Was ist eigentlich Würde?

Würde ist ein schwieriges aber wichtiges Wort. Wie kann ich mich dem Begriff kindgerecht nähern? Eine Idee findet ihr hier!

oder: Die Krone, die jeder trägt

Würde = schweres Wort

Würde ist ein Begriff, der die innere und äußere Achtung und Anerkennung eines Menschen oder einer Sache beschreibt. Es bezieht sich auf den Wert, den jeder Mensch als Individuum besitzt, unabhängig von seiner Herkunft, seinem sozialen Status, seinen Fähigkeiten oder seinem Verhalten. Würde bedeutet, dass jeder Mensch das Recht hat, respektiert zu werden, seine Meinung frei zu äußern, selbstbestimmt zu handeln und in seiner Individualität geachtet zu werden.

Die Würde bildet somit eine wichtige Grundlage für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben.

Erklärungsnot?

Muss ich Kindern das Wort „Würde“ erklären? Hier kann ich klar sagen: „Ich kann – aber ich muss auch nicht“ 😉
In unserem neuen Relibogen „Die Frage nach mir“ wird der Begriff vorerst überhaupt nicht genannt – ich nutze stattdessen ein Bild für die Würde – die Krone. Mit ihr kann ich den Begriff genau definieren und be-greifbar machen:

Jeder Mensch ist wie ein König. Will heißen: Jedem Menschen kommt eine unverlierbare Würde zu. Die kann keinem genommen werden. Die Krone symbolisiert zwar auch Macht und Autorität. Doch um das „Über andere bestimmen“ geht es hier nicht, durchaus aber darum, über sich selbst zu bestimmen. Die Krone schenkt aber auch Würde. Ähnlich wie die Krone den Träger/ die Trägerin schmückt und ehrt, so sollte auch die Würde jeden Menschen schmücken und ehren. Sie zeigt seine besondere Stellung und die Verantwortung für die Menschen in seiner Umgebung.

Insgesamt verbindet das Bild der Krone als Symbol der Würde die Idee, dass die unantastbare Würde nicht nur geachtet werden -, sondern auch geschützt werden muss. So können wir über diesen abstrakten Begriff gut miteinander ins Gespräch kommen.

Die Idee

In unserer Fortbildung Relibogen im nächsten Jahr „Die Frage nach mir“ führen wir die Krone mit einer Geschichte über einen König ein. Durch ihn lernen die Kinder, dass nicht nur ich selbst eine (unsichtbare) Krone trage, sondern auch jeder andere Mensch in seiner näheren Umgebung (Familie und Schule) und in der ganzen Welt. Wir verstehen: Ich muss die Krone meines Gegenübers „erlauschern“, also achtsam und aufmerksam sein. Erst dann wird mir die Krone des Anderen bewusst.

Eine Möglichkeit den Begriff Würde einzuführen

Einstieg

Wir denken (mit älteren Schülern) darüber nach, was das Wort „Würde“ bedeutet.

Wir benutzen das Wort „Würde“ nicht sofort, sondern stellen uns vor: Jeder Mensch trägt eine Krone, ist eine Königin, ein König.
Was bedeutet das für uns?

Mögliche Ergebnisse des Gespräches:
– Eine Krone wird von einem König / einer Königin getragen. Was sind das für Menschen?
-Eine Krone sagt: Ich bin einzigartig, ich bin auserwählt!
– Durch eine Krone hat man eine andere Haltung: aufrecht & stolz
– Eine Krone zeigt: Ich bin ein König / eine Königin, ich bin besonders
-Als König*in habe ich auch eine Verantwortung anderen gegenüber …

Jetzt versuchen wir mal, die Würde als Wort einzuführen:
– Wir haben von der Krone gesprochen. Die Erwachsenen haben dafür ein Wort: „Würde„. Ersetzen wir das, was wir über die Krone und das König*innen-sein herausgefunden haben durch das Wort Würde:
– Jeder hat eine Krone
– Die Krone der anderen ist unantastbar
– …
Was bedeutet also das Wort? (Eine mögliche Definition findet ihr hier links im Bild)


Meine Definition muss ergänzt werden, denn sie lässt einen wesentlichen Punkt außen vor: Würde ist mehr als „Ich weiß, dass ich wertvoll bin und mein Gegenüber auch“. Würde hat auch etwas mit Respektieren zu tun. Mit Achtung vor dem anderen. Die Würde sieht in jedem einen König. Das kann im gemeinsamen Gespräch herausgearbeitet werden.

Erarbeitung

Auf den Tischen werden die einzelnen Aussagen verteilt. Sie kleben jeweils auf einem DIN-A3 Papier. Ein Schreibgespräch beginnt. Während des Laufens & Schreibens herrscht Stille.
Die Aufgabe lautet: „Finde eigene Beispiele zu den einzelnen Sätzen und schreibe sie auf!“
Die Sätze lauten:
– Ich darf so sein, wie ich bin
– Andere dürfen so sein, wie sie sind!
– Niemand darf dir deine Würde nehmen!
– Auch ich muss die Würde der anderen schützen
– Ich kann der Würde helfen. Sie muss stark werden!

Zusätzliche Textkarten werden als Hilfe genutzt.

TIPP: Während des Schreibgespräches ist es hilfreich, die Kinder eine gewisse Zeit bei einer Karte verweilen zu lassen – es gibt sonst ein zu schnelles Verlassen der einzelnen Tische, und tiefere Gedanken finden nicht die Möglichkeit, aufs Papier gebracht zu werden.
Ideen: Jeder darf nur zu zwei Karten etwas schreiben oder eine gewisse Zeitspanne wird für das Schreiben an einer Karte festgelegt. Durch ein akustisches Signal wird deutlich gemacht: Du kannst jetzt zur nächsten Karte wandern.

Ich als Lehrperson beteilige mich am Schreibgespräch und kann das Wort „Respekt“ einfließen lassen. Besonders für den letzten Impuls „Ich kann der Würde helfen. Sie muss stark werden!“ kann das eine gewinnbringende Vertiefung sein.

Aussagen zum Download

Die ersten beiden Aussagen sind einfacher zu bearbeiten und werden als solche markiert. Sollten Kinder Schwierigkeiten haben, können sie diese beiden Aufgaben zuerst beantworten.

Textkarten zum Download

Diese Textkarten können als Anregung dienen, um eigene Beispiele zu finden. Wichtig: Es sollen keine Namen von Kindern genannt werden! Auch fiktive Geschichten sind in Ordnung.

Auswertung & Vertiefung

Die gefunden Beispiele werden betrachtet und besprochen.

Hier kommt das Würde-Verletzen zur Sprache und auch Dilemma-Situationen (Wende ich mich gegen meine Freunde, wenn sie ein anderes Kind hänseln?)

Weitere Bildkarten dazu findet ihr auf der Taskcard

Abschluss bzw. Weiterarbeit

Jetzt können wir überlegen, welche Regeln sinnvoll sind, um ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen …

Eine handvoll Regeln reicht! Ich habe (abgeleitet vom demokratischen Sprechen) folgende Regeln ausgewählt:
– Ich höre zu – mit meinem (ganzen) Körper!
– Ich bin freundlich
– Ich akzeptiere das Wort „STOPP!“
– Ich frage mich: Wie möchte ich behandelt werden?

Regeln zum Download

Was bedeuten die Regeln?

Hier einige Ausformulierungen für die Regeln:

Die ersten Stunden Religion

Du suchst nach Material für deine neuen Erstklässer? Hier findest du ALLES was du brauchst …
Infos für Eltern, eine schöne Klappkarte zum Gestalten und einen passenden GODI

Die Ersties kommen in die Schule …

Wie die Zeit verfliegt …

Das halbe Jahr ist rum! Ich kann es kaum fassen und schon bald stehen die Erstklässer in der Tür.
Für diese Zeit findest du hier meine Lieblingstipps. Darüber hinaus haben wir …

Ein Paket für euch geschnürt

Wir (die Abteilungen für Religionsunterricht der evangelischen Kirche der Pfalz und des Bistums Speyer) haben euch Material und einen Begrüßungsgottesdienst sowie eine Begrüßungskarte entworfen.

Begrüßungskarte

Die Begrüßungskarte ist zum Gestalten gedacht – im Unterricht und/oder zu Hause. Aus ihr lässt sich ganz leicht ein kleines Haus falten. Sowohl die Kinder als auch die Eltern/Erziehungsberechtigten können sich bei der Gestaltung einbringen. So ist Platz für Fingerabdrücke von Mitschüler*innen oder Familienmitgliedern und für Wünsche von der Familie an das Kind. Dadurch wird diese Karte zu einem Unikat, dass sicher besonders aufbewahrt wird.

Für die Eltern …

Außerdem können sich Eltern über einen QR-Code (auf der Karte) informieren, warum der Religionsunterricht auch heute noch in der Schule stattfindet und was ihn so wertvoll macht.

Hier geht´s zu allen Infos und Materialien!

Affirmationen, die gut tun

Zeugnisse sind nicht alles! Wie ihr euren Kindern eine liebevolle Rückmeldung bzw. eine warme Dusche verpassen könnt, lest ihr hier!

oder: Jahreszeugnisse sind nicht alles

Zeugnisse sind …

Ach, wie man diesen Satz vielfätig beenden könnte … Ich tue es nicht – aber, ich denke immer angestrengt darüber nach, wie ich meinen Kindern vermitteln kann: „Hej, du bist mehr wert als diese blöden Noten!“ Auch die drei Kompetenzen, die es in Religion gibt, sagen nichts darüber aus, ob Vanessa immer länger im Saal bleibt und mir hilft die Kissen wegzuräumen. Oder Agnes, die immer als ALLERERSTE im Raum ist (egal wie sehr ich mich beeile) und den Raum vorbereitet. Oder wie hilfsbereit Jonas ist, wenn jemand zum x-ten Mal seine Schere vergisst. All das nehme ich sehr wohl wahr, merke es mir, bringe es zusätzlich zum Zeugnis in Form und gebe es dem Kind als „kleinen Gruß der Wertschätzung“ mit auf den Nachhauseweg.

Aus dem gleichen Holz

geschnitzt sind meine Affirmationen. Jeder braucht mal eine kleine warme Dusche. Als ich meinem Sohn erklärte, was Affirmationen sind, meinte der nur: „Nääää, Mama, das sind Angebersätze!“
Ich habe ihm erklärt, dass man diese kleinen Mutmach-Sätze Menschen gibt, die eben gar nicht so sehr daran glauben, dass sie mutig oder stark oder schön sind. Vielleicht können uns solche kleinen, stärkenden Sätze dahingehend beeinflussen, was wir über uns denken und wie wir uns fühlen. Das hoffe ich! So sind diese kleinen Kärtchen entstanden.

Realistisch muss es bleiben!

Affirmationskarten gibt es wie Sand am Meer. Da heißt es: „Du bist schön! Du wirst geliebt! Du bis schlau!“ Die Kärtchen sollen uns aber nicht etwas aufdrücken, was wir eh nicht glauben. Das würde eher zu einer Spannung und Unglauben führen. Deshalb habe ich die Karten zwar positiv- aber trotzdem glaubwürdig – formuliert.

Die Tiere und die Sätze sind nicht aufeinander abgestimmt. Es war reiner Zufall wie das Tier zu seinem Text kam und das fand ich viel schöner als so ein starker Bär und eine langmütige Giraffe oder oder.

Einfach verschenken

Ich habe die Kärtchen ausgedruckt, ausgeschnitten und im Pult bereit, wenn ein Kind einen kleinen Sonnenstrahl braucht. Einfach reingreifen und das Schicksal entscheiden lassen – oder passend für das Kind auswählen und verschenken.

Auch auf meinen Fortbildungen kommen sie zum Einsatz. Besonders bei der nächsten PFLICHTveranstaltung 😉 Da ist mein liebster Satz:

Haltet durch und eine gute Zeit bis zu den Ferien!

Hier geht´s zum Download …

Die „Du-Form“ bringt´s!

In einer kleinen Studie hat Ethan Kross und sein Forscherteam herausgefunden, dass Probanden, die vor stressigen Situationen kurz über sich selbst in der Du- statt in der Ich-Form nachdachten, die Situation viel besser bewältigen konnten. Die Selbstsistanz macht´s!
Deshalb hier nochmals Affirmationen in der DU-Form für euch 😉

Abschiedskarten basteln

Meine Kollegin Bärbel hat für ihre 4.-Klässler aus den Kärtchen Klappkarten gebastelt. Eine schöne Idee!

Komme ich wirklich in die Hölle?

Kennt ihr das auch? Manche Kinder sind bibelfester als du selbst und haben ein angstgeprägtes Gottesbild. Wie gehe ich damit in meiner Klasse um?

oder: Wenn einige Kinder in der Klasse Angst vor Gott haben

Kennt ihr das?

Manche Kinder sind bibelfester als ich. Oft haben sie aber auch Überzeugungen und ein Gottesbild, das Ängste hervorruft. Ihre Bedenken und oft grausamen Vorstellungen teilen sie mit mir und ihren Mitschüler*innen: Sünde, Hölle, Bestrafungen der in Ungnade gefallenen und der Teufel sind von klein auf präsent. Die Beziehung zu Gott ist von Angst geprägt. Ihr mythisch-wörtliches Verständnis der ausgewählten Bibelstellen kann zu düsteren Unterrichsgesprächen führen.
Ich habe da einige Szenen vor Augen:
Ich entfalte eine biblische Geschichte und prompt kommt ein Kommentar: „Das steht so aber nicht in der Bibel. Das ist nicht richtig!“
Oder: Die kleine Lilli kommt weinend zu mir und meint: „Die H. hat gesagt, wenn ich am Wochenende auf Halloween gehe, komme ich in die Hölle!“

Wie gehe ich damit um?

Ich kann diese oft schon lang existierenden Denkmuster und Gottesvorstellungen nicht als absurd oder falsch abtun. Aber ich kann und muss die anderen Kinder vor solchen Vorstellungen schützen und darauf verweisen:
„Jeder darf so glauben, wie er es möchte. ABER: Niemand darf Ängste bei anderen Kindern erzeugen. UND: Alle Kinder dürfen für sich selbst entscheiden, ob ihr Glaube zu ihnen passt.

Es ist wichtig, diese Kinder darin zu unterstützen, ihre Gottesvorstellung zu erweitern. Ich beleuchte eine Facette Gottes, die sie oft vernachlässigen: die verzeihenden und großzügigen Eigenschaften Gottes.

Ist ein Glaube gut, wenn er Angst macht?

In der Bibel gibt es genug Stellen, die Ängste schüren. Die kann man sich natürlich herauspicken. So würde man das Gesamtwerk Bibel jedoch komplett missverstehen. Horst hatte ein schönes Bild, das es sehr anschaulich beschreibt: Die Bibel hat eine Schale und einen Kern. (Er nennt es in seinem Beitrag „Zentrum und Peripherie)

Die Bibel als Frucht

Stell dir die Bibel wie eine Frucht vor. Sie hat viel „Fruchtfleisch“! Darin enthalten sind unzählige Geschichten, Briefe und Psalme, die alle Empfindungen auslösen können, die der Mensch kennt. Von Liebe bis Hass und Verzweiflung ist alles dabei. Beißt du hier rein: Liebe und Güte, Verzeihen und Glück. Beißt du auf der anderen Seite ab: Hass, Tod und Höllenqual. Was also ist nun die „richtige“ Bibelseite?

Schale & Kern

Erst wenn du die ganze Bibel liest (also die ganze Frucht isst), kommst du zum Kern. Da kann auch mal ein bitteres Stück dabei sein. Aber frage dich:
Was wollte Jesus uns mitgeben?
Was war das Zentrum seiner Lehre?

Wie können wir uns Gott vorstellen?
Wir greifen also nicht einzelne Zitate oder Geschichten heraus und fühlen uns in unserer Meinung bestätigt, sondern wir ordnen die Geschichte, das Zitat in die Gesamtaussage ein.

Was sag ich also dem Kinde?

Es bringt nichts, die angstbesetzten Bilder als falsch abzutun. Ich würde versuchen, positive Gottesbilder, Psalmen und Geschichten herauszugreifen und diese wirken zu lassen.
Vielleicht helfen dir die unten aufgeführten Impulse:

  • „Ich habe euch die biblische Geschichte so nacherzählt, wie ich sie verstehe“
  • „Die Menschen, die die Bibel geschrieben haben, kannten unsere Zeit nicht. Wir müssen deshalb immer überlegen, wie die Gebote der Bibel heute zu verstehen sind.) Ich schaue mir deshalb die Bibelgeschichten immer genau an und überlege: Was will sie mir heute sagen?“
  • „Jesus wollte sicher nicht, dass wir Angst vor der Hölle haben. Jesus wollte, dass wir uns geliebt fühlen …“
  • „Lilli geht zu einer Halloweenparty, weil es ihr Spaß macht, sich zu gruseln und Süßigkeiten zu bekommen. Sie wird dort nur verkleideten Menschen begegnen, die nicht das Böse toll finden, sondern das Verkleiden. Sie amüsieren sich.“
  • „Wenn ich in der Bibel lese, fällt mir nur ganz selten auf, dass Menschen Angst bekommen. Ich finde ganz viel Liebe in der Bibel.“

Wenn man die Angst als Kern der Bibel sieht, verpasst man die ganze Liebe die darin steckt. Das wäre doch sehr schade. Natürlich werde ich die Zweifel, Ängste und fest verankerten Gottesbilder nicht so leicht verändern können. Doch wenn ich den „Kern“ in die Erde pflanze und ihn im Religionsunterricht hege und pflege, vielleicht wird er irgendwann wachsen und zu einem Pflänzchen werden, das Frucht trägt …

Zum Weiterlesen …

Können wir nicht mal was SPIELEN?

„Können wir nicht mal was SPIELEN?“ Mit dieser Frage wird man – kurz vor den Ferien – des Öfteren konfrontiert. Hier eine Idee zur Wortschatzerweiterung …

Gefühle-Bingo zur Wortschatzerweiterung

Ich hab Lust zu spielen!

Die Sommerferien rücken näher und es bleibt da dieses Kribbeln im Bewusstsein: Bald isses geschafft!

Vielleicht klappt es nun auch öfter, mal den Gang rauszunehmen und ein einfaches und lustiges Spiel einzubauen. Ich spiele ja leidenschfatlich gerne BINGO mit den Kids, weil es den Wortschatz erweitert und passend zur Einheit angepasst werden kann.

Heute zeige ich euch meine Ideen für ein Gefühle-Bingo:

Das Spiel ist vielfältig

Ein Gefühlebingo bringt die Wortfeldarbeit nochmal richtig in Schwung. Emotionen zu thematisieren ist so wichtig und oftmals fehlen den Kindern die passenden Worte, um ihre Gefühlslage zu erklären. In diesem Beitrag findet ihr noch vielfältige Anregungen zum Thema.

Die Wörterliste für dieses Bingo habe ich in 4 Gefühls-Kategorien eingeteilt:

  1. Spalte: überrascht,
  2. Spalte: ängstlich,
  3. Spalte: glücklich,
  4. Spalte: traurig,
  5. Spalte: ärgerlich

Unter diesen besagten Wörtern findet ihr weitere, die zu dieser Kategorie passen.

überrascht, erstaunt, erschrocken …

ängstlich, unsicher, besorgt …

glücklich, zufrieden, sortglos …

traurig, enttäuscht, verzweifelt …

ärgerlich, böse, verzweifelt …

2 Bingo-Karten

Ich stelle euch eine bunte Version zur Verfügung:

Diese enthält eine Wortsammlung (siehe oben) und bietet einen guten Überblick für die Kids. Die einzelnen Gefühls-Kategorien kann man durch die Farbwahl in den einzelnen Spalten besser erkennen.

TIPP: Schaut euch die bunte Version (s.u.) einfach mal an, dann erklärt sich der Aufbau von ganz alleine 😉

Diese Wortsammlungskarte wird genutzt, um die kleine (leere) Bingokarte (für das Spiel) mit Wörtern zu bestücken. Sie kann entweder digital genutzt – oder für die Gruppenarbeit vervielfältigt werden. Anhand dieser Karte werden die Worte abgeschrieben und es wird schnell erkannt, welcher Kategorie (traurig, ängstlich usw.) das ausgewählte Wort angehört. Besonders am Anfang ist das für die Kinder eine große Hilfe.

Die kleine Bingo Kopiervorlage

Die kleine Vorlage (mit 8 Feldern) ist für jedes Kind zum Kopieren gedacht. Hier werden die jeweils 8 ausgewählten Wörter eingetragen und mit dieser „Karte“ wird gespielt.

Die Karte kann öfter verwendet werden, …

… wenn man neue Wörter, für ein neues Spiel, in einer anderen Farbe in die Kästchen notiert oder
… wenn man die Worte nicht durchstreicht, sondern Plättchen, Muggelsteine oder ähnliches Kleinzeug auf die Worte legt.

Varianten

Mit der Kopiervorlage kann vielfältig gearbeitet werden:

  • Kinder wählen 8 Gefühls-Worte aus, die ihnen oft in der Schule / zu Hause / mit Freunden … begegnen. Sie schreiben diese von der großen Bingokarte ab und färben die einzelnen Felder passend ein. „Welches Gefühl passt – für dich – zu welcher Farbe?“
    Spannend wird es, wenn man schaut: Welche Farbe überwiegt bei mir?
  • Ein Spiel im Spiel: Die 8 ausgewählten Gefühle können (vor dem eigentlichen Spiel) mit dem eigenen Körper und Gesicht „ausprobiert“ werden. (Wie sieht ein trauriges Gesicht aus? Welche Körperhaltung passt dazu?) Im Wechsel errät der Nachbar / die Nachbarin das dargestellte Wort.
  • Der immer gleiche Satz z.B. „Du kommst du spät“ wird mit einem der gewählten Gewühlsworte vorgetragen:
    „Du kommst zu spät“ wird wütend und mit erhobenem Zeigefinger ausgerufen und dann traurig und geknickt „Du kommst zu spät!“ gesagt usw..
    Lustig wird es, wenn ein anderes Kind die Antwort „Ja, ich weiß“ mit unterschiedlichen Stimmungen vorträgt: „Du kommst zu spät!!“ (wütend), „Ja, ich weiß“ (fröhlich)

Euch fallen sicher noch viele unterschiedliche Ideen ein. Viel Spaß mit den Vorlagen!

Noch mehr Möglichkeiten

Weil ich gerade dabei war, habe ich euch noch eine Gefühls-Erweiterung gestrickt: Zu den einzelnen Gefühls-Begriffen habe ich Bilder mit passenden Mimiken & Körperhaltungen zusammengestellt. Natürlich lässt sich über die Zuordnung streiten … Doch das bringt ja gerade die Schwierigkeit Gefühle zu „lesen“ gut zum Ausdruck und wir kommen miteinander ins Gespräch. Um das ein bisschen zu triggern, habe ich dasselbe Bild bei zwei Gefühlen eingebaut 😉

Ihr könnt:

  • … die Bilder gemeinsam betrachten und passende Gefühlsworte sammeln (Wortsammlung algegen)
  • … den einzelnen Wörtern passende Bilder zuordnen (Achtung! Ihr müsst die Wörter vorher in eine andere Reihenfolge bringen – z.B. ausschneiden und vermischen)
  • …die Mimik und Gestik nachahmen und passende Sätze dazu erfinden

Was fällt dir noch ein?

Religiöse Bildung, echt jetzt???

Orientierungsrahmen – nein danke? Ein neuer für die Grundschule ist da und ist überraschend kurzweilig & anregend. Ich hab ihn euch zusammengefasst.

Der Orientierungsrahmen „Religiöse Bildung und ev. Religionsunterricht“ in aller Kürze

Denkschriften – nein danke?

Ich weiß, da geht meist ein Stöhnen durch die Hallen, wenn es eine neue Denkschrift gibt – nicht aus Interesselosigkeit oder Ignoranz, sondern einzig und allein wegen der verdichteten Informationen, die auf vielen Seiten eine Essenz ergeben, die man nur schwer durchdringen kann. Es hat sowas von „durch Sirup schwimmen“. Da haben sich ja viele Menschen wirklich massig Gedanken zu einem Thema gemacht- aber das alles LESEN und durchdenken??? Da reicht oft die Energie nicht aus. Durchblättern vielleicht …

Orientierungsrahmen – auch: nein danke?

Jetzt gibt es einen Orientierungsrahmen namens „Religiöse Bildung und Evangelischer Religionsunterricht in der Grundschule„.
VIELLEICHT hätte ich auch so (wie oben beschrieben) reagiert, wenn ich nicht eine persönliche Vorstellung des Planes von Juliane Ta Van (Geschäftsführerin) erhalten hätte … Wir haben uns richtig reingefuchst. Oft denkt man ja nach dem Lesen: „Joa, klingt gut- ist halt nur weit weg von der Realität.“ Hier wurde ich aber versöhnt, denn der Orientierungsrahmen ist wie eine Art Wunschpapier. Eines, das die Realität nicht aus den Augen verliert und einen Abgleich ermöglicht: Wie isses bei mir, bei uns an der Schule? Was fehlt mir? Was wünsche ich mir?
Nach jedem Kapitel werden hierfür Leitfragen gestellt, die zur eigenen Reflexion in der schulischen Situation dienen können.

Überzeugend

Was mich richtig gefreut hat: Die Fragen der Kinder stehen ganz am Anfang, in der Mitte und auch am Ende. Sie sollen das Zentrum sein. Nicht wir.

Und um euch einen kleinen Einblick zu verschaffen, habe ich wesentliche Punkte der Schrift in zwei Grafiken gepackt.

Kinder im Grundschulalter

Klar kann man jetzt sagen: Weiß. Ich. Alles.
Wenn ich aber lese, dass das Kind eine unverlierbare Würde hat und ein Recht auf das Fragen stellen, gibt das nochmal einen anderen Dreh. Und wenn ich dann auch ein „verhaltenskreatives“ Kind vor Augen habe, während ich den Text lese … hilft es mir zu verstehen, was Kinder leisten. Wie sie auch mit den ärgsten Lebensbaustellen Veränderungen bewältigen. Das ist stark.

Religiöse Bildung

Bei diesem Satz habe ich aufgehorcht:

„Religiöse Bildung findet nicht nur im RU statt“.

Das hat mir gefallen. Dabei darf man jetzt natürlich nicht an alle Themen des Religionsunterrichtes denken, sondern was unseren Kindern in einem pluralisierten Alltag begegnet: Versammlungsgebäude im Stadtbild, Feste und auch unsere Feriennamen (Osterferien, Pfingstferien …). Religiöse Bildung und ethische Orientierung hilft, sich in unserer Welt zurechtzufinden und macht Religion vielleicht sogar erfahrbar. Das Ziel des Ganzen: Ein respektvoller und friedlicher Umgang miteinander, um gut zusammenleben zu können. Dabei spielt es keine Rolle was man glaubt oder wie man sozialisiert ist. Das wünschen wir uns doch alle – nicht nur die Religionslehrer*innen. Dafür muss Schule aber einfach sensibler werden und das Abi nicht unbdingt auf das Zuckerfest legen …

Der Ansatz, dass Schule ein Ort ist, an dem Kinder neue Hoffnung & Vertrauen in die Zukunft gewinnen können, ist einfach schön. Klar kann ich jetzt auch wieder mit den Augen rollen und sagen: „Schau dir doch an, wie es in der Schule aussieht und zugeht! Nichts ist so wie es sein sollte“ usw. An den Großbaustellen im System Schule ändern wir nichts. Aber wir können uns vor Augen führen, dass wir in unserer Klasse, in unserem RU doch Veränderungen anstoßen können. Ich denke da immer an Beppo den Straßenkehrer aus Momo: Schritt für Schritt für Schritt.

Passt auf euch auf!

Ich kann in meinem Beitrag mitnichten die 66 Seiten dicke Schrift zusammenfassen. Ich habe mir natürlich nur einige Teile herausgepickt. Den ganzen Orientierungsrahmen findet ihr hier!

Ein Vergleich ...

Horst Heller hat das katholische und das evangelische Dokument zum Religionsunterricht in der Grundschule miteinander verglichen. Wer sie liest, findet Übereinstimmungen. Und doch unterscheiden sich beide Texte fundamental. Angesichts der Herausforderungen, vor denen der konfessionelle Religionsunterricht schon seit einigen Jahren steht, verwundert das.
Mehr dazu findet ihr hier!

Was ist Segen?

Wie beende ich eine Relistunde wertschätzend für jedes Kind- ohne viel Aufwand? Hier ist eine einfache Idee für einen Abschlusssegen.

Und geht der wieder ab?

Segen ist …

Kennt ihr noch die kleinen niedlichen Bilder „Liebe ist …?“. Da gab es auch nicht die EINE Antwort. Über Jahre hinweg hat man versucht, mit immer neuen Minisätzen das „Geheimnis Liebe“ zu entschlüsseln.
Um große Begriffe wie „Liebe“ oder „Segen“ besser zu verstehen, eignen sich am besten Bilder. Nicht ohne Grund geht die Bibel auch so vor.
Für den Segen bemühe ich gerne das Bild vom Regenschirm. Er schützt mich- riegelt mich aber eben nicht komplett hermetisch ab. Klar werde ich auch mal nass – aber ich habe ein gutes Gefühl mit ihm, fühle mich beschirmt. Mit einer Erklärung bemühe ich nur den „Kopf“. Die Erklärung bleibt kognitiv. Wenn ich die Kinder unter einem Schirm sammle (oder unter einem Tuch), wird daraus eine Erfahrung, die für sie sehr viel eindrücklicher ist.
Schön ist es, wenn ich den Segen nicht nur höre, sondern auch spüre. Mein Sohn erhält seinen Abendsegen mit einem Streicheln der Stirn.
In der Schule kann es ein Berühren an der Schulter sein – wenn das Kind dies mag.

Ritual

Ich habe für meinen Kindergottesdienst und die Schule ein Ritual gesucht, das die Kinder nicht einfach so auseinanderspringen lässt. In der Schule ist das ja oft so und das ärgert mich, wenn wir keinen gemeinsamen und schönen Abschluss finden. Dann habe ich bei Godly Play (mit Ruth Magsig) die kleinen Segenskärtchen kennengelernt. So wurde der „Segen-to-go“ geboren.

Segen to-go!

Vorbereitung

Die Vorlage wird ausgedruckt (eventuell 2x) und ausgeschnitten (bitte Text und Bild nicht voneinander trennen).
Jedes Kind sucht sich einen Segensspruch aus und gestaltet dazu ein passendes Bild. Das Bild und der Text werden gefaltet und mit ein wenig Kleber auf der Rückseite aneinandergeklebt und dann laminiert (vorne Text, hinten Bild). So hat man lange etwas von den Segenskärtchen.

Durchführung

Am Ende jeder Stunde liegen die Kärtchen mit der Bildseite nach oben im Sitzkreis oder auf einem Tisch (in der nähe der Tür) und jedes Kind sucht sich ein Bild aus, geht zur Lehrkraft (steht an der Tür), gibt das Segenskärtchen ab und bekommt den Segensspruch (auf der Rückseite) zugesprochen. Das Kind verlässt danach den Reliraum – und hat den Segen sozusagen dabei. Das Kärtchen aber verbleibt bei der Lehrkraft.

Ihr werdet sehen, wie sich ein kleines Lächeln auf jedes Gesicht schleicht …

Vorlagen

Der Abschlusssegen für dich!

Wir aus dem RPZ Kaiserslautern haben uns schwer ins Zeug gelegt, um schöne Segenssprüche zusammenzutragen. Einen besonders originellen und – wie ich finde – absolut notwendigen Segen (für mich zumindest) – möchte ich euch nicht vorenthalten und mit auf den Weg geben:

„Gott segne dich mit dem Gedächtnis eines Vergissmalnichts!“

Fällt dir noch ein guter Segensspruch ein?

Schreib ihn gerne in die Kommentarleiste!

Wer WIR sind – Und wenn ja, wieviele?

Manchmal sollte man seine Stärken im Berufsleben zu Papier bringen. Heute ein Post über die Religionspädagogischen Zentren und welche Superkaft DU dabei hast!

Meine eigene Frage, die mich umtreibt …

Kirche verändert sich

Die Kirche muss sparen – habt ihr das gewusst? So oder so ähnlich heißt der Running Gag der Menschen, die in der Kirche bzw. für die Kirche arbeiten. Wir müssen Geld einsparen. Ich verstehe das. Geld einsparen bedeutet immer auch Veränderung – das ist nicht per se schlecht. Was mich dabei umtreibt, ist die Frage: Was kann weg und was muss bleiben? Warum brauchen wir die Religionspädagogischen Zentren so dringend? Was leisten wir überhaupt?

Wer wir sind

Und da wir das bisher noch nicht ins Bild gebracht haben, tue es ich hiermit:

Superkraft

Eine besondere Stärke geht nicht von uns aus, sondern von euch: Die RPZen sind Orte, an denen ihr euch begegnen und gegenseitig von euren Erfahrungen berichten, einander stärken und vielleicht sogar Verabredungen treffen könnt. Das RPZ ist ein Treffpunkt für alle, die gerne RU geben. Und wir, die wir Unterrichtsreihen entwickeln, erfahren, wie sie in der Schule angenommen werden und wo bei euch – möglicherweise- der Schuh drückt. Die RPZen sind nicht nur eindirektional „wir für euch“, sondern vielfältiger zu beschreiben: Sie sind Orte der Begegnung, des Austausches und des Feedbacks.

Beim Teekaufen

Manchmal führt man einen Smalltalk und dann ist der Talk plötzlich gar nicht mehr so small, wenn man plötzlich eine neue Einsicht geschenkt bekommt. So passiert im Teeladen meines Vertrauens. Frag mich nicht, wie wir auf das Thema kamen – aber mit meinem schwarzen Tee unter dem Arm sprach die Dame hinter der Theke plötzlich folgenden Satz:

„Ist Ihnen schonmal aufgefallen, dass im Englischen das Wort „present“ für Präsenz und Geschenk steht?“

Nee, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht – und plötzlich ratterte mein Denkapparat: Das größte Geschenk, das wir einem Menschen machen können, ist präsent zu sein, ganz für ihn da, zu 100 Prozent. Wie oft folgen wir Gesprächen mit nur einem Ohr, tippen schon auf dem Handy herum oder linsen unauffällig auf die Uhr.
In unseren RPZen tickt die Zeit aber noch anders. Und ich glaube, das ist unsere Stärke!

Wenn mich jemand fragt: Und, was könnt ihr? Dann sage ich: Wir sind da, präsent! Wir hören zu, finden heraus was unsere BesucherInnen brauchen, empfehlen, beraten und haben ein offenes Ohr. Das funktioniert ausnahmsweise mal nicht digital. Wir sind ganz nah dran an euch.
Natürlich kann ich unserem Oberkirchenrat aufzählen, was wir alles noch tun … Aber für mich ist das Wichtigste das Präsentsein – für euch. Und da sollte Kirche nicht sparen.

Kommentare …

… zu verfassen, ist nicht jedermanns und -fraus Sache. Aber zu diesem Thema würde mich brennend interessieren: Was habt ihr für Erfahrungen mit den RPZen? Schreibt doch eine kurze Message unter den Beitrag. Ich würde mich freuen!

Wie stellst du dir deinen RU vor?

Was macht dir Freude in deinem RU? Was macht ihn aus und besonders? Ein kurzes Blitzlicht, wie wir den RU mit schrägen Vögeln retten können!

Träumen darf man ja wohl noch!

Die eine Frage stellen

Hast du deine Schüler*innen schonmal gefragt, wie sie sich ihren Traum-RU vorstellen?

Bei meinen Umfragen waren Spaziergänge, Spiele und Geschichten immer weit vorne. Alles, was ihrer Lebenswelt entspricht und ihnen dadurch Freude bereitet.

Was ist mit dir?

Wie sieht „dein“ Religionsunterricht, der Freude macht, aus? Was funktioniert für dich?

Ich hab das mal schnell – aus der Hüfte geschossen:

Bist du damit einverstanden? Oder fallen dir noch andere wesentliche Punkte ein? Gerne in den Kommentar!

Die Hauptdarsteller

Fehlen dir in meiner Auflistung die „Hauptdarsteller“ (Jesus, Bibel, Gott) des Religionsunterrichts? Gott durchdringt für mich jede der oben aufgeführten Kacheln. Die Liebe „LOVE“ in der Mitte ist für mich das Symbol für Gottes Nähe. Die „Geschichten“ erzählen von Jesus und bringen uns Gott näher.

Wie sieht der Religionsunterricht der Zukunft aus?

Wenn ich diese Frage gestellt bekomme, erzeugt das einen Druck in mir. Ich habe das Gefühl, ich muss das „Problem“ Religionsunterricht lösen, Visionen finden, Reformen anstoßen, die Kugel ins Rollen bringen. Das ist eine Überforderung.

Also formuliere ich um: Was ist mein Traum vom RU? Dazu fallen mir spontan ganz viele Bausteine ein, die meinen Religionsunterricht zu etwas Gutem machen (siehe oben).

Mehr analog als digital

Ich mag die digitale Welt, die kurzen (Kommunikations-)Wege und schätze all ihre Möglichkeiten. Diese neu gewonnenen Potentiale können den RU auf viele Weisen bereichern.
Für meinen Religionsunterricht steht aber das analoge Miteinander ganz klar im Vordergrund. Es geht um das Gemeinschaftsgefühl, das erleben miteinander im Kreis zu sitzen und sich wahrzunehmen.
Denn das, was den RU zu dem macht, was er ist, ist die Beziehungsarbeit. Dafür brauche ich den Menschen vor meiner Nase.

Vielleicht werden wir durch diese Art des Umgangs miteinander und dem nicht greifbaren Zentrum, um das wir kreisen, etwas belächelt oder missverstanden. Ist unser Fach verstaubt, von gestern? Nee, im Gegenteil! Wir sind ganz nah dran an den Fragen des Lebens!
Dafür muss das Wissen nicht immer im Fokus stehen. Schön ist das, in einer leistungsorientierten Welt.

Mein Kollege Udo Jesberger, der in der BBS arbeitet, hat einen weiteren Aspekt gekonnt auf den Punkt gebracht. Er sagt seinen Schüler*innen immer wieder: „Ich bin der, der Zeit für euch hat.“

All diese Aspekte machen Religionsunterricht aus, auch wenn mancher uns als schräge Vögel in der pädagogischen Landschaft sieht.

Ich mag das!!!

Gottesdienste schnell und einfach planen?

Jeder kennt das. Am Ende des Schuljahres ist die Luft raus und dann soll auch noch ein mitreißender Gottesdienst entstehen? Schwierige Kiste. Aber nicht unmöglich…

Jeder kennt das. Am Ende des Schuljahres ist die Luft raus und dann soll auch noch ein alle-mitreißender Gottesdienst entstehen? Schwierige Kiste. Aber nicht unmöglich, wenn man ein paar Tipps beherzigt:

Ist Gottesdienst eigentlich nur Arbeit?

Man könnte es zu Beginn oft meinen, wenn man an die Planung und die Organistation denkt … Jedoch gibt es gute Gründe:

  • Ein Gottesdienst ist eine Reise in eine andere Welt, eine Art Innehalten im Alltag
  • Es lässt uns zur Ruhe kommen. Wir können uns berühren lassen, sinnenhaft
  • Wir, als Gemeinschaft, erleben uns in dem sakralen Raum neu (wir klingen auch anders!)
  • Im Gottesdienst hat alles seinen Platz: Freude, Sorgen, Ängste, Dank. Ich darf kommen, wie ich bin
  • Gott wird als Dimension des Lebens deutlich und erfahrbar

Was ist wichtig?

Meine Erfahrungen mit GODIs

  • Es steht und fällt mit der Länge des GODIs. Ich lege hier keine Zeitspanne fest, aber länger als eine Stunde ist nie eine gute Idee. Peilen Sie ca. 45 Minuten an, das halten auch die Kleinen aus, wenn sie sich angesprochen fühlen. Da sind wir schon mittendrin. Wie spricht man Kinder, die meist überhaupt keine Gottesdiensterfahrung haben, an?
  • Thema mitentscheiden: Für die Kinder, die den Gottesdienst mitgestalten, stellen Sie zwei Themen z.B: „Wege gehen“ oder „Stolpersteine“ zur Wahl. Die Kids machen sich dazu Gedanken und stimmen ab. Vorab wird klar gemacht: Wir akzeptieren ALLE die Mehrheitsentscheidung (wichtiger Punkt für beleidigte Leberwürste). Danach kommt ein Brainstorming zur Thematik und eine Verteilung der „Rollen“ bzw. Aufgaben.
  • Ablauf bzw. Aufbau des GODIs: Ein fester Fahrplan für alle ist wesentlich. Ich gestalte das Liedblatt immer so, dass der Ablauf plus die Liedtexte daraus hervorgehen. So hat man alles auf einen Blick.

Möglicher Ablauf

Die meisten Teile sind natürlich austausch- oder kürzbar

  • Begrüßung durch Kinder oder Pfarrer*in/Lehrer*in
  • Lied
  • Hinführung zum Thema Pfarrer*in/Lehrer*in
  • Kinder tragen ihre Ideen (z.B. Wünsche) dazu vor (1. Gruppe)
  • Lied
  • Pfarrer*in / Lehrer*in greift Thema nochmal auf und leitet über …
  • Kinder tragen ihre Ideen (z.B. Ängste) vor (2. Gruppe)
  • Lied
  • Bibelstelle oder -geschichte
  • Fürbitten (3. Gruppe)
  • Vaterunser
  • Segnung
  • Schlusslied
  • Mir ist ein stetiger Wechsel zwischen zuhören und mitmachen wichtig. Da helfen Lieder, z.B. mit Bewegungen, damit das Publikum am Ball – bzw. geistig anwesend bleibt. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass alle Kinder die Lieder vorab üben und kennen. Nichts ist langweiliger, als ein Gottesdienst ohne lautstarkes Mitsingen der Gemeinde. Das reißt alle wieder mit!
  • Nicht alle Lieder müssen neu sein. Nehmen sie gerne einen Gassenhauer (Danke für diesen guten Morgen) mit auf oder in jedem Jahr das gleiche Segenslied (Irische Segenswünsche) am Ende. Dann ist nicht alles neu.
  • Gerne plane ich feste Kindergruppen ein, die schon passend zusammen in den Bänken sitzen. Diese Gruppe bleibt zusammen, steht auf, geht z.B. gemeinsam vor und wieder zurück. Das bringt Ruhe und Sicherheit für die Kinder (und für mich).
  • Planungspartner meint: Pfarrer*innen, andere Kolleg*innen (besonders Musik- oder Kunstkundige) … Sie müssen das nicht alleine wuppen! Holen Sie sich Hilfe. Zur Not bei den Eltern. Der erste Ansprechpartner ist die Schulleitung, dann kann eine Terminierung festgelegt werden (z.B. in der nächsten Konferenz). Hier wird dann auch gleich nach Kooperationspartnern Ausschau gehalten. Sollte sich hier keiner melden – zeigen Sie Ausdauer, halten Sie längere Stillephasen aus (wenn alle ihre Zehenspitzen anschauen und dringend Stifte spitzen müssen ;-)) und werben Sie für die Sache!

Ablaufplan

Einladung

Schön ist es, wenn Eltern und Verwandte am Gottesdienst teilnehmen können. Deshalb ist eine frühzeitige Einladung wichtig, damit die Gäste den Besuch einplanen können. Plakate oder Einladungen passend zum Gottesdienst können von den Kindern gestaltet werden. Hier könnten die Kunstlehrer*innen miteingebunden werden.

Mein goldener Tipp: Gehen Sie vor dem großen Auftritt mit den Kindern in die Kirche und proben Sie den Ablauf komplett durch. Erst hier erkennt man die Schwachstellen oder Stolpersteine. Das Üben beruhigt die Nerven aller Beteiligten.

Feedback

Der Gottesdienst ist vorbei, alle sind glücklich und dann wird meist ganz schnell zum Tagesgeschäft gewechselt. Nehmen Sie sich kurz die Zeit und notieren Sie sich, was Ihnen persönlich aufgefallen ist und fragen Sie auch einige Kolleg*innen, Schüler*innen, die Schulleitung und die Eltern. Es reicht, wenn das direkt im Anschluss (kurz auf dem Gang) passiert. Daraus lassen sich Ideen für´s nächste Mal ableiten, denn der nächste GODI kommt bestimmt!

Formen des Gottesdienstes

Nicht nur Einschulungs- und Abschlussgottesdienste sind denkbar, denn sie benötigen die meiste Vorbereitung. Probieren Sie doch mal einen „kleinen“ Gottesdienst, sprich Andacht aus. Anlässe gibt es viele:

Klassen- oder Pausenandachten, eine Andacht im Freien, im Wald, im Advent, in der Passionszeit, Abschiede …

Rechtliches für Rheinland-Pfalz

Landesrecht bitte hier klicken

Und Andersgläubige?

Alle sind herzlich eingeladen. Jeder und jede darf mit in den Gottesdienst und kann in der Begrüßung als Gast erwähnt werden („unsere muslimischen Schüler begrüße ich besonders!“). Wenn die Feier in der Kirche stattfindet, sollte die Erlaubnis der Eltern eingeholt werden. In der Denkschrift der EKD „Klarheit und gute Nachbarschaft“ (siehe S. 114 ff.) findet man hilfreiche Gedanken zu dieser Thematik.

Man kann grob zwischen multireligiösen Feiern (gemeinsame aktive Einbeziehung aller Gläubigen) und einem christlichen Gottesdienst, indem Andersgläubige eingeladen sind, unterscheiden.

Das Wichtigste zum Schluss

Egal wieviel Aufwand man betreibt, die wahre Kunst besteht darin, das Wesentliche (die Message) so zu verpacken, dass es bei den Kindern ankommt. Es sollte dabei nicht zu trivial werden (der liebe Gott ist soooo lieb), sondern in einfachen Worten, mit alltäglichen Mitteln Gottes Botschaft erklärt werden. Mir ist es dabei eine Hilfe, reale Gegenstände zu verwenden: Schirme, Türen, Füße, Bäume … und diese in Verbindung zu setzen.

Godly Play in der Schule? Geht das überhaupt?

Godly Play ist nichts für Weicheier. Warum es sich bei Godly Play um keine Methode, sondern um einen Weg handelt und wie man es in der Schule einsetzen kann …

Geschichten sind magisch

„Erzählst du mir eine Geschichte?“

Diese Frage kennt man im privaten wie im beruflichen Umfeld. Wie gerne lausche ich bis heute Geschichten! Einfach den Alltag abstreifen und eintauchen. Biblische Erzählungen sind die Essenz des Religionsunterrichts in der Grundschule. Wenn sonst oft Unruhe herrscht, bei Geschichten wird es still im Raum.

Methoden zum Erzählen gibt es wie Sand am Meer, da fällt die Auswahl oft schwer. Es gibt auf jeden Fall eine besondere Art: Godly Play. „Gott im Spiel“ klingt jedenfalls schon wundervoll. Ob Godly Play wohl in der Schule funktioniert? Das habe ich mich gefragt und mich für diese Frage fit gemacht:

Auszeit!

Auszeiten sind etwas Feines! Besonders wenn sich so eine Auszeit als Arbeit tarnt. Ich habe nämlich einen fünftägigen GodlyPlay Erzählkurs absolviert und eine wundervolle gemeinsame Zeit mit dieser, MEINER Gruppe verbracht. Solch einen intensiven Kontakt mit so vielen Menschen hatte ich seit 2 Jahren nicht mehr! Zusammen essen, Geschichten hören, Tee trinken, sich austauschen, Muße haben. Herrlich!

In diesem Kurs lernt man eine Menge Geschichten kennen, die unterschiedlichen Gattungen (Gleichnisse, Gaubensgeschichten, liturgische Handlungen) und die Herangehensweise von Godly Play dabei. Der Umgang mit der Gruppe und dem Material hat immer etwas Spielerisches, Verschmitztes. Das spricht mich total an. Ich bekomme jeden Tag mehr den Eindruck, etwas Besonderem beizuwohnen. Ein Satz hat sich mir eingebrannt:

„Seid ihr bereit für eine Geschichte?“. Das hat mich noch niemand je gefragt. „Bist du bereit?“ Was, wenn ich „nein“ sage?, das habe ich vor mich hingegrübelt und eine Antwort erhalten: Es wäre okay, und das macht mich zur Herrin über die Situation. Ein schönes und freies Gefühl.

Die Methode

Jetzt habe ich schon viel über Godly Play gehört, einiges gelesen. Aber nichts ersetzt diese intensive Zeit des Workshops, um einzutauchen und ein Verständnis für Godly Play zu entwickeln.

Was mir aufgefallen und meine Erkenntnis ist: Goldy Play ist nichts für Weicheier!

  1. Vorab: Godly Play ist keine wirkliche Methode, sondern ein Weg, den man beschreitet. Bei jeder neuen Geschichte geht man weiter voran und versteht immer mehr.
  2. Die starre Form, welche viele abschreckt, habe ich persönlich als Anker erlebt. Ich kann und darf der Geschichte und der Form Vertrauen und werde wirklich belohnt. Die Geschichten schließen sich auf, ganz neu. Auch für mich selbst.
  3. Ich kann und darf auch den Kindern trauen, dass sie etwas Wesentliches für sich persönlich mitnehmen. Oftmals möchte man am Ende einen Lehrsatz ins Heft schreiben (Achtung, ich überspitze!). Darum geht es bei Godly Play nicht. Es geht ganz frei nach dem Motto (an Montessori angelehnt): Hilf mir, selbst du glauben!
  4. Ich muss mich auf einiges einlassen. Manches ist fremd und scheint auf den ersten Blick überflüssig (Türperson) oder umständlich (auswendig lernen), manchmal auch albern (Ich soll Schafen Namen geben???). Langsam verstehe ich die Intention dahinter. Aber ich bin noch auf dem Weg.

Kurz und knapp: Godly Play in der Schule

„Meine“ Geschichte

In unserem Kurs bekam jeder vorab eine Geschichte zugelost. „Meine“ war die Flut und die Arche.

Mahlzeit!

Ich hadere mit dieser Geschichte seit langer Zeit. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Normalerweise ist mein Kniff in der Schule: Die Erzählung erst ab der Flut zu beginnen und die „Strafe“ unter den Tisch fallen zu lassen. Ging hier nicht. Also habe ich die Geschichte so angenommen, wie sie war und komplett auswendig gelernt, gedreht, gewendet, bis ich sie INwendig konnte. Sie wurde zu meiner Geschichte, mit Höhen und Tiefen.

Mit der „Flut“ bin ich immer noch nicht warm geworden. Aber die Formulierungen sind gut gewählt und ich vertraue einfach ihrer Bewährtheit. Mein Versöhnungssatz: „Vielleicht fanden Sie Worte der Trauer für all die Geschöpfe, die in der Flut umgekommen waren.“

Beim Erzählen stellte sich so eine Ruhe in mir ein und ich war ganz in der Geschichte. Es war ein toller Moment. Für mich wichtig: Die Teilnehmer*innen sahen nicht die Flut als Strafe im Vordergrund, es waren ganz andere Aspekte, die sich einprägten: die Tiere, die schützende Arche, der Trost in der Gemeinschaft. Ich bin nicht versöhnt mit der Flut … aber ich kann sie aus einer anderen Perspektive beleuchten:

Nicht wir haben uns verändert, sondern Gott. Vielleicht hat er erkannt:

Menschen sind, wie sie sind und ich bleibe bei ihnen. Trotz allem.

Was ist Godly Play? Eine Antwort in Bildern

Mit freundlicher Genehmigung des Godly Play deutsch e.V. Die Bildrechte liegen bei Michael Wittenbruch (Foto und Text).

Herzlichen Dank Anne (Ebers) für diese herrliche Unkompliziertheit!

Wer mag, schaut bei Instagram „Godly Play_deutsch“ mal vorbei!

PS: Während meines Beitragschreibens hatte ich immer wieder den Buchstabenverdreher „GoldyPlay„. Das ist doch ein Zeichen 😉

Die (t)olle Wut

Wenn die Wut hochkocht, kann sie überschäumen, den Deckel heben und einen kopflos machen. Doch sie hat ihre Berechtigung. Wichtig ist der Umgang mit ihr …

Warum hab ich nur so ne Wut im Bauch?

„NEEEEEIIIIIIEEEEEN!“ Er stampft mit den Füßen auf, er schreit sich die Seele aus dem Leib und wirft sich zu guter Letzt auf den Boden. An Unterricht ist nicht zu denken. Wenn man Pech hat, folgen noch weitere unschöne Aktionen und hinterlassen einen völlig erschöpften Schüler, eine aufgebrachte Klasse und eine urlaubsreife Lehrkraft.

Wut ist eine heftige Emotion. Wir alle kennen sie und nicht jede(r) kann sie kontrollieren. Die Frage, die ich in der Überschrift gestellt habe, ist so nicht von einem Kind formuliert, denn sie hinterfragen ihr Empfinden selten. Die Emotionen sind einfach da und kleine Menschen haben einen direkten Draht zu ihnen …Wenn die Wut kommt, leben einige Kinder sie einfach aus. Es kann eine impulsive und manchmal auch aggressive Reaktion folgen.

Das Kochtopf-Prinzip

Wenn die Wut hochkocht, dann kann sie überschäumen, den Deckel heben und eine Menge Schaden anrichten. Sie übernimmt die Kontrolle, denn Wut ist schwer zu beherrschen. Das kennen wir alle. Die Form des Ausbruchs ist unterschiedlich. Manche schreien, andere werden handgreiflich oder zerstören etwas. Mit diesen unbeherrschten Taten und dem unschönen Gefühl des Kontrollverlustes hat sich die Wut ihren Ruf ruiniert und so gilt sie als eine negative oder gar „schlechte“ Emotion. Doch Wut hat -wie alle Emotionen- ihre Berechtigung. Wichtig ist der Umgang mit ihr.

Ich möchte in diesem Beitrag pädagogische Fragen bedenken und Ihnen Impulse geben, wie man einen heißen Kochtopf namens Wut besser verstehen kann.

Die Wut ist gut?

Ich würde sagen, die Wut an sich ist nicht das Problem, sondern sie wird es erst, wenn sie als Mittel zum Zweck eingesetzt wird oder nicht den richtigen Kanal findet. Wir können einen gesunden Umgang mit der Wut pflegen, sie nicht verteufeln, sondern fragen:

Woher kommt die Wut? Was war der Auslöser, die Ursache?

Wut verbindet zwei Bestandteile: Energie und Aggression. Wenn ich das weiß, kann ich sie besser verstehen. Sie setzt Energie frei, die genutzt werden kann, um sich abzugrenzen, sich durchzusetzen, für seine eigenen Bedürfnisse einzustehen. Im Endeffekt geht es dabei immer um Veränderung. Wir wollen etwas verändern, was wir als falsch empfinden. Dazu gehören: Grenzen sprengen, Handlungsspielräume eröffnen oder der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit. An sich sind das wichtige Rebellionsgründe für ein Kind. Doch: Kinder können ihre Wut (bzw. Emotionen an sich) oftmals kaum in Worte kleiden, geschweige denn kontrollieren. Hier kommen wir nun zur Aggression. Wenn Wut in Gewalt umschlägt, ist eine Grenze überschritten. Auch wenn es um Machtausübung geht, muss ich klare Kante zeigen.

Kinder im Grundschulalter sind geistig dazu in der Lage, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, auch mehrere Gefühle in einer Situation. Ein Beispiel: Ich erkenne, dass es mich traurig macht, nicht mitspielen zu dürfen und darunter mischt sich gleichzeitig die Wut, der ich nun (eventuell) die Bühne überlasse. Das zu erkennen und zu verbalisieren muss trainiert werden. Erst dann hat das Kind eine Wahlmöglichkeit und kann seine Emotionen besser steuern.

Gründe für Wut

Wenn Sie sich fragen: Woher kommt die Wut?, kann es verschiedene Ursachen geben: Ist sie entwicklungsbedingt (in der Autonomiephase /Trotzphase bei Kleinkindern im Alter von 2-5 Jahren) oder steckt ein weiteres Gefühl dahinter? Unter der Wut sitzen meist ganz andere Gefühle. Meist ist es die Angst.

Wenn Angst die Grundlage für die Wut ist, sind die Kinder in der Wutphase kaum zu erreichen. Ist der Durchsetzungswille der Antrieb, ebbt die Wut sofort ab, wenn sie ihren Willen bekommen haben.

Platt gesagt tun wir alles, was wir tun, um ein Bedürfnis zu befriedigen. Leider ist Wut dabei ein schlechter Partner. Denn oft genug bekommen wir genau das Gegenteil, was wir uns eigentlich wünschen. Der Wunsch nach Nähe, Geborgenheit und Verständnis erfüllt sich durch einen Wutanfall eher nicht.

Sehen, einfühlen, mitfühlen schulen in der Schule

Um Herr über seine Gefühle zu werden, steht ganz am Anfang die Empathie. Das Einfühlen in sich und andere macht es erst möglich, Gefühle zu verstehen und z.B. die Wut zu kontrollieren.

Herbert Stettberger hat vier Schritte formuliert, wie man im schulischen Kontext Empathie schulen kann. Der erste Schritt ist eine bewusste Wahrnehmung. Im Religionsunterricht kann ich mir die Zeit nehmen, um sich selbst und andere wahrzunehmen.

Wer ist mit mir hier? Wie geht es den anderen?

Um diese Fragen zu beantworten, muss ich verbale und nonverbale Signale verarbeiten: Dazu zählt die Wahrnehmung von Gestik, Mimik und Körperhaltungen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Aufbau eines Sprachwortschatzes, um meine Gefühle in Worte zu fassen. Mir gefällt der Begriff „Gefühlssprache“. Sie ist das Tor zu unseren Bedürfnissen. Kenne ich diese Sprache nicht und kann mich nicht gut ausdrücken, ist ein Kinnschwinger machmal die einfachste Lösung für das Problem …

Soziales Lernen basiert teilweise auf Imitation. So können Lehrpersonen oder Schüler*innen ein Vorbild sein und in ihrem Verhalten nachgeahmt werden. Aber Achtung: Es geht nicht um eine schnöde Kopie des Originals, sondern um ein reflektiertes Nachvollziehen. Auch hier ist das gemeinsame Gespräch wichtig, um zu hinterfragen und zu reflektieren.

Sollte ich die Möglichkeit eines Perspektivwechsels (z.B. durch Rollenspiele) erhalten, kann ich Handlungsmuster übernehmen und daran wachsen. Wichtig ist hierbei die Wiederholung (wirkt verstärkend) und immer wieder der gemeinsame Austausch und die Reflexion des Erlebten.

Was kann im Unterricht eingeübt werden?

Nach dem Modell von Herbert Stettberger

Handlungsmuster zu entwickeln gehört sowohl zum Prozess als auch zum Ergebnis der Schulung von Empathie.

Wut im Klassenzimmer

Leicht gesagt, ich weiß … Aber: Machen Sie sich klar:

Das Kind hat im Moment keine andere Idee, wie es mit der Situation umgehen kann.

Auch wenn der Ausraster des Zornnickels Ihre Aufmerksamkeit sofort benötigt: Das Wichtigste sind zuerst Sie selbst: Versuchen Sie ruhig zu bleiben („Ich nehme die Situation an. Es ist wie es ist.“ Atmen Sie tief ein und aus!). Diese 3 Sekunden sind Gold wert. Das Kind braucht Sie jetzt. Es braucht Halt, Orientierung und Ihre guten Nerven. Sie können ihm ein Vorbild sein. Fragen Sie sich: Tappe ich in die Falle und reagiere auf das Kind nur bei Ausrastern?

Jetzt erst kommt die Gefühlsbegleitung:

  • Bei impulsiver Wut: Das Kind aus der Situation nehmen, (z.B.) Raum verlassen. Dabei helfen: knappe, klare Sätze und ein ruhiges Zuwenden.
  • Fragen Sie sich (so blöd das jetzt auch klingt): Was ist die Botschaft hinter dem Wutanfall?
  • Spiegeln Sie die Gefühle des Kindes, beschreiben Sie, was Sie sehen: „Ich weiß, du hast dich sehr auf den Ausflug gefreut und jetzt bist du enttäuscht und wütend, dass …“ „Meine Güte, wer seinen Stift so in die Ecke schmeißt, muss wirklich sehr wütend sein. DU wolltest diesen Stift haben und das hat dich wütend gemacht“
  • Wichtig: Das Kind soll das Gefühl bekommen: „Ich sehe dich, nehme dein Gefühl wahr“. Manchmal hilft es auf Augenhöhe mit dem Kind zu gehen, manchmal braucht das Kind einfach noch Zeit für sich, um sich zu sortieren.
  • Natürlich ist Gewalt ein No-Go. Finden Sie vielleicht gemeinsam ein geeignetes Ventil für die Wut? (z.B. Wutenergie in Bewegungsenergie umsetzen)
  • Das Gefühl muss raus, bevor ein neues Gefühl reinkann. Die große Energie sollte Raum bekommen (auf angemessene Weise)
  • In der akuten Situation ist ein Gespräch sinnlos. Auch die Frage nach dem „Warum“ kann man sich sparen. Erst wenn die Wut abebbt, das Gespräch suchen. Das Kind kann jetzt versuchen, sich in seinen Wutgegner hineinzuversetzen: „Was fühlt er? Hat er auch Wut? Warum ärgert er mich immer so?“

Keine Frage, Sie sollen sich dem Willen des Kindes nicht beugen. Aber vielleicht schaffen Sie es, einen respektvollen Umgang und einen für beide Seiten zufriedenstellenden Umgang mit der Situation zu finden.

Thematisieren Sie die Wut, wenn sie momentan nicht da ist. Sammeln Sie Gefühlsworte, malen Sie die Wut, ein Wuttier, welche Farben passen, wo spürst du sie?

Schlachtplan

Haben Sie solch einen Zornnickel in Ihrer Klasse? Dann hilft Ihnen vielleicht der nun folgende Schlachtplan, den Sie in einer ruhigen Stunde mit Ihrem Schützling durchgehen können. Machen Sie klar:

  • Wir müssen versuchen, Phase ROT nicht zu erreichen!“ (siehe Download). Diese Formulierung macht sie beide zu Verbündeten.
  • Wenn es klappt, wird das Verhalten bestärkt (Verstärkerplan, Punkte sammeln oder einen kleinen Wunscherfüller z.B. ALLE dürfen 5 Minuten früher in die Pause – macht allen Spaß und stigmatisiert den Zornnickel in der Klasse nicht noch mehr)
  • Laminieren Sie den Schlachtplan und hängen ihn an prominenter Stelle auf. Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche mit Ihrer Klasse. Wie geht ihr mit eurer Wut um? Kennt ihr die einzelnen Wellen der Wut? Wo verliert ihr die Kontrolle über sie? Versuchen Sie konstruktive Lösungsstrategien zu entwickeln: Was tun wir, wenn jmd. wütend ist? Wie könnte man Dampf ablassen? Soll es Wutbälle zum Knautschen, ein Schreikissen, eine Auszeitecke im Klassenzimmer geben?

Fazit

Ein Wutanfall kann ein lauter Hilfeschrei sein. Der gewählte Ausruck (Kind = Vulkan 2.0) ist für das Umfeld schwierig bis inakzeptabel. Um beim Kochtopf zu bleiben: Ich trete eher einen großen Schritt vom Kochtopf weg, als auf ihn zu. Aber das ist genau die falsche Richtung. Das Bedürfnis des Kindes ist eigentlich ein anderes. Dies in unserem vollen und stressigen Alltag, mit all den anderen Kindern und unseren Aufgaben, zu sehen, ist ein Kraftakt, der mal besser und mal schlechter gelingt. Aber hey, wir sind Menschen, keine Maschinen. Das sollten wir nicht vergessen. Manchmal hilft es sich bewusst zu machen, warum der Zornnickel zornt, um einen neuen Zugang zu finden. Aber bitte immer erst dann, wenn die Herdplatte abgekühlt ist!

Spiegelneuronen super erklärt!

(Sie sind notwendig für eigene Handlungsmuster siehe obere Grafik)

Warum halten Neujahrsvorsätze nie lange?

Der gute Vorsatz ist da! Das Bewusstsein für die dringliche Umsetzung auch. Wir wollen es im neuen Jahr besser machen. Warum klappt es nur nicht?

Der gute Vorsatz

Kennen Sie das? Sie erkennen (geistig und damit rational): Bei mir läuft was falsch! Das ganze Jahr schon. Ich …

  • … mache keinen Sport
  • … ernähre mich falsch
  • … nehme mir zu wenig Zeit für mich selbst
  • … brauche mehr Ruhephasen. Zeit zum Luftholen, Innehalten

Der Vorsatz ist da. Das Bewusstsein für die dringliche Umsetzung auch. Das neue Jahr ist da und so wollen wir es ab jetzt besser machen. Gute Idee, guter Plan. Discounter & Co. machen es uns leicht (sofern man für die Umsetzung eine „Ausrüstung“ braucht): Vom Yogakissen bis zur Thermojogginghose mit Beleuchtung ist alles zu haben. Vielleicht erleichtert uns ein schickes Outfit den Gang ins Fitnessstudio?

Warum ziehen wir´s nicht durch?

Um diesen gedanklichen Film abzukürzen – meistens erlahmt die Motivation relativ schnell und der Vorsatz versandet nach einiger Zeit. Die gute Nachricht:

Sie sind nicht schuld!

Tatsächlich ist ihr Gehirn schuld. Es bevorzugt die ausgetretenen Pfade. Als (übertriebenes) Beispiel: Nach der Arbeit landen Sie immer mit einer Tüte Chips auf der Couch … Wurde schon immer so gemacht und die Umsetzung ist für unser Gehirn ein Leichtes, denn die Abläufe sind altbekannt (In der Tat ist die Leitfähigkeit auf diesen Nervenbahnen im Gehirn höher). Dagegen nun eine neue Alternative zu etablieren, ist für das Gehirn nicht attraktiv, denn es ist NEU und damit mit Aufwand und Energie verbunden.

Das Revolutionäre

Bis hierhin dürfte Ihnen die Abfolge eines Vorsatz-Szenarios vielleicht bekannt vorkommen und eines ist jedem klar: Wir WISSEN um die Notwendigkeit von gesundem Essen, Sport, Verzicht auf Süßes und Fettiges oder die heilsame Wirkung eines achtsameren Tagesablaufes. Aber das Durchführen (und besonders das Durchhalten) fällt uns schwer. Man könnte sagen: Der innere Schweinehund hindert uns daran.

Wie können wir gegen ihn angehen und ein neues Verhalten in unserem Alltag verankern? Ich verrate es Ihnen: Es hat in jedem Fall mit einer Art Irritation zu tun – je ausgefallener, desto besser. In dem Buch „Das Parasympathikus Prinzip“ nennen es die Autoren den „Verwirrer“ und dieser hat einen wichtigen Job: Er verschafft dem neuen Vorsatz einen Vorsprung, um die alten Pfade (Couch!) kurzzeitig zu verlassen und dem Neuen (Sport …) eine Chance zu geben.

Ein Beispiel

Sie möchten gerne mehr auf Ihre Atmung achten. Das erscheint jetzt im Hinblick auf Vorsätze wie Sport zu treiben oder gesünder zu essen nicht als besonders wichtig. Aber lassen Sie sich nicht täuschen: Das Atmen ist das A & O! Die Atmung werde ich aber bei Gelegenheit in einem eigenen Beitrag beweihräuchern.

Beobachten

Sie beobachten also im Alltag Ihre Atmung: Sie ist oft zu flach und wenn es stressig wird, halten Sie auch schon mal die Luft an. Diese Art der Atmung ist in unserer modernen Welt schon fast normal. Wir bemerken es kaum, es löst aber eine Kette von Stressreaktionen im Körper aus. Sie sehen z.B. Ihre Chefin und schon halten Sie im wahrsten Sinne die Luft an. In solch einer Situation an eine gesunde und natürliche Atmung zu denken, ist erst einmal utopisch.

Irritation

Deshalb üben wir das Atmen lieber in einer übersichtlichen alltäglichen Situation, z.B. bei der Arbeit am Schreibtisch. Hier müssen Sie nun daran erinnert werden, auf Ihre Atmung zu achten. Dabei ist ein auffallender Gegenstand (Verwirrer) auf Ihrem Schreibtisch eine Möglichkeit. Ihr Blick fällt z.B. auf einen Wackeldackel, eine schräge Postkarte, ein Kinderspielzeug … Sie halten kurz inne und denken an Ihren Vorsatz und atmen bewusster.

Dieses „mit dem Blick an einem Gegenstand hängenbleiben“ (der auf Ihrem Schreibtisch normalerweise nichts zu suchen hat) gewährt Ihnen die Irritationspause, die Sie benötigen, um auf Ihre Atmung zu achten bzw. eine kurze Atemübung zu machen. Solch ein äußerer Reiz sollte nach 2 Tagen ausgetauscht werden, da er sonst vom Gehirn als bekannt gilt und keine Aha-Funktion mehr für Sie hat.

Die beiden Autoren DR. MED. URSULA EDER & DR. MED. FRANZ J. SPERLICH (hier ein Ausschnitt des Buches) haben eine Vielzahl an „Verwirrern“ aufgelistet. Eine transportable und moderne Variante sind die Smartwatches, die einen an die Atmung erinnern können. Schön fand ich die Idee eines Kindertatoos auf dem Handrücken: Jeden Tag wird mit einem hautfreundlichen Stift ein neu gemaltes Erinnerungsbild auf der Hand verewigt. (Können natürlich auch KollegInnen & PartnerInnen!)

Akute Stresssituation

Haben wir begonnen, uns in Alltagssituationen zu beobachten und uns auf unsere Atmung zu konzentrieren, bemerkt unser Körper: „Hey, das tut ja wirklich gut!“ Ein paar Mal tief ein- und ausatmen und schon reguliert sich unser Puls und wir fühlen uns besser. Die Atem-Achtsamkeit wird als angenehm empfunden und in den Alltag übernommen. Was ist nun aber mit Stresssituationen – z.B. wenn die Chefin ums Eck biegt? Das ist eine Übungssache. Schaffen Sie es, auf Ihre Atmung in normalen Situationen zu achten, gelingt es Ihnen auch immer besser in Stressituationen.

Aber bitte nicht ungeduldig werden! Um eine Gewohnheit zu ritualisieren braucht es ca. 3 Monate …

Eine Kurzfassung

Der Schulalltag

Vielleicht gelingt es Ihnen ja, in einer gewissen (ganz kurzen!) Phase des Schultages an Ihre Atmung zu denken, z.B.

  • vom Lehrerzimmer ins Klassenzimmer
  • beim Fotokopieren
  • auf dem Weg vom Auto in den Klassenraum

Die „Atmung auf dem Weg“ erscheint Ihnen vielleicht zu Beginn etwas künstlich, hilft Ihnen aber ungemein. Sogar kleinste Atempausen regulieren Ihren Stresspegel. Probieren Sie es doch einmal aus!

Ich wünsche Ihnen ein frohes, gesegnetes,

gesundes und achtsames neues Jahr!

Was wünschst DU dir fürs neue Jahr?

Wünsche verändern sich im Laufe eines Lebens. Wünschen kann man sich eben vieles, nur die Bedürfnisse, die bleiben ein Leben lang gleich …

Große und kleine Wünsche

Wünschen, das ist ja eine tolle Sache. Man kann sich so vieles wünschen. Frage ich meinen Sohn, kommt sicher ein Spielzeugwunsch dabei heraus oder ein Schokoladeneis. Kinder halten nicht hinter dem Berg mit ihren überschäumenden Wünschen („Ich will dies, ich will das“).

Ich würde mir etwas nicht Käufliches wünschen: Ein ruhigeres und wirklich geruhsames Jahr wäre toll. In dem nicht viel passiert und wir nur noch über das Wetter meckern – wenn überhaupt. Die Wünsche sind durch Corona genügsamer geworden, scheint mir. Diese Bodenständigkeit könnte ein guter Weg sein, um das wirklich Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren.

Aber ist mein Wunsch ein Wunsch oder doch eher ein Bedürfnis?

Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis

Wünsche verändern sich im Laufe eines Lebens. Wünschen kann man sich eben vieles, nur die Bedürfnisse, die bleiben ein Leben lang gleich. Sie sind universell. Wünsche können unnötig sein, ein Bedürfnis ist das niemals: Essen, Atmen, aber auch Nähe, Liebe, Geborgenheit und Zufriedenheit sind Bedürfnisse, die für eine gesunde Entwicklung und ein gutes Leben wichtig sind.

Ein Blick auf die Maslowsche Bedürfnispyramide zeigt eine mögliche Hierarchie der Bedürfnisse auf (Achtung: Sie vereinfacht und verallgemeinert stark und stellt eine Hierarchie auf, die so auf viele Menschen nicht zutrifft). Ist die körperliche Grundversorgung gewährleistet, können individuelle Bedürfnisse angegangen werden.

Die Vermengung der Beiden

Wir alle haben die gleichen Grundbedürfnisse (Hunger, Durst, Schlaf), sie haben ganz klar Priorität. Darauf folgen weitere (soziale, emotionale…), zum Beispiel das Bedürfnis nach Zufriedenheit, welches wir auf ganz unterschiedliche Weise zu befriedigen versuchen: der eine durch eine Shoppingtour und der andere mit einem Waldspaziergang. Wir haben also das gleiche Bedürfnis, wählen aber unterschiedliche Wege, um es zu erreichen. Deshalb fallen die Wünsche von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus – der Motor kann aber das gleiche Bedürfnis sein.

Wichtig ist es also zu wissen, welches Bedürfnis hinter unseren Wünschen steckt: Wird das neue Puzzle mein Kind zufriedener machen? Oder will es nur gemeinsame Zeit mit mir verbringen? Brauche ich eine neue Frisur, um glücklicher zu sein? Oder möchte ich mehr wahrgenommen werden?

Trägt die Erfüllung des Wunsches tatsächlich zur Befriedigung eines Bedürfnisses bei oder verschafft sie mir nur einen kurzen Moment der Freude? Kann ich das Bedürfnis nicht auf eine andere Art besser befriedigen? Wenn ich spüre, dass die Erfüllung meiner Wünsche mein Bedürfnis gar nicht befriedigt – oder nur kurzfristig, dann könnte ich einen anderen Weg finden, zufrieden zu leben, und spare dabei vielleicht nicht unerheblich Geld.

Problematisch wird es, wenn die Wirtschaft uns suggeriert, der Wunsch XY sei ein Bedürfnis. Die Werbung will uns mit allen Mitteln dazu bringen, Wünsche und Bedürfnisse miteinander zu verwechseln.

Mein Wunsch

Mein Wunsch nach einem ruhigen und geruhsamen Jahr entspringt einem Bedürfnis nach Sicherheit. Somit ist das ein guter und wichtiger Wunsch für mich! Was wünschen Sie sich fürs neue Jahr?

Und der Glaube?

Bedürfnisse wollen befriedigt – und Wünsche erfüllt werden. Das sind (böse gesagt) alles egoistische Triebfedern (Ich will, ich wünsche, ich brauche). Liebe ist das praktischste Beispiel dafür, dass es Zeiten gibt, an denen man nicht nur sich selbst sieht. Es gibt mehr als die eigenen Bedürfnisse – zumindest für eine Weile …

Solange es jedoch Bedürfnisse gibt, gibt es auch den Glauben, denn er befriedigt eine Menge von ihnen. Wir haben ein inneres Verlangen, eine Sehnsucht, auf die der Glaube Antworten hat: Er sucht nach dem Sinn. Wir haben eine Art Seelenbedürfnis, das in unserer materialistischen Welt keine Befriedigung findet.

Im Christentum gibt es eine Tradition: Jedes Jahr wird ein Bibelspruch (Jahreslosung) ausgewählt, der uns durch das Jahr begleiten möchte. Für die nächsten 365 Tage ist es ein Ausspruch Jesu, nachdem er 5000 Menschen mit 5 Broten und 2 Fischen satt gemacht hat. Man könnte sich nun über dieses Wunder den Kopf zerbrechen … Ich möchte lieber auf diesen einen Satz von Jesus schauen, der uns durch das Jahr 2022 begleiten wird:

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Joh. 6,37

Ich übersetze den Satz so: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht verurteilen. Ich nehme dich mit all deinen Bedürfnissen an.

Was für ein wunderbares Versprechen!

Kreativangebot

Hier finden Sie zur Jahreslosung eine Grafik als Download zum Ausgestalten und praktische Impulse.

Das nun folgende Video ist zu Ihrer persönlichen Erheiterung gedacht und zeigt, dass das Johannesevangelium sogar manchen Trickfilmregisseuren noch nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben hat:

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Wie verstehen SchülerInnen die Bibel richtig?

Hat die BIbel heute noch eine Relevanz für unsere Kinder? Ist sie zu „retro“? Zu schwer, düster und überholt? Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel …

Ein Zwischenruf zu einer unnötigen Debatte

Die schnellste Antwort der Welt

Zu meiner Frage „Wie verstehen die SchülerInnen die Bibel richtig?“ werde ich nun die bequemste Antwort der Welt geben:

Ich verweise auf einen – wie ich finde – phantastischen Aufsatz von Martina Steinkühler, die sich genau mit dieser Frage auseinandersetzt. Angestoßen wird der Zwischenruf durch eine weitere Frage:

Ist eine neue Bibel der Schlüssel zum besseren Verständnis für Gottes Wort?

Im Nachgang versuche ich den Text von M. Steinkühler in ein Bild mit nur einer Aussage zu fassen. Das ist natürlich meine eigene, ganz subjektive Essenz. Vielleicht finden Sie eine andere?!?

Hier folgt nun der wirklich lesenswerte Artikel:

Die unnötige Debatte – Vom rechten Verstehen der Bibel (von M. Steinkühler)

Mit freundlicher Genehmigung von Martina Steinkühler

Wenn man meine Kurzfassung (siehe Bild) betrachtet, könnte man natürlich sagen: Dann hat Gott ja keine Gewalt über die Welt und das Leben! Setze ich in dieser Interpretation den Lebensbegriff wirklich über die Gotteswirklichkeit? Ich persönlich sehe auch in dieser Aussage immer die Hoffnung, denn Gott hat das Leben geschaffen und durchdringt somit alles. Gott ist mit uns. Er ist aber nicht die Welt.

Die Bibel zeigt alle Facetten des Lebens, sie spiegelt uns und unsere Ängste – aber sie zeigt auch immer wieder die Hoffnung, dass Gott mit uns ist. Mein Kollege Christian meinte: „Die Bibel ist nur so lange dunkel, wie ihre Schätze verborgen bleiben. Sie ist geheimnisvoll, vielschichtig, ja, und schwer. Ihr geht es nie um die schöne Fassade, sondern um die verborgene Wahrheit.“

Da unsere SchülerInnen eher eine andere Art der Literatur bevorzugen, die schneller zugänglich ist, verstehen sie die Art der Textgattung Bibel nicht. Christian fragt sich, ob wir uns nicht noch konsequenter den Medien widmen müssten, die von Jugendlichen genutzt werden. Ein Schüler empfahl ihm z.B. kürzlich, sich die Streaming Serie The Chosen anzusehen. Sein Statement dazu werde ich mir rahmen lassen:

Das Evangelium als Serienstaffel ist vielleicht das E-Bike der Bibel … elektrisch verstärkt und sicher nicht das originale Fahrgefühl – aber besser als gar kein Sport!

(Christian Günther)

Die Bibel und unsere SchülerInnen

Ich möchte meine Frage vom Beginn des Beitrages nun gerne beantworten.

Ist eine neue Bibel der Schlüssel zum besseren Verständnis für Gottes Wort?

Eine neue Bibel ist wundervoll als Anreiz, löst aber nicht alle aktuellen Probleme der Vermittlung. Die „Kleinen“ brauchen in jedem Falle Erzählungen, die ihnen aufzeigen, dass die Bibelgeschichte MICH, in meinem Leben, betrifft! Dafür muss man den neuen Anforderungen an die Geschichten Rechnung tragen. Hier möchte ich den Dreischritt von Martina Steinkühler aufgreifen: subjektiv, deutlich und offen soll erzählt werden. Ich kann mich als Erzähler nicht perspektivisch „über“ Gott stellen (Stichwort allwissender Erzähler). Ich sollte auch nicht den Eindruck vermitteln nachzuerzählen. Aber ich kann mich als Erzähler wundern, ich kann mit den SchülerInnen gemeinsam überlegen „warum haben sich die Menschen diese Geschichte erzählt?“ und kann dabei auch Leerstellen zulassen. Einen ausfühlichen Beitrag dazu finden Sie hier.

Sender und Empfänger

Ihnen, als VermittlerIn mit all Ihren pädagogischen Absichten, möchte ich aber auch ein wenig Druck nehmen. Sie tragen nicht die ganze Verantwortung für eine gelungene „Sender-Empfänger-Strategie“! Man kann – nach Godly Play – den Geschichten selbst Kraft zugestehen. Sie tragen in sich einen Zauber, der wirken kann – aber nicht muss. Manche Gleichnisse erschließen sich einem nicht sofort. Vielleicht aber irgendwann. Woran das liegt, kann man nicht sagen, nicht festmachen. Das muss man aber auch nicht. Dazu fällt mir der Gassenhauer „Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert“ ein. Irgendwann macht es vielleicht „Zoom!“ und man wird von der Geschichte ergriffen. So ein Moment ist aber nicht unbedingt plan- oder erklärbar. Wir können jedoch nicht nur den Geschichten Kraft zugestehen, sondern auch unseren Kindern: Sie sind nicht nur passiv (durch „Berieselung“) beteiligt, sondern sie selbst müssen bereit für die Geschichte sein und aktiv zuhören. Sie, als ErzählerIn, können das anbahnen, den Weg sozusagen bereiten. Wir müssen es aber auch unseren Kindern zutrauen, dass sie ihren eigenen Weg mit Gott gehen. Die Bibelgeschichten bleiben geheimnisvoll und haben eine Tiefe, die wir nicht erklären können. Wie gut, dass das so ist!

Die „Großen“

Die älteren SchülerInnen kann man vielleicht tasächlich mit einer Mischung aus einer „E-Bike-Bibel“ à la The Chosen und einer neuen, verständlichen Bibel (mit viel Online-Zusatzmaterial) überzeugen. Ich glaube jedenfalls fest daran, dass die Bibel uns betrifft. Wir dürfen nur nicht stur an der Methode „ich lese euch mal eine Bibelgeschichte vor“ festhalten. Darüber müssen wir uns bewusst sein und neue Wege gehen, um dem Buch der Bücher eine Überlebenschance zu sichern. Auch hier sind wir gefordert, eine ansprechende Art und Weise der Darbietung zu wählen. Dann finden SchülerInnen Zugänge, ganz individuell und können daraus auch Trost und Halt schöpfen. Trauen wir es doch Gott und den Geschichten zu, dass sie auch heute noch wirken.

Dieses Bild soll mein versöhnliches Ende für diesen Beitrag sein, der mit einem doch recht ketzerischem Bild begann …

Entspannen, wie geht das nochmal?

Momentan arbeite ich an einem Thema, das sich eher nach einer Krankheit als nach einer Offenbarung anhört: Dem Parasympathikus.  Doch weit gefehlt: Der „Kollege“ hat es in sich! Ohne ihn und seinen Gegenspieler, den Sympathikus, wäre Entspannung gar nicht denkbar!

Momentan arbeite ich an einem Thema, das sich eher nach einer Krankheit als nach einer Offenbarung anhört: Dem Parasympathikus.  Doch weit gefehlt: Der „Kollege“ hat es in sich! Ohne ihn und seinen Gegenspieler, den Sympathikus, wäre Entspannung gar nicht denkbar! Als Grundlage habe ich das Buch „Das Parasympathikusprinzip“ von Dr. med Ursula Eder und Dr. med Franz J. Sperlich gelesen. Eine Idee der beiden Autoren hat mich angesprochen: „Was hat der Mensch mit einem Auto zu tun?“ Mein Video erklärt den Sympathikus und den Parasympatikus mit einem Bild aus der Autowelt und macht Ihnen vielleicht Lust, den beiden zu begegnen. Eines kann ich vorab verraten: Entspannen ist reine NERVENsache …

In diesem Beitrag möchte ich gerne die Frage beantworten:

Wie befreie ich mich selbst aus einer Stressituation?

Parasympathikus vs. Sympathikus

Als Einstieg in diese Frage möchte ich Ihnen gerne eine kurze Geschichte von mir erzählen: Mein Mann und ich teilen uns zuhause ein „Großraumbüro“. Viel Platz für uns beide und doch sitzen wir den ganzen Tag beieinander. Lustig wird es bei beidseitigen Zoomkonferenzen, Telefonaten und Drucksessions. Diese coronabedingten Problemchen lösen wir mittlerweile spielend. Eine Aussage meines Mannes hat mich dann doch erschreckt: „Merkst du eigentlich, wie oft du abgrundtief durchschnaufst?“ Am Anfang hatte er mich noch gefragt, ob alles in Ordnung sei. Mir fehlte aber gar nichts! Es war eben nur ein kurzes und tiefes Ausatmen. Irgendwann meinte er: „Das kann nicht gesund sein! Du programmierst deine Psyche negativ!“ Stimmte das? Warum atme ich so tief aus, ohne es zu merken? Eine Antwort hatte ich bis dato nicht gesucht. Der Schnaufer gehörte eben zu mir dazu. Und unwohl fühlte ich mich dabei nicht. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass „der Schnaufer“ mir hilft. Das tiefe Ausatmen regt den Parasympathikus an. Er sendet das Signal an den Sympatikus: „Kein wildes Tier in Sicht! Entspann dich! Schau, ich schnaufe schon durch.“ Und so fühlt es sich an – wie ein Atemschöpfen, eine Pause, um neu durchzustarten. Damit hole ich mich aus einer stressigen Situation heraus, auch wenn sie für mich gar nicht spürbar ist. Der Körper kennt solche Tricks.

Bewusst atmen

Eine Stressituation lässt sich hervorragend durch bewusstes Atmen lösen! Normalerweise atmen wir zu oberflächlich. Dabei hebt und senkt sich lediglich der Brustkorb. Legen Sie mal Ihre Hand auf den Bauch und atmen sie normal. Kommt der Atem in Ihrem Bauch an? Versuchen Sie ihn dorthin zu lenken. Merken Sie, wie Ihre Atmung ruhiger, tiefer wird? Erst eine tiefe Atmung lässt uns ruhiger werden und gibt dem Parasympathikus Zeit zum Regenerieren. Probieren Sie es aus. Es lohnt sich! Ein guter Tipp ist die 3-6-1 Atmung (nicht 0-8-15!): 3 Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen, eine Sekunde Luft anhalten und wieder von vorne. Zählen Sie still die Sekunden mit. Das hilft Ihnen, ein Gefühl für diese Atmung zu entwickeln.

Der Härtetest

Sie kommen in Ihre Klasse, der Lautstärkepegel ist atemberaubend, die Schülerinnen und Schüler gehen über Tische und Bänke: Einmal 3-6-1 Atmung und schon sieht die Welt noch genauso mies aus wie vorher – aber Sie gehen entspannter an die Sache heran. Und das Ganze hat nur 10 Sekunden gedauert! Einen Versuch ist es wert 😉

Selah, selah whatever will be, will be“ – oder so ähnlich

Da fällt mir das hebräische Wort „Selah“ ein. Es steht für Pause. Die Psalmen wurden früher gesungen und von Musikinstrumenten begleitet. Selah zeigte den Ruhepunkt an, um dem Gesang oder den Instrumenten nachzuspüren und diese Passage eventuell zu wiederholen. Ganz gesichert ist der Sinn des Wortes nicht. Aber ich liebe diese Interpretation: Selah wäre tatsächlich die Pause, das Nachspüren des Atems, des Echos, bevor es weitergeht. Das passt wunderbar zum achtsamen Atmen. Gönnen Sie sich doch gelegentlich ein Selah!

PS: Wenn Sie Ihre Atemtechnik im stillen Kämmerlein üben, fällt es Ihnen schon bald leicht, sich aus Stresssituationen selbst zu befreien. Übung macht den – Sie wissen schon.

Ihr Parasympathikus wird es Ihnen danken!

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