Endzeitglaube und Gewalt im Islam und im Christentum

Im Rahmen der von Klaus Stosch von der Universität Paderborn herausgegebenen Reihe „Beiträge zur Komparativen Theologie“ gehen Theologinnen und Theologen, Religionswissenschaftler/innen und Philosoph/innen aus dem Christentum und dem Islam im 3. Band den Fragen der Vollendungsgewissheiten nach. Unter eschatologischen, besonders apokalyptischen Vorzeichen und entsprechenden Verunsicherungen verband und verbindet sich letzte Glaubensgewissheiten oft genug mit Gewalt gegen Andersdenkende und Andersgläubige. Wie gehen angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen Christen und Muslime im Blick auf die endgültige menschliche Vollendung um?

Jürgen Werbick, Sven Kalisch, Klaus von Stosch (Hg.):
Glaubensgewissheit und Gewalt
Eschatologische Erkundungen in Islam und Christentum
Beiträge zur Komparativen Theologie Band 3
Paderborn u.a.: Schöningh
— Rezension hier —

Vgl. auch den in den „Ein-Sichten“ besprochenen 2. Band der Reihe:
Hamideh Mohagheghi, Klaus von Stosch (Hg.):
Moderne Zugänge zum Islam (2010)

Islam in der Primarstufe – Mein Islambuch 3. Schuljahr

Unter der Herausgeberschaft und wissenschaftlichen Begleitung von Bülent Ucar, verantwortlicher Leiter der islamischen Lehrerausbildung an der Universität Osnabrück, ist nun „Mein Islambuch“ für das 3. Schuljahr erschienen. Der 2009 erschienene Band  „Mein Islambuch 1/2“ hatte weitere Erwartungen für sachkompetentes Material und einen darauf aufbauenden religionspädagogisch offenen Islamischen Religionsuntericht geweckt.
— Rezension hier —
Die Hoffnungen haben nicht getrogen. Es liegt ein islamisches und zugleich Dialog orientiertes Religionsbuch für das 3. Grundschuljahr vor, das ein ähnliches Niveau hat wie die vergleichbaren Religionsbücher des ev. und kath. Religionsunterrichts.

Bülent Ucar (Hg.),
Serap Erkan / Evelin Lubig Fohsel / Gül Solgun Kaps / Bülent Ucar (Bearbeiter)
Stephan Leimgruber / Thorsten Knauth (wissenschaftliche Beratung)

Mein Islambuch. Grundschule 3
Berlin: Oldenbourg: bsv 2011
— Rezension hier —

Der Herausgeber und geistige Promotor dieser Schulbuchreihe, Bülent Ucar und die Mitautorin Gül Solgun Kaps, haben in einem Gespräch beschrieben, warum er diese Bücher auch als Integrationshilfen ansieht:
„Ein deutliches Zeichen von Integration und gegenseitiger Wertschätzung“

Überhaupt lässt sich in den letzten Jahren ein deutlich verbessertes Angebot von islamischen Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien zeigen:
Eine neue Generation von islamischen Schulbüchern,
Unterrichtshilfen und Anleitungen zur Koranlektüre
(Ein-Sichten, 14.01.2012)

Buch des Monats Februar 2012 – Mystik oder die Sehnsucht nach dem Unbedingten

Mystik hat Konjunktur, was auch immer man im einzelnen darunter verstehen mag. Die an der Universität Graz beheimateten Herausgeber des Bandes „Sehnsucht Mystik“ haben sich auf eine Art Orientierungsreise begeben, um der offensichtlich unstillbare Sehnsucht willen, die eigenen menschlichen Grenzen  hin zu einer umfassenden Wirklichkeit zu überschreiten. Sie beziehen sich dabei auf die vielfältige mystische Tradition des Christentums in Vergangenheit und Gegenwart bis hin in die Rituale des Alltags. Es geht weniger um tiefe Erleuchtungserfaghrungen, sondern mit einer „geerdeten“ Spiritualität dem Geheimnis des Göttlichen näher zu kommen, auch mit Hilfe reformierter liturgischer Rituale.

Elisabeth Pernkopf / Walter Schaupp (Hg.):
Sehnsucht Mystik
Theologie im kulturellen Dialog 22
Innsbruck-Wien: Tyrolia 2011
— Rezension hier —

Jesus und Mohammed – Koran und Bibel – Vergleiche

Der emeritierte Münchener Neutestamentler Joachim Gnilka hat mit seinem neuen Buch eine sorgfältige Parallelschau von Jesus udn Mohammed vorgenommen. Ihm ging es darum, zum einen die jeweilige Forschungslage sorgfältig  zu skizzieren, um von daher Vergleiche zu ermöglichen. Dem Forscher geht es dabei nicht um Gleichsetzungen, sondern die Divergenzen udn Konvergenzen herauszustellen. Dadurch entsteht quasi ein Basisbuch  für den christlich-islamischen Dialog.

Joachim Gnilka:
Wer waren Jesus und Muhammad?
Ihr Leben im Vergleich

Freiburg u.a.: Herder 2011
—– Rezension hier—–
Zugleich mit einer Besprechung des bereits 2004 und 2010 als Taschenbuch aufgelegten Titels: Bibel und Koran. was sie verbindet, was sie trennt.

Vgl. das auch als E-Book erhältliche Buch des Bamberger Fundamentaltheologen
Wolfgang Klausnitzer: Jesus und Muhammad. Ihr Leben, ihre Botschaft.
Eine Gegenüberstellung. Freiburg u.a.: Herder 2007
Vgl. den Hinweis des Lehrstuhls für Fundamentaltheologie der Universität Würzburg

Zu einem sachgemäßen Mohammed-Verständnis hilft die knappe
Zusammenstellung des Islamwissenschaftlers
Abdoldjavad Falaturi
(1926-1996)

 

Wie Don Camillo und Peppone – aber christlich-islamisch

Der Westfale Birand Bingül mit „türkischen Migrationshintergrund“ hat einen vergnüglichen Roman mit  durchaus ernstem Hintergrund geschrieben: Türkischer Hodscha und westfälische CDU-Frau. Nicht nur wie Don Camillo und Peppone begegnen sich der islamische Geistliche und die Provinzpolitikerin.  Man sieht auch den „türkischen Eulenspiegel“ Nasreddin Hodscha hervorschauen. Verwicklungen gibt es dabei reichlich, und dennoch endet auf ungewöhnliche Weise am Schluss alles gut:

Birand Bingül:
Der Hodscha und die Piepenkötter
Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 2011
— Rezension hier —

Weltreligionen entdecken – Arbeitsbücher nicht nur für die Sekundarstufe II

Der Theologe und Didaktiker Werner Trutwin – mit langjähriger Schulerfahrung – hat die bisherige Reihe der Arbeitsbücher „Die Weltreligionen“ völlig neu bearbeitet. Diese aktualisierte Fassung von Unterrichtsmaterialien ermöglicht Lehrenden eine gute Hinführung zu den einzelnen Welteligionen und älteren SchülerInnen eine eigenständige Vorbereitung für den Unterricht. Die Hefte eignen sich nicht nur für den Religionsunterricht aller Konfessionen und Religionen, sondern auch für Ethik, Philosophie, Geographie und Kunst.

     Werner Trutwin:
Weltreligionen. Arbeitsbücher Sekundarstufe II:
Religion – Ethik – Philosophie

Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus
Berlin: bsv-Patmos 2011
— Rezension hier —

Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen

Der international renommierte Religionswissenschaftler Míkel de Epalza (1938-2008) hat mit seinen Forschungen zur Geschichte der Iberischen Halbinsel, besonders in der Zeit nach 1492, ganz wesentliche Marksteine zum  spannungsgeladenenden und dennoch immer wieder dialogoffenen Verhältnis von Juden, Christen und Muslimen gesetzt. Er hat damit die Wirkungsgeschichte dieser drei Religionen nicht nur für die Geschichte Spaniens, sondern für ganz Europa und den Mittelmeerraum offenkundig gemacht. Einer dieser Marksteine ist auch das im Jahre 2002 auf Deutsch erschienene Buch

Míkel de Epalza: Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen.
Interreligiöses Zusammenleben auf der Iberischen Halbinsel
(6.-17. Jahrhundert)
Hg. im Auftrag der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) – 2012
von Reinhard Kirste

Dieser Titel war seit Längerem vergriffen. Die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) hat sich darum entschlossen, das Buch aktualisiert herauszugeben. Eine Printausgabe ließ sich nicht mehr realisieren. So stellt INTR°A das Buch bereit als

Christliche Themen in der indischen Kunst

Malerei, Skulptur und Architektur spiegeln geschichtliche Wandlungsprozesse und erzählen von interreligiösen Begegnungen. Das gilt insbesondere für die Begegnung von christlicher und hinduistischer Kunst. Seit der Mogulzeit lassen sich die verschiedenen Inkulturationseinflüsse nicht nur beobachten, sondern sind zugleich eine Herausforderung an das eingewanderte Christentum.

Die in Indien lebende evangelische Pastorin Gudrun Löwner und der südindische Jesuit Anand Amaladass haben es unternommen, den Inkulturationsspuren der christlichen Kunst auf dem indischen Subkobntinent bis in die Moderne nachzugehen:

Anand Amaladass, SJ / Gudrun Löwner:
Christian Themes in Indian Art.
From the Mogul Times till Today
New Delhi: Mohanand 2012
— Mehr Informationen hier —-

Das Christentum – zwischen Eucharistie und Blutopfer

Der Kirchenhistoriker und Liturgiewissenschaftler
Arnold Angenendt aus Münster greift in die Debatte um Sühnopfer-Vorstellungen, Sündenbock-Theorien und verdeckte Gewaltverherrlichung durch Opfermentalität und Märtyrertum sehr kundig ein. Er weist religionsgeschichtliche und theologische Entwicklungen auf. In seiner Auseiandersetzung mit dem berühmten Kulturanthropologen René Girard sieht er dessen Neubegründung der Gewaltlosigkeit des Christentums durch die Kreuzigung Jesu (!) kritisch. Gegen Girards mimetische Muster und Sündenbocktheorie im Blick auf die religiöse Gewalt stellt er das geistige Opfer in den Mittelpunkt. Dieses findet in der Liturgie der Eucharistie seinen versöhnenden Ausdruck.

Arnold Angenendt:
Die Revolution des geistigen Opfers
Blut – Sündenbock – Eucharistie
Freiburg u.a. Herder 2011
— Rezension hier —

In den Ein-Sichten wurden von René Girard bereits besprochen:

Theologische Facetten des Opferbegriff von Kristina Augst in:
— Schönberger Hefte Nr. 01 (2012): hier
— Überblick zum Gesamtheft mit dem Themenschwerpunkt „Opfer“

Die Thematik hat eine breite Debatte in den letzten Jahren hervorgebracht. Hier einige Beispiele aus der Fülle der Titel, von denen einige auch schon in den „Ein-Sichten“ besprochen wurden:.

  • Béatrice ACKLIN ZIMMERMANN / Franz ANNEN, (Hg.): Versöhnt durch den Opfertod Christi. Die christliche Sühnopfertheologie auf der Anklagebank.
    Zürich 2009  — Rezension hier —
  • Jan ASSMANN: Monotheismus und die Sprache der Gewalt. Wien 2006
  • Georg BAUDLER: Die Befreiung von einem Gott der Gewalt. Erlösung in der Religionsgeschichte von Judentum, Christentum und Islam. Düsseldorf 1999
  • Ulrich BERNER / Christoph BOCHINGER / Rainer FLASCHE (Hg.): Opfer und Gebet in den Religionen. Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie Bd. 26. Neukirchen-Vluyn 2005
  • Walter BURKERT: Anthropologie des religiösen Opfers. Die Sakaralisierung der Gewalt. München 21987
  • Walter BURKERT: Kulte des Altertums. Biologische Grundlagen der Religion. München 1998
  • Josef IMBACH: Ist Gott käuflich? Die Rede vom Opfertod Jesu auf dem Prüfstand. Gütersloh 2011
  • Klaus-Peter JÖRNS: Lebensgaben feiern. Abschied vom Sühnopfermahl: Eine neue Liturgie. Gütersloh 2007
  • Ralf MIGGELBRINK: Der Zorn Gottes. Geschichte und Aktualität einer ungeliebten Tradition. Freiburg u.a.: 2000
  • Józef NIEWIADOMSKI / Roman A. SIEBENROCK (Hg.): Opfer – Helden Märtyrer. Das Martyrium als religionspolitische Herausforderung. Innsbruck 2011.  — Rezension hier —
  • Martin RIESEBRODT: Cultus und Heilsversprechen. Eine Theorie der Religionen. München 2007
  • Dorothee SÖLLE: Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach dem „Tode Gottes“. Stuttgart 1965 (erw. Neuauflage 1982)
    — Rezension von Christoph Fleischer —
  • WETH, Rudolf (Hg.): Das Kreuz Jesu. Gewalt, Opfer, Sühne.
    Neukirchen-Vluyn 2001

 

Mehr als Humanismus – eine „gläubige“ Ethik?

Der 1925 geborene belgische Jesuit Roger Lenaers versucht angesicht der Herausforderungen in der modernen Gesellschaft eine neue Ethik zu formulieren. Diese setzt sich von religiös-kirchlichen Absolutheitsansprüchen ab und bietet eine „hellsichtige Liebesethik“ an, die das Füreinander und Miteinander in den Mittelpunkt stellt. Das Wesentliche sollte darum a-theistisch und verständlich für alle formuliert werden:

Roger Lenaers:
In Gott leben ohne Gott
Kleve: edition anderswo 2011
— Rezension hier —

Mit diesen Überlegungen schreibt Lenaers seinen 2005 erschienen Band fort, in dem er angesichts der kirchlichen Erosionserscheinungen in der westlichen Welt eine schonungslose Analyse einer im Mittelalter steckengebliebenen Kirche vornimmt und sich für eine Neuformulierung des christlichen Glaubens einsetzt:

Roger Lenaers:
Der Traum des Königs Nebukadnezar.
Das Ende einer mittelalterlichen Kirche
Kleve: edition anderswo 2005
— Rezension hier —