Fabian Vogt:
Bibel für Neugierige: Ein kleines Handbuch göttlicher Geschichten
Evangelische Verlagsanstalt (Leipzig) 2014. 218 Seiten.
ISBN 978-3-374-03872-5.
€ 12,90
Der 1967 geborene promovierte Pfarrer Fabian Vogt hat Theologie, Germanistik und Gesang studiert.
Die zu besprechende Publikation ist in zwei Teile strukturiert:
- Eine kleine Geschichte Israels
- Gemeinsam sind wir stark: Der Bund zwischen Gott und den Menschen
- Mit Gott auf Du und Du: Gott der Schöpfer und Freund
- Freiheit, die ich meine: Erlösende Taten eines Gottes, der zuhört
- -durch dick und dünn: Gottes sanfte Menschlichkeit
- Aus Hoffnung leben: Das bewusste, gesegnete Warten auf Gott
- Fazit 1
2 Eine kleine Geschichte der ersten Christen - Von einem, der auszog, das Fürchten zu besiegen: Was wir von Jesus wirklich wissen
- Schreib mal wieder! Von der Macht der Briefe
- Eine Geschichte, drei Leidenschaften: Was Markus, Matthäus und Lukas von Jesus erzählen
- Lauter Missverständnisse und Herausforderungen? Was Johannes von Jesus denkt
- Warten auf Gott: Apokalyptische Freundlichkeiten
- Fazit 2
Mit 13 Fragen leitet Vogt im Vorwort in sein Werk ein. Es sind die Fragen, die einer jeden Bibelleserin und einem jeden Bibelleser in den Sinn kommen. Die Fragen führen den Autor im zweiten Absatz dann zu der Feststellung: „Die Bibel ist ein ziemlich verrückter Schmöker“ (S. 9). Und weil der Schmöker zunächst so verrückt und vielfach unverständlich ist, ist es gut, „wenn man etwas über die Zusammenhänge und Hintergründe“ (S. 10) dieser göttlichen Geschichten, wie Fabian Vogt sie nennt, weiß. Es ist der Zahn der Zeit, der den modernen Menschen an dem Alten verzweifeln lässt. Beispielhaft führt der Verfasser an: „Wer im 21. Jahrhundert mit seinem Smartphone lässig durch eine belebte Fußgängerzone latscht, braucht eine Menge Vorstellungskraft, um sich in einen Zolleintreiber oder eine Witwe im Römischen Reich des Jahres 30 hineindenken zu können“ (ebd.). Daraus folgt: „Wer mehr über die zentralen Ideen der Bibel weiß, der schützt sich und Gott vor Missbrauch“ (S. 11).
Für die Leserinnen- und Leserschaft schreibt der Autor: „In diesem Buch möchte ich Ihnen gerne einige der geistlichen Leitgedanken der ‚Heiligen Schrift‘, die historischen Hintergründe und das soziale Umfeld der biblischen Texte so nahebringen, dass Sie einen grundlegenden Überblick bekommen und in Zukunft die vielen bewegenden Geschichten und Texte in ihrem Kontext verstehen und dadurch auch besser in unsere Lebensverhältnisse übertragen können“ (S. 11). Das Buch ist eine Gebrauchsanleitung für das Alte und das Neue Testament.
Bemerkenswert finde ich, weil meine religiöse Sozialisation zunächst auch anders verlaufen ist, dass in dem Buch die historisch-kritische Methode angewendet wird. Die historisch-kritische Methode hat ihren Sitz im Leben des Autors, weil „ich durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse auf kostbare Details in einer ‚göttlichen Geschichte‘ aufmerksam gemacht werde, mit deren Hilfe ich sie noch viel tiefer und besser verstehe“ (S. 12).
Und alles begann – und damit beginnt auch das Buch – mit der Geschichte Israels und hier beginnt alles mit der Berufung Abrahams, der später Judentum, Christentum und Islam gründete.
Für das Alte Testament werden über 1500 Jahre betrachtet. Für die Gemeindepraxis kristallisiert Vogt fünf Grundbotschaften heraus, die ein erfülltes Menschenleben bestimmen:
- Beziehung – und damit ist der Wunsch Gottes nach einem vertrauensvollen Bund mit dem Menschen gemeint;
- Anerkennung -das ist die Liebe Gottes zu den Menschen: Die menschliche Existenz ist sinnhaft und hat einen Platz in Gottes Geschichte mit unserer Welt;
- Freiheit – nach Gottes Willen soll der Mensch so frei sein, damit er sich tatsächlich auf die Gottesbeziehung konzentriert;
- Gelassenheit – die, die mit Gott im Reinen sind, stehen gelassen über den Dingen;
- Hoffnung – die von Gott zugesagte Furchtlosigkeit hat eine positive Lebenseinstellung zur Folge.
Die zentralen Werte des Neuen Testaments sind:
- Begeisterung – das ist die vorbehaltlose Hingabe der frühen Christinnen und Christen auf die Lehre Jesu
- Menschlichkeit – damit ist das immer wieder emporkommende Verhalten von Neid, Ehrgeiz, Hochmut und Wut.
- Individualität – also die Individualisierung alttestamentlicher Gedanken durch Jesus;
- Ernsthaftigkeit – mit Bezug auf den Evangelisten Johannes wird der große Unterschied zwischen Bekennen und Glauben dargelegt;
- Vertrauen – dabei geht es um das Einlassen einer oder eines Glaubenden auf Gott.
Das Buch ist „Frommen“ und „Heiden“ sehr zu empfehlen. Es spricht an. Die Leserin und der Leser wird beim Lesen die kabarettistische Ader des Verfassers erkennen. Das Buch macht, wie der Titel schon sagt, auch neugierig auf das Buch der Bücher, auf die Bibel.
Rezensent:
Dr. Carsten Rensinghoff
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