Religiöse Sonderwege

Stefanie Pfister, Matthias Roser

Religiöse Sonderwege.
Weltanschauliche Orientierungskompetenz für Religionslehrkräfte

 

1. Auflage 2018
176 Seiten Paperback
ISBN 978-3-525-70235-2
Vandenhoeck & Ruprecht
22 Euro (o.G.)


Der Begriff „Sekte“ ist weitgehend obsolet geworden, und das ist aus mehreren Gründen gut so. Die Entwicklungen religiöser und weltanschaulicher Gruppierungen müssen unter verschiedenen Gesichtspunkten aktuell betrachtet werden. Differenzierte Kriterien helfen, den Umgang mit den hier so genannten „Sonderwegen“ in konstruktive Kanäle zu lenken. Dabei will das neue Buch von Stefanie Pfister und Matthias Roser helfen.

Zunächst werden theologische Grundlagen erarbeitet und Begrifflichkeiten geklärt. Die Betrachtungsweise geschieht aus der Perspektive des evangelischen Christentums, die Kriterien müssen auch biblischen Grundätzen gemäß sein. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen religiösen Gruppierungen soll Schülerinnen und Schülern zur Deutungs- und Urteilskompetenz verhelfen, um nur zwei Beispiele aus diesem wichtigen Bereich zu nennen. Mit den religionspädagogischen Überlegungen und Schlussfolgerungen (43-45) sind wichtige Grundlagen für die schulische Erarbeitung bereitet.

Das Haupt-Kapitel 4 setzt sich in elf Schritten mit unterschiedlichen Gruppierungen und Bewegungen auseinander:

Zeugen Jehovas, Scientology, Mormonen, Esoterische und okkulte Bewegungen, Neuapostolische Kirche, Neuoffenbarungen, Evangelikalismus, Kreationismus, Messianische Juden, Scharia-Gruppen, Salafismus.

Die Erarbeitung jeder Gruppe geschieht folgendermaßen: Zunächst wird ein Quellentext vorgestellt, danach folgen allgemeine Sachinformationen. Für die unterrichtliche Gestaltung sind viele Arbeitsaufgaben formuliert, die auch je nach Schulsituation und Bedarf variiert werden können. Die religionspädagogischen Perspektiven widmen sich den individuellen Zielen und Kompetenzen bei diesem Thema: hier geht es um Differenzen und Dialogfähigkeit sowie um Distanz und Auseinandersetzung.

Der Gesichtspunkt der Sprach- und Dialogfähigkeit ist sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte in der Ausbildung besonders beachtet.

Auf weiteres Arbeitsmaterial – auch aus authentischen Quellen der verschiedenen Gemeinschaften – wird verwiesen.

Das 5. Kapitel bietet ein pädagogisches Planspiel aus einer erdachten Schule „Protagoras“. Hier wird an einem Fallbeispiel die Umgangsweise mit einer religiös bedingten Problemsituation ermöglicht.

Das Buch schließt mit einer Sammlung spezifischer Prüf-Fragen, die in Erkundungen oder im Unterricht eingesetzt werden können (163-166); ein Glossar erläutert besondere Fachbegriffe.

Fazit:

Veränderungen bei verschiedenen Religionsgemeinschaften und Bewegungen machen neue Einschätzungen notwendig. Lehrkräfte kommen auf unterschiedliche Weise mit ihnen in Berührung, nicht nur beim Religionsunterricht. Nicht selten werden Schülerinnen und Schüler zu Unterrichtsverweigerern, wenn dort angeblich die religiöse Wahrheit verdreht wird.  Dieses Buch kann Hilfestellung leisten bei Fragen, die anlässlich einer Einschulung, der Teilnahme am Religionsunterricht oder durch persönliche Glaubensbezeugungen durch Eltern oder Schüler auftreten. Als Unterstützung des Religionsunterrichts bietet dieses Buch sehr gute Anknüpfungspunkte und Arbeitsanregungen für die Sekundarstufen.

Pauschal-Urteile wie „Sekte“ oder „fundamentalistisch“ helfen in der pädagogischen Arbeit nicht weiter. Hier gilt es genau zu schauen, welche religiöse Prägung vorhanden ist und wie mit dieser konstruktiv umgegangen werden kann. Dieses Buch ist dazu sehr hilfreich.

PD Dr. Stefanie Pfister ist Lehrerin in NRW und war auch in der Lehrerausbildung tätig. Dr. Matthias Roser ist Lehrer in Berlin.

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Dr. Manfred Spieß, Oldenburg

18.5.2018

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