmen ist auf dem Weg (wenn auch nicht als Lexikon). Mit Religion geschieht in der gleichen Sattelzeit ja das Gleiche wie für Geschichte: Aus dem Plural wird ein Kollektivsingular.[20] Was dagegen realisiert wurde, ist das Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe (5 Bände, 1988-2001).[21] Dort geht es nur ‚exemplarisch‘ um objektsprachliche Sprach-Belege (die zudem in vielen Sprachkulturen hätten untersucht werden müssen), vielmehr wurde eine heuristische Metasprache entwickelt, die nicht das Christentum zum Maßstab für andere Religionen macht (und die Religion nicht als ‚Phänomen sui generis‘ der Religionswissenschaft exklusiv reserviert, sondern Perspektiven vieler Disziplinen zulässt). Ein Lexikon zur Sprache der Religion im deutschsprachigen Raum in der „Sattelzeit“ bleibt ein Desiderat, das mit Big Data nicht nur die großen Lexika der Zeit befragen, sondern den Sprachgebrauch der Zeit aufnehmen könnte. Lucian Hölscher (einer der Mitarbeiter des GGB) hat eine entsprechende Monographie für ein Teilgebiet verfasst.[22] Für die Begriffe, die RK und UJ interessieren, wären aber die Lemmata Wahrnehmung, Religionsästhetik, Kult, Geschichte so gewichtig, dass sie in der Geschichtswissenschaft rezipiert werden sollten.[23]
Die zwei Bände machen eine erregte Debatte zugänglich, die der am Streit Beteiligte RK aus seiner biographischen Primärerfahrung heraus leidenschaftlich führte. Die Texte in Lava gehen vom historischen Vergleich der Denkmäler in Deutschland und Frankreich aus, werden dann zunehmend existenzieller, je weniger die Politiker zuhören wollten (RK: „das Vetorecht der Erfahrung“). Ulrike Jureit hat davon ausgehend die Historik Kosellecks rekonstruiert und wie das Themenfeld von der Genese der Moderne in der Sattelzeit zur Entstehung des Bürgertums und zum Politischen Totenkult verschiebt, zu der verstörend der nationalsozialistische Völkermord eine negative Erinnerung bildet und Erklärung einfordert. Das schlanke Buch Ulrike Jureits ist ein großes Werk, das Kontexte erschließt, die die Weite und die Grenzen von Kosellecks Denken von Geschichte erklären.
Bremen/Wellerscheid, September 2023 Christoph Auffarth
Religionswissenschaft,
Universität Bremen
E-Mail: auffarth@uni-bremen.de
——————————————————————————————————————–
[1] Im Folgenden kürze ich die Namen mit den Initialen ab: RK für Reinhart Koselleck; das neue Buch mit Lava. UJ für Ulrike Jureit, als Kürzel auch für ihr neues Buch Überschritt.
Ulrike Jureit (*1964) ist als Geschichtswissenschaftlerin besonders mit der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur (Jan Philipp Reemtsma) verbunden. Sie hat bedeutende Bücher geschrieben u.a. zur Generationenforschung und „gefühlte Opfer“. Sie war beteiligt an der revidierten Ausstellung ‚Verbrechen der Wehrmacht‘.
[2] Manfred Hettling * 1956 studierte u.a. bei RK. Er ist Prof. (em.) für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Halle. Er forscht zum Bürgertum, u.a. zum Politischen Totenkult. – Hubert Locher *1963 ist Prof. für Kunstgeschichte in Marburg, wo er das Bildarchiv Foto Marburg leitet, das auch Kosellecks hinterlassene Fotosammlung betreut. (Hrsg. zus. mit Adriana Markantonatos): Reinhart Koselleck und die politische Ikonologie. München: Deutscher Kunstverlag 2013. – Adriana Markantonatos promovierte bei Locher 2018 zu Geschichtsdenken zwischen Bild und Text. Reinhart Kosellecks „Suche nach dem (…) Unsichtbaren“.
[3] Zur Problematik des Begriffs (Gesteinsschichten, Sedimentierung, Fossilien) UJ 98-106 (Das schlanke Buch hat keinen Index). Statt der geologischen Metapher der Sedimentierung (102) verwendete RK dann Erfahrungsschichten.
[4] RK 1979 „Auch wenn die Grundbegriffe Ausdrücke einer jeweils zeitgenössischen Sprache sind: ihr Anspruch und ihre Tragweite reicht darüber hinaus. Sie sind gleichsam theorieträchtig“: UJ 117 Anm. 101.
[5] [GGB] Otto Brunner; Werner Conze; Reinhart Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. 8 (in 9) Bände. Stuttgart: Klett-Cotta 1972-1997. Grundlegend Ernst Müller; Folko Schmieder (Hrsg.): Begriffsgeschichte und historische Semantik. (stw 2117) Berlin: Suhrkamp 2016. Diese würdigen aber nicht das religionswissenschaftliche HrwG (s. Anm. 21); es wird nur in einer Anmerkung gelistet 828 Anm. 577f.
[6] Der schriftliche Nachlass ist jetzt im Deutschen Literaturarchiv archiviert und katalogisiert zugänglich. – Die Bildersammlung wurde vom Deutschen Foto-Archiv in Marburg übernommen und ebenfalls erschlossen.
[7] Zu Wehler s. den Wikpedia-Artikel „Bielefelder Schule“. – Koselleck war immer stolz darauf, dass er auch eine bedeutende sozialhistorische Forschung veröffentlicht hatte, seine Habilitationsschrift zu den preußischen Reformen: Preussen zwischen Reform und Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung von 1791 bis 1848. (Industrielle Welt 7) Stuttgart: Klett, 1967. (732 Seiten).
[8] Der andere Ort war Göttingen mit dem Max-Planck-Institut, wo Otto Gerhard Oexle internationale Kooperationen etablierte, bevor die MP-Gesellschaft diese wichtige Einrichtung schloss. – Die Alte Geschichte wurde erst deutlich später eingerichtet. Für RK war der Althistoriker Christian Meier ein wichtiger Gesprächspartner.
[9] Die haben dann seine Schüler geschrieben: Jörg Fisch 2013. In Aufnahme RKs Anliegen Achim Landwehr: Diesseits der Geschichte: für eine andere Historiographie. Göttingen: Wallstein 2020. Jetzt Stefan-Ludwig Hoffmann: Der Riss in der Zeit. Kosellecks ungeschriebene Historik. Berlin: Suhrkamp 2023.
[10] Ein Kapitel daraus ist in Lava 183-206 „Die Demokratisierung des Reiters. Vom dynastischen zum nationalen Totenkult“ und 207-235 „Der Unbekannte Soldat als Nationalsymbol im Blick auf Reiterdenkmale“ [mit Abbildungen].
[11] Archiv für Begriffsgeschichte, Heft 64,2: Schwerpunkt: Reinhart Koselleck. Hrsg. von Carsten Dutt und Hubertus Busche. Hamburg: Meiner 2023. Lisa Regazzoni: Im Zwischenraum der Dinge. Eine Annäherung an die Figurensammlung Reinhart Kosellecks. Bielefeld: transcript, 2023. Die ambitionierte Darstellung Stefan-Ludwig Hoffmann (wie Anm. 9). Weiter der Briefwechsel mit Hans Blumenberg. Berlin: Suhrkamp, 2023. Im Jahr davor Jan Eike Dunkhase: Kornmanns Wahrheit. Eine Geschichtslehre aus der Sattelzeit. Berlin: Matthes & Seitz 2022. Bettina Brandt, Britta Hochkirchen (Hrsg.): Reinhart Koselleck und das Bild. Bielfeld: transcript 2021 mit der Rezension Christoph Büttner, Bettina Brandt, Britta Hochkirchen (Hg.): Reinhart Koselleck und das Bild (mediarep.org) (gesehen 14.09.2023). Manfred Hettling; Wolfgang Schieder (Hrsg.): Reinhart Koselleck als Historiker. Zu den Bedingungen möglicher Geschichten. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021. Jeffrey Andrew Barash; Christophe Bouton (Hrsg.): Die Vergangenheit im Begriff. Von der Erfahrung der Geschichte zur Geschichtstheorie bei Reinhart Koselleck. Freiburg: Alber, 2021.
[12] Vgl. Christoph Auffarth: Opfer. Eine Europäische Religionsgeschichte. Göttingen V&R 2023 (wo ich allerdings die Skulptur falsch Barlach zugeschrieben habe). Zu Kollwitz‘ Intention, 15 Jahre nach dem Soldatentod ihres Sohnes UJ 21f.
[13] Die Rede in Heidelberg, die RK provokativ hielt (wieder in: Lava 370-387), um für die anschließende Podiumsdiskussion Argumente hervorzulocken, wurde dann in der Zeitschrift veröffentlich, ohne dass RK die Provokationen entschärfte. Der jüdische Mitherausgeber protestierte. RK fand sich missverstanden (Lava 370f Anm. UJ 81-87). RKs Texte, Zeitungsbeiträge, Interviews in Lava 251-331.
[14] Der 79-jährige schreibt eine Erfahrung auf aus dem Krieg von einem Pferd, das den halben Schädel zertrümmert im Galopp davon flieht. RK vergleicht das mit dem ‚fahlen‘ Pferd der Apokalypse [Apc 6,8] Lava 519.
[15] UJ 42 mit Anm.82; 159.
[16] Die Entgegensetzung von Naturwissenschaften zu Geisteswissenschaften bei Heinrich Rickert: Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Freiburg 1899 war in RKs Studienzeit noch Standard: Naturwissenschaften sind Erfahrungswissenschaften, indem sie (im Experiment) das gleiche Ergebnis wiederholen. Geisteswissenschaften dagegen haben es mit einzigartigen, einmaligen Vorgängen zu tun. RK setzt dagegen einen Dreischritt: Erfahrung – Wiederholung – Rezeption.
[17] UJ erkennt, dass das Wort bei Heidegger ein zentrales Wort darstellt. Obwohl RK den Philosophen, bes. Sein und Zeit als Student intensiv gelesen hat, ist sein Begriff ganz anders verstanden (145).
[18] Die Problematik von Erinnerungen ist gut erforscht; für die Geschichtswissenschaft hat Johannes Fried: Der Schleier der Erinnerung. München: Beck 2004 wichtiges beigetragen.
[19] Vorbilder etwa die Untersuchungen zur Sprache des Pietismus oder Nietzsches Sprache, das Goethe-Wörterbuch.
[20] Ernst Feil hat das erarbeitet in seiner vierbändigen Monographie Religio. Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 1986-2007. Das Unternehmen wird fortgeführt unter Einbeziehung der Entwicklung etwa in Japan. Für die Aufklärung die globalgeschichtlichen Entdeckungen von Martin Mulsow, Überreichweiten. Berlin: Suhrkamp 2022. [Rezension demnächst auf dieser Seite].
[21] Hubert Cancik; Burkhard Gladigow; Karl-Heinz Kohl (Hrsg.): Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Stuttgart: Kohlhammer. 5 Bände, 1988-2001. Zur Genese und Methode Hildegard Cancik-Lindemaier; Hubert Cancik: Das HrwG. Programm und Realisierung 1969-2001, in: Christoph Auffarth; Alexandra Grieser; Anne Koch (Hrsg.): Religion in der Kultur – Kultur in der Religion. Burkhard Gladigows Beitrag zum Paradigmenwechsel. Tübingen: Tübingen University Press 2021, 89-118. Open acess: http://dx.doi.org/10.15496/publikation-57520. Ähnlich auch das Nachwort zum Neudruck Darmstadt 2022. Christoph Auffarth: Allowed and forbidden words: Canon and Censorship in ‚Grundbegriffe’, ‚Critical Terms’, Encyclopaedias. Confessions of a person involved, in: Ernst van den Hemel; Asja Szafraniec (eds.): Words. Religious Language Matters. New York: Fordham UP 2016, 211-222; 546-550.
[22] Lucian Hölscher: Geschichte der protestantischen Frömmigkeit. München: Beck 2005. Ein Zweiter Band, vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart wäre zu erwarten. ‚Protestantisch‘ umfasst nicht die katholische, jüdische und spurenhaft die westliche Adaption von Buddhismus, Hinduismus, Islam. Zu Hinduismus/Theosophie vgl. etwa Ulrich Harlass: Die orientalische Wende der Theosophischen Gesellschaft. Eine Untersuchung der theosophischen Lehrentwicklungen in der Zeit zwischen den Hauptwerken Alfred Percy Sinnetts. (RGVV 77) Berlin: De Gruyter 2021.
[23] Hubert Cancik; Hubert Mohr: Religionsästhetik. HrwG 1(1988), 121-156. Dies.: Kult. In: Ästhetische Grundbegriffe 3(2001), 489-510. Hubert Mohr: Wahrnehmung. In: Metzler Lexikon Religion 3(2000), 620-633. Vgl. Hubert Cancik: Geschichte. HrwG 2(1991), 491-500 [Der Kollektivsingular existiert schon in der Antike und deren Rezeption].